Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
21.04.2021 - Nr. 1946
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Die nächste Tagesausgabe erscheint am Mittwoch, 28. April 2021.


Guten Tag!

Nr. 1946 - 21 April 2021



"Es war eine dramatische Wende im Politkrimi, der sich am Montagabend in der Knesset in Jerusalem abspielte", schreibt Sabine Brandes für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und schildert eine nicht erwartete Abstimmungsniederlage für Netanyahu. Statt an den Rechtsblock um den rechtskonservativen Likud ging die Mehrheit in einem maßgeblichen Gremium an den sogenannten Anti-Netanjahu-Block: Das Vorbereitungskomitee, das bis zu einer neuen Regierung die Agenda der Knesset bestimmt, ist von den Rivalen des amtierenden Premierministers zusammengesetzt worden. Die israelischen Medien spekulieren bereits, es könne der Anfang vom Ende der Ära Netanyahu sein: "Regierungsbildung in Israel: Netanjahu verliert wichtige Abstimmung".
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Das Dorf Barta’a ist gespalten: Eine Hälfte liegt in Israel, die andere im Westjordanland. Ein Ergebnis der Nahost-Kriege. Nach dem Krieg von 1948 einigten sich Israel und Jordanien auf eine Waffenstillstandslinie. Sie verläuft bis heute genau durch Barta’a. 1967, im Sechstagekrieg, eroberte Israel das Westjordanland. Seitdem kontrolliert Israel das ganze Dorf. Die Sperranlage, die Israel in der Hochzeit von palästinensischen Terroranschlägen baute, befindet sich hinter Barta’a. Auch der palästinensische Teil des Dorfes liegt somit auf der israelischen Seite. Nun hat sich im Zuge der Corona-Pandemie eine schwierige Lage ergeben, berichtet Benjamin Hammer für DEUTSCHLANDRADIO: Während die Menschen auf der israelischen Seite zu mehr als 90 Prozent gegen das Coronavirus geimpft wurden, ist die Impfquote auf der palästinensischen Seite weiterhin niedrig. Mit spürbaren Folgen: "Ein Dorf, zwei Corona-Welten".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Gut ein Jahr nach Beginn der Coronavirus-Pandemie ist die Maskenpflicht im Freien in Israel aufgehoben worden.  Auf den Straßen waren am Sonntag bereits viele Menschen ohne Mundschutz unterwegs und freuten sich über einen weiteren Schritt Richtung Normalität. Der einzige Nachreil sei, so zitiert ein Bericht der WELT eine israelische Projektmanagerin, bei einer unerwünschten Begegnung auf der Straße „kann man nicht mehr so tun, als würde man die Leute auf der Straße nicht erkennen“. Den erfreulichen Nachrichten stellen sich aber auch sorgenvolle zur Seite: Daten einer Studie israelischer Forscher weisen darauf hin,  dass die südafrikanische Variante des Coronavirus den Impfschutz besonders gut umgehen kann. Und auch unabhängig davon, ob dieser Befund sich bestätigen wird, könnte im Kampf gegen die Corona-Pandemie nach Einschätzung von Pfizer-Chef Albert Bourla eine dritte Spritze als Auffrischung und anschließend eine jährliche Impfung notwendig werden. Israel müsse sich auf eine erneute Impfung seiner gesamten Bevölkerung vorbereiten: »Der nächste Ministerpräsident muss sofort weitere 36 Millionen Impfdosen gegen Corona im nahenden Jahr beschaffen. Warum 36 Millionen? Wir müssen neun Millionen Bürger impfen, und ich glaube, dass es bis dahin auch eine Impfung für Kinder geben wird«, zitiert die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG Ministerpräsident Netanjahu.
Links zu Berichten über die aktuelle Corona-Lage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Emanuel Schaffer gilt heute als erfolgreichster Fußballnationaltrainer Israels. Seine Biografie erzählt allerdings viel mehr als ein Sportlerleben: In Recklinghausen aufgewachsen, nur knapp dem Holocaust entkommen und in Israel als Fußballer, Trainer und Geschäftsmann erfolgreich, trug er zur Annäherung zwischen Israel und Deutschland bei. Die Freundschaft mit Hennes Weisweiler schuf dafür die Grundlage, denn ein von ihm und seinem Freund Hennes Weisweiler initiiertes Freundschaftsspiel zwischen Israel und Borussia Mönchengladbach wurde zum "Eisbrecher in der Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen". So schreiben es die Historiker Lorenz Peiffer und Moshe Zimmermann in ihrem "Buch Emanuel Schaffer: Zwischen Fußball und Geschichtspolitik – eine jüdische Trainerkarriere", das der SPIEGEL ausführlich vorstellt. Trotz seiner Verdienste um den israelischen Fußball ist dort bislang allerdings noch nie ein Buch über Schaffer erschienen. "In Israel sind Sportlerbiographien eine unbekannte Gattung", erklärt Moshe Zimmermann und ergänzt: "Überzogen formuliert: Israelis, die Bücher lesen, interessieren sich nicht für Bücher über Sport, und Israelis, die sportbegeistert sind, lesen keine Bücher."