Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
26.01.2017 - Nr. 1690

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Montag, 30. Januar 2017.




ONLINE-EXTRA Nr. 248

Januar 2017

Ein "Denkmal der Schande" sei es, das Holocaustmahnmal in Berlin. Und es werde Zeit, dass wir wieder eine positive Beziehung "zu unserer Geschiche" aufbauen, die "dämliche Bewältigungspolitik" verabschieden und eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" herbeiführen. Die Worte des thüringischen AfD-Landeschefs Bernd Hoecke vergangene Woche in Dresden dürfte vielen Unverbesserlichen im rechtspopulistischen Lager aus ihren verstockten Herzen gesprochen worden sein. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Hoecke wegen Volksverhetzung. Das ist ohne Frage gut - ersetzt jedoch nicht die politische Auseinandersetzung mit den Geschichtsverdrehern in Schlips und Krawatte. Ein Instrument - unter vielen anderen - stellt seiner Intention nach ohne Frage auch der morgige Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, der 27. Januar, dar, der einist vom soeben verstorbenen ehemaligen Bundespräsident Roman Herzog ins Leben gerufen wurde.

Ein Gedenktag kann freilich nie mehr als ein Anlass zur Erinnerung sein, viel wichtiger ist ohne Frage Form und Inhalt der Erinnerung selbst. In den letzten Jahrzehnten erwiesen sich dabei insbesondere die Zeugnisse der Überlebenden als wichtiger Motor der Erinnerung. Darüber hinaus gibt es freilich zunehmend eine zweite Form biographischer Erinnerung, die mindestens ebenso wichtig ist, ja, die gerade die Geschichtsverweigerer in besonderem Maße ins Mark trifft - und das sind die Erinnerungen, Auseinandersetzungen und biographischen Bewältigungsversuche der Kinder und Kindeskinder auf der "Täterseite" des Unrechts. Zu den beeindruckendsten Stimmen dieser Art gehört Beate Niemann. Als Tochter des SS-Sturmbannführers und leitenden Gestapo-Beamten Bruno Sattler, der unter anderem die Ermordung Tausender Juden in Jugoslawien durch den Einsatz von Gaswagen organisierte, setzt sich Beate Niemann seit fünfundzwanzig Jahren dafür ein, die Verbrechen ihres Vaters und allgemein des NS-Regimes publik zu machen.

So auch in ihrem jüngsten, im Berliner Lichtig-Verlag erschienen Buch "Ich lasse das Vergessen nicht zu". Hier schreibt sie erstmalig über ihre Mutter. Welches Erbe gab ihre Mutter der dritten und jüngsten Tochter mit auf ihrem Weg und was hat sie daraus gemacht? In der Beantwortung dieser Frage druchbricht sie einmal mehr tabuisierte Familiengeheimnisse und kämpft gegen das Vergessen, das Verleugnen, das Verschweigen und Relativieren. Der Publizist Gabriel Berger hat ihr Buch gelesen und für COMPASS rezensiert. Vor dem Hintergrund der wachsenden Geschichtsverweigerung a la Hoecke und AfD kommen Beate Niemanns Buch und Bergers Rezension zur rechten Zeit - auch und gerade im Blick auf den morgigen Gedenktag an die Opfer des Natioalsozialismus.

COMPASS dankt Gabriel Berger für die Genehmigung zur Wiedergabe seiner Rezension an dieser Stelle!

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Online-Extra Nr. 249




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