Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
18.10.2012 - Nr. 1373

ACHTUNG:

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Montag, 22. Oktober 2012.


Guten Tag!

Nr. 1373 - 18. Oktober 2012


Die Drohne, die die Hisbollah am 6. Oktober aus dem Libanon nach Israel fliegen ließ und die dort erst weit im Inneren des Landes in der Nähe des Atomreaktors Dimona abgeschossen wurde, beunruhigt weiter die Menschen in Israel. Das dürfte freilich nur ein Vorschein dessen sein, was auch in anderen Ländern zu erwarten ist, wenn feindliche Länder oder Gruppen, Terroristen oder Extremisten Drohnen verwenden, um heimlich Gegebenheiten auszukundschaften, meint Florian Rötzer in seinem Hintergrundbeitrag für TELEPOLIS: "In Israel beginnt die Auseinandersetzung mit den 'Terrordrohnen'"
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu will möglicherweise alle völkerrechtlich illegalen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten legalisieren lassen. Nach israelischen Rundfunkberichten will er einen Bericht, der die umstrittene Siedlungspolitik im palästinensischen Westjordanland für legal erklärt, zumindest teilweise billigen. Laut Radio will Netanjahu Teile des im Juli veröffentlichten Gutachtens seinem Kabinett zur Billigung vorlegen, berichten u.a. TAGESSPIEGEL und der österreichische STANDARD. Offenbar will sich Netanjahu auf diese Weise Wählerstimmen unter den Siedlern sichern, meint Susanne Knaul in der österreichischen PRESSE: „Netanjahu spielt mit Flammenwerfer über einem Fass Benzin“
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat das Militär angewiesen, auch ultraorthodoxe Juden einzuberufen. Besonders 17- bis 19-jährige Strengreligiöse sollten genauso wie andere junge Männer Wehrdienst leisten. Allerdings gehe es nicht darum, die jungen Männer sofort einzuberufen, sondern sie wie alle anderen Israelis in den normalen Musterungsprozess aufzunehmen. Dieser dauert in Israel normalerweise bis zu einem Jahr. Dass ihre Integration das Militär vor organisatorische Probleme stellt, schildert Susanne Knaul in einem Beitrag für die TAZ und kommentiert die Problematik in einem weiteren Beitrag: "Ein Ernstfall für die israelische Armee".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Dass Israels Kinoszene hier zu Lande nicht genügend Beachtung findet, ist schade, aber angesichts des Überangebots an Filmen nicht verwunderlich. Das brandneue »Israel Film Festival Berlin« schafft hier nun erfreuliche Abhilfe. Es präsentiert vom 18. bis 21. Oktober eine Kultur des Erzählens, sei es im Dokumentar- oder Spielfilmbereich, von deren Unbekümmertheit, Direktheit, aber auch Originalität sich die oft schwerfälligen deutschen Filmemacher einiges abschauen könnten, meint Kira Taszman im NEUEN DEUTSCHLAND. Und Judith Fiebelkorn gibt im TAGESSPIEGEL ebenfalls einen Eindruck von der zu erwartenden Vielfalt der Filmbeiträge: "Mehr als nur Krieg".
Die Links dazu in der Rubri ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Dass die Folter das fürchterlichste Ereignis sei, das ein Mensch erleben könne - dieses kompromisslose Urteil stammt von Jean Améry, dem jüdisch-belgischen Schriftsteller österreichischer Herkunft. Nach seinen qualvollen Erfahrungen als KZ Häftling während der Zeit des Nationalsozialismus stellte er immer wieder fest, in der Welt nicht mehr heimisch werden zu können. Aus Anlass des hundertsten Geburtstags von Jean Améry erinnert Astrid Nettling für DEUTSCHLANDRRADIO an Jean Améry: "Vom Leben nach der Folter".