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ISSN 1612-7331
23.04.2020 - Nr. 1895
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Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 30. April 2020.


Guten Tag!

Nr. 1895 - 23. April 2020



Es bedurfte eines wochenlangen Machtpokers bis sich Ministerpräsident Netanjahu und sein ehemaliger Rivale Benny Gantz in letzter Minute auf eine große Koalition geeinigt haben. Eigentlich hatte Gantz ein Bündnis wegen der Korruptionsanklage gegen den Regierungschef lange abgelehnt - und erntet nun für den Bruch seines Versprechens teilweise heftige Kritik. Den Medienberichten zufolge ist in der großen Koalition eine Rotation im Amt des Ministerpräsidenten vorgesehen: Zunächst für 18 Monate der alt-neue Ministerpräsident Netanyahu, anschließend darf Gantz. "Der Deal hält zudem dezidiert fest", so der österreichische STANDARD, "dass ein Vizepremier trotz Anklage im Amt bleiben kann. Für den Fall, dass der Oberste Gerichtshof zuvor entscheidet, dass ein Angeklagter nicht Premierminister sein darf, sieht der Pakt sofortige Neuwahlen vor. Zudem hat sich Netanjahu laut Medienberichten das von ihm heißersehnte Vetorecht bei der Bestellung des nächsten Generalstaatsanwalts ausbedungen. Er hat die Befugnis, eine Anklage gegen Netanjahu zurückzuziehen." Auch der Chef der rechtsnationalen Likud-Partei konnte bei den Verhandlungen viele seiner Forderungen durchsetzen: So soll im Juli die international umstrittene Annexion von Teilen des Westjordanlandes beginnen. Das "Bündnis ist teuer erkauft", kommentiert Christian Böhme im TAGESSPIEGEL und fügt hinzu: "zu teuer". Weiter schreibt Böhme:
"Dass er es wieder einmal geschafft hat, politisch zu überleben, dürfte seinem Ego nochmals einen kräftigen Schub geben. Einem Entfesslungskünstler gleich hat er es vermocht, eine drohende Niederlage in einen für ihn komfortablen Erfolg umzuwandeln. Mit fast allen Forderungen konnte sich der 70 Jahre alte Dauerpremier gegen seinen einstigen Herausforderer Benny Gantz durchsetzen. Vor allem wird Netanjahu wohl einer Anklage und möglichen Verurteilung wegen Betrugs und Bestechlichkeit entgehen. Das spricht für Kaltschnäuzigkeit, Chuzpe und Cleverness."
Nach der Vereinbarung zwischen Benjamin Netanjahu und seinem Rivalen Benny Gantz herrscht nun "demokratischer Waffenstillstand", meint Alexandra Föderl-Schmid. Sie sieht trotz der Kritik vor allam an Gantz, dass "Schlimmeres verhindert" worden sei und zitiert Yohanan Plesner, Direktor des israelischen Demokratie-Instituts:
"'Gantz musste sich entscheiden: Kompromisse oder eine vierte Wahl.' Antidemokratische Gesetze wie das Vorhaben, dass nur noch loyale Kulturinstitutionen staatliche Förderungen bekommen sollten, oder ein direktes Durchgriffsrecht Netanjahus auf die Ernennung von Richtern seien verhindert worden."
Gleichwohl ging unterdessen beim Obersten Gerichtshof ging am Dienstag eine weitere Petition von Bürgerrechtlern ein, die verhindern wollen, dass Netanjahu trotz der Korruptionsanklagen Ministerpräsident werden kann. Sollte das Gericht diesem Antrag stattgeben, müsste laut der Vereinbarung auch Gantz sofortigen Wahlen zustimmen.
Skeptisch zeigt sich Inga Rogg in ihrem Kommentar für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG im Blick auf die Haltedauer des neuen Regierungsbündnisses, Israels neue Regierung sei auf politischen Stillstand programmiert:
"Von Reformen oder gar einer Vision ist in der Koalitionsvereinbarung gar nicht erst die Rede. Vielmehr atmet sie den Geist der gegenseitigen Blockade. ... Im besten Fall führt diese Regierung Israel halbwegs unbeschadet durch die Corona-Krise. Im schlimmsten Fall zerbricht sie nach ein paar Monaten, und die politische Schlammschlacht geht wieder von vorne los."
