Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
17.10.2016 - Nr. 1674

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 20. Oktober 2016.


Guten Tag!

Nr. 1674 - 17. Oktober 2016



In Israel sind kürzlich Frauen aller Konfessionen und Herkunft gemeinsam für den Frieden marschiert. Der Marsch begann mit dem Einläuten des neuen jüdischen Jahres (Rosch HaSchana) und endete mit dem soeben begeonnenen Laubhüttenfest Sukkot. Für RT DEUTSCH hat Olga Banach die Frauen begleitet: "Aufmarsch der letzten Idaelisten".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

«Wir müssen den Traum klar benennen. Und der Traum ist, dass Judäa und Samaria Teil des souveränen Staats Israel werden. Wir müssen heute handeln, und wir müssen unser Leben dafür geben. Wir können nicht damit fortfahren, das Land Israel als taktisches und einen palästinensischen Staat als strategisches Ziel zu betrachten.»
Dieses Plädoyer, für die Annexion des Westjordanlandes notfalls sein Leben zu opfern, stammen nicht von einem ultraorthodoxen Hardliner, sondern von Naftali Bennett, Bildungsminister im Kabinett von Ministerpräsident Netanyahu und Chef der rechtsnationalistischen Partei Jüdisches Heim. So wie er möchte ein nicht unerheblicher Teil der israelischen Rechten Judäa und Samaria annektieren. Ministerpräsident Netanyahu laviert, um sie in Schach zu halten, berichtet Ulrich Schmid für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Sterben für ein grösseres Israel".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Der 33-jährige Avichay Adraee ist der Sprecher des israelischen Militärs. Und als sephardischer Jude mit Wurzeln in der Südtürkei und im Irak beherrscht er die arabische Sprache, was nicht unwichtig ist für seinen Job: er soll nämlich die Aktionen des israelischen Militärs vor der arabischen Welt rechtfertigen. Keine leichte Aufgabe - und dennoch aktzeptieren ihn viele Araber als Mensch, ja, er hat sogar viele arabische Fans. Wie das sein kann? Das versucht Mohamed Amjahid in seinem lesenswerten Porträt des Militärsprechers für DIE ZEIT zu erklären: "Major Facebook".
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Mehr als 60 Abgeordnete des Europaparlamentes haben die Fifa in einem Brief dazu aufgefordert, „mindestens fünf“ Siedlerclubs von allen Fifa-Wettbewerben und aus dem Israelischen Fußballverband auszuschließen. Das kontroverse Thema steht auf der Tagesordnung, wenn das Exekutivkomitee des Weltfußballverbandes an diesem Donnerstag und Freitag in Zürich zusammenkommt. Wie man das heiße Eisen abkühlen möchte, berichten im Vorfeld der TAGESSPIEGEL und die FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Fußball auf 'gestohlenem Land'"
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Sehr spät, aber nicht zu spät, hat die Stadt Frankfurt der 95-jährigen Trude Simonsohn das Ehrenbürgerrecht verliehen. Die Holocaust-Überlebende, seit Jahrzehnten unermüdliche Mahnerin und Aufklärerin gegen Nationalsozialismus und neue Rechte, zeigte sich bei der Verleihung zum Glück noch vital – und unbeirrbar optimistisch, berichten FRANKFURTER RUNDSCHAU und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Ihre Botschaft an die junge Generation lautet am Sonntag: „Ihr seid die Zukunft – sagt zu jedem Unrecht sofort Nein!“
Die Links zu den Berichten in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Saul Friedänder gehört zu den bekanntesten und fraglos besten Historikern des Holocaust, der auch seine eigene Lebensgeschichte aufs Tiefste beeinflusst hat. Nun legt er seine Autobiographie vor, die sein Kollege Dietmar Süß, Historiker an der Universität Augsburg, in einem einfühlsamen und lesenswerten Beitrag für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vorstellt. U.a. schreibt er:
"Saul Friedländers Erinnerungen sind voll solcher empfindsamen Geschichten, die den Schmerz fühlbar machen, die der Massenmord an den europäischen Juden hinterlassen hat. Friedländer erzählt im zweiten Teil seiner berührenden Autobiografie nicht nur von seiner akademischen Karriere und den Schwierigkeiten eines jungen Holocaust-Forschers, sich in der akademischen Welt der Nachkriegszeit durchzusetzen. Es ist auch die Geschichte eines lange angstgeplagten Menschen, den die Dämonen der Vergangenheit täglich und unvorhergesehen einholten; eine Geschichte, die vieles macht, nur nicht vergeht."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Der Hass im Netz hat reale Folgen in der Offline-Welt, sagt Jonathon Morgan. Er untersucht, wie IS-Terroristen oder Rechtsextreme online kommunizieren - und warum Facebook und Twitter keinen guten Job machen. Im Interview mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG erzählt er von Gleichschaltung und terroristischen Filterblasen im Internet, und fordert mehr Engagement von den großen Plattformen: "Wir müssen Terrorgruppen in die dunkelsten Ecken des Internets treiben"
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

