Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
17.09.2015 - Nr. 1596

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Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Montag, 21. September 2015.


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Nr. 1596 - 17. September 2015



John Bolton, Ex-US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, sieht in dem umstrittenen Atomabkommen mit dem Iran eine Bedrohung für den Frieden in der Welt. Die Vereinbarung habe dem Iran den Weg für Atomwaffen geebnet, sagte er im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO. Der Westen habe in den Verhandlungen versagt, die europäischen Regierungen hätten sich "als Schwächlinge erwiesen". Auf die Frage, ob der Iran mit diesem Vertrag nicht in die Weltgemeinschaft zurückkehre und dadurch die iranische Zivilgesellschaft gestärkt würde, antwortet er:
"Jeder, der dies annimmt, lebt in seiner eigenen Welt. Es gibt doch keinerlei Hinweise darauf, dass das iranische Regime sich in den letzten 35 Jahren geändert habe. Wenn sie heute sagen, Tod Israel oder Tod den USA, dann ist das so gemeint, wie sie es immer gemeint haben. Die Schöngeister wollen natürlich daran glauben: Nein, sie meinen es ja nicht so, wie sie es sagen. So wie auch die Schöngeister damals glaubten, Adolf Hitler meine das nicht so, wie er es sage."
Ganz anders sieht dies Simon Moresedegh, einziger jüdischer Abgeordneter im iranischen Parlament (siehe auch: ONLINE-EXTRA Nr. 212). Er erläutert im Interview mit der DEUTSCHEN WELLE, warum er im Parlament für das Abkommen stimmen will: "Atom-Deal wird auch Juden im Iran nützen"
Die Links zu den Interviews in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Als der Film vor drei Jahren in Frankreich in die Kinos kam, sahen ihn beachtliche 250.000 Zuschauer. In den USA spielte das Werk immerhin über 1,2 Millionen Dollar ein. Die Rede ist von Lorraine Lévys Film »Der Sohn der anderen«, in dem es um einen Juden und einen Palästinenser geht, die als Babys vertauscht wurden. Gedreht wurde mit wenig Geld in nur 33 Tagen an Originalschauplätzen in Israel, wie Jörg Taszman in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet und sich von dem Film sehr angetan zeigt: "Wut und Freundschaft".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Gewalt gegen Palästinenser durch jüdische Siedler gehört seit Jahren zum Alltag, Drangsalierungen, Handgreiflichkeiten, das Verbrennen von Feldern und Olivenbäumen, das Abreißen von Häusern, Erniedrigungen durch das Militär an den vielen Checkpoints. Und auch die lange Kette palästinensischer Gegengewalt, Messerattacken auf Polizisten, Steinewerfen auf Siedlerautos, sowie auch tödliche Anschläge. Seit 40 Jahren verfolgt auch der Journalist Werner Sonne die Entwicklung in Israel und berichtet in seinem Essay für den TAGESSPIEGEL, dass nun auch zunehmend kritische Stimmen innerhalb Israels vor der Zunahme eines jüdischen Extremismus warnen:
"Man fühlt sich in das Alte Testament zurückversetzt. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Doch, so argumentiert die Kommentatorin Sima Kadmon, wenn es bei uns passiert, dann reden wir vom Einzelfall eines Verrückten, wenn es bei denen passiert, dann reden wir immer von mörderischen Terroristen. Und kommt zu dem Schluss: 'Wir sind nicht besser als unsere Feinde'."
Der Link zum Essay in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Mehrere Jahre stand er an der Spitze der Deutsch-Israelischen Gesellschaft - jetzt hat er überraschend angekündigt, sein Amt aufzugeben: Reinhold Robbe. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung im November soll sowohl für ihn ein Nachfolger gefunden als auch das gesamte Präsidium neu gewählt werden. Hintergrund des überraschenden Rücktritts sind wohl Querelen insbesondere mit dem Schatmeister der DIG, Stephan Kramer, dem ehemaligen Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, wie TAGESSPIEGEL und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG übereinstimmend berichten: "Reinhold Robbe gibt Amt ab".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Am 15. September 1935 - fast genau vor 80 Jahren, wurden die "Nürnberger Gesetze" verabschiedet – "zum Schutze des deutschen Blutes", wie es auf Nazi-Deutsch hieß. Den Kommentar des unseligen Gesetzeswerkes verfasste Hans Globke, der später unter Adenauer umstrittener Kanzleramtsminister wurde. L. Joseph Heid erinnert in einem Beitrag für die WELT an die Einführung und Hintergründe der Nürnberger Gesetze und in einem weiteren Beitrag berichtet Sven Felix Kellerhoff von neuen Dokumenten, die ein differenziertes Licht auf Globke werfen: "Beeinflusste Hans Globke Historiker?"
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In einem Gastbeitrag für den TAGESSPIEGEL warnt der Historiker und ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfang Benz, vor der Pegida-Bewegung, die es fertig gebracht habe, die Brücke nach rechts außen zu schlagen und damit den Rechtsextremismus in die Mitte der Gesellschaft gebracht habe:
"Die Ethnisierung sozialer Probleme hat einen Kulturrassismus hervorgebracht, der an das alte Übel anknüpft, Menschen aufgrund ihrer Herkunft als höher- oder minderwertig zu klassifizieren. Minderheiten sind damit zugleich als Gefahr für die Mehrheit stigmatisiert. Wagenburgmentalität innerhalb der Mehrheitsgesellschaft und das Verlangen, Intoleranz als Tugend zur Abwehr vermeintlicher Gefahren zu kanonisieren, sind Reaktionen der Unsicherheit. Die Botschaft, die Ideologen verbreiten, findet den Nährboden in existenziellen Ängsten. Die Adressaten sind resistent gegen rationale Argumente, denn Bedrohungsszenarien und Verschwörungsfantasien sind wirkungsvoller als alle Vernunft und jede Logik."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Sich als Jude mit jungen Neonazis zusammenzusetzen, dürfte einiges an Überwindung kosten. Reinhard Schramm tut es dennoch. Er ist Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen und besucht in seiner Freizeit Straftäter oder Jugendliche mit explizit rechter Gesinnung, um Vorurteile abzubauen. Ob ihm das gelingt und was ihn zu seinem Tun bewegt, schildert Blanka Weber in einem Porträt für DEUTSCHLANDRADIO: "Zu Besuch bei Rechtsextremen".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Debatte, wie mit Hass-Postings in den sozialen Netzwerken umzugehen sei, sind immer wieder Warnungen vor einer Beschneidung der Meinungsfreiheit zu hören. Wie berechtigt sind sie? Mit dieser Frage setzt sich Sascha Pommrenke in einem lesenswerten Essay für TELEPOLIS auseinander. Sein Beitrag weist auch zahlreiche Querverlinkungen und Quellenangaben auf und bringt immer wieder konkret in Erinnerung, über welche Art von Äußerungen hier geredet wird, denen einige den Schutz der Meinungsfreiheit gewähren wollen. Beispielsweise Kommentare wie diese, die auf Facebook zu den in einem LKW erstickten syrischen Flüchlinge gepostet wurden:
"+++Breaking News+++ Österreich hat ein Gammelfleischproblem, auf der Autobahn wurde ein Lkw sichergestellt mit mindestens 50 Klumpen syrisches Gammelfleisch. Die Regierung von Österreich ist gerade am überlegen ob es das Gammelfleisch zu Lasagne verarbeitet und dann als spende an die Flüchtlinge schickt…"
Ist das Löschen derartig beleidigender und hasserfüllter Kommentare in sozialen Netzwerken "Zensur"? Nein, sagt auch Catherine Newmark, die einem Kommentar für DEUTSCHLANDRADIO ebenfalls dem Zensurvorwurf entgegentritt.
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSRADIKALISMUS.

