Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
26.10.2017 - Nr. 1746

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am nächsten Donnerstag, 02. November 2017.



Guten Tag!

Nr. 1746 - 26. Oktober 2017



Kritik an einer Erosion des israelischen Rechtsstaates gibt es schon länger seitens der Kultur, seitens der parlamentarischen Opposition und nun sogar seitens des israelischen Staatsoberhauptes, Präsident Rivlin, wie Inge Günther für die FRANKFURTER RUNDSCHAU berichtet:
"Auch Staatsoberhaupt Reuven Rivlin las jetzt dem rechtsnationalen Regierungslager von Benjamin Netanjahu die Leviten, das wieder mal mit hochkontroversen Gesetzesvorstößen zur eigenen Machtabsicherung von sich reden macht. Israel erlebe derzeit den „Wind einer Konterrevolution“. Die Herrschaft der Mehrheit nehme exklusive Rechte in Anspruch und politisiere jede Institution in ihrem Sinne, wetterte Rivlin bei der Eröffnung der Knesset-Sitzung am Montagabend. Er selbst habe früher das Oberste Gericht kritisiert, wenn es sich zu stark in das Regierungsgeschäft einmische. Aber heute sorge er sich vielmehr um den „andauernden Versuch, die Wächter der israelischen Demokratie zu schwächen“.
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Als sich Eliezer Ben Yehuda an die Erneuerung der hebräischen Sprache machte, war Jiddisch die lingua franca für die Mehrheit der europäischen Juden. Es war die gemeinsame Sprache und Kultur, die die jüdischen Gemeinden zusammenhielt. Jiddisch ist ein Amalgam aus Deutsch, Hebräisch und Aramäisch und wird in hebräischen Buchstaben geschrieben. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Sprache von ungefähr 12 Millionen Menschen gesprochen. Es schien unvorstellbar, dass die mächtige jiddische Kultur einmal ausgelöscht werden könnte. Später wurde die Sprache mit dem Holocaust assoziiert. Obwohl Jiddisch über Hunderte Jahre hinweg eine äußerst lebendige Sprache gewesen war, wurde es zur Zeit der Staatsgründung als morbide empfunden."
Im Lauf der Jahrzehnte kam es schließlich dazu, dass die Sprache der aschkenasischen Juden in Israel kaum mehr gesprochen wurde. Doch das ändert sich seit einiger Zeit u.a. auch aufgrund der in Tel Aviv ansässigen Initiative "Yung Yidish" und dessen Vorsitzenden Mendy Cahan. Er gilt als der charismatische Fürstreiter der Wiederbelebung der jiddischen Sprache und Kultur, wie Oliver Vrancovic in seiner längeren, sehr lesenswerten Reportage über die Renaissance des Jiddischen in Israel für JUNGLE WORLD erzählt: "Jiddisch für Einsteiger"
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Noch nie zuvor haben Archäologen in Palästina Überreste menschengroßer Statuen gefunden. Einem deutsch-israelischen Team um die Theologin Prof. Dr. Angelika Berlejung von der Universität Leipzig und Prof. Dr. Alexander Fantalkin von der Tel Aviv University ist dies nun im Sommer bei Lehrausgrabungen nahe der israelischen Küstenstadt Aschdod erstmals gelungen. Als die Wissenschaftler die bronzenen Augenumrisse einer lebensgroßen Statue im Sand entdeckten, war das eine echte Sensation, wie Katalin Valeš für den INFORMATIONSDIENST WISSENSCHAFT berichtet: "Geheimnisvolle Augen: Leipziger Theologin macht unglaublichen Ausgrabungsfund in Israel".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Geboren wurde er 1921 in Mannheim als Sohn einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters: Wolfgang Lotz. Seine Eltern trennten sich zehn Jahre später, und die Mutter floh gemeinsam mit ihrem Sohn 1933 nach Palästina. Dort hebraisierte er seinen Namen: Aus Wolfgang Lotz wurde Ze'ev Gur-Arijeh - und arbeitete seit Anfang der Sechzigerjahre für den israelischen Auslandsgeheimdienst in Kairo. Seine Mission: Hochrangige ägyptische Militärs und deutsche Wissenschaftler ausspionieren, die im Auftrag von Staatspräsident Gamal Abdel Nasser Raketen bauten - viele davon Alt-Nazis. Lotz' Tarnung war gleichzeitig sein Lockmittel: Der Agent war großgewachsen, blond, blauäugig und nach eigener Aussage ein "harter Trinker". Er gab sich als Pferdezüchter und ehemaliger Wehrmachtsoffizier aus, der unter Erwin Rommel im libyschen Wüstenkrieg gedient hatte. Wie er sich in Ägypten als Spion schlug und warum er dennoch später als Sportartikel-Verkäufer für den Kaufhof in München schließlich 72-jährig als gebrochener und vereinsamter Mann starb, erzählt Dominik Peters in seiner historischen Reportage für den SPIEGEL: "Der Champagnerspion des Mossad".