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ISSN 1612-7331
16.02.2009 - Nr. 1003
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Guten Tag!

Nr. 1003 - 16. Februar 2009


Nach dem knappen Ausgang der Parlamentswahl in Israel will sich die Kadima-Partei von Außenministerin Zipi Livni offenbar über eine Regierungsrotation einen Teil der Macht sichern. Eine solche Rotation sei das Mindeste, was seine Kadima-Partei fordern könne, sagte am Sonntag der Minister für innere Sicherheit, Avi Dichter. Zugleich wurde in Jerusalem fieberhaft über die geplante längere Waffenruhe mit der Hamas beraten.
Links zu Berichten über die aktuelle Lage nach den Wahlen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST AKTUELL.

"Wo bleibt der neue Ben Gurion?", fragt der israelische Historiker Benny Morris vor dem Hintergrund der Wahlen in Israel in einem Beitrag für DIE WELT. Die israelischen Politiker der ersten Jahrzehnte, so Morris, verkörperten ein zionistisches Ethos, von dem man angesichts der heutigen Politiker nicht mal mehr träumen könne:
"Die derzeitige Truppe ist von ganz anderer Art: Olmert, Netanjahu und Barak haben Jahre damit verbracht, Reichtümer anzuhäufen, wobei sich ihre Kontakte und Jahre im Amt als enorm hilfreich erwiesen haben. (Livni ist, in dieser Hinsicht, eine Ausnahme: Sie ist für ihre sauberen Hände und ihre Bescheidenheit bekannt.) Allgemein gefasst, spiegeln so eigennützige, reich begüterte Politiker Entwicklung und Charakter der israelischen Gesellschaft der letzten zwei, drei Jahrzehnte wider: Den Wandel vom Kollektiven zum Individualismus, vom Sozialismus zum Kapitalismus, von schlanker Jugend zum Wanst der mittleren Jahre. So scheint es allen nationalen und nationalistisch-sozialistischen Revolutionen zu ergehen, zu denen der Zionismus zweifellos zählt (auch wenn in manchen Ländern - siehe Robert Mugabe in Simbabwe - dieser Wandel über Generationen von einem einzigen Staatschef verkörpert wurde.)"
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Auch dem arabisch-israelischen Schriftsteller Sayed Kashua wird, wie er im Gespräch mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU erklärt, angesichts des Rechtsrucks bei den Wahlen Angst und Bange, freilich aus partiell anderen Gründen als Morris:
"Israel träumt davon, möglichst viele Araber loszuwerden. Es hat nie die arabischen Dörfer als wirklichen Teil Israels begriffen. Politiker wie Lieberman betrachten die Araber als Krebsgeschwür. Sie versuchen nicht mal den Krebs zu heilen, sondern gleich wird ans Rausschneiden gedacht."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Als am vergangenen Freitag das Jugendbuch "Aftershock" der israelischen Pädagogin Tamar Verete-Zehavi in der Berliner Bertelsmann-Repräsentanz vorgestellt wurde, war man über den Aufwand, den der Verlag trieb, überrascht. So war neben der Übersetzerin des Buches, Mirjam Pressler, der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, geladen. Warum? Ist "Aftershock" denn nicht "nur" ein Jugendbuch? Tatsächlich ist "Aftershock" mehr. Es ist die Geschichte der Schülerin Ella, die bei einem Terroranschlag verletzt wird und mit sich und der Welt fertig werden muss. Erst als sie Kontakt zur Familie der Attentäterin bekommt und die Hintergründe versteht, wird ihre Seele gesund. Das klingt fürchterlich, doch Tamar Verete-Zehavi benutzt die rührselige Geschichte, das klingt paradox, um mit Klischees aufzuräumen, betont Jörg Sundermeier in seiner Buchvorstellung in der TAZ: "Heroische Steinewerfer und böse Panzer".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Das Ergebnis der israelischen Parlamentswahlen zeigt vor allem eins: Die Stimmung im Land ist deutlich nach rechts gekippt. Was ist angesichts des Wahlausgangs im Bezug auf die Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästinensern zu erwarten? Darüber hat RADIO VATIKAN mit Petra Heldt gesprochen. Sie ist evangelische Pastorin, Dozentin am „Ratisbonne Pontifical Institute“ und Sekretärin der „Ecumenical Fraternity of Christian Churches“ in Jerusalem.
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Miep Gies war eine der vier Helferinnen und Helfer, die die Familie Frank während des Kriegs in Amsterdam versteckten. Die damalige Mitarbeiterin von Otto Frank feiert am 15. Februar ihren 100. Geburtstag. Nicole Dreyfus erinnert in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES an "Eine ganz gewöhnliche Heldin".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In der Berliner Axel-Springer-Passage wird gerade eine "kleine Ausstellung" mit Entwurfszeichnungen für das KZ Auschwitz gezeigt, berichtet Sven Felix Kellerhoff in der WELT. Kellerhoff schildert auch wie es zu dieser Ausstellung kam, die erstmals in Deutschland originale Entwurfszeichnungen des KZ Auschwitz zeigt:
"Im Herbst 2008 waren insgesamt 29 Pläne sowie ein Bündel dazu gehörender Dokumente überraschend bei einer Wohnungsauflösung aufgetaucht; die Bild-Zeitung erwarb diese Originale, um sie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und Missbrauch beispielsweise durch Neonazis zu verhindern."
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Henryk Modest Broder, geboren am 20. August 1946 im polnischen Kattowitz, wandert in den späten fünfziger Jahren mit seinen Eltern über Wien nach Deutschland aus. Seine erste Station ist Köln, wo er Volkswirtschaft und Jura studiert. Anfang der siebziger Jahre wechselt er nach Hamburg und beginnt dort bei den St. Pauli-Nachrichten zu arbeiten, damals eine Mischung aus linker Agitationsschrift und Sexmagazin. Später schreibt er für zahlreiche andere Zeitschriften und Tageszeitungen. Broders Kampf gegen linken Antisemitismus führt 1986 nach dem Erscheinen des kontroversen Buches "Der ewige Antisemit" zum Bruch mit zahlreichen Weggefährten; Broder zieht nach Israel, kommt nach dem Mauerfall nach Berlin. In jüngster Zeit beschäftigt er sich mit der Politik des Appeasements. Broders Markenzeichen ist die ironisierende Polemik, die immer wieder zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führt, die er nicht scheut. Er ist Reporter beim Spiegel, Kolumnist bei der Weltwoche. Darüber hinaus betreibt er zusammen mit anderen Autoren das publizistische Netzwerk "Achse des Guten". In einem längeren, höchst unterhaltsam zu lesenden Interview mit TELEPOLIS äußert er sich über Kritik an Israel, wie Antisemitismus zu defineren sei und was er von der Empörung über vermeintliche Nazi-Skandale hält: "Der Polemiker".
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Am 64. Jahrestag der Bombardierung der Stadt marschieren 6.000 Neonazis marschieren durch Dresden. Das sind mehr als je zuvor in Deutschland nach 1945. Allerdings gab es auch eine Gegenkundgebung mit ein wenig mehr Menschen.
Links zu aktuellen Berichten und Kommentare zum größten Nazi-Aufmarsch in der Geschichte der Bundesrepublik in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

Der Konflikt zwischen dem Papst und der jüdischen Welt scheint sich zu entspannen. Das erste Zusammentreffen nach dem „Fall Williamson“ von Papst Benedikt XVI. mit Repräsentanten des jüdischen Glaubens stand dabei im besonderen Interesse der Öffentlichkeit. Und der Papst hat den Anlass genutzt, eindeutig festzustellen, dass es nach und mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil keine Alternative zum christlich-jüdischen Dialog gibt. Und er hat den Anlass auch genutzt, um zu bekräftigen: Dieser Papst aus Deutschland will und wird nach Israel reisen. Bei seiner Ansprache vor Repräsentanten jüdischer Gemeinden aus den USA wiederholte er am Donnerstag wörtlich die Vergebungsbitte seines Vorgängers Johannes Paul II. aus dem Jahr 2000. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die in englischer Sprache vorgetragene Rede in einer eigenen Übersetzung.
Der Link zur Rede in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Trotz der sich abzeichnenden Entspannung im jüdisch-katholischen Verhältnis bleibt genügend Anlass zur Reflektion. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG tut dies beispielweise recht kritisch Friedrich-Wilhelm Graf, der an der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität München lehrt. Wer glaube, der Papst habe nicht gewusst, was er mit der Aufhebung der Exkommunikation der schismatischen Bischöfe tat, so Graf, könne sich durch die Lektüre der Schriften Joseph Ratzingers eines Besseren belehren lassen. Antiliberalismus und eine unpolitische Auffassung von Kirchenpolitik prägten die Vorstellungswelt des einstigen Dogmatikprofessors seit je. Graf schreibt:
"Natürlich verwirft der Papst den Rassenantisemitismus der Nationalsozialisten. Aber Ratzinger schweigt zur alten Judenfeindschaft der Kirchen. In Texten zur Stellung des Christentums unter den Weltreligionen und zum Verhältnis von Juden und Christen lässt er keinen Zweifel daran, dass interreligiöser Dialog dem Lehramt primär zur Missionierung der Andersgläubigen dienen soll, um ihnen die Fülle der Christus-Wahrheit zu erschliessen. Auch die Juden haben danach noch ein Heilsdefizit. [...] Mit der Lehrüberlieferung «der Kirche» hält er daran fest, dass das empirische Israel, die frommen Juden, Heil nur im Bekenntnis zu Christus, dem «grösseren Moses» und einzigen Messias, erlange. Mit der Wiederzulassung des alten Messritus und mit der von ihm selbst neu verfassten Karfreitagsbitte zur Bekehrung der Juden hat Benedikt der theologischen Erkenntnis des Dogmatikers Ratzinger entsprochen."
Der Link zu Grafs Essay sowie weiteren Beiträgen zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Doch nicht nur in der katholischen Kirche gibt es Unklarheit und Debatten über das Verhältnis zum Judentum, sondern auch in der evangelischen Welt. So zum Beispiel in der evangelischen Landeskirche in Bayern, wo eine heftige Debatte über das Verhältnis zum Judentum ausgebrochen ist, wie die NÜRNBERGER NACHRICHTEN schildern. Hauptstreitpunkt ist die Frage, ob Christen Juden angesichts des Holocaust noch zum Glaubenswechsel bekehren dürfen. Die Befürworter eines solchen Schritts meldeten sich jetzt massiv zu Wort und fragen: "Dürfen evangelische Pfarrer Juden noch taufen?"
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Am Samstag fand auf dem Böhler-Gelände in Büderich bei Köln die größte jüdische Jugendveranstaltung der Bundesrepublik Deutschland statt. 750 Kinder und Jugendliche feierten bei Grand Prix auf jüdisch mit, wie die RHEINISCHE POST und die AACHENER ZEITUNG berichten: "Die Stars der 'Jewrovision'".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Im Blick auf die Romane des amerikanisch-jüdischen Schriftstellers Philip Roths ergibt sich eine interessante Konstellation von jüdischem Nationalstaat contra jüdische Diaspora. Dabei zeigt sich, wie diese beiden Existenzentwürfe sich widersprechen und einander zugleich erhalten. Manuel Gogos beschreibt für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG wie sich das Romanwerk von Roth als Spiegel und Austragungsort der Debatten um jüdische Identität lesen lässt: "Nationalstaat contra Diaspora, oder: Wer ist Philip Roth in Israel?".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Sie wurde am 3. Februar 1909 als Tochter agnostischer Eltern jüdischer Herkunft in Paris geboren: Die Philosophin Simone Weil. Den Menschen immer wieder neu zu lesen, im Bewusstsein, dass er vielleicht völlig anders ist - dies ist das philosophisches Credo der Denkerin, die vor hundert Jahren geboren wurde. Sie befasste sich mit Fragen der religiösen Mystik und schrieb Texte zur politischen Aktion und zur Aktualisierung der Antike. Judith Klein erinnert im DEUTSCHLANDRADIO an Simone Weil, die 1943 nach aktiver Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg und in der Résistance-Bewegung starb: "Die Chancen gegen das Vertraute".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der umstrittene österreichische Geistliche Gerhard Maria Wagner hat Papst Benedikt XVI. überraschend darum gebeten, seine Ernennung zum neuen Weihbischof von Linz zurückzunehmen. Wagners Berufung hatte zu Protesten im Kirchenvolk geführt. Er hatte unter anderem seltsame Ansichten über Harry Potter und über Hurrrikan-Opfer geäußert. Die WELT und der STANDARD beleuchten die Entscheidung Wagners und fragen nach dem Zustand der katholischen Kirche in Österreich.
Die Links dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Zugegeben: Wenn ein Buch angepriesen wird als "geeignet für größere und kleinere Leser" und wenn der Untertitel auch noch eine "Geschichte vom Glück" verheißt, kann man misstrauisch werden. Gila Lustiger, die 1973 in Frankfurt geboren wurde, in Israel studierte und heute in Paris lebt, gelingt es aber durch den Charme ihres Erzählens, Sinnfindung und Bedeutung von Glück luftig zu umkreisen, wie Sabine Peters in ihrer Buchvorstellung für das DEUTSCHLANDRADIO schreibt: "Alles an seinem Platz".
Der Link zur Buchbesprechung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

16. Februar 2009


 * Lvini fordert Regierungsrotation ... mehr
 
 * Benny Morris fragt: "Wo bleibt der neue Ben Gurion?" ... mehr
 
 * Der arabisch-israelische Schriftsteller Sayed Kashua zum Wahlausgang in Israel ... mehr
 
 * Petra Heldt, evangelische Pastorin in Israel, zum Wahlausgang ... mehr
 
 * Miep Gies: Eine ganz gewöhnliche Heldin ... mehr
 
 * Jetzt zu sehen: Originale Entwurfszeichnungen des KZ Auschwitz ... mehr
 
 * Der Polemiker: Henryk M. Broder über Antisemitismus und Nazi-Skandale ... mehr
 
 * Dresden: Größter Nazi-Aufmarsch nach 1945 ... mehr
 
 * Entspannung zwischen Vatikan und jüdischer Welt? ... mehr
 
 * Friedrich-Wilhelm Graf über Benedikt/Ratzinger: Schon immer antiliberal ... mehr
 
 * Streit in Bayern: Dürfen evangelische Pfarrer Juden noch taufen? ... mehr

 * Philip Roth: Nationalstaat contra Diaspora ... mehr
 
 * Grand Prix auf jüdisch: "Jewrovision" ... mehr
 
 * Die Philosophin Simone Weil wird 100 ... mehr
 
 * Österreich: Wagner verzichtet auf Bischofsamt ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Gila Lustiger - "Herr Grinberg & Co. Eine Geschichte vom Glück" ... mehr

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