Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
12.09.2018 - Nr. 1787

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 20. September 2018.


Guten Tag!

Nr. 1787 - 12. September 2018



Der Zeitpunkt mag zufällig gewählt sein, aber ausgerechnt zum jüdischen Neujahrsfest ließ US-Sicherheitsberater John Bolton wissen, dass man die Vertretung der Palästinenser in Washington schließen werde. Trump will damit die Palästinenser weiter unter Druck setzen, um an den Verhandlungstisch zurückzubringen. Die PLO kritisiert das scharf, hat aber kaum Möglichkeiten, effektiv zu reagieren... außer mit Gewalt. Das aber will Abbas, den Stimmen aus dem eigenen Lager zum Trotz, noch nicht. Auch vor einer weiteren Option schreckt er zurück, wie Susanne Knaul in ihrem Bericht für die TAZ bemerkt:
"Die Aufkündigung des Oslo-Abkommens, allen voran der Sicherheitskooperation mit Israel im Westjordanland, wäre ein Schritt, der Israel massiv unter Druck setzen würde. Was Abbas jedoch zögern lässt, ist die Bedrohung durch die Hamas. Abbas hatte auf sich auf eine Zusammenarbeit mit der israelischen Armee eingelassen, um den gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Zudem fürchtet er, internationale Zuwendungen für die Palästinensische Autonomiebehörde einzubüßen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND

Jerusalems Altstadt, unterteilt in ein jüdisches, ein muslimisches, ein armenisches und ein christliches Viertel, ist eine gespaltene Stadt. Insbesondere die Gräben zwischen der arabischstämmigen und der jüdischen Bevölkerung reichen tief, was insbesondere im Alltagsleben spürbar wird. Jede Gruppe in Jerusalem hat ihre eigene Sprache, ihre eigene Nachbarschaft. Erziehungs- und Transportwesen sind getrennt. Es bestehen naturgemäß, bestimmt durch die unterschiedlichen Religionen, andere Feiertage, und die jeweilige Kultur ist geprägt von einer anderen kollektiven Identität. Jede Gruppe hat ihre eigenen Medien – man bleibt unter sich. Das Projekt "0202: Points of View from Jerusalem" will das nicht hinnehmen und versucht durch Übersetzungsarbeit und Stadttouren, die Ansichten der jeweils anderen Bevölkerungsgruppen für alle zugänglich zu machen, wie der österreichische STANDARD berichtet: "Initiative will ganz Jerusalem eine Stimme geben".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Das an Museen nicht gerade arme Israel hat ein neues Museum erhalten, das schon als sehr außergewöhnlich gelten darf: das Steinhardt-Museum für Naturgeschichte. Es befasst sich allerdings nicht "nur" mit Naturgeschichte, sondern will auch den Einfluss des Menschen auf die Natur sowie die aktuellen Herausforderungen durch Umweltzerstörungen aufzeigen, berichtet Lissy Kaufmann für den österreichsichen STANDARD: "Löwe, Bär und ihr mächtiger Feind".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Eine deutsch-israelische Geschichte der ganz besonderen Art, in deren Mittelpunkt Nadim Sarrouh steht, 34 Jahre alt, Spieleentwickler aus Berlin mit deutschem Pass. Er war in Jordanien, um den Geburtstag seiner Mutter zu feiern. Bei der anschließenden Einreise nach Israel musste er sich einer mehr als fragwürdigen Befragung und Behandlung unterziehen. Das ist nicht neu für ihn, aber dieses Mal gerät die Sache doch arg aus dem Ruder. Sein arabischer Name macht ihn verdächtig, dabei erzählt der nur einen Teil seiner Familiengeschichte, die angesichts der Behandlung, die er hier erfährt, die Empörung eher noch steigert, wie Anja Reich für die BERLINER ZEITUNG schildert: "Wie man zum Staatsfeind abgestempelt wird".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT

Die britische Zeitung "The Guardian" hat am Wochenende einen Aufruf von über 140 Kulturschaffenden aus Europa, Nordamerika und Australien veröffentlich, den ESC im kommenden Jahr in Israel zu boykottieren. Unterzeichnet haben den Boykott-Aufruf Prominente wie die britischen Musiker Roger Waters und Brian Eno, der in Deutschland populäre belgische Sänger Helmut Lotti und der kanadische Schriftsteller Yann Martel ("Schiffbruch mit Tiger"). Außerdem zählen die Filmregisseure Mike Leigh, Aki Kaurismäki und Ken Loach sowie die Schauspielerin Julie Christie zu den Unterzeichnern. Deutsche Künstler oder Künstlerinnen finden sich nicht auf der Liste. Der für die deutsche ESC-Beteiligung zuständige Leiter des Programmbereichs Fiktion & Unterhaltung beim NDR Fernsehen, Thomas Schreiber, hat unterdessen die Forderungen nach einem Boykott des Eurovision Song Contests in Israel zurückgewiesen. »Heute beginnt das jüdische Neujahrsfest Rosh ha-Schana, es zählt zu den wichtigsten Feiertagen für Juden in aller Welt. Aus diesem Anlass zum Boykott des Eurovision Song Contest in Israel aufzurufen bzw. die EBU (European Broadcasting Union) aufzufordern, dem israelischen Rundfunksender Kaan das Recht auf die Ausrichtung des ESC zu entziehen, ist durchschaubar«, sagte Schreiber in Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. Der israelische Rundfunksender habe das Recht und die Pflicht zur Ausrichtung des ESC mit dem Sieg Nettas in Lissabon übernommen. »Wir freuen uns auf den ESC 2019 in Israel.«
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Hitlers Selbstmord am 30. April 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs hat trotz einwandfreier Beweislage immer wieder zu gegenteiligen Verschwörungstheorien geführt. Zwar gibt es rund zwei Dutzend Zeugen, darunter Sekretärinnen, Adjutanten, Fahrer und Angehörige des Wachpersonals, die allesamt die beiden Leichen gesehen haben. Und es liegt eine zahnforensisch eindeutige Identifikation von Hitlers Gebiss vor. Aber derlei interessiert Verschwörungstheoretiker nicht: Sie fabrizieren munter weiter neue Versionen. Die fünf gegenwärtig wohl verrücktesten Spekulationen stellt Sven Felix Kellermann in einem Beitrag für die WELT näher vor: "Das sind die fünf verrücktesten Hitler-Theorien".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Hat die katholische Kirche zum Holocaust und den Kriegsverbrechen der Nazis geschwiegen? Eine seit den 60er Jahren von Historikern, Theologen und der Öffentlichkeit viel diskutierte Frage. Die Antwort hängt nicht zuletzt davon ab, welche Erwartungen man an Papst, Bischöfe und Priester stellt. Wie auch immer, an diesem Mittwoch vor 75 Jahren, am 12. September 1943, veröffentlichte die katholische Deutsche Bischofskonferenz einen Hirtenbrief zu den Zehn Geboten, der – in seiner verklausulierten Form – vielleicht die schärfste gemeinsame Äußerung der Bischöfe gegen das Dritte Reich darstellte. Daran erinnert Christoph Arens in DOMRADIO: "Tötung ist in sich schlecht".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Soeben mach die BDS-Bewegung wieder mal Schlagzeilen mit ihrem Aufruf, den Eurovision Song Contest in Israel zu boykottieren (siehe Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT). Die Diskussion darum, ob BDS als Antisemitismus oder legitimen politischen Widerstand gewertet werden muss, erhitzt auch bei uns immer wieder die Gemüter. Nun hat sich in der BERLINER ZEITUNG eine prominente israelische Stimme zu Wort gemeldet: der 1959 in in Israel geborene Filmemacher und Schriftsteller Udi Aloni, Sohn der Rechtsanwältin Shulamit Aloni (1928– 2014), die Mitbegründerin der Bürgerrechtsbewegung in Israel war und in der Regierung Rabin als Ministerin wirkte. Vehement nimmt Aloni für die BDS-Bewegung Stellung:
"(1) Die BDS-Bewegung ist eindeutig nicht antisemitisch, sondern beruht auf der Grundannahme der Gleichheit zwischen Israelis und Palästinensern. (2) BDS ist ein palästinensischer Aufruf an die Solidarität der internationalen Zivilgesellschaft, deren Geld dazu benutzt wurde, tödliche Waffen zu kaufen, mit denen Palästinenser unterdrückt werden – Menschen, die seit 70 Jahren ohne grundlegende Rechte leben. Es ist ein Aufruf, Raum für den gewaltlosen Kampf für Gerechtigkeit und Gleichheit zu schaffen."
Seine Argumentation für die BDS-Bewegung mündet in einer beschwörenden Anfrage:
"Ich frage Sie mit leiser Trauer: Welche Richtung des Judentums wollen wir bewahren? Die von Judith Butler, Tony Kushner, Daniel Barenboim, Franz Rosenzweig, Franz Kafka, Sigmund Freud, Gershom Scholem, Martin Buber, Walther Benjamin, Rosa Luxemburg und Hannah Arendt? Oder die von Benjamin Netanjahu, Sheldon Adelson, Naftali Bennett und Avigdor Lieberman? Das ist die Frage, die Deutsche stellen sollten, bevor sie sich in ein imaginäres „Judentum“ einwickeln wie in einen Gebetsschal und dem Staat Israel bedingungslose Treue schwören."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Am gestrigen 11. September gedachte Amerika einmal mehr der Opfer des verheerenden Anschlags auf die Zwillingstürme im Jahre 2001. Vor diesem Hintergrund stellt der renommierte Antisemitismusforscher Samuel Salzborn, zur Zeit als Gastprofesser am Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin tätig, in der TAZ eine interessante Frage: Eröffneten die Terrorangriffe vom 11.9.2001 auf die USA auch eine neue Offensive des Antisemitismus? Salzborn sagt ja und ist fest davon überzeugt:
"Und es war ein antisemitischer Anschlag, weil im islamistischen Weltbild alles, was abgelehnt wird, letztlich jüdisch identifiziert wird und die Anschläge von 9/11 den Auftakt für eine antisemitische Revolution bilden sollten. Eine Revolution, an deren Ende dem Willen der Islamisten folgend eine islamistisch unterworfene Welt stehen soll, in der sämtliche ­Errungenschaften von Aufklärung, Moderne und Demokratie zerstört und sämtlicher emanzipativer Fortschritt zum Stillstand gebracht werden soll."
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Angst vor dem Islam und Sorge um das christliche Abendland: Das sind zwei Argumente, die mit Religion zu tun haben und die im rechten Milieu immer wieder zu hören sind - bei der AfD, bei Pegida, bei der Neuen Rechten. Weshalb man sich fragen muss: Ist die Religion ein Einfallstor für rechte Populisten? Und welche Verantwortung haben die christlichen Kirchen, damit umzugehen? Um genau diese Fragen geht es bei einer Tagung, die kürzlich in Darmstadt stattfand: "Die Kirchen und der Populismus". Gert Pickel, Professor für Religions- und Kirchensoziologie an der Universität Leipzig, der bei der Tagung dazu neue Forschungsergebnisse vorstellte, wurde vom DEUTSCHLANDRADIO eingehend zum Thema befragt. Auf die Frage, ob Kirchenzugehörigkeit oder die Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche immun gegen Populismus mache, antwortet er:
"Nein, es ist nicht so, dass die Kirchenmitgliedschaft für sich einen immunisiert gegenüber rechtspopulistischen Parolen oder eine Offenheit gegenüber solchen Vorgaben oder Überlegungen verhindert. Es ist umgekehrt allerdings auch nicht so, wie vor nicht allzu langer Zeit das amerikanische PEW-Institut sagte, dass es das befördert. Man könnte sagen: Es teilt sich auf in zwei Gruppen, die sich gleich stark gegenüberstehen: die einen, die sehr konservative Werte besitzen, denen das, was rechts ist, sehr nahe kommt in den eigenen Vorstellungen, gerade was die Haltung gegenüber Frauen und natürlich gegenüber Migranten angeht. Dann gibt es auf der Gegenseite eine sehr starke Gruppe gerade im aktiven Teil der Kirchenmitglieder, die solche Vorstellungen ganz vehement ablehnt. Man könnte fast sagen, in den Kirchen ist die Polarisierung, die wir in der Gesellschaft beobachten können, noch etwas stärker ausgeprägt, weil sich gerade die aktiven Gruppen hier positionieren."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