Der Dialog der Religionen ist geprägt von großen Verwerfungen, wofür das Verhältnis von Juden und Christen vielleicht als Paradebeispiel gelten kann. Christoph Markschies, Leiter des Instituts Kirche und Judentum, will dieses Verhältnis neu gestalten, wie er in einem bereits Ende August geführten Interview mit DEUTSCHLANDRADIO erläutert. Dabei äußert er sich u.a. über die Bedeutung des fast vor seiner Schließung stehenden "Instituts für Kirche und Judentum", geht auf die Problematik der messianischen Juden ein und die neuerdings auf protestantischer Seite umstrittene Zugehörigkeit des Alten Testaments zur christlichen Bibel: "Das Alte Testament war die Bibel des Jesus von Nazareth"
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIIGÖSE WELT.

Mit einem Appell für Frieden und Religionsfreiheit haben die Bischöfe des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ihre Vollversammlung im Heiligen Land beendet, wo die aus mehr als 45 Ländern Europas stammenden Bischöfe erstmals tagten. Vertreter des Rates besuchten zudem Bethlehem und sprachen in Jerusalem und Ramallah mit den Präsidenten Rivlin und Abbas, wie DOMRADIO, KATHWEB und KATHOLISCH.de berichten: "Europas Bischöfe beklagen Mauern und Zäune in der EU und Israel".
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIIGÖSE WELT.