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Der Historiker Götz Aly machte kürzlich im Rahmen einer Historikertagung den Fall der Publikationsverhinderung von Raul Hilbergs Holocaust-Standardwerk in Deutschland öffentlich (siehe Compass 23.10.2017). Dafür erntete er eine Menge Kritik. Bereits im Vorfeld der Tagung wurde das Gerücht gestreut, Aly wolle alte Geschichten aufwärmen und verdiente Historiker in Misskredit bringen. Nun äußerte sich Aly im Interview mit der WELT zu den Vorwürfen und der Diskussion um seinen Vortrag: „Deutsche Zeithistoriker verteidigten Deutungshoheit“
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Als Joseph Goebbels am 19. Juni 1943 Berlin für »judenrein« erklärte, war das – in diesem Fall zum Glück – eine seiner vielen Propagandalügen. Denn zu dem Zeitpunkt waren in der Hauptstadt bereits etwa 7000 Juden untergetaucht. Mehr als 1700 davon überlebten versteckt im Untergrund. Sie waren dabei auf die Hilfe von Freunden, aber auch Unbekannten angewiesen. Vier dieser Überlebensgeschichten erzählt der Regisseur Claus Räfle nun in seinem neuen Dokudrama "Die Unsichtbaren – Wir wollen leben" und geht dabei einen ungewöhnlichen filmischen Weg. Während Eugen Friede, Ruth Gumpel, Hanni Lévy und Cioma Schönhaus in Interviews von ihrer Zeit im Untergrund berichten, werden ihre Erzählungen in filmischen Rückblenden reinszeniert. Eine Reihe von Printmedien stellen den Film nun näher vor: "Die Unsichtbaren: Wenn Überleben das einzige Ziel ist".
Die Links zu den Filmbesprechungen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Zum ersten Mal ehrt Israel einen Araber als „Gerechten unter den Völkern“. Laut der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ hatte der in Berlin lebende ägyptischstämmige Arzt Mohammed Helmy während des zweiten Weltkriegs mehrere Juden versteckt. Die Familie Helmys hatte die bereits 2013 ausgesprochene posthume Ehrung zunächst abgelehnt, weil es sich um eine israelische Ehrung handele. Die von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem vergebene Ehrung als „Gerechter unter den Völkern“ ist die höchste Auszeichnung des Landes für Nicht-Juden. Die Auszeichnung soll nun am heutigen Donnerstag in Berlin von Israels Botschafter in Deutschland an einen Großneffen Helmys überreicht werden, wie Inge Günther für die BERLINER ZEITUNG berichtet: "Späte Feier für den couragierten Arzt".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Nachsatz: Inzwischen liegt auch eine äußerst lesenswerte Biographie von Mod Helmy vor, die aus der Feder des israelischen Journalisten Igal Avidan stammt ("Mod Helmy: Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete", dtv, München 2017). In einem ONLINE-EXTRA stellt COMPASS das Buch demnächst näher vor!

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Die eine wurde von Holocaustleugnern erzogen: Heidi Benneckenstein - die ander von Holocaustüberlebenden: Deborah Feldman. Die ungleichen Frauen haben beide über ihr Leben geschrieben. Heidi Beckenstein über ihren Ausstieg aus der Neonazi-Szene und Deborah Feldman über ihren Ausstieg aus der ultra-orthodoxen Welt der Chassiden in New York. Die FAZ hat die beiden jungen Frauen nun zum gemeinsamen Gespräch gebeten über Hitler und Rechtsextremismus, das Tagebuch der Anne Frank und die deutsche Schuld: "Jüdische Autorin trifft auf Neonazi-Aussteigerin".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik ANTISEMITISMUS .