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Am 11. September vor 125 Jahren fand in der Metropole des Mittelwestens der USA, in Chicago, eine Weltausstellung statt. Sie brach alle Rekorde an Besucherzahlen. Im Vorfeld fand noch ein anderes Großereignis statt: Erstmals tagte in Chicago das erste Weltparlament der Religionen, zu dem fast 4.000 Vertreter unterschiedlichster Religionen zum Gedankenaustausch zusammenkamen. Daran erinnert Ronald Gerste in DOMRADIO und erklärt dabei auch, warum es 100 Jahre dauerte, bis dieses Parlament das zweite Mal zusammentrag: "Ein etwas anderer 11. September".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Mansur Seddiqzai unterrichtet an einem Gymnasium im Dortmunder Norden Islamischen Religionsunterricht. Für DIE ZEIT beschreibt er in einem beeindruckenden Beitrag, welchen Gewinn nicht zuletzt seine überwiegend muslimischen Schüler daraus ziehen, sich intensiv mit alten religiösen Texten zu beschäftigen. Insbesondere betont er:
"Wir Lehrer sollten ... die Interpretation der alten Texte nicht den Esoterikern oder den religiösen Extremisten überlassen, die behaupten, das uralte Stammesdenken in Bibel oder Koran gelte unverändert. Wir sollten auch nicht auf Thilo Sarrazin vertrauen, der in seinem neuen Buch 'Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht' nur nach den gewalttätigen Stellen fahndet und behauptet, alle Muslime würden sie wörtlich lesen. Denn das haben die modernen Propheten gemeinsam: Sie propagieren einfache Wahrheiten, die sie mit Eifer und Zorn vortragen. Sie verwehren sich gegen das, was meine Schüler bei der Diskussion der Abrahamsgeschichte erfahren: dass verschiedene Interpretationen nebeneinander existieren können – und sollten."
Der Link zu seinem lesenswerten Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Warum tut sich der Islam mit Reformen so schwer, fragt DIE WELT im Interview Bernd Roeck, Historiker an der Universität Zürich. Roeck zeigt sich skeptisch, was eine schnelle Reformfähigkeit des Islam angeht. Während im Westen Staat und Kirche getrennt wurden, blieben im Islam politische Macht und Religion dagegen eng verbunden. Auf die Frage, ob die islamische Welt an ihre alte Größe und Offenheit anknüpfen könne, antwortet er:
"Ich bin da sehr skeptisch. Lateineuropa hat Jahrhunderte für diese Entwicklung gebraucht. Und sie hat viele Opfer gefordert – man muss nur an die Erschütterungen des Dreißigjährigen Krieges denken, der letztlich einen Schub der Säkularisierung und der Zähmung von Religion gebracht hat. Der Islam ist zudem völlig anders strukturiert als etwa die katholische Kirche: Es gibt keine einheitliche Lehrautorität, die Veränderungen herbeiführen kann. Jeder Imam hat Lehrkompetenz; da ist es unheimlich schwer, etwas zu ändern."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Im Berliner Zoo Palast kamen am vergangenen Samstagabend das Who's Who des deutschen Filmgeschäfts, Familie und Freunde zusammen, um einen einzigartigen Filmproduzenten und seine einzigartige Karriere zu feiern: Arthur Brauner wurde 100 Jahre alt! Er saß eingerahmt von Schauspielergrößen wie Klaus Maria Brandauer und Armin Müller-Stahl. Auch Mario Adorf, der exakt an diesem Tag seinen 88. Geburtstag feierte, war gekommen, um dem großen Traumfabrikanten zu gratulieren. Insgesamt 700 Gäste hatten sich versammelt, darunter auch Sally Perel aus Israel, der das Vorbild war für den Film „Hitlerjunge Salomon“, sowie die Sängerin Marianne Rosenberg und Israels Botschafter Jeremy Issacharoff. Der TAGESSPIEGEL und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG waren ebenfalls mit dabei: "Eine Gala mit Charme und Chuzpe".
Die Links zu den Berichten von der Geburtstagsfeier in der RubrikJÜDISCHE WELT.