Ähnlich auch der ehemalige Nahost-Korrespondent der ARD, Richard C. Schneider in der ZEIT:
"Diskussionen, Streit und gegenseitige Behinderung auf dem Weg zu wichtigen politischen Entscheidungen sind absehbar. Diese Koalition, die auf drei Jahre angelegt ist, könnte also schon früher zerbrechen."
Und in der WELT macht Clemens Wergin die eigentlichen Verlierer des Deals zwischen Netanyahu und Gantz aus:
"Die größten Verlierer sind jedoch die Palästinenser. Das Abkommen zwischen den beiden großen Blöcken der israelischen Politik sieht bis zum 1. Juli eine Abstimmung vor in der Knesset über eine Annektion jener Teile der Westbank, die laut Donald Trumps Friedensplan bei Israel verbleiben sollen. Dieser Plan wird von der Palästinenserführung vehement abgelehnt. Doch laut Koalitionsvertrag könnte Israel in wenigen Monaten Fakten schaffen, die ein Rumpfpalästina in den von Trump vorgesehenen Grenzen zementieren. Und eine Weltgemeinschaft, die von Corona abgelenkt ist und vom Nahost-Konflikt ermüdet, wird dem wohl wenig entgegenzusetzen haben."
Die Links zu den Berichten und Kommentaren in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Länder rund um den Globus waren betroffen von der Katastrophe, die mindestens 55 Millionen Tote forderte. In einer Artikelserie widmet sich die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG den weniger bekannten Schauplätzen und Regionen, die in der westlichen Erinnerungskultur oft vernachlässigt werden, aber mannigfach in den Weltkrieg verwickelt waren – mit Folgen bis heute. Der jüngste Beitrag in dieser Reihe kommt nun aus der Feder von David Motadel, Professor für internationale Geschichte an der London School of Economics and Political Science (LSE). Er beschreibt die einschneidende Rolle des Zweiten Weltkriegs für den Nahen Osten: Er leitete in der Region das Ende der Hegemonie der alten Kolonialmächte Grossbritannien und Frankreich ein - und legte den Grundstein für den palästinensisch-israelischen Konflikt: "Der globale Krieg: Stunde null im Nahen Osten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In der WELT befasst sich Christine Kensche mit der Frage, welche Folgen die neue Koalitionsregierung in Israel für das israelisch-europäische Verhältnis haben wird. Schon jetzt sei klar, schreibt sich, dass die Europäische Union weder mit Netanyahu noch mit Gantz glücklich werden dürfe: "Denn neben all den innenpolitischen Vereinbarungen umfasst der Koalitionsvertrag eine Klausel, die einen heißen Sommer im Nahen Osten heraufbeschwört: Am 1. Juli, heißt es dort, solle die Annexion von Teilen des Westjordanlands beginnen." Die EU habe zwar während der Koalitionsverhandlung versucht, Druck auf Gantz auszuüben, damit er Netanjahus Plänen nicht zustimmt, aber offensichtlich ohne Erfolg und zitiert Nimrod Goren, Direktor des Israelischen Instituts für regionale Außenpolitik, einer der führenden Thinktanks im Nahen Osten:
„Wenn Europa jetzt still bleibt und Trump die Annexion weiter unterstützt, hat Netanjahu grünes Licht“. ... Die EU müsste jetzt mit klarer Stimme sprechen. Aber Europa war bereits in den letzten Jahren nicht sonderlich aktiv im Nahost-Konflikt.“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Auch in Zeiten der Pandemie werden weiter die Vatikanischen Archive ausgewertet, um das Handeln von Pius XII. in der Zeit des Nazionalsozialismus zu verstehen. Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf, der mit einem großen Team in den Archiven forscht, gab nun der ZEIT ein umfangreiches Interview, in dem er erklärt, wie die Rettung tausender Juden im Vatikan zu seinem öffentlichen Schweigen im Verhältnis stehe. Den Deutschen freilich, so Wolf, habe Pius indes oft als Sündenbock gedient, auch um von der eigenen Verantwortung abzulenken. Auf die Frage, wie er mit seinem Team eine jüdische Sichtweise mit einbringe, antwortet er:
"Erstens haben wir eine Kooperation vereinbart mit der Jüdischen Hochschule in Heidelberg. Zweitens war ich zehn Jahre lang in der Kommission der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen der katholischen Kirche zum Judentum. Ich traf immer wieder Überlebende des Holocausts, die mir sagten: Wenn die Archive zugänglich werden, dann müssen Sie rausfinden, warum der Papst so handelte, wie er gehandelt hat. In Gesprächen mit jüdischen Kollegen, mit Rabbinern, auch mit dem Vorsitzenden des Zentralrats habe ich gespürt, wie wichtig ihnen eine vorbehaltlose Aufarbeitung dieser Geschichte ist. Ich sehe es als unsere wichtigste Aufgabe, diesen Menschen, deren Andenken die Nazis auslöschen wollten, wieder ein Gesicht zu geben."