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Das neue Holocaust-Museum in Oporto – das einzige auf der Iberischen Halbinsel – wurde vom Timeout-Magazin bereits als das beste Museum der Stadt bezeichnet. Oporto ist eines der ältesten und beliebtesten Reiseziele Europas und empfing vor der Coronavirus-Pandemie jedes Jahr Hunderttausende von europäischen Touristen. Für das schweizer Portal AUDIATUR schildert Miriam Assor, Schriftstellerin und Journalistin sowie Mitglied der jüdischen Gemeinde in Lissabon, auf sehr persönliche Weise: "Die Bedeutung des Holocaust-Museums in Oporto".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Das jüngste Buch des renommierten Historikers Dan Diner erzählt die Anatomie des Zweiten Weltkrieges aus einer ungewohnten Perspektive: Im Zentrum des Geschehens steht das jüdische Palästina, gelegen am Schnittpunkt der europäisch-kontinentalen und außereuropäisch-kolonialen Wahrnehmung. Die Kernzeit dieser raumgeschichtlich angelegten Erzählung liegt zwischen dem Abessinien-Krieg 1935 und den Schlachten von El Alamein und Stalingrad 1942. Die Verschränkung zweier Kriege – dem Zweiten Weltkrieg und dem Kampf um Palästina – konstruiert das eigentliche Drama der Erzählung und durchzieht als roter Faden das Buch - und fördert überraschende Ergebnisse zu Tage, wie die Rezensenten der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG, des NEUEN DEUTSCHLAND und von DEUTSCHLANDRADIO eindrücklich schildern: "Die Schicksalsschlacht von El Alamein".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Aufarbeitung von Verbrechen nach Diktaturen ist dort, wo sie überhaupt in Angriff genommen wird, oft schwierig und langwierig. Wie die Vergangenheitsbewältigung im internationalen Vergleich durchgeführt wird, steht im Mittelpunkt eines Projekts am Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Würzburg. Projektleiter sind Peter Hoeres, Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte der Universität Würzburg, sowie Hubertus Knabe, langjähriger Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. In der TAGESPOST schildert Alexander Riebel die Konzeption und erste Ergebnisse des Projekts, die übrigens auch im Internet dokumentiert und ständig erweitert werden. Auf der Internetseite www.after-dictatorship.org ist das Projekt detailliert nach Ländern, Erinnerungsorten, Analysen, Zeitzeugen, Dokumenten sowie der Literatur zum Problem aufgegliedert: "Zukunft braucht Versöhnung".
Der Link zum Bericht über das Projekt in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Vor einigen Wochen haben die zwei größten französischen Ärzteverbände zusammen mit dem französischen Verein der jüdischen Ärzte (AMIF) Alarm geschlagen. Vor allem in Pariser Vororten kleben einige Patienten einen Sticker auf ihre Krankenversichertenkarte, auf dem steht: „Teva j’en veux pas“ („Ich will kein Teva“). Teva ist der größte Pharmakonzern in Israel. Leider kein Einzelfall, wie aus einem Bericht in der ÄRZTE-ZEITUNG hervorgeht: Schon seit einigen Jahren sammelt die AMIF Berichte über antisemitische Erfahrungen von jüdischen Ärzten und Zahnärzten, aber auch von Ärzten, die von ihren Patienten für Juden gehalten werden. Diese reichen von antisemitischen Bemerkungen, über Beschimpfungen bis hin zu antisemitischen Graffitis vor und in den Praxen: "Teva-Boykott aus Antisemitismus?"