Fußball und Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus ist keineswegs nur ein Problem in Deutschland. Auch England kann ein garstig Lied davon singen - und Italien auch. Das zeigt auch der jüngste Fall in Rom, der zur Zeit die italienische Öffentlichkeit bewegt: Fans des Erstligisten Lazio Rom haben das Nazi-Opfer Anne Frank benutzt, um die Lokalrivalen vom AS Rom zu beleidigen. Unter den römischen Ultras sind viele Rechtsextreme, man beleidigt sich gegenseitig als „Juden“. Die Politik reagiert geschockt, die jüdische Gemeinschaft ist entsetzt - aber nicht ganz Italien zeigt sich empört, wie den Berichten u.a. in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, der TAZ und der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG zu entnehmen ist: "Antisemitismus bei Lazio Rom".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ANTISEMITISMUS .

Was können Schulen gegen Antisemitismus tun? Vor welchen Herausforderungen stehen Lehrkräfte – und wie können sie mit dem Thema umgehen? Diese Fragen stehen im Zentrum einer zweitägigen Fachtagung, die kürzlich im Pfefferwerk im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg eröffnet wurde. Ausgerichtet wird die Veranstaltung mit dem Titel „Antisemitismus an der Schule – ein beständiges Problem?“ vom Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Die POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten: "Judenhass im Klassenzimmer".
Vor diesem Hintergrund unbedingt empfehlenswert eine feinfühlige Reportage, die heute Abend auf ARTE zu sehen sein wird. Dabei geht es um den weltweit Schlagzeilen machenden Fall im Frühjahr dieses Jahres, als in Berlin eine besorgte Mutter ihren jüdischen Sohn wegen wiederholter antisemitischer Angriffe von der Schule nahm. Der Kultursender Arte, der zuletzt selbst in Kritik geraten war, als er eine Dokumentation über Antisemitismus nicht ausstrahlen wollte, hat die Familie über Monate begleitet. Die Regisseurin Katrin Sandmann erzählt die Geschichte eng an der Biografie ihrer Protagonisten entlang, der Eltern, der beiden Geschwister. SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und FOCUS berichten vorab über die Doku: "Weil er Jude ist".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS - und mehr zur erwähnten Doku in den FERNSEH-TIPPS.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Debatte um den Umgang mit der AfD im deutschen Parlament, erinnert der Historiker Wolfgang Kraushaar in einem lesenswerten Beitrag für die FRANKFURTER RUNDSCHAU an die konstituierenden Sitzung des ersten Bundestages am 7. September 1949 und den damaligen Einzug von Faschisten in das erste Nachkriegsparlament Deutschlands. In seinem längeren Essay erzählt Kraushaar sodann eine kleine Geschichte der Präsenz rechtsextremer Parteien und Personen in den bundesdeutschen Parlamenten der letzten Jahrzehnte und gibt schließlich einige bedenkenswerte Anregungen zum Umgang mider AfD im jetztigen Parlament: "Es ist nicht das erste Mal".