Der Link zum Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In den letzten Kriegswochen transportierte die SS jüdische KZ-Häftlinge in Zügen von Bergen-Belsen nach Theresienstadt. Viele der kranken und entkräfteten Häftlinge starben auf dem Weg. Einer der Züge wurde jedoch bei Tröbitz von der Roten Armee befreit – er ging als „Verlorener Zug“ in die Geschichte ein. Otto Langels erinnert an die Ereignisse jener Tage vor 75 Jahren: "Truppen der Roten Armee befreien den 'Verlorenden Zug'".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Anlässlich des Holocaust-Gedenktages Yom Hashoa hatte Israels Botschaft wegen der Corona-Pandemie mittels einer Video-Konferenz an den Mord der sechs Millionen Juden durch Nazi-Deutschland erinnert. Während der Video-Diskussion mit einem Holocaust-Überlebendem wurden plötzlich judenfeindliche Slogans skandiert, antisemitische Aktivisten störten die Veranstaltung mit Hitler-Bildern und Pornos. Der deutsche Außenminister Heiko Maas reagierte entsetzt auf die Störung des Gedenken. Er twitterte »Was für eine bodenlose Respektlosigkeit gegenüber den Überlebenden und dem Gedenken an die Verstorbenen. Das ist eine unbeschreibliche Schande!«  Botschafter Jeremy Issacharoff erzählt im Gespräch mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, wie er den Zwischenfall erlebt hat - und was er von der Politik fordert. U.a. sagt er:
"Es gibt antisemitische Äußerungen, es gibt Neonazi-Demonstrationen und viele antisemitische Zwischenfälle, die mich sehr besorgen, aber auch ähnliche Zwischenfälle in Europa und den USA. Aber was mich gestern wirklich überrascht hat, ist, dass es Menschen gibt, die eine ernste, würdevolle Schoah-Veranstaltung auf so eine krasse, eklatante Weise stören. Ich finde das unmenschlich. Das war ja auch gar keine politische Veranstaltung, es ging nur um Erinnerung an die Opfer und Respekt vor den Überlebenden. Politik hat da gar keine Rolle gespielt."
