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ISSN 1612-7331
28.01.2010 - Nr. 1110
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Guten Tag!

Nr. 1110 - 28. Januar 2010


Der israelische Staatspräsident, Schimon Peres, hat am gestrigen Holocaust-Gedenktag an Deutschland appelliert, Nazi-Verbrecher weiter zu verfolgen. "Ich bitte Sie, tun Sie alles, um diesen Verbrechern ihre gerechte Strafe zu erteilen", sagte Peres gestern in Berlin bei der Gedenkfeier im Bundestag. Die "bedeutendste aller Lehren" aus dem Holocaust sei: "Nie wieder", betonte der Friedensnobelpreisträger in seiner bewegenden Rede. Peres war der erste israelische Präsident, der am Holocaust-Gedenktag im Bundestag sprach. Unter den sechs Millionen Juden, die dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer fielen, waren auch seine Großeltern und weitere Verwandte. Ohne Iran beim Namen zu nennen, attackierte er das Regime in Teheran. Drohungen gegen das Existenzrecht Israels, so der Präsident, "werden im Schatten von Massenvernichtungswaffen ausgestoßen, die im Besitz irrationaler Menschen sind". Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hatte in seiner Rede die von Irans Atomprogramm ausgehende Bedrohung als "nicht nur für Israel unerträglich" bezeichnet. Die Deutschen, so Lammert, trügen eine Mitverantwortung für den Staat Israel. Wo dessen Existenzrecht bedroht sei, gebe es keine Neutralität. Als dritter Redner mahnte der polnische Historiker Feliks Tych eine vollständigen Aufarbeitung an. Die Erinnerung bleibe "unvollständig und verzerrt", solange die europäische Komplizenschaft bei den deutschen Staatsverbrechen nicht Bestandteil des historischen Bewusstseins werde.
Die Links zu den drei Reden im Original-Wortlaut in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland meldete sich gestern zu Wort und warnte vor «Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal des Anderen». «Es ist nicht hinnehmbar, dass Rechtsextremisten 65 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft braunes Gedankengut verbreiten», monierte Präsidentin Charlotte Knobloch in einer Stellungnahme. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU macht unterdessen Knut Krohn darauf aufmerksam, dass Auschwitz vom Zerfall bedroht ist und fragt kritisch: "Kein Geld für die Erinnerung?". Ähnlich dramatisch ist die finanzielle Lage der Holocaust-Überlebenden selbst. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG kritisieren Robert Probst und Oliver Bilger, dass währen die Welt der Toten des Holocaust gedenken, die Überlebenden vergessen würden. Die Hälfte der 517.000 noch lebenden jüdischen NS-Opfer leben in Armut, schreiben sie in ihrem Beitrag: "Traurige Bilanz am Gedenktag". Ebenfalls in der FRANKFURTER RUNDSCHAU wiederum fragt die Anglistin, Ägyptologin und Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, Fachfrau in Sachen Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, nach dem Sinn und Zweck des gestrigen Gedenktages. Ihre Antwort kleidet sie in eine Anekdote:
"Der israelische Schriftsteller Amos Oz war sechs Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging und er am Esstisch die Namen vieler Onkels und Tanten hörte, die er nie wieder sehen werde, weil sie von den Deutschen ermordet worden seien. Er beschloss damals, den Deutschen nie zu verzeihen. Seine Mutter antwortete ihm darauf, dass die Juden den Deutschen irgendwann vielleicht ein bissen vergeben könnten – aber nur, wenn die Deutschen sich selbst nicht vergeben würden. Dafür haben wir den 27. Januar."
Die Links zu den erwähnten Beiträgen sowie weiteren Berichten, Interviews und Essays vom gestrigen Gedenktag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Am gestrigen Abend wurde Shimon Peres mit dem Walther-Rathenau-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio auf den 86-jährigen Friedensnobelpreisträger hielt Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Der jüdische Industrielle Rathenau war deutscher Außenminister in der Weimarer Republik und wurde 1922 in Berlin von Rechtsradikalen ermordet. Westerwelle betonte bei dieser Gelegenheit, dass Israel und Deutschland "gemeinsame Werte und fundamentale außenpolitische Interessen" miteinander teilten. Auch kam er auf den Iran zu sprechen:
"Es besteht kein Zweifel: Iran stellt eine der wichtigsten sicherheitspolitischen Herausforderung für die Weltgemeinschaft dar. Die Verhinderung einer iranischen Nuklearwaffenoption ist für uns genuines nationales Interesse. Sie ist aber auch Ausdruck unserer Verantwortung für die Sicherheit Israels. Ich habe es in Jerusalem gesagt und ich unterstreiche es heute erneut: Das Engagement für die sichere Existenz Israels ist feste Konstante deutscher Außenpolitik. Die Sicherheit Israels ist für uns nicht verhandelbar."
Der Link zur Laudatio im Wortlaut in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Am Dienstagabend wurde in Berlin der zweite Band des "Handbuchs des Antisemitismus" vorgestellt. Es ist eine akademische Fleißarbeit von fast tausend Seiten Umfang, sie enthält 686 Biografien von "Personen, die von der Spätantike bis zur Gegenwart auf allen Kontinenten der Erde im Kontext der Judenfeindschaft eine Rolle gespielt haben", so Wolfgang Benz, der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Berliner TU. Im SPIEGEL würdigt Henryk M. Broder das von Benz vorgelegte "Who is Who" der antisemitischen Persönlichkeiten als ein Werk von "hohem Informatinswert".
Der Link zu Broders Buchvorstellung in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Holocaust sei eine „Erfindung der Juden“ und werde als "Propaganda-Waffe" von Israel mißbraucht. Aussagen dieser Art sind üblicherweise in radikalen Schriften und verwirrten Rechtshirnen zu finden. Tadeusz Pieronek aber ist kein Radikaler und eigentlich schon gar kein verwirrter Geist, vielmehr ist der Pole katholischer Bischof von Krakau. Und doch wird er auf der katholischen Internetseite „Pontifex.Roma“ mit derlei Äußerungen zitiert, wie der TAGESSPIEGEL und die österreichische PRESSE übereinstimmend berichten.
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Zahlreiche Juden wechselten während der Monarchie in Österreich ihren Glauben. Die Historikerin Anna Staudacher recherchiert seit Jahren systematisch die Biografien von Konvertiten und deren Beweggründe. Sie leitet die Abteilung Austrian Jewish Biography am Institut Österreichisches Biographisches Lexikon der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und ist Geschichte-Dozentin an der Wiener Universität. Seit zwei Jahrzehnten beschäftigt sie sich mit den Lebensläufen von Juden aus allen Teilen der Monarchie. Im österreichischen STANDARD stellt Michael Freund einige Ergebnisse ihrer Forschungen vor: "Eine Frage der Konfession".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Tarafa Baghajati ist Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen, Vorstandsmitglied “Platform for Intercultural Europe PIE” und Mitglied des Ehrenbeirats des European Network against Racism (ENAR). Im österreichischen STANDARD reflektiert er über die seit 60 Jahren zu beobachtende Enfremdung zwischen Juden und Muslimen. Es wäre an der Zeit, meint er, dass Juden und Muslime an ihre positive Geschichte wieder anzuknüpfen beginnen.
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Insbesondere bei großen jüdischen Festen, jüdischen Hochzeiten oder Staatsempfängen mit jüdischen Gästen kann es mitunter schon problematisch werden, eine koschere Nahrungsversorgung zu organisieren. Dies war der Grund für den Berliner Hotelunternehmer Michael Zehden, den Catering-Service „Top Kosher & Gourmet“, zu gründen. Die Küche der Firma befindet sich in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Dort werden die Spezialitäten unter Kontrolle des Rabbiners zubereitet. In der Danziger Straße befindet sich außerdem eine koschere Bäckerei, deren Aufbau er vorangetrieben hat. Elisabeth Binder und Bernd Matthies stellen im TAGESSPIEGEL den koscheren Catering-Service näher vor: "Trennkost für die Seele".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Es ist mehr als vierzig Jahre her, dass einer der heute prominentesten jüdischen Intellektuellen in Deutschland, Micha Brumlik, seinen Versuch, Israeli zu werden, abgebrochen hat und wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist. In einem Beitrag, der vor kurzem in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG erschien, berichtet er nun, wie er vom "jugendlichen Zionisten zum selbstbewußten Diasporajuden" wurde. Sein Artikel ist nun auf den Seiten von HAGALIL online zu lesen: "Nächstes Jahr nicht in Jerusalem".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Mit ihrem ersten Buch hat die aus einer Familie irakischer Juden stammende, in Israel geborene und in England aufgewachsene Journalistin Rachel Shabi einen Konflikt beschrieben und in seinen historischen Dimensionen gezeigt, der den Staat Israel und seine Gesellschaft seit seiner Gründung prägt und quält: Den Konflikt zwischen arabischen und europäischen Juden in Israel. Winfried Stanzick stellt das Buch in der LITERATURKRITIK näher vor: "Bedrohlicher, ethnischer Konflikt".
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Schließlich: Werfen Sie einen Blick auf die heutigen FERNSEH-TIPPS! Wohl im Nachklang zum gestrigen Gedenktag gibt es heute Abend eine Reihe hoch interessanter Dokumentationen und Filme zu sehen, u.a. die Verfilmung des Romans "Fateless - Roman eines Schicksallosen" von Nobelpreisträger Imre Kertesz.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

28. Januar 2010

 * Holocaust-Gedenktag: Israels Präsident Peres im Deutschen Bundestag ... mehr
 
 * Auschwitz vom Verfall bedroht ... mehr
 
 * Holocaust-Überlebende fristen ihr Dasein in Armut ... mehr
 
 * Peres mit Walther-Rathenau-Preis ausgezeichnet ... mehr
 
 * Handbuch des Antisemitismus: Zweiter Band liegt vor ... mehr
 
 * Bischof von Krakau: „Die Shoa ist eine jüdische Erfindung“ ... mehr
 
 * Jüdische Konversionen während der Monarchie ... mehr
 
 * 60 Jahre Entfremdung zwischen Juden und Muslimen ... mehr
 
 * Berlin: Koscherer Catering-Service gegründet ... mehr
 
 * Micha Brumlik: Nächstes Jahr nicht in Jerusalem ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Rachel Shabi - Arabische Juden in Israel ... mehr
 
 * TV-Tipp: Fateless - Roman eines Schicksallosen ... mehr

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