Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
21.01.2016 - Nr. 1612

ACHTUNG

Die nächste Ausgabe erfolgt am Montag, 25. Januar 2016.



Guten Tag!

Nr. 1612 - 21. Januar 2016



Auf den Golanhöhen soll die israelische Armee sicherstellen, dass der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien nich auf von Israel kontrolliertes Gebiet übergreift. Dabei betrachtet man Russlands Engagement in Syrien mit Skepsis, da man in Israel befürchtet, Moskau werde die Erzfeinde Iran und Hisbollah unterstützen. Und die sind Israel verhasster als der Islamische Staat, meint Torsten Teichmann in seiner Reportage für DEUTSCHLANDRADIO. Andererseits aber wiederum hat gerade erst Israels Präsident Reuven Rivlin davor gewarnt, dass die Ideologien des „Islamischen Staates“ in der arabischen Gesellschaft angekommen sind und immer populärer werden. Er forderte, mehr Geld in die Ausbildung im arabischen Sektor zu investieren, wie einem Bericht von ISRAELNETZ zu entnehmen ist.
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

"Plötzlich stand er in der Diele. Dafna Meir hatte ihre Haustür nicht abgeschlossen, das ist in vielen israelischen Siedlungen des Westjordanlands so üblich. Doch diesmal wurde der 38 Jahre alten Krankenschwester ihr Grundvertrauen zum Verhängnis. Der 15 Jahre alte Murad Badr, ein palästinensischer Teenager, drang Sonntagnacht mit einem Messer in ihr Haus ein, um zu töten. Schützend stellte sich Dafna Meir zwischen den Täter und ihre 17 Jahre alte Tochter. So gewann die Mutter von sechs Kindern genug Zeit, dass drei ihrer Kinder in die erste Etage fliehen und sich dort in einem Zimmer einsperren konnten. Dafna Meir zahlte dafür mit ihrem Leben. Als die Rettungsteams wenige Minuten später eintrafen, lag sie bereits tot in einer riesigen Blutlache, Murad Badr war geflohen."
Gil Yaron berichtet für die WELT von der Stimmung unter den israelischen Siedlern, die nach diesem entsetzlichen Vorfall hoffnungsvoller ist als man denkt: "Man kann seinen Alltag nicht einfach anhalten"
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In der Schweiz machen derzeit Enthüllungen über geheime Verhandlungen Schlagzeilen, die Bundesrat Pierre Graber 1970 nach der Entführung einer Swissair-Maschine mit Exponenten der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) geführt hat. Gegenstand des Geheimabkommens soll die Zusicherung gewesen sein, dass auf die Schweiz kein weiteres Attentat verübt wird. Politiker fordern nun vom Bundesrat eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG beleuchtet den Fall in mehreren Beiträgen: "Schweizer Abkommen mit PLO enthüllt"
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Früher war er Türsteher, Dachdecker, Fensterputzer - und heute ein Profi-Fotograf, auch wenn er das Fotografieren "nur" in der Volkshochschule lernte. Sein neuestes Projekt ist beeindruckend: Er wollte 70 Auschwitz-Überlebende fotografieren und am Ende baten ihn mehr als 200 um ein Porträt, um erschütternde Erinnerungen zu archivieren: "Gegen das Vergessen" heißt sein multimediales Projekt, das man online hier finden kann: http://gegen-das-vergessen.gdv-2015.de/de. Cirstin Ludwig erzählt in der WELT von dem Projekt und seinem Urheber: "Sag, in den Öfen wird Brot gebacken!"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In "Po-lin" hat die polnische Regisseurin Jolanta Dylewska Amateuraufnahmen aus polnischen Dörfern der 20er- und 30er-Jahre zu einem Dokumentarfilm montiert. Dabei gelingt ihr, die Schtetl-Kultur in Bildern wiederauferstehen zu lassen, wo es bislang nur Texte gab, was man ruhig als eine kleine Sensation bezeichnen kann, meint Ralf Bei der Kellen in seinem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO: "Originalaufnahmen aus den Schtetln".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In einem sehr interessanten Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG setzt sich Israel-Korrespondent Ulrich Schmid sehr differenziert mit der europäischen Obsession zur Kritik an Israel auseinander. Viele Israelis akzeptieren die Kritik von außen durchaus, schreibt er, aber was "sie meist nicht akzeptieren, ist Doppelmoral. Israel, sagen sie, werde ausgegrenzt. Es wird öfter und härter kritisiert als andere Länder, die sich gleich Schlimmes oder Schlimmeres zuschulden kommen lassen. Sie haben recht." Schmid führt mehrere Beispiele an, insbesondere auch das Verhalten der UNO und kommt schließlich zu folgendem Schluß:
"Und diese Ausgrenzung [Israels] hat letztlich stets nur eine Konsequenz: die Delegitimierung. Jede Ausgrenzung untergräbt das Existenzrecht Israels. Gewöhnt sich die Welt daran, dass man an Israel besondere Massstäbe anlegen kann, wird es gefährlich. Doch nicht nur Israel leidet. Wer Israel ausgrenzt, versündigt sich auch an den Menschenrechten und stellt damit eine der wichtigsten Errungenschaften der Aufklärung infrage."
Der Link zum lesenswerten Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Bundesinnenminister de Maizière ist den immer wieder laut werdenden Sorgen der jüdischen Gemeinschaft vor einem wachsenden Antisemitismus durch Flüchtlinge aus arabischen Ländern entgegengetreten. Juden sollten sich in Deutschland auch ohne Polizei sicher fühlen, so de Maizière, der bei einer Veranstaltung der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Salomon Korn, über die Sicherheitslage der Juden in Deutschland und die Auswirkungen der großen Zahl von Flüchtlingen aus islamischen Ländern diskutierte, wie u.a. JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichten. Dass die Sorgen der jüdsichen Gemeinschaft in Deutschland nicht unberechtigt sind, kann man beispielsweise einer Reportage von Patrick Gensing für TAGESSCHAU.de entnehmen, in der Gensing von Angriffen auf Synagogen, Beleidigungen im Alltag und schwer bewachten Schulen berichtet. Oder aber eine Reportage von Sonja Jordans, die sich für DEUTSCHE WELLE  in Frankfurt und Offenbach umgehört und u.a. auch mit den Rabbinern Julian-Chaim Soussan und Mendel Gurewitz gesprochen hat: "Wir sind nicht mehr sicher hier!"
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Kopftuch, Speisevorschriften und Gebetszeiten: Wie viel Religion darf in der Schule sein? Über diese Frage diskutierten kürzlich Pädagogen auf einem Lehrkräfteforum der Evangelischen Landeskirche Hannover. Michael Niehaus war für DEUTSCHLANDRADIO mit dabei und schildert seine Eindrücke: "Wie viel Religion verträgt die Schule?".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Immer mehr Juden verlassen die Ukraine, um nach Israel überzusiedeln. Bemerkenswert dabei ist, dass ihnen dabei eine christlich-jüdische Organisaton hilft, die "International Fellowship of Christians and Jews" (IFCJ), die 1983 von dem amerikanischen Rabbiner Yechiel Eckstein gegründet wurde. Die Organisation setzt sich dafür ein, dass Juden vor allem aus Gegenden, in denen Krieg herrscht, nach Israel auswandern. Nina Jeglinski stellt für die JÜDSCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG den Rabbi, seine Organisation und deren Engagement in der Ukraine näher vor: "Aufbruch in ein neues Leben".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Ülkümen-Sarfati-Gesellschaft hat sich den jüdisch-muslimischen Dialog auf die Fahnen geschrieben. Die Namensgeber der Gesellschaft sind der türkische Diplomat Selahattin Ülkümen (1914–2003) und Itzhak Sarfati, der im 15. Jahrhundert Oberrabbiner in Edirne war. Sarfati schrieb an Juden aus Westeuropa, um sie zur Auswanderung ins Osmanische Reich zu bewegen, weil dort Toleranz und Offenheit herrschten. Ülkümen rettete als türkischer Generalkonsul auf Rhodos 1944 zahlreichen Juden das Leben, indem er ihnen türkische Pässe ausstellte und sie damit vor der Deportation nach Auschwitz bewahrte. Heute wird Ülkümen in Yad Vashem als »Gerechter unter den Völkern« geehrt. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG sprach mit Marc Simon über Fragen der Integration und die Bedeutung des Gesprächs: »Wir können nur Türöffner sein«.
Der Link zum Interview in der Rubri INTERRELIGIÖSE WELT.

Franz Kafka und Sigmund Freud gehörten einst zu den jüdischen Kurgästen Südtirols. In der immer noch beliebten Urlaubsregion erinnern heute freilich kaum mehr als eine Synagoge und ein paar Stolpersteine an die Opfer der deutschen und italienischen Verfolgung. Das trifft auch auf Meran zu, wo mur wenige Spuren noch an die jüdische Geschichte der Stadt erinnern, wie Bettina Gabbe in ihrer Reportage für das SONNTAGSBLATT deutlich mach: "Synagoge und Stolpersteine".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die liberale Or-Chadasch-Gemeinde im österreichischen Wien feiert letztes Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Aller Anfang war schwer, trotzdem hat man sich in Wien behauptet – was alles andere als selbstverständlich war, wie Petra Stuiber in ihrem Beitrag für das österreichisch-jüdische Magazin NEWS ÜBER UNS schildert. Anlässlich der 25-Jahr-Feier war auch Anat Hoffman zu Gast in Wien. Hoffman gilt als Vorkämpferin in einer der symbolträchtigsten Auseinandersetzungen in Jerusalem, hat sie doch 1988 die Frauenrechtsbewegung „Women of the Wall“ mitgegründet, die dafür kämpft, dass auch Frauen an der Klagemauer in Jerusalem genauso wie Männer beten dürfen – nach den Prinzipien des liberalen Judentums, aber gegen die Gesetze der Orthodoxie. Heute leitet sie das „Israel Religious Action Center“ (IRAC), eine Einrichtung des progressiven Judentums, die für die Rechte von Frauen, Einwanderern und Minderheiten in Israel kämpft. NEWS ÜBER UNS hat mit ihr anlässlich ihres Österreich-Besuchs gesprochen: "Der Traum von einer anderen Mauer".
Die Links zu Reportage und Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Und noch ein Interview: Im Oktober 2015 hielt die große ungarisch-jüdische Philosophin Ágnes Heller einen Vortrag bei der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. NEWS ÜBER UNS nutzte die Gelegenheit und sprach mit ihr über den Zustand des heutigen Europas, zu Fragen der Integration, der Eigenart des Islam und zu ihrer eigenen Identität: "Frau. Jüdin. Ungarin. Philosophin".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Eva Illouz, eine in Marokko geborene, in Frankreich aufgewachsene und in den USA promovierte Soziologin mit einer Professur an der Hebräischen Universität in Jerusalem, ist als orthodoxe Jüdin aufgewachsen. Seit kurzem liegt in deutscher Übersetzung ihr Buch "Israel" vor, das eine Sammlung von vierzehn längeren Beiträgen enthält, die Illouz zwischen 2011 und 2014 in der linksliberalen israelischen Zeitung „Haaretz“ publizierte. In einer recht langen, hoch interessanten und lesenswerten Rezension für LITERATURKRITIK stellt Jan Süselbeck den Band näher vor und schreibt u.a.:
"Die zum größten Teil in der israelischen Zeitung „Haaretz“ erschienenen Analysen der Soziologin, die ihr in ihrem Land scharfe Kritik einbrachten, fußen zum Teil auf empirischen Analysen der israelischen Gesellschaft, in der tatsächlich wohl kaum weniger Diskriminierungsmechanismen wirksam sind als im Rest Europas. Aus Illouz’ Buch kann man lernen, dass es genausowenig angeht, Israel als demokratisches Paradies ohne Makel zu imaginieren, wie man alle Bosheit der Welt auf diesen Staat projizieren kann, um von vergleichbaren Problemen in Deutschland und Europa abzulenken."
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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