Links zum Thema und zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Neuer Streit um die Ruhrtriennale und Israel: Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat dem Philosophen Achille Mbembe vorgeworfen, den Holocaust zu relativieren. Am 14. August sollte Mbembe in Bochum die Eröffnungsrede der Ruhrtriennale halten, des internationalen Kulturfestivals, welches das Land Nordrhein-Westfalen und die Ruhrgebietsstädte unterhalten. Auch wenn die Triennale mittlerweile aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurde, hält die Debatte um Mbembe an, wie FAZ und ZEIT berichten. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichtet, Mbembe sei angesichts der Vorwürfe fassungslos. "Ich bin kein Mitglied oder Unterstützer des BDS oder sonst einer Organisation, die im israelisch-palästinensischen Konflikt involviert ist", schreibt er. Und ergänzt: "Ich halte nichts von einem allgemeinen Boykott israelischer Akademiker." Er kenne, so Mbembe weiter, "keinen ernsthaften Wissenschaftler, der das Apartheidsystem in Südafrika mit dem Holocaust vergleichen" würde. Und was seine Kritik an der "kolonialen Besatzung" angehe - er meint die Politik Israels im Westjordanland: "Auch mit sehr viel Fantasie lässt sich daraus kein Antisemitismus ableiten." Das freilich nimmt ihm Alan Posener in der WELT nicht ab und fodert in Anbetracht der staatlichen Unterstützung der Ruhrtriennale empört: "Es reicht mit dem steuerfinanzierten Israelhass!". Posener zitiert eine Reihe von Äußerungen aus den Schriften Mbembes, um seine Argumentation zu stützen, u.a. schreibt er:
"In seinem einflussreichen Artikel „The Society of Enmity“ erklärt Mbembe Muslime und Schwarze zu den „Juden von heute“. Aber welche Rolle spielen dann die echten Juden? Einmal darf man raten. Mbembe erklärt die Politik des jüdischen Staates in den besetzten Gebieten zu einem „Labor“ für die angeblich geplante weltweite Politik der „Kontrolle, Überwachung und Ausgrenzung“ gegenüber den „Negern“. Wir sind alle potenzielle Opfer der Juden."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Keine Frage: Europa war und ist ein antisemitischer Kontinent. Und in den letzten Jahren wird der Judenhass stärker, lauter, aggressiver. So gut wie überall. Ausgerechnet in Deutschland ist die Entwicklung besonders dramatisch."
Mit diesen drastischen Worten beginnt Richard C. Schneider seinen Essay in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, in dem er darüber reflektiert, was es bedeutet, wenn immer mehr Juden sich fragen: Sollen sie aus Deutschland auswandern oder nicht:
"Also jetzt weggehen? Auswandern? Im Jahr 2020 aus Deutschland? Die deutsche Politik findet diesen Gedanken unerträglich. Aber würde man es wirklich bedauern, wenn rund 150 000 jüdische Menschen verschwänden? Oder fürchtet man doch vielleicht eher den ungeheuren Imageschaden, den ein solcher Exodus für die Bundesrepublik bedeutete?"
Der Link zum Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Corona und kein Ende. Die Pandemie dominiert nach wie vor die Berichterstattung in den deutschen und internationalen Medien. Einerseits verständlich und wichtig, andererseits darf man sich allerdings auch fragen: Sind in diesen Tagen denn trotz Virus gar keine anderen Themen mehr für die Gesellschaft von Bedeutung? Vier jüdische und muslimische Journalisten haben sich am Mittwochabend genau diese Frage gestellt - und zwar im Rahmen des vom Zentralrat der Juden initiierten Projekts »Schalom-Aleikum. Jüdisch-muslimischer Dialog«. Jérôme Lombard hat das für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG verfolgt: "Schalom Aleikum. Schreiben in Zeiten von Corona".
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

In Jerusalem haben verschiedene Religionsführer gemeinsam für Beistand gegen Corona gebetet. Die Versammlung der sieben religiösen Führer fand am Mittwochnachmittag auf der Terrasse des Jerusalemer King-David-Hotels und damit an einem neutralen Ort statt. Für die Juden beteten der aschkenasische Oberrabbiner David Lau und der sephardische Oberrabbiner Jitzchak Josef. Die Muslime waren durch die Imame Aqel al-Atrasch und Gamal el-Ubra vertreten. Für die Christen beteten der Patriarch der Orthodoxen Kirche von Jerusalem Theophilos III. sowie der Erzbischof und Apostolische Administrator des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem Pierbattista Pizzaballa. Für die Drusen war der drusische Scheich Hatem Halabi eigens aus der nordisraelischen Stadt Daliat al-Karmel angereist. Moderiert wurde das Ganze von dem britischen Rabbiner David Rosen, der das interreligiöse Gebet als historisch bezeichnete, wie DOMRADIO und ISRAELNETZ berichten: "Religionsführer beten für Ende der Corona-Pandemie".
