Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
17.02.2015 - Nr. 1552

ACHTUNG

Am Donnerstag, 19. Februar 2015, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 215 mit einem Auszug aus dem neuen Buch des katholischen Theologen Hans-Hermann Henrix: „Christus im Spiegel anderer Religionen“.


Guten Tag!

Nr. 1552 - 17. Februar 2015



Auf internationaler Ebene findet sie kaum noch verlässliche Freunde: Die Hamas. Im Grunde kann sie lediglich noch auf die Türkei Erdogans setzen, meint Ulrich Schmid in einer Reportage für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Schmid beschreibt insbesondere den Entfremdungsprozess zwischen Ägypten und der Hamas sowie deren Verhältnis zum "Islamischen Staat". Trotz der internationalen Isolation erfreut sich die Hamas in Gaza selbst freilich einer beinahe ungebrochenen Popularität, schreibt Schmid: "Unerschütterlich auch in der Isolation".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Vermutlich gibt es keinen anderen Stadtteil Jerusalems, um den Palästinenser und Israels so erbittert streiten wie Silwan. Nahe dem Tempelberg gelegen gilt Silwan als Ursprungsstätte Jerusalems. 1948 kam der Stadtteil unter jordanische Kontrolle, was sich erst 20 Jahre später mit der Eroberung Ost-Jerusalems im Sechs-Tage-Krieg ändern sollte. Seitdem erheben Israelis wie Palästinenser gleichermaßen Anspruch auf den Ort, wie Anne Fromm in einer Reportage für die TAZ exemplarisch deutlich macht. Man könnte sagen: n Silwan zeigt sich auf kleinster Fläche der Konflikt des ganzen Landes: "Mein Nachbar, der Eindringling".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Viel ist seit dem abscheulichen Terror-Anschlag auf die Redaktion der französischen Magazins "Charlie hebdo" wieder von Satire die Rede, die - so das brühmte Bonmot von Kurt Tucholsky - alles darf. Auch in Israel? Das fragte sich Torsten Teichmann, schaute sich nach der politischen Satire im Heiligen Land um und stellt sein Ergebnis in DEUTSCHLANDRADIO vor: "Eine fast heilige Institution".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Die Berlinale ist vorbei. Und wie jedes Jahr waren auch diesmal israelische Filme vertreten. Auffallend: Alle drei präsentierten Langfilme aus Israel im Berlinale-Programm sind von Frauen gedreht. Und alle drei Regisseurinnen, so Igal Avidan in seinem Bericht für DEUTSCHLANDRADIO, zeigen Perspektiven auf ein Land, die selbst den meisten Israelis unbekannt sein dürften: "Kämpfer, Freidenker und Flüchtlinge".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Deutschland, Mai 1945. Der Krieg geht zu Ende – und montagelang brandete eine Selbstmordwelle durch Deutschland, die Tausende, Frauen, Männer und Kinder das Leben kosteten. Welche Ängste haben diese Menschen bewegt, was genau waren ihre Motive? Und wie ging die Nachwelt mit diesem traurigen Phänomen um? Danach fragte der Historiker Florian Huber und ist dabei auch einem der größten Massenselbstmorde in der deutschen Geschichte auf die Spur gekommen, wie Jens Mühling in seinem bewegenden Beitrag für den TAGESSPIEGEL schildert: "Mit Gift, Strick und Kugel".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In Eisenach, wo Luther einst zur Schule ging und später in der Wartburg seine Bibelübersetzung schrieb, wurde 1939 ein evangelisches Institut gegründet, das die von heute aus betrachtet aberwitzige Aufgabe hatte, die Bibel und das gesamte kirchliche Leben von jüdischen Einflüssen zu befreien. Dabei beriefen sich die Theologen vor allem auch auf Luthers antijüdische Schriften, wie Wolfram Nagel in seinem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO erläutert: "Das unrühmliche Kapitel des sogenannten Entjudungsinstituts".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In einem langen, äußerst empfehlenswerten Essay in der WELT schildert Géraldine Schwarz die Geschichte vieler deutscher Nazis und Kriegsverbrecher aus dem Dritten Reich, die bei Kriegsende untertauchten, von der katholischen Kirche gedeckt und schließlich in den Nahen Osten gelockt wurden. Dort arbeiteten sie als Geheimdienstler, Generäle, Propaganda-Berater oder Lobbyisten - mitunter nur wenige Kilometer von Israel entfernt, von jenem Volk also, das sie für alle Zeiten auslöschen wollten. Dabei spielten sie eine maßgebliche Rolle im Aufbau der militärischen Streitkräfte etwa in Ägypten und vor allem in Syrien:
"Der syrische Staat hat in den Jahren 1948 und 1949 gut fünfzig alte Nazis angeheuert, darunter viele ehemalige Männer der SS, Hitlers Leib- und Prügelgarde. Auch Syrien will mit ihrer Hilfe die eigene Armee neu aufstellen und seinen Geheimdienst neu organisieren. Alles nach deutschem Vorbild. Und die Regierung in Damaskus hat sie über die Rom-Connection angeworben". So beispielsweise auch Walther Rauff, Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes für das Gebiet Norditalien. Er war es einst, der Lastwagen hatte entwickeln lassen, in die Gas eingeleitet wurde, ein Probelauf für die Todeslager: "Die Nazis und der Nahe Osten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Nach dem Terroranschlag von Kopenhagen hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erneut die Juden in Europa aufgefordert, nach Israel auszuwandern. "Wieder sind auf europäischem Boden Juden nur deshalb ermordet worden, weil sie Juden sind", sagte er. "Aber wir sagen zu unseren jüdischen Brüdern und Schwestern: Israel ist eure Heimat." Freilich erntete Netanjahu sofort Widerspruch: der höchste Rabbi Dänemarks, Jair Mechior, sagte, er sei enttäuscht über Netanjahus Aufruf: "Terror ist kein Grund, nach Israel zu ziehen". Unterdessen haben auch die Regierungschefs von Dänemark, Frankreich und Deutschland öffentlich unterstrichen, dass sie für die Sicherheit der Juden und jüdischen Gemeinden alles nur Erdenkliche zu tun bereit sind. "Wir möchten gerne mit Juden, die heute in Deutschland sind, weiter gut zusammenleben", sagte die Bundeskanzlerin in Berlin. Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden Josef Schuster ermuntert die Juden in Deutschland zu bleiben.  Er sehe derzeit "keinen Grund, warum Juden Deutschland verlassen sollten", sagte Schuster der BERLINER ZEITUNG. Im Interview mit der TAZ betonte er über die Frage des Sicherheitsaspektes hinausgehend:
"Jenseits der Sicherheitsfrage gilt auch weiterhin der Appell, dass gerade in den muslimischen Kreisen alles dafür getan werden muss, um Antisemitismus, Judenfeindlichkeit, gerade bei jüngeren Mitgliedern der Moscheegemeinden, entsprechend argumentativ zu bekämpfen. Hier muss noch deutlich mehr getan werden."
Gleichwohl, so ist allseits zu spüren, tragen die jüngsten antisemitischen Anschläge dazu bei, dass man beinahe von einem "neuen Exodus der europäischen Juden" sprechen kann, wie Gil Yaron in der WELT deutlich macht. Er beschreibt die Bemühungen in Israel selbst, die erwartete Welle neuer Einwanderer aus Europa aufzunehmen. Freilich weiß man in Israel selbst auch um die Bedrohlichkeit vor Ort, wie Yaron am Beispiel eines satirischen Theaterstücks, das derzeit in Tel Aviv zu sehen ist, vernanschaulicht:
"Ist ja schlimm, was bei euch passiert. Komm nach Israel!", sagt da eine Vertreterin des Einwanderungsministeriums zu einem französischen Juden. "Wieso? Gibt es in Israel keinen Terror gegen Juden?", fragt der zurück. "Doch natürlich gibt es den! Aber wie kannst du das vergleichen? In Israel ist das richtiger Terror, nicht wie in Europa! Dort kommen Diasporajuden ums Leben – gebeugte, erschrockene Menschen. Bei uns in Israel hingegen sterben starke Juden, die aufrecht stehen und stolz sind!" "Vielen Dank!", winkt der französische Jude daraufhin ab. "Zufällig habe ich nachgeforscht, wie viele aufrechte und wie viele gebeugte Juden im vergangenen Jahr gestorben sind. Und bei allem Respekt – hier in Frankreich ist es sicherer."
Zahlreiche Links zu Beiträgen, die sich mit den Reaktionen auf die antisemitischen Anschläge in Europa befassen, in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Woran glauben die, die nicht glauben?" war am 13./14. Februar 2015 das Thema einer Tagung der "Evangelische Akademie der Nordkirche" im "Haus der Kirche" in Güstrow, also inmitten einer ost-deutschen Region, die mit der höchsten Atheistenquote in Deutschland aufwarten kann. Wie man auf der Tagung mit dieser Problematik umging, schildert der Tagungsbericht von Horst Groschopp für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST: "Konfessionslosigkeit und Glauben".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Und noch einmal die Berlinale: Wie jedes Jahr gab es auch in diesem eine Reihe von Filmen, die einen mehr oder weniger deutlichen religiösen Hintergrund haben oder das religiöse Milieu als Setting nutzen. Anlass für DEUTSCHLANDRADIO mit der evangelischen Theologin und Filmkritikerin Kirsten Dietrich über jene Filme auf der Berlinale zu sprechen, die einen solchen religiösen Bezug aufwiesen: "Gott im Supermarkt".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

In einem längeren, sehr interessanten Interview mit dem protestantischen Theologen Friedrich Wilhelm Graf beklagt dieser, dass die Religion in der Vergangenheit "notorisch unterschätzt" worden sei. Das gelte vor allem im Hinblick auf den Islam. Dabei fordert er eine notwendige Differenzierung: "Begriffe wie DAS Christentum, DAS Judentum, DER Islam sind im Kern wenig hilfreich." Alle drei Religionen seien in sich hochgradig differenziert. Insbesondere wünsche er sich, dass man die Vielfalt und die demokratischen Traditionen im Islam sichtbar mache. Es gebe auch einen moderaten, an Aufklärung orientierten und demokratiekompatiblen Islam, so Graf. Zugleich warf der Theologe den christlichen Kirchen eine bevormundende "Autoritätskultur" vor:
"Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir in vielen Formen Freiheitsansprüche und Freiheitsrechte institutionalisiert haben. Wir erleben aber zugleich sehr viel Autoritätskultur in den religiösen Organisationen und Institutionen. Und das ist ein Widerspruch, den viele Menschen nicht ertragen."
Der Link zum vollständigen Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Jüdischen Kulturtage sind im Rheinland das Ereignis der kommenden vier Wochen: ab dem 22. Februar wird jüdische Kultur in über 360 Veranstaltungen zu erleben sein. Vor diesem Hintergrund sprach die RHEINISCHE POST mit dem nun knapp zwei Monate amtierenden Präsidenten des Zentralrats der Juden Josef Schuster. U. a. betonte er in dem Interview:
"Wir Juden in Deutschland wollen raus aus dieser Ecke, die mein Vorgänger, Dieter Graumann, einmal die ,Meckerecke' nannte. Wir wollen nicht immer nur gefragt werden, wenn es um Antisemitismus geht. Judentum und jüdisches Leben definieren sich auch nicht primär durch die Shoah. Vielmehr hat das Judentum einen sehr breiten kulturellen Hintergrund mit einer überaus fröhlichen Tradition. Dies wollen wir auch in die nicht-jüdische Gesellschaft weitertransportieren."
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Warum sind die Kaschrut-Regeln, die koscheres Kochen und Ernährung regeln, für Juden so wichtig? Welchen Sinn und Zweck haben die zahlreichen und komplizierten jüdischen Speisegesetze? Ist koscheres Essen vielleicht besser oder gesünder? Oder verbergen sich andere tiefgründigere Ideen hinter diesem Regelwerk? Auf diese Fragen versucht Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG eine Antwort zu geben: "Gerichte und Gebote".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT

New Yorks legendäre jiddische Theatertruppe, die "Folksbiene", feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Dabei erscheine es fast wie ein Wunder, dass die Folksbiene immer noch existiert, meint Julian Voloj in seinem Porträt des Theaters. Dabei seien die Themen des Theaters heute weitaus jüdischer als in den Gründerjahren, so berichtet er in seinem Porträt für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES: "Aktives jiddisches Theater".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seite Wochen zwischen Kirchen und Politik hart umstritten: Das Kirchenasyl in Deutschland. Von den Politikern bis hin zum Innnenminister scharf kritisiert, halten die Kirchen an ihm fest. In einem lesenswerten Beitrag in der FAZ, erläutert Reinhard Bingener die unterschiedlichen Argumente in diesem Konflikt zwischen Staat und Kirche. U.a. schreib er:
"Das Kirchenasyl ist deshalb jenseits rechtlicher Fragen mehr als eine Trivialität, die man bedenkenlos beiseite wischen könnte. In einem ruhigen Moment wird das hoffentlich auch dem Bundesinnenminister klar, der als „Verfassungsminister“ das Kirchenasyl sogar mit der Scharia verglich. Der Vergleich führt in die Irre: Das Kirchenasyl ist seinem Wesen nach eben kein zweites, konkurrierendes Recht zum staatlichen Recht, sondern eine zweite konkurrierende Wahrheit bezüglich des betroffenen Menschen. Das Christentum hat sich in seinen besseren Momenten stets dagegen gewehrt, dass Menschen auf eine einzige Rolle festgelegt werden. Auch nicht auf die des abgelehnten Asylbewerbers."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Täglich erreichen uns Bilder von mitunter unfassbar grausamen Taten religiöser Fanatiker. Doch wie ist es um das Verhältnis von Religion und Gewalt wirklich bestellt? Damit befasst sich Karen Armstrong, eine der angesehensten Religionswissenschaftler der Gegenwart, in einem voluminösen Buch - und sie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis, wie Philipp Gessler in seiner Rezension für_DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Ohne Religion wäre die Welt nicht friedlicher".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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