Sadik Jalal al-Azm ist so etwas wie der Übervater aller säkularen arabischen Intellektuellen. Der aus einer bekannten syrischen Familie stammende Denker wurde 1934 in Damaskus geboren, promovierte in den USA über Kant und lehrte bis 1999 moderne europäische Philosophie an der Universität Damaskus. Er hat sich als scharfzüngiger Kritiker des Islamismus auch im Westen einen Namen gemacht. Am 28. August 2015 wurde er in Weimar mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Nun hat die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG mit ihm über den islamischen Fundamentalismus gesprochen und ihn nach einem denkbaren Mittelweg für den Islam befragt. Am Beginn des Gesprächs stellt er deutlich fest:
"Islamisten sind symptomatisch für eine Malaise. Sie spiegeln die Versäumnisse der arabischen Moderne wider: für Entwicklung und Fortschritt zu sorgen, starke Volkswirtschaften zu schaffen et cetera. Der Islamismus ist eine Bewegung der Restauration, die komplett von der Moderne Abstand nimmt."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIIGÖSE WELT.

Natalia Verzhbovska ist das erste weibliche Oberhaupt einer jüdischen Gemeinde in Nordrhein-Westfalen seit dem zweiten Weltkrieg. Seit September leitet die gebürtige Ukrainerin die liberalen Gemeinden in Oberhausen, Unna und Köln. Der WDR stellt sie auf seinen Seiten näher vor: "Erste Rabbinerin in NRW".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Gemeinsam den Schabbat zu halten, lautete die Idee eines Projekts, das vor zwei Jahren in Südafrika entstanden ist. 70 Prozent der 75.000 südafrikanischen Juden sollen mitgemacht und – viele von ihnen zum allerersten Mal – den Schabbat vollumfänglich eingehalten haben. Die Idee ging um die Welt: Inzwischen sind es mehr als 500 Städte in fast 70 Ländern, die bei der Aktion mitmachen. Im letzten Jahr gehörte auch Basel dazu, und nun will Zürich dazustoßen, wie Benny Epstein in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES berichtet und das gesamte Projekt näher vorstellt: "Jeans und Strejmel wünschen sich 'Gut Schabbes'"
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In den jüdischen Gemeinden Deutschlands wird nicht selten beklagt, die Synagogen seien leer. Viele der zugewanderten russischsprachigen Juden hätten mit Religion nicht viel am Hut - und jüngere Juden, häufig aus Israel, kommen auch nicht in die Gemeinde. Doch das muss nicht so sein, wie eine junge Initiative in der Berliner Synagoge am Fraenkelufer zeigt, wie Jens Rosbach in seiner Reportage für DEUTSChLANDRADIO berichtet: "Juden aus aller Welt beleben Berliner Synagoge".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

"Gotteslästerliches Treiben" sah der junge Mönch namens Luther, als er um die Jahreswende 1510/11 in der Ewigen Stadt weilte. "Lügen, Betrügen, Rauben, Stehlen, Prunken, Hurerei" beobachtete er dort, wo er die Stätte des Heils vermutet hatte. Als "babylonische Hure" brandmarkte der Reformator (1483-1546) später die Stadt der Päpste. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert und Rom hat jetzt sogar einen Martin-Luther-Platz. Bürgermeister Ignazio Marino enthüllte am Mittwoch in einem Park unweit des Kolosseums das steinerne Straßenschild mit der Aufschrift "Piazza Martin Lutero", wie KATHOLISCH.de berichtet.
Der Link zum Bericht in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Für Augustinus war er ein "Lufttier", für Thomas von Aquin der Geist des Bösen. Die Rede ist vom Teufel. Kurt Flasch hat ihm eine "neue Biographie" gewidmet, in der er u.a. ausührlich die heftigen Teufelsstreitigkeiten des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts schildert. "Ihn interessieren aber nicht allein die vielen gelehrten Kontroversen, die hoch gebildete Theologen, Philosophen, Juristen und auch Ökonomen über das Wesen und die Existenz des Teufels als der Personifizierung der grausamen Macht des Bösen in gelehrten Journalen und dicken Büchern austrugen. Vielmehr will er zugleich auch die starke Präsenz des Teufels im Denken und Leben der einfachen Leute Europas erfassen." So der Theologe Friedrich Wilhelm Graf, der das Buch für die WELT vorstellt: "Den Teufel sind wir los, die Teufel sind geblieben".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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