Die UN-Kulturorganisation UNESCO hat eine Resolution zu Israels Umgang mit Jerusalem und seinen heiligen Stätten angenommen - und damit heftige Empörung ausgelöst. Der Resolution zufolge soll der Tempelberg künftig ausschließlich als muslimische heilige Stätte angesehen und bezeichnet werden. Auch andere im Judentum heilige Stätten, wie das Patriarchengrab in Hebron oder das Grab Rachels in Bethlehem, werden in dem Entscheid nur noch mit dem muslimischen Namen geführt. Israel bewertete dies als deutliches Zeichen, dass die jüdischen und christlichen Bezüge zu diesen Orten, insbesondere auch zum Tempelberg und zur Jerusalemer Westmauer (Kotel), infrage gestellt werden. Das ist widersinnig, sagt Ulrich W. Sahm in seinem Beitrag für ISRAELNETZ, denn die Verbindung ist historisch belegt. Und Richard Herzinger titelt in seinem Kommentar in der WELT kurz und bündig: "Die Unesco schließt sich den Judenhassern an".
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Berliner Radiosender „Kiss FM“ hat mit einer Sendung für einen deftigen Eklat gesorgt und empörte Reaktionen seiner Hörer ausgelöst. Grund ist ein Talk, zu dem unter anderen der Neonazi-Rapper Makss Damage eingeladen war. Eine halbe Stunde kam der Neonazi-Rapper zu Wort und durfte freundliche Fragen in aller Ruhe beantworten. Überdeutlich wurde beim Moderatorenteam zudem, dass jeder von ihnen offensichtlich so gut wie kein Hintergrundwissen zu Rechtsextremismus allgemein und speziell zum Interviewpartner hatte. Ein jüdischer Autor war ebenfalls in der Sendung zu Gast – und zeigt sich entsetzt über den Ablauf, was wiederum den Neonazi-Rapper im Nachgang zu nachfolgendem Facebook-Eintrag veranlasste, in dem er sich direkt an seinen jüdischen Kritiker wendete und der recht deutlich macht, wes Geistes Kind er ist:
"Sollte deine Familie wirklich "zu Seife verarbeitet" worden sein, tut mir das leid!!! In Anbetracht meiner ewigwährenden Schuld als Enkel und Nachkomme der Seifenfabrikantengeneration, würde ich Dir gerne monatlich eine symbolische Summe von 1 Euro zukommen lassen. Bitte poste deine Adresse plus Kontodaten hier in die Kommentarleiste, damit auch weitere Deutsche meinem Beispiel folgen und Buße tun können."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

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In vielen Diskussionen und Beiträgen um das Thema Religion und moderne Gesellschaft werden etwa die Begriffe "säkular" im Gegensatz zu "religiös" teilweise recht verwirrend benutzt und mit weiteren Begriffen wie etwa "laizistisch" vermengt. Gerhard Czermak versucht in einem Beitrag für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST eine Begriffsklärung: "Säkularität, Säkularisierung, Säkularisation, Laizismus".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Evangelische und katholische Bischöfe aus Deutschland besuchen derzeit gemeinsam das Heiligen Land. Es ist die erste gemeinsame Reise der beiden christlichen Kirchen überhaupt - und so betont man vor allem ökumenischen Stellenwert der Pilgerreise und eine damit einhergehende Besinnung auf die gemeinsamen Wurzeln. Vielleicht sei die historische Reise von katholischen und evangelischen Bischöfen gar "ein Wunder", sagte Bischof Gerhard Feige beim gemeinsamen Gottesdienst am Montagmorgen am See Genezareth, an dem die Brotvermehrung, die Speisung der 5.000, verortet wird. Neben der Rückbesinnung auf die Wurzeln, haben die Bischöfe auch Gespräche mit dem palästinensischen Präsidenten Abbas und Israels Staatspräsident Rivlin geplant, wie verschiedenen Berichten über die Pilgerreise zu entnehmen ist: "Diese Reise ist wie ein Wunder".
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Politologe und Islamexperte Hamed Abdel-Samad hat ein neues Buch veröffentlicht. In "Der Koran: Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses" zeigt er, warum sich friedliebende Muslime ebenso auf den Wortlaut des Korans stützen können, wie dies gewalttätige Islamisten tun, und welche Konflikte daraus erwachsen. Anlässlich der Buchveröffentlichung führte der HUMANISTISCHE PRESSDIENST ein Gespräch mit dem Autoren: "Der Koran fiel nicht vom Himmel".
Der Link zum Interview in er Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Ein kleines Team um die Regisseurin Janina Quint und die Produzentin Tal Recanati haben vier Jahre lang an der Dokumentation «Germans and Jews» gearbeitet. Das Ergebnis ist eine ebenso ehrgeizige wie erfrischend unspektakuläre Dokumentation, die zur Zeit die amerikanischen Zuschauer begeistert, wie die schweizer-jüdidsche Wochenzeitung TACHLES berichtet: "'German and Jews' weiter erfolgreich".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Mit einer Konferenz wurde kürzlich in England das 75-jährige Gründungsjubiläum des Verbands jüdischer Flüchtlinge, der Association of Jewish Refugees (AJR), gewürdigt. Der Verband kann als das "Herz deutschsprachiger Juden im Exil in Großbritannien" betrachtet werden, wie Daniel Zylbersztajn in seinem Bericht für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG über die Feierlichkten erläutert: "Jüdisch, britisch, deutsch".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der Sprachwissenschaftler Julien Klener war 15 Jahre lang Präsident des "Consistoire Central Israélite de Belgique" (CCIB). Als Kleinkind überlebte er die deutsche Besatzung in einem Versteck. Im Interview mit der JUNGLE WORLD erinnert er sich nicht nur an diese verheerenden Zeiten seines Lebens, sondern äußert sich auch zur gegenwärtigen Stimmung unter den belgischen Juden in Anbetracht des Jihadismus, der in Belgien eine Hochburg hat. Eine Situation, die in Anbetracht der komplexen institutionellen Struktur der jüdischen Gemeinden in Belgien, nicht leicht zu bewältigen ist: "Man weiß, wo die Koffer liegen".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Lebensweise ultraorthodoxer Juden ist von strengen Regeln geprägt - und das gilt auch für die Haartracht: Will sich ein Mann rasieren, dann darf er das nicht mit einem Messer tun, sondern nur mit einem Rasierapparat. Die Schläfenlocke, die Pejot, muss hingegen immer dran bleiben. Frauen wiederum greifen gerne zu Tüchern und Perücken. In einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO nimmt Peter Kapern die Haar-Regeln im orthodoxen Judentum genauer unter die Lupe: "Perücke, Pejot und Bart".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Was seit vergangenem Jahr selbst im päpstlichen Rom möglich ist, nämlich die Bezeichnung eines öffentlichen Platzes nach Martin Luther - die Piazza Martin Lutero -, das muss in der kleinen Ortschaft Partenstein, zwischen Würzburg und Frankfurt gelegen, noch lange nicht gehen. Zwar ist die Mehrheit des kleinen Ortes protestantisch, aber die Minderheit der Katholiken vor Ort wehrt sich heftigst dagegen, den einen Dorfplatz nach Luther zu benennen. Über die Groteske, die kein gutes Licht auf die Ökumene wirft, berichten die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und DEUTSCHLANDRADIO: "Martin Luther war nie hier!"
Die Links dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Die ehemalige Ratsvorsitzende der EKD Margot Käßmann verbringt im Grunde jeden Tag mit Martin Luther. Aber das Pfarrhaus mit ihm zu teilen, kann sie sich dann doch nicht vorstellen, wie sie im Gepräch über Luther, den Mann – und sein Frauenbild der ZEIT verraten hat: "Wären Sie gerne mit Luther verheiratet, Frau Käßmann?"
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse, auf der die Niederlande Gastland sind, legt der niederlänisch-jüdische Schriftsteller Leon de Winter einen neuen Roman vor, dessen Thematik sich um die Ereignisse nach den Anschlägen auf das World-Trade-Center dreht, die sich am 11. September zum 15. Mal gejährt haben. Martina Neuendorff hat den Roman "Geronimo" für LITERATURKRITIK.de gelesen: "Schuld udn Sühne?"
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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