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der muslimische Fastenmonat Ramadan, der an diesem Freitag beginnt, stellt die muslimische Welt in Anbetracht der Corona-Pandemie allerorten vor große Herausforderungen. Denn Ramadan ist nicht nur eine Zeit des Verzichts, sondern auch des Erlebens von Gemeinschaft. Das fällt in Zeiten von Covid-19 zum Großteil weg. Der österreichische STANDARD, die TAZ und die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichten, was dies für die Muslime in Jerusalem und der arabischen Welt bedeutet. Und DOMRADIO sowie FRANKFURTER RUNDSCHAU werfen einen Blick auf die Situation in Deutschland und wie man sich hierzulande dabei zu behelfen sucht: "Fasten zwischen Koran und Corona".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Auch jüdische Gemeinden sehnen den Tag herbei, an dem der Besuch von Gottesdiensten in der Synagoge wieder möglich sein kann. Zu diesem Zweck haben nun in Zusammenarbeit der Zentralrat der Juden mit der Orthodoxen Rabbinerkonferenz und der Allgemeinen Rabbinerkonferenz sowie den Jüdischen Gemeinden in Deutschland Empfehlungen ausgearbeitet, die am Dienstag an die jüdischen Gemeinden herausgegeben wurden. Was Gegenstand der Empfehlungen ist, berichten DOMRADIO und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Außerdem ebenfalls in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG ein Blick über Deutschland hinaus: Jessica Donath berichtet, wie jüdische Initiativen in den USA vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie alternative Formen der Gemeindearbeit entwickelt haben: "Corona erzwingt den Fortschritt".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Jüngste Studien zum Antisemitismus bestätigen einen besorgniserregenden Trend: Sie zeigen, dass sich Jüdinnen und Juden vor allem in Europa zunehmend unsicherer fühlen. Kein Wunder in Anbetracht der zunehmend gewalttätigeren Anschläge antisemitischer Natur wie etwa der Jom-Kippur Anschlag von Halle. Vor diesem Hintergrund stehen auch Rabbiner und Kantoren in einer ganz besonderen Verantwortung, sind sie doch die ersten Ansprechpartner für ihre Gemeindemitglieder, wenn es zu Anfeindungen, Angriffen und Anschlägen kommt. In einer extremen Ausnahmesituation wie zu Jom Kippur in Halle, können sie sich in einer Situation wiederfinden, die von ihnen Führungsstärke, Orientierung, Halt und im Nachgang eines solchen traumatischen Einschnitts auch Beistand und Trost verlangen. Aber sind sie dafür auch ausgebildet? Dieser Frage ging Carsten Dippel für DEUTSCHLANDARDIO nach und schildert, wie Rabbiner- und Kantorenseminare in Deutschland auf den offenen Judenhass reagieren und ihre Ausbildung anzupassen versuchen: "Der lange Schatten von Halle".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Laut den Daten der Volkszählung von 1989 lebten in Tadschikistan noch circa 15.000 Juden. Im Jahr 2000 waren weniger als 200 übrig und um 2010 lediglich 36. Ursache hierfür ist vor allem die massenweise Emigration von Juden seit Beginn der 1990er Jahre. Die einzige verbliebene Synagoge Tadschikistans befindet sich in Duschanbe. Hier geht man aktuell von 50 Gemeindemitgliedern aus. In einer Reportage für NOVASTAN, dem einzige deutschsprachige Medium, das sich dem postsowjetischen Zentralasien (Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan) befasst, schildert Korrespondent Tilaw Rassul-Sade den Überlebenskampf der jüdischen Gemeinde in Tadschikistan: "Vom Aussterben bedroht: Die letzte jüdische Gemeinde Tadschikistans".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In Vilnius feiert man heute den 300. Geburtstag des Gaon von Wilna, einer legendären Gestalt unter den jüdischen Schriftgelehrten des 18. Jahrhunderts. Mit sieben Jahren soll der kleine Elijah in der Grossen Synagoge von Wilna eine Rede über ein Problem des Talmuds gehalten haben, die in der gesamten jüdischen Welt des Grossherzogtums Litauen Widerhall fand. Mit neun kannte er die Tora auswendig, mit zehn fast den ganzen Talmud. Vor allem aber hat der Gaon von Wilna in späteren Jahren einen wichtigen Beitrag zur Text- und Quellenkritik religiöser Schriften geleistet. Gelebt und gewirkt hat er vor allem in Wilna, dem "litauischen Jerusalem", Zentrum osteuropäischen Lebens, bis 1941 die Wehrmacht einmarschierte und mit Unterstützung litauischer Kollaborateure 