Der Link in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Kürzlich wurde in Luxemburg entschieden, an staatlichen staatlichen Schulen künftig keinen Religionsunterricht mehr anzubieten und stattdessen das Fach "Leben und Gesellschaft" einzuführen. Von dieser politischen Entscheidung sind auch etwa 200 katholische Religionslehrer und -lehrerinnen betroffen - und müssen sich nun neue Jobs suchen. Wie es ihnen damit ergeht, hat Tonia Koch für DEUTSCHLANDRADIO beobachtet: "Kein Religionsunterricht an staatlichen Schulen".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

HORIZONTE, die römisch-katholische Kirchenzeitschrift im schweizerischen Aargau, hat eine illustre Runde von acht Persönlichkeiten mit sechs Religionen zusammengebracht, um sie gemeinsam über den schwierigen Umgang mit Wut, Hass und Gewalt in den Religionen diskutieren zu lassen. Das Gespräch, an dem Angehörige des Judentums, Christentums, Islams, des Hinduismus und Buddhismus teilnahmen, dokumentiert die Zeitschrift sehr ausführlich. Loten Namling,  Exiltibeter und Musiker, sagt zum Thema der Diskussion beispielsweise:
"Seit Jahrtausenden passieren im Namen der Religion die schlimmsten Sachen. Im Namen jeder Religion – auch der meinen, dem Buddhismus. Ich glaube, es geht darum einzusehen: Jeder Mensch will glücklich sein. Niemand will leiden. Das hat nichts mit Religion zu tun, das ist etwas grundlegend Menschliches. Religiöse Oberhäupter müssen anerkennen und sich dafür einsetzen, dass keine Religion besser ist als die andere. Deshalb müssen Missionierungen gestoppt werden. Sie lösen Angst und Gewalt aus. Es ist wichtig, dass wir jede Religion akzeptieren, nicht nur im Mund, sondern im Herzen."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Beinahe dem gleichen Thema, dem Wüten der Gewalt im Namendes Glaubens, widmet sich auch ein lesenswerter Essay von Hannes Stein in der WELT. Er schildert die Erfolgsgeschichte einer Trennung von Staat und Religion in der westlichen Welt, die zur Zähmung der gewaltsamen Anteile in den Religionen beigetragen hat - und weist zugleich darauf hin, dass diese allein heute nicht mehr aussreicht, um religiös motivierter Gewalt einen Riegel vorzuschieben. Ebenso wenig hält er die teilweise militant vorgetragenen Vorschläge der neuen Atheisten für hilfreich und plädiert dafür, dass die Religionen selbst eine Antwort auf das Problem finden müssen:
"Wir brauchen also buddhistische Mönche, die sich scharf von dem sanft säuselnden Genozidprediger Wirathu distanzieren und daran erinnern, dass Leute, die Zivilisten massakrieren, sich ein ganz schlechtes Karma einhandeln. Wir brauchen mehr evangelikale Christen, die das Jesus-Wort zitieren: „Was ihr getan habt einem dieser geringsten unter meinen Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40) – und die darauf hinweisen, dass dieser geringste Bruder heute der illegale Einwanderer aus Mexiko ist. Nicht zuletzt brauchen wir Imame, die unter Berufung auf den heiligen Koran sagen: „Wenn jemand einen Menschen umbringt …, dann ist es so, als hätte er eine Welt zerstört; und jemand ein Menschenleben rettet, dann ist es so, als hätte er eine Welt gerettet.“
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Mit 31,5 Prozent der Stimmen hat die ÖVP die Sozialdemokraten bei den jüngsten Wahlen in Österreich deutlich überholt. Die Sozialdemokraten kamen nur auf 26,9 Prozent der Stimmen und hat die rechtspopulistischen Freiheitlichen mit 26 Prozent knapp auf den Fersen. Vergangene Woche bekam ÖVP-Chef Sebastian Kurz den Auftrag zur Regierungsbildung. In einer Koalition mit der FPÖ, die zurzeit als wahrscheinlichste Option gehandelt wird, hätte er mit 113 von 183 Sitzen eine gemütliche Mandatsmehrheit. Was sagen eigentlich Wiens Juden zu der geplanten Regierungsbildung mit einer rechtspopulistischen Partei? Das Anna Goldberg für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG herauszufinden versucht: "Wenn der Kurz mit dem Strache".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seit Wochen machen die aufgedeckte Mißbrauchsvergehen des amerikanischen Filmproduzenten Weinstein in den USA Schlagzeilen. Vor diesem Hintergrund hat nun eine jüdische Akademikerin behauptet, der Friedensnobelpreisträger und Auschwitz-Überlebende Elie Wiesel habe sie 1989 an einer Benefiz-Gala ihren «Arsch gegrabscht». Der Vorwurf löst helle Aufregung aus und hat umgehend eine aufgeregte Diskussion vor allem in jüdischen Medien ausgelöst, wie die schweizer-jüdische Wochenzeitung aktuell für TACHLES berichtet: "Missbrauchs-Vorwurf gegen Elie Wiesel".