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Knapp sieben Wochen nachdem Rabbiner Alter in Berlin zusammengeschlagen wurde, lässt die Polizei kein Wort über den Stand der Ermittlungen laut werden. Immer noch gibt es keinen Täter. Freia Peters hat sich für die WELT auf eine Spurensuche vor Ort begeben: "Antisemitische Gewalt – Spurensuche im Malerviertel".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Gestern hat der Bundestag erstmals über den bereits seit gut einem Jahr vorliegenden Antisemitismusbericht eines unabhängigen Expertengremiums beraten. Unter dem Eindruck jüngster Vorfälle sagte Bundesinnenminister Friedrich, judenfeindliche Einstellungen berührten die Grundfesten der Demokratie. Fabian Lambeck kritisiert im NEUEN DEUTSCHLAND, dass eine von den Autoren der Studie geforderte Strategie gegen Judenfeindlichkeit allerdings bislang noch nicht ausgearbeitet worden sei. Auch in der WELT zeigt man sich eher skeptisch: Während die Judenfeindschaft wachse, fehle es allerorten an Sensibilität für die Problematik und die praktische Umsetzung des Antisemitismusberichts bleibe nebulös. Ähnlich die TAZ, die dem Innenminister bei seiner Rede vor dem Bundestag Desinteresse anzumerken meint:
"Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte die Chance, den peinlich achtlosen Umgang mit der Studie mit einer engagierten Rede wettzumachen. Der Minister lobte brav den 'facettenreichen Bericht', bezweifelte allerdings im gleichen Atemzug dessen zentrale These, dass 20 Prozent der Bevölkerung zu antisemitischen Einstellungen neigen. Woher diese Zweifel stammen, verriet der Minister nicht, forderte aber, dass die 'Zivilgesellschaft gestärkt werden muss', und warnte vor dem Internet als Nazi-Propagandaforum. Nichts davon ist ganz falsch. Aber es klang, als läse er den Wetterbericht von gestern vor. Und natürlich fehlte jeder Hinweis, dass die Studie Konsequenzen haben könnte."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vor kurzem erst ging ein Video um die Welt, das den Propheten Mohammed schmähte - und prompt schlugen zornige Muslime gewaltsam zurück. Als Dutzende Menschen sterben, steht der Islam am Pranger: Ist er Motor von Gewalt? Und wird Gotteslästerung auch hierzulande zum Sicherheitsrisiko? Wie sieht es überhaupt mit dem Zusammenhang von Religion und Politik aus? PUBLIK FORUM sprach über diese Thematik mit dem Konfliktforscher Markus Weingardt, der u.a. auf eine mediale Verzerrung in der Wahrnehmung von Religion hinweist. Auf die Frage, woran das liege und ob Religionen für die Medien nur interessant seien, wenn sie Gewalt produzieren, antwortet Weingardt:
"Medien richten ihr Interesse generell primär auf Gewaltprozesse. Es gilt: »When it bleeds it leads« - wenn Blut fließt, ist das eine Meldung wert. Dass Religionen in diesem Zusammenhang einer besonderen Aufmerksamkeit ausgesetzt sind, hat viele Gründe. In der Mainstream-Meinung sind sie gefährlich und immer konfliktverschärfend. Die friedensstiftende Rolle von Religionen ist hingegen überhaupt nicht im Blick. Vielen Journalisten und Politikern ist sie auch nicht bekannt."
Weingardt ist Mitarbeiter der Stiftung Weltethos in Tübingen und Mitbegründer des Forschungsverbundes »Religion und Konflikt«. Unter anderem veröffentlichte er das Grundlagenwerk »Religion Macht Frieden« (siehe: ONLINE-EXTRA Nr. 75).
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ein vor kurzem verfasster Brief mehrerer protestantischer Kirchen in den USA, der an Kongressabgeordnete verschickt wurde, sorgt für Unruhe im christlich-jüdischen Miteinander in Amerika. In dem Brief werfen sie der israelischen Regierung Menschenrechtsverletzungen gegenüber Palästinensern vor und fordern zu einer Revision der US-amerikanischen Finanz- und Rüstungshilfe für Israel auf. Das Schreiben vom 5. Oktober trägt unter anderem die Unterschrift des Vorsitzenden des ökumenischen Nationalen Kirchenrats sowie von Leitern der presbyterianischen, methodistischen und lutherischen Kirche. Jetzt haben jüdische Organisationen aus Protest ein nationales christlich-jüdisches Treffen abgesagt, wie die NASSAUISCHE NEUE PRESSE berichtet: "Jüdische US-Verbände sagen Treffen mit Kirchen ab".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Obwohl mittlerweile einige Werke zur Geschichte der Juden in Deutschland von 1945 bis heute vorliegen, fehlte doch bislang eine Zusammenschau, die einen Bogen vom schweren Neuanfang nach der Shoa bis hin zu den deutsch-jüdischen Gemeinden unserer Tage geschlagen hätte. Genau zu diesem Zweck arbietet seit einigen Jahren unter Federführung von Professor Michael Brenner von der Ludwig-Maximilians-Universität in München eine Gruppe von Historikern zusammen, um diese Lücke zu schließen. Das Ergebnis liegt seit kurzem als Buch vor: „Geschichte der Juden in Deutschland“. Michael Brenner und acht renommierten Kollegen aus den USA, Israel, Deutschland, England und der Schweiz haben das Thema auf über 500 Seiten spannend und facettenreich aufbereitet, meint Jim G. Tobias, der das Werk für HAGALIL ausführlich vorstellt: "Die Koffer sind ausgepackt".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Inge Deutschkron wurde 1922 in Finsterwalde geboren, wuchs in Berlin auf und wurde religionsfrei erzogen. Der Vater, ein 1933 als Jude aus dem Schuldienst entlassener sozialdemokratischer Gymnasiallehrer, konnte nach England emigrieren, Frau und Tochter nicht. Sie wurden ab 1943 von nichtjüdischen Familien in Berlin versteckt. Nach dem Krieg ging Inge Deutschkron nach London, kehrte 1955 nach Deutschland zurück und arbeitete in Bonn als Korrespondentin für die israelische Zeitung Maariw. Von 1972 bis 1988 lebte sie in Israel, seither wieder in Berlin. Gegen das Vergessen schrieb sie Bücher, das bekannteste „Ich trug den gelben Stern“, wurde vom Grips-Theater als Theaterstück „Ab heute heißt du Sara“ herausgebracht. Am heutigen 18. Oktober (12 Uhr) wird sie, eine der letzten Zeuginnen dieser Zeit, eine Rede halten auf einer Gedenkveranstaltung des Berliner Senats und der Jüdischen Gemeinde: „… abgeholt“ am Denkmal Gleis 17 in Grunewald. Von diesem Bahnhof wurden ab 1941 mehr als 50.000 der 160.000 Berliner Juden in Konzentrationslager verschleppt. Die BERLINER ZEITUNG unterhielt sich mit Inge Deutschkron und fragte sie u.a., warum sie das ihr mehrfach angetragen Bundesverdienstkreuz stets abgelehnt habe. Deutschkron antwortete:
"Nein! Die Nazis haben es zuerst bekommen, und ich kriege es danach? Ich bitte Sie! Ich war in den Fünfziger-, Sechzigerjahren in Bonn, eine schreckliche Zeit. Ich hatte drei Makel: Ich war eine Frau und arbeitete politisch für eine israelische Zeitung. Ich war eine Sozialdemokratin und eine Jüdin. Ich habe gestört. Aber mich bekamen sie nicht mundtot."
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Wer wagt sich noch in die Labyrinthe der Kafka-Auslegung? Saul Friedländer, vielgerühmter Historiker des Holocaust und soeben 80 Jahre alt geworden, hat nun ein Buch über das Prager Genie vorgelegt, ausgestattet gewissermaßen mit einem Empfehlungsschreiben: Die Friedländers entstammen nämlich ebenso dem Prager Judentum wie die Kafkas. Wolfgang Schneider hat Friedländers Kafka-Biografie für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Gelüste, Fantasien, Albträume".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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