Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
03.05.2016 - Nr. 1639

ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Freitag, 06. Mai 2016.





Guten Tag!

Nr. 1639 - 03. Mai 2016



Er war gerade mal 19 Jahre alt als Abdelhameed nach dem Essen zum Eiskaufen das Elternhaus verließ - und sich in einem Bus in Jerusalem in die Luft sprengte und dabei 20 Menschen verletzte. Christian Wagner hat für DEUTSCHLANDRADIO seine Eltern besucht, die sich die Tat ihres Kindes mit wachsender Verzweiflung erklären: "Eltern des möglichen Attentäters bleiben ratlos zurück".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Im Interview mit dem österreichischen Magazin PROFIL spricht der israelische Schriftsteller David Grossman über seinen neuen Roman, der nur so tut, als sei er ein Witze-Buch, über die Stärken und Schwächen seines Landes - und warum er gerade in Wien Hoffnung schöpft, dass Frieden auch im Nahen Osten möglich ist. Auf die Frage ob in Anbetracht der vergeblichen Friedensbemühungen der letzten Jahrzehnte, der zunehmenden Radikalisierung von israelischer Gesellschaft und Regierung Israel überhaupt noch sein Land sei, antwortet Grossman:
"Eine Gesellschaft, die wie die unsere in einer derart gewalttätigen Welt existiert, wird davon irgendwann infiltriert. Wir haben einen Premierminister, der wie ein Zauberer die realen Risiken mit den Echos der Vergangenheit zusammenmischt. Nach einigen Jahren ist es schwer, zu sagen, was die wirklichen und was die eingebildeten Gefahren für Israel sind. Vergessen Sie nicht, dass wir viele Gründe haben, ängstlich zu sein. Wir sind tief verhasst hier im Nahen Osten. Wenn ich arabische Autoren treffe, wird mir immer wieder klar, dass sie uns als verlängerten Arm des imperialistischen und kolonialistischen Westens sehen."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Essen spielt natürlich immer eine große Rolle - und nicht selten ist es geradezu identitätsstiftend. Und da es im Nahen Osten beinahe jeden Tag um Identität geht, wirkt sich das auch auf Küche und Esskultur aus. Und in diesem Sinne wird bei keinen Gerichten derart eifrig debattiert wie bei Falafel und Hummus, berichtet Martin Schäubler in der WELT. Ein Geschenk für den Gaumen einerseits, Zankapfel der Völker andererseits. Welches Gericht gehört wem? Wer hat es zuerst kreiert?
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Als Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kürzlich in Berlin zu Gast war, sagte Kanzlerin Angela Merkel bei einer Pressekonferenz, sie könne schon verstehen, warum Abbas sich immer wieder an die UN wende. In Israel sorgte diese Bemerkungen für einige Irritationen, wie Inge Günther in der FRANKFURTER RUNDSCHAU berichtet.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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In einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL tritt Maritta Tkalec der weit verbreiteten Meinung entgegen, es hätte auf heutigem deutschen Staatsgebiet keine spezielle Judenvernichtungsstätte gegeben:
"Das ist falsch. Knapp 100 Kilometer südöstlich von Berlin, in Jamlitz (Dahme-Spreewald), erlitten Tausende Juden ihre planmäßige „Vernichtung durch Arbeit“. Anders als andere Lager war es ein Ort der Shoah, ein Ort, wie es außerhalb der Hauptlager Sachsenhausen und Ravensbrück weit und breit keinen gab. Berlin, die so gedenkbeflissene Hauptstadt mit dem Stelenfeld am einstigen Führerbunker ignoriert den authentischen Schauplatz der „Endlösung“ in der Nähe. Wer sich das erklären will, stößt auf deutsche Geschichten deutschester Art."
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Eine Reihe von Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages und Mitgliedern der Landesregierungen nach 1945 waren während der NS-Zeit Mitglieder der NSDAP, funktionell in der NS-Diktatur tätig oder unterstützten das Regime in anderer Weise. Zu ihnen zählte der SS- Gruppenführer Heinz Reinefarth, der unter anderem an der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes im August 1944 beteiligt war. Während der "Fall Reinefarth" ausführlich wissenschaftlich untersucht wurde, fehlte bislang eine fundierte und umfassende Aufarbeitung von Kontinuitäten in Schleswig-Holstein aus dem Nationalsozialismus. Das ist nun anders, denn kürzlich hat der Flensburger Geschichtsdidaktiker Uwe Danker die wichtigsten Ergebnisse seines Teams vorgestellt, das systematisch die Verstricktung von schleswig-holsteinischen Politikern in NS-Verbrechen gewidmet hat. Die WELT berichtet über die zentralen Ergebnisse und Links zu den Untersuchungsberichten der Forscher gibt es auch.
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Inzwischen gehören sie zum beinahe selbstverständlichen, wenn auch mancherorts immer wieder umstrittenen Inventar der bundesrepublikanischen und sogar der europaweiten Erinnerungskultur: die sogenannten Stolpersteine. Auf den zehn mal zehn Zentimeter großen Betonwürfeln sind die Namen von NS-Opfern in Metall eingeschlagen, ergänzt durch Geburtsjahrgang, Verfolgungs- und/oder Verurteilungsgrund, Deportationsziel und -datum sowie meist das Todesdatum. Offiziell wurde der erste Stein vor genau 20 Jahren verlegt, am 3. Mai 1996 in Kreuzberg, wie Hermann Hesse in seiner Geschichte der Stolpersteine, die er für die TAZ verfasst hat, schreibt: "Ein wegweisendes Projekt".
Der Link zum Jubiläumsartikel in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Schon seit längerem ist es zu beobachten: immer mehr Juden emigrieren aus Frankreich nach Israel. Die Hauptursache: Wachsender Antisemitismus in Europa. Was heißt das konkret? Wie sehen die Hintergründe aus? Diesen Fragen geht Jürgen Liminski in einem Beitrag für die TAGESPOST nach. Im Blick auf den Kampf gegen Antisemitismus konstatiert er u.a.:
"Frankreich hat hier einen echten Nachholbedarf. Die Angriffe auf jüdische Einrichtungen in Frankreich und auf Einzelpersonen, die als Juden erkennbar sind – viele Juden tragen deshalb keine Kippa mehr – haben nicht nur mit dem islamistischen Terror zu tun. Sie sind auch dem latenten Antisemitismus geschuldet, der sich in Frankreich wie ein Ölfleck auszubreiten droht und in den Köpfen Platz greift."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Aber nicht nur Frankreich scheint Nachholbedarf im Kampf gegen Antisemitismus zu haben, sondern auch Großbritannien. Zumindest scheint das auf die Labour-Partei zuzutreffen, die derzeit von einer gewaltigen Antisemitismus-Affäre gebeutelt wird, die mittlerweile mehrere Parteimitglieder ihre Mitgliedschaft gekostet hat, unter ihnen u.a. Londons Ex-Bürgermeister Ken Livingstone Shah Hussain aus der nördlichen Stadt Burnley. Letzterer hatte einem israelischen Fußballer auf Twitter vorgeworfen, Israel gehe mit den Palästinensern genauso um wie Adolf Hitler mit den Juden, wie SPIEGEL, JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und DEUTSCHLANDRADIO berichten: "Tiefer Riss bei Labour".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Im Koran heiße es, Christen sollten bis auf den Tod gehasst werden, sagen zumindest islamistische Terroristen. Falsch, sagt widerum ein katholischer Theologe im Interview mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Klaus von Stosch, der sich seit vielen Jahren mit dem Islam beschäftigt, behauptet, dass der Koran mit Christen eigentlich kein Problem hat. Ist der "Religionskrieg", den wir erleben, also ein Missverständnis? Stosch ist seit 2008 Professor für systematische Theologie in Paderborn, wo er das Zentrum für komparative Theologie und Kulturwissenschaften mitbegründete. In einer interreligiös zusammengesetzten Forschergruppe, der u. a. der bekannte Islamwissenschafter Mouhanad Khorchide angehört, untersucht er die Art, wie der Koran mit Jesus von Nazareth umgeht: «Fundamentalisten wissen, dass der Koran Christen als Freunde der Muslime anpreist.»
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Eine aktuelle Studie des renommierten Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center (USA) vom 27. April 2016 zu den politischen Einstellungen muslimischer Menschen zeigt einen länderübergreifenden Geltungsanspruch des islamischen Rechts auch für säkulare Rechtsordnungen. Dieser politische Anspruch zur Verbindlichkeit des Islams ist jedoch je nach Land, Altersgruppe und Bildungsschicht unterschiedlich ausgeprägt, wie Lutz Neumann für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST erläutert: "Muslimische Mehrheiten für gesetzliche Geltung des Korans auch in säkularen Staaten".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Die Flüchtlingsfrage stellt die bundesdeutsche Gesellschaft vor große Herausforderungen - und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland vielleicht in ganz besonderer Weise. Viele Juden helfen zwar den Geflohenen, aber nicht wenige fürchten, muslimische Asylsuchende könnten dazu beitragen, Antisemitismus weiter zu verbreiten. Jens Rosbach hat sich für DEUTSCHLANDRADIO in den jüdischen Gemeinden umgehört: "Zwischen Angst und Hilfsbereitschaft".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Altersarmut - ein Thema, das seit längerem schon die öffentliche Debatte beschäftigt. Jedoch wird dabei, so kritisiert Sergey Lagodinsky in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, eine ganz bestimmte Bevölkerungsgruppe stets ausgeblendet:
"Was haben zahlreiche emigrierte und heute in Deutschland tätige jüdische Ärzte, Ingenieure, Angestellte zwischen 50 und 60 gemeinsam? Sie kamen mit langer Berufserfahrung in das Deutschland der 90er-Jahre. ... In ein paar Jahren eint sie die Warteschlange für Bedürftige. Für sie wird es kein Wunder geben, kein gelobtes Land am Ende der Armenwüste. Denn sie alle sind sichere Kandidaten für die Grundsicherung. Keiner eilt ihnen zu Hilfe, keiner redet über sie in den Talkshows. Von Sigmar Gabriel bis Hannelore Kraft – wenn sie in diesen Wochen über Altersarmut sprechen, so sprechen sie über andere, nicht über uns."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Juden, die sich vor Muslimen in Europa nicht mehr sicher fühlen, seien in Russland herzlich willkommen. Sagt zumindest Wladimir Putin. Und tatsächlich gibt es eine Renaissance jüdischen Lebens in Russland, berichtet Sabine Adler für DEUTSCHLANDRADIO. Auch wenn Kritiker des Präsidenten dem Frieden nicht trauen, so zitiert Adler aber auch etwa die Stimme von Michail Tschlenow vom Eurasischen Jüdischen Kongress:
"Heute können Juden tun, was sie möchten: Willst du nach Israel oder wohin auch immer ausreisen, bitte! Willst du an zwei Wohnorten leben, tu's! Willst du eine Synagoge eröffnen? Wenn du Geld hast, mach sie auf! Es gibt keine Hindernisse. Ob zu Sowjet- oder zu Zarenzeiten oder im 19. Jahrhundert - Juden wurden immer diskriminiert. Heute nicht mehr."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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»Mit dem Schwert oder festem Glauben. Luther und die Hexen« - so heißt die neue Sonderausstellung in der Johanniterscheune des Kriminalmuseums in Rothenburg ob der Tauber. Über 100 Exponate sind auf zwei Stockwerken aufgebaut. Rund zwei Jahre hat die Vorbereitung gedauert. Diane Mayer hat die Sonderausstellung für das SONNTAGSBLATT besucht und schildert Hintergründe und Eindrücke: "Entmystifiziert: Luther und Hexen".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal, 2011 Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, entwirft in seinem neuestem Werk „2084 – Das Ende der Welt“ eine völlig kontrollierte Gesellschaft und nimmt damit den Faden seines berühmten Kollegen George Orwell auf und spinnt ihn gekonnt ein ganzes Stück weiter. Was er schildert ist ein düsteres Reich, einen Überwachungsstaat, der keine Technik braucht. Denn es ist die Religion, die für die Herrschenden alles regierbar macht und dafür sorgt, dass alle regierbar bleiben. „Ich glaube, dass das Zeitalter der Politik an ihr Ende gekommen ist. Wir sind längst in die Zeit der Religion eingetreten“, sagt Sansal, danach gefragt, was ihn dazu bewegte, diesen Roman zu schreiben. „In der muslimischen Welt hat die Religion die Politik und alles, was von ihr abhängt, wie Wirtschaft und Soziales, bereits verdrängt.“ Reiner Wandler stellt den Roman in der TAZ näher vor: "Die Islamisierung der Gesellschaft".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Sie wissen sicher, welches Buch Platz Eins der Spiegel-Bestsellerliste krönt? Ja, es ist "Mein Kampf". Aber natürlich nicht in "arischer Reinform", sondern in der wissenschaftlich vorzüglich kommentierten und edierten Ausgabe, die es sei einiger Zeit nun im Buchhandel gibt. Heute Abend gibt es dazu einen Dokumentarfilm von Manfred Oldenburg, in dem er der Frage nachgeht, ob "Mein Kampf" heute noch gefährlich sein kann. Was steht in diesem Buch? Wie ist es entstanden? Wie war seine Rezeptionsgeschichte? Und welche Auswirkungen hat sein Inhalt für uns heute, wo Gewalt und Hass gegen Asylanten alltäglich geworden sind?
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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