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Auch in Großbritannien haben Hassverbrechen gegen Juden im Internet seit Beginn der Pandemie stark zugenommen. Im Milieu der Impfgegner und bei Protesten gegen Pandemiemaßnahmen kursieren eine ganze Reihe antisemitischer Verschwörungstheorien, berichtet Joe Mulhall von der antrassistischen Organisation "Hope not Hate" im Interview mit der JUNGLE WORLD. Auf die Frage, ob seiner Einschätzung nach antisemitische Verschwörungstheorien auch nach der Pandemie so verbreitet bleiben, antwortet er:
"Ich denke, wir haben einige schwierige Jahre vor uns. Unseren Umfragen zufolge ist die Zahl der Menschen, die an eine unverhältnismäßige jüdische Macht glauben, besorgniserregend hoch. Es besteht die Gefahr, dass der Aufschwung antisemitischer Einstellung die Pandemie überdauern wird. Umfragen haben auch gezeigt, dass Menschen, die sich mit antisemitischen Verschwörungstheorien beschäftigen, weniger an Demokratie glauben. Dieses Misstrauen untergräbt unsere Institutionen und die liberale Demokratie."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Welche Mythen bei den Aufmärschen von Corona-Leugnern in Wien zu finden sind und wie in Österreich Juden und Jüdinnen als Schuldige der Pandemie ausgemacht werden, schildert Markus Sulzbacher in einer Reportage für den STANDARD. Unabhängig davon wird ja bei den Anti-Corona-Protesten ebenfalls deutlich, wie tief inzwischen die Skepsis gegenüber parlamentarischer Demokratie und wissenschaftlichen Erkenntnissen in ganz unterschiedlichen Teilen der Bevölkerung verankert ist: Impfgegner, Klimawandelleugner, Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger und Neonazis marschieren nebeneinander – ohne Abstand. Dokumentiert und anaylisiert wir dieser Befund auch in dem von Heike Kleffner und Mattias Meisner herausgegebenen Band "Fehlender Mindestabstand: Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde". Mit Matthias Meisner sprach nun die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG über diese Gefährdung der Demokratie durch Coronaleugner und "Querdenker": »Für mich ist das erbärmlicher Antisemitismus«.
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Ein freies jüdisches Leben sei in Deutschland nicht möglich, meint Jonathan Kalmanovich alias Rapper Ben Salomo. Er engagiert sich gegen Antisemitismus und blickt als deutscher Jude mit Wut und Enttäuschung auf Staat und Gesellschaft. Am Sonntag wurde der Musiker, Autor und Referent Ben Salomo für seinen Einsatz gegen Antisemitismus mit dem »Internationalen Pforzheimer Friedenspreis« ausgezeichnet. Für DEUTSCHLANDRADIO porträtiert Rebecca Hillauer den Preisträger. Außerdem sei sehr empfohlen, das Video seines Songs "Deduschka" anzuhören. Geschrieben hat er es zum ersten Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2020. Aus Wut heraus, sagt er. Der Song ist seinem Großvater gewidmet, der im Vertrauen auf ein geläutertes Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hierhergezogen war. Der Enkel sieht dieses Vertrauen bitterlich enttäuscht: „Ein Land, das nicht wirklich aus Auschwitz gelernt hat“.
Mehr dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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In seiner großen Geschichte der Gotteslästerung von der Antike bis heute zeigt der Historiker Gerd Schwerhoff, wie sehr Blasphemie die Menschen seit jeher bewegt. Die weltweite Empörung über die Mohammed-Karikaturen und der Terroranschlag auf »Charlie Hebdo« 2015 haben deutlich gemacht: Gotteslästerung ist kein Relikt der Inquisition, sie ist heute aktueller als vor hundert Jahren. Wer herabsetzt, was für andere heilig ist, muss mit heftigen Reaktionen rechnen. Und wer sich gegen blasphemische »Hassreden« wehrt, kann viele Anhänger mobilisieren. Schwerhoff schlägt dabei einen Bogen von der Antike (mit Judentum und frühem Christentum), über Mittelalter und frühe Neuzeit (mit Inquisition, Ketzerei und Reformation) bis zur Aufklärung und den aktuellen Konfrontationen im Spannungsfeld zwischen Christentum, Laizismus und Islam. Der HUMANISTISCHE PRESSEDIENST und KATHOLISCH.de stellen den Band näher vor: "Von Moses bis Charlie Hebdo: Die Geschichte der Blasphemie".