Seit dem 1. Juni hat Italien eine neue Regierung. Ministerpräsident Giuseppe Conte, ein bis dahin unbekannter Juraprofessor ohne politische Erfahrung, war der einzige Kandidat, auf den sich die beiden Koalitionsparteien einigen konnten: die linkspopulistische Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und die rechtsextreme Lega Nord. Eine solche Regierungskoalition ist einmalig in Europa. Auch wenn der stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister Matteo Salvini die Einwanderung, vor allem die muslimische bekämpft und schwört, ein großer Freund Israels zu sein, hat die kleine jüdische Gemeinschaft im Lande Salvinis Wahlsieg und Regierungsauftrag nicht begrüßt. Warum nicht, das schildert Daniel Mosseri in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG: "Von wegen Bella Italia".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seit wenigen Tagen ist er in unseren Kinos zu sehen: "Menashe". Ein erstaunlicher Film, nicht nur, weil es ihn eigentlich nicht geben dürfte. In seinem Spielfilmdebüt beleuchtet Regisseur Joshua Z. Weinstein die Gemeinschaft der ultraorthodoxen Juden in Brooklyn. Weltliche Vergnügen wie Kino oder Fernsehen sind ihnen untersagt – vom Mitwirken in einem Film ganz zu schweigen. Dennoch hat Weinstein es geschafft, seinen Film ausschließlich mit Laiendarstellern aus eben dieser verschlossenen Welt mitten in New York zu besetzen. Darüber hinaus erzählt der Film auch die anrührende Suche eines Witwers nach dem Glück und einer gelingenden Beziehung zu seinem Sohn. "Wer die strengen Gebräuche der abgeschotteten Chassiden kennt, dem muss Joshua Z. Weinsteins abendfüllende Sozialstudie „Menashe“ vorkommen wie eine Talkshow im Trappistenkloster oder eine Weinprobe unter Mullahs", schreibt Dirk Schümer in der WELT. Und Ulrich Gutmair weiß in der TAZ zu berichten, dass es bei der Vorführung von „Menashe“ auf Festivals den erwartbaren Ärger in der Gemeinde gab: "Hauptdarsteller Menashe Lustig erklärte einer Reporterin später, er habe absichtlich nicht vorher um Erlaubnis gefragt: 'Es ist besser, um Entschuldigung zu bitten, als um Erlaubnis zu fragen'." Und in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG kommt Hauptdarsteller Menashe Lustig im Interview schließlich selbst zu Wort: »Menashe hat mir vertraut«
Links zu den Filmkritiken und zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Die Kirche braucht Menschen, die sich erlauben, frei und kreativ neue Wege zu gehen, sagt Eugen Drewermann. Anlässlich eines Vortrags des bekannten deutschen Theologen in Basel hat die BASLER ZEITUNG ihn zum Gespräch gebeten. Auf die erste Frage, wie er die Ära von Papst Franziskus beurteile, antwortet Drewermann:
"Was Papst Franziskus macht, ist persönliches, richtungsweisendes menschliches Engagement. Aber es geht über den Raum der Optionen, der Verkehrsschilder sozusagen, nicht hinaus. Verkehrsschilder sind keine Strassen, die man befahren könnte. Eine der ersten Amtshandlungen von Bergoglio war ein Besuch in Lampedusa, um auf das Flüchtlingsproblem hinzuweisen. Daraus geworden ist genau nichts. Europa hat die südlichen Länder, vor allem Griechenland und Italien, vollkommen allein gelassen. Sie können den Andrang von Tausenden von Flüchtlingen nicht bewältigen. Jeder weiss das. Selbst das EU-Hilfsprogramm «Mare nostrum» wurde abgebrochen. Stattdessen zahlt die EU heute sehr viel mehr an Frontex, der EU-Organisation, die für das militärische Abfangen von Flüchtlingen im Mittelmeer da ist. So barbarisch ist die Antwort auf das, was Franziskus andeuten wollte. Weiter hat Franziskus darauf hingewiesen, dass man Syrien in Ruhe lassen sollte. Stattdessen sind wir dabei, zwischen Amerika und Russland, zwischen Saudi Arabien und Iran, zwischen der Türkei und der EU Stellvertreterkriege hochzuziehen. Der Papst wird nicht gehört, sondern belächelt, wenn er erklärt, dass der Kapitalismus eine Wirtschaftsform des Todes ist."
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Ein lange übersehener bosnischer Schriftsteller erhält endlich die ihm gebührende Aufmerksamkeit: Isak Samokovlija (1889–1955) erzählt eindrücklich über die Welt der sephardischen Juden, welche mit dem Holocaust ein Ende gefunden hat. Samokovlija, der einer aus Bulgarien zugewanderten sephardischen Familie entstammte, wurde 1889 in Goražde geboren, studierte als Stipendiat der jüdischen Kulturorganisation «La Benevolentia» ab 1910 in Wien Medizin und übte den Arztberuf die meiste Zeit seines Lebens aus. Er starb 1955 in Sarajevo. Seinen nun auf Deutsch erschienenen Erzählungsband "Der Jude, der am Sabbat nicht betet" hat Ilma Rakusa für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen: «Der Jude, hat er kein Recht auf Leben?»
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Wie antisemitisch ist Deutschland? Barrie Kosky ist Jude, stammt aus Australien und hat vor circa einem Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Der gefeierte Opernregisseur betrachtet die aktuelle Situation deshalb mit den Augen eines Neubürgers. Seine aufwühlende Spurensuche ist heute Abend im Fernsehen zu sehen. Ausserdem noch eine Spurensuche, nämlich die nach den Vertretern der neuen populistischen Strömungen und der "neuen Rechten". Wie kamen sie zu ihren politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen?
Mehr zu den beiden Sendungen in den FERNSEH-TIPPS

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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