Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
16.10.2015 - Nr. 1603

"Das ist eine Facebook-Intifada"



In der Altstadt und in Jerusalem mit Schirmen bewaffnet

Jerusalem. 14. Nov. 2015 * Die andauernde Terrorwelle, die anscheinend immer noch schlimmer wird, und in Jerusalem gestern drei Todesopfer forderte, hat den Touristenstrom bisher nicht aufgehalten, aber das wird sich wahrscheinlich bald ändern.

Die Erlöserkirche in der Altstadt war am letzten Sonntag wie üblich für den Oktober voll. Aber der Suk war recht leer. Auf dem Platz hinter dem Jaffatr standen nicht wie üblich die Werber für eine gratis Führung durch die Aktststatd und die wenigen Besucher waren ausschließlich Toristen. Israelis meiden die Stadt. Auch die orthodoxe und ultraorthodoxen Juden gehen nicht mehr zur Westmauer zum Gebet, schon gar nicht durch die Hagai Straße, dem direkten Weg vom Damaskustor zur Westmauer, nachdem dort in der vorigen Woche zwei Ulltraorthodoxe auf dem Weg zum Gebet ermordet worden waren. Die Orthodoxen machen aber auch nicht den Umweg über den David Souk vom Jaffator aus.

Inzwischen hat der Bürgermeister der Stadt alle aufgefordert, die eine lizensierte Waffe haben, diese immer bei sich zu tragen, eine Maßnahme, die das Editorial der Zeitung Haaretz für sehr gefährlich hielt und nicht den richtigen Weg, die Situation zu beruhigen. Andere, die keine Feuerwaffe haben, decken sich mit Pfefferspray ein, der zur Zeit ausverkauft ist, und mit Stöcken aller Art. Die Kurse zur Selbstverteidigung haben Hochkonjuntur. In den Medien wurden allerlei Heldentaten berichtet, wie Bürgen Terroristen mit Schirmen, Selfi-Stöcken und anderen zufälligen mitgeführten Utensilien „neutralisieren“ konnten, bis die Polizei eintraf.

Die Palästinenser berichten davon, dass das Erschießen von Terroristen durch israelische Polizei und andere einer Todesstrafe ohne Prozess gleichkäme. Dazu war ein Video, das gestern im Fernsehen ausgestrahlt wurde, hilfreich, das von einer Sicherheitskamera aufgenommen worden war, wo ein Angestellter der isaelischen Firma Bezeq, der offiziellen Kommunikationsfirma, ein Araber aus Ostjerusalem, wie alle bisherigen Terroristen des Monats Oktober, mit seinem Dienstwagen auf eine Straßenbahnhaltestelle in einem orthodoxen Viertel zurast, einen alten Rabbiner tötet und mehrere Verletzte, dann aus dem Auto springt, und anfängt, mit einer Axt auf eine Frau einzuschlagen, die er zu Boden geschmissen hat. Ein in der Nähe befindlicher Polizist in Zivil oder ein sonstiger Wachmann schießt den Torroristen in die Beine, so dass dieser zu Boden stürzt, sich aber erhebt und versucht weiter auf die Frau einzuschlagen, ein zweiter Schuss hindert ihn nicht daran, erst der vierte Schuss kostet ihm den Tod und der Frau das Leben.

Kerry hat angekündigt, ins Land zu kommen, um für Enstpannung zu sorgen, ob ihm das gelingt, ist zweifelhaft, nachdem er zur gleichen Zeit verkündigte, die massive Siedlungstätigkeit des letzten Jahres habe quasi zu der Verzweiflung der Palästinenser geführt, deren Resultate jetzt zu Tage kämen.

(COPYRIGHT: Michael Krupp, Jerusalem)


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