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Mitten im pulsierenden Brooklyn lebt eine orthodoxe jüdische Glaubensgemeinschaft, die sich dem weltlichen Leben Amerikas entzieht – auch seinen Gesetzen und den Werten von Freiheit und Gleichheit: die Chassidim. Sie gelten als die strengsten der Welt. Ihre Gebräuche wirken wie ein Panzer gegen die Verlockungen dieser Stadt. Die drei großen Dynastien sind Chabad, Satmar und Bobov. Alle haben ihre Wurzeln in Osteuropa, vor allem in Polen und der Ukraine. Nach Amerika kamen sie auf der Flucht vor den Nazis und den Kommunisten. Zahllose Vorfahren starben im Konzentrationslager. Die Chassidim leben vor allem in Brooklyn. Jede Familie hat durchschnittlich sechs Kinder, die meisten kommen im Maimonides-Krankenhaus zur Welt. Dort liegt der Geburtenrekord bei 74 Babys in 48 Stunden. Andreas Albers wartet für den STERN mit einer beeindruckenden Reportage und sehenswerten Fotografien dazu auf: "Einblick in die Parallelwelt".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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1528 tut sich der aus Tirol stammende Jakob Hutter in Süddeutschland als Täuferführer hervor. Er predigt Erwachsenentaufe und Gütergemeinschaft. Nur wenig später, 1536, sammelt Menno Simons weite Teile der Täuferbewegung und gründet die Mennoniten. Anänger beider Strömungen der Täuferbewegung befinden sich schließlich unter den ersten deutschen Auswanderern in die USA, Kanada und Teilen Lateinamerikas. Clauda Gabriel hat für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG zwei Besuche bei zeitgenössischen Täufern in Kanada und den USA unternommen: "Die Täufer leben noch".
Der Link zu ihrer lesenswerten Reportage in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der eine gab sein Leben für den Widerstand gegen die Nazis, der andere gab der Theologie neue Perspektiven: Fritz Gerlich und Romano Guardini sollen seliggesprochen werden. Für die Verfahren ist Johannes Modesto verantwortlich. Auf KATHOLISCH.de erklärt er im Interview, warum Gerlich und Guardini Vorbilder sind und was sie verbindet: "Zwei Suchende auf dem Weg zur Seligsprechung".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Peter Nádas, einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart, wurde in eine streng kommunistische, jüdisch-assimilierte Familie hineingeboren, die Eltern überlebten als Widerstandskämpfer mit gefälschten Papieren. Noch vor dem Aufstand 1956 stirbt Nádas' Mutter an Krebs, der Vater kommt nie darüber hinweg und erschießt sich zwei Jahre später. Der Autor ist 15, als er und sein Bruder Pál Vollwaisen sind. Nun liegt seine fast 1300 Seiten umfassenden Autobiografie vor, eine intensive Geschichte von der Ausgeliefertheit des Menschen, wie Gerhard Zeillinger in seiner Rezension für den österreichischen STANDARD schreibt:
"Wenn Nádas von seiner Familie erzählt, dann ist es auch die Geschichte zwischen den Zeitläufen zerriebener Menschen, bürgerlicher und kommunistischer Intellektueller, deren Errungenschaften – Assimilation, Liberalismus, sozialer Fortschrittsglaube – im Faschismus und Stalinismus demontiert werden. Letztlich auch die eigene Identität, die als Fremdheit begriffen wird: Als Nádas acht ist, erklärt er zu Hause, er "würde die Juden hassen, weil sie Christus ans Kreuz genagelt hätten", so hat er es im calvinistisch-reformierten Religionsunterricht gehört. Die Mutter stellt ihn vor den Spiegel: "Da hast du einen Juden, kannst ihn ruhig hassen." Es sind die Ernüchterungen, die den Geist schärfen, die zur kritischen Abwehr existenzieller Zumutung führen, ein Lehrstück für alles Spätere. Auch wenn die Erinnerungen und die Deutung der Geschichte mit der "Revolution" 1956 enden, sind sie ein universelles Gesamtstück. Dieser Auftakt, der erst recht auf die nachfolgende Lebensgeschichte neugierig macht, ist ein Opus magnum nicht nur der Memoirenliteratur, sondern der Literatur überhaupt."
Der Link zu Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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