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Das Projekt Doppeltür im schweizerischen Endingen und Lengnau hat internationale Ausstrahlung und war von Anfang an ambitioniert: Ein Besucherzentrum will die jüdisch-christlichen Geschichte von Endingen und Lengnau vermitteln. Von Ende 1776 bis 1866 waren Lengnau und Endingen die einzigen Ortschaften in der Schweiz, in denen sich Juden dauerhaft niederlassen konnten. Und natürlich will sich das Zentraum auch mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. Dazu wurde 2016 der gleichnamige Verein Doppeltür ins Leben gerufen. Ab 2023 sollen jährlich rund 30000 Besucherinnen und Besucher nach Lengnau in das neue Besucherzentrum reisen. Das aufwendige Projekt kommt trotz Corona in grossen Schritten voran, berichtet die AARGAUER ZEITUNG: "Auf dem «Rütli» des Schweizer Judentums: Das ambitionierte Projekt Doppeltür schreitet voran".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ein Aufsatz in der katholischen Monatszeitschrift »Herder Korrespondenz« hat zu einer interessanten innerjüdischen Kontroverse über orthodoxe und liberale Sichtweisen des Christentums und den jüdischen Dialog mit ihm geführt. In einem Essay in der März-Ausgabe hatte Rabbiner Jehoschua Ahrens, Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD), über die Wahrnehmung geschrieben, »dass nur – oder vor allem – das liberale Judentum im Dialog mit dem Christentum engagiert sei und die jüdische Orthodoxie kaum Interesse, ja sogar Vorbehalte habe«. Doch dies sei falsch. Zum Beleg argumentierte Arens u.a. mit einem Rückblick in die Geschichte. Nun meldeten sich in der April-Ausgabe der »Herder Korrespondenz« daraufhin zwei führende Repräsentanten des liberalen Judentums in Deutschland zu Wort: Rabbiner Andreas Nachama, der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz und jüdische Präsident des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, und der Rektor des Potsdamer Abraham Geiger Kollegs, Rabbiner Walter Homolka. Sie wiederum beklagen eine »wachsender Feindseligkeit« der Orthodoxie gegenüber dem Christentum. Doch hielten sie es für »hoffnungsvoll«, wenn Rabbiner Jehoschua Ahrens »zuletzt zu beobachten glaubte, dass auch das orthodoxe Judentum das Christentum als gleichberechtigte Religion respektiere«. Auch die beiden liberalen Rabbiner argumentieren mit einem Rückblick auf die Geschichte. Ein Beitrag in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG gibt einen kurzen Überblick zu der Debatte und die beiden erwähnten Essays in der HERDER KORRESPONDENZ stehen ebenfalls online: "Lass uns reden!".
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Lederhose, Löwenbräu und FC Bayern: Juden haben den Freistaat mehr geprägt, als es vielen bewußt ist. Denn auch wenn sie nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmachen, sind sie seit mehr als 1.000 Jahren Bestandteil der bayerischen Geschichte. Im Gespräch mit dem SONNTAGSBLATT schildert Michael Brenner, Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, warum Juden in Bayern zwar keine Fremden, aber lange "die Anderen" waren. Der Sohn zweier Holocaust-Überlebenden schildert, wie Juden unter Verschwörungstheorien leiden mussten und weshalb jüdisches Lebens in Bayern mehr ist als die Schoah. Auf die Eingangsfrage, wie er es finde, wenn er gefragt werde, ob Juden zu Bayern gehören, antwortet er:
"Das ist so als, ob wir fragen würden, ob Brillenträger oder Schwarzhaarige zu Bayern gehören. Juden kamen in das Gebiet des heutigen Bayerns bereits in den Zeiten, in denen auch die ersten Christen hier lebten."
Und einem, der zu den prägendsten jüdischen Persönlichkeiten Bayerns gehört, ist ein hoch interessanter und spannender weiterer Beitrag gewidmet, der im SPIEGEL zu lesen ist: Kurt Landauer. Unter seiner Präsidentschaft gewann der FC Bayern 1932 seine erste Deutsche Meisterschaft. 1933 wird er als Jude gezwungen zurückzutreten, 1938 nach Dachau deportiert; später kann er in die Schweiz fliehen. Viele seiner Geschwister kommen im Holocaust um. Doch nach dem Krieg kehrt er nach München zurück, auch zum Verein – denn Fußball ist sein Leben. Nun haben Jutta Fleckenstein und Rachel Salamander seinen "Lebensbericht" herausgegeben und kommentiert: "Der Mann, der den modernen FC Bayern erfand".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Wie sieht jüdisches Leben in Deutschland heute aus? Welche Bedeutung hat der Anschlag von Halle? Und wie haben deutsche Juden und Jüdinnen etwa auf die Netflix-Serie »Unorthodox« reagiert? Die Feministin Laura Cazés, geboren 1990, die in Frankfurt am Main für die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden arbeitet, betont im Gespräch mit dem NEUEN DEUTSCHLAND, das Jüdischsein habe ganz viele Facetten. Der Blick dürfe nicht nur auf das Eigentümliche gerichtet werden:
"Jüdisch zu sein bedeutet ganz viele Sachen, nicht nur die Religion. Viele Jüd*innen glauben gar nicht an Gott. Es geht vielmehr um die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Ich bin in Frankfurt und München zwar in orthodox geprägten Gemeinden aufgewachsen, habe aber zumeist sehr säkular gelebt. Jüdische Traditionen haben immer zu meinem Alltag gehört, wie stark ich sie einbinde, hängt immer ein bisschen von der Lebensphase ab. Feiertage und Riten sind in meinem Leben wichtig, auch wenn ich den Schabbat nicht streng einhalte."
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der WDR startet eine neue Talkshow, die einen anderen Blick auf das Jüdischsein werfen will: "Freitagnacht Jews". Moderiert wird sie vom Schauspieler und Musiker Daniel Donskoy, der 1990 in Moskau geboren wurde, in Berlin aufwuchs, in Tel Aviv lebte und seit 2008 wieder nach Berlin zurückkehrte. Die erste Ausgabe läuft am Freitag (23.4., 23.30 Uhr WDR) im linearen TV, die anderen sieben Folgen sind neben der ersten Episode in der ARD-Mediathek und bei YouTube zu sehen. "DWDL", ein Online-Magazin der deutschen Medienwirtschaft, hat mit Donskoy ein langes Gespräch geführt, in dem er über seine Motive und Ideen für die neue jüdische Talkshow Auskunft gibt:
"Wir haben dafür mit vielen Jüdinnen und Juden gesprochen und sie gefragt: Was geht Euch eigentlich auf den Sack? Und oft war die Antwort: Über den Glauben definiert zu werden. Dieses: Daniel Donskoy, Jude. Was soll es auch sein, dieses jüdische Leben? Das ist genauso vielfältig wie das Leben anderer Menschen. Nur wird es leider immer sofort mit Holocaust und Antisemitisms assoziiert. [...] Wir wollen eine neue Perspektive auf das Wort Jude schaffen, nicht auf die Menschen, sondern tatsächlich auf das Wort, weil - und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht - mit dem Wort Jude, haben Leute bis heute ein Problem, egal ob liberal, progressiv oder konservativ. Das hat sicher auch damit zu tun, dass beim Judentum der Spagat zwischen Religion und Volk gemacht werden muss und Kritik an Israel oder israelischer Politik oft umgedeutet wird. Das Judentum ist ein heißes Eisen, bei dem sich oft die Stimme senkt."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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In Deutschland bereiten sich die Wallfahrtsorte auf die zweite Saison während der Corona-Pandemie vor. Normalerweise pilgern pro Jahr etwa eine Million Menschen zur "Schwarzen Madonna" ins oberbayerische Altötting, rund 800.000 zur "Trösterin der Betrübten" nach Kevelaer an den Niederrhein und mehr als 100.000 zur "Schmerzhaften Muttergottes" ins münsterländische Telgte. Doch das Virus legte schon im letzten Jahr die Wallfahrtssaison lahm und erschwert die Planungen für dieses Jahr, wie Annika Schmitz für DOMRADIO schildert: "Pilgern mit Mundschutz und Abstand".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Mirna Funk, die zur neuen Generation der deutsch-jüdischen Literatur gehört, erzählt in ihrem neuen Roman „Zwischen Du und Ich“ von der schwierigen Beziehung der in Ost-Berlin aufgewachsenen Jüdin Nike mit dem in Israel lebenden Journalisten Noam. Eine Geschichte über die indviduellen Bruchstellen in der deutschen und jüdischen sowie israelischen Geschichte, eine Geschichte über die Gewalt der Vergangenheit und der Liebe in der Gegenwart. Jakob Hessing hat den Roman für den TAGESSPIEGEL gelesen: "Liebe ist ein Schlachtfeld".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

21. April 2021

 * Netanjahu verliert wichtige Abstimmung ... mehr
 
 * Barta'a: Ein Dorf, zwei Corona-Welten ... mehr
 
 * Israel: Maskenpflicht im Freien aufgehoben ... mehr
 
 * Der Trainer, der Israelis und Deutsche zusammenbrachte  ... mehr
 
 * "Die Bedeutung des Holocaust-Museums in Oporto ... mehr
 
 * Die Schicksalsschlacht von El Alamein ... mehr
 
 * Zukunft braucht Versöhnung ... mehr
 
 * Teva-Boykott aus Antisemitismus? ... mehr
 
 * Antisemitismus in Großbritannien ... mehr
 
 * Corona-Leugner, Querdenker und Antisemitismus ... mehr
 
 * „Ein Land, das nicht wirklich aus Auschwitz gelernt hat“ ... mehr
 
 * Die Geschichte der Blasphemie ... mehr
 
 * Zentrum für jüdisch-christliche Geschichte in der Schweiz ... mehr
 
 * Innerjüdischen Kontroverse über orthodoxe und liberale Sichtweisen des Christentums ... mehr
 
 * Der Mann, der den modernen FC Bayern erfand ... mehr
 
 * »Jüdisch zu sein bedeutet ganz viel Unterschiedliches« ... mehr
 
 * Neue Talkshow "Freitagnacht Jews" ... mehr
 
 * Pilgern mit Mundschutz und Abstand ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Mirna Funk - Zwischen Du und Ich ... mehr
 
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EDITORIAL


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ACHTUNG:
Die nächste Tagesausgabe erscheint am Mittwoch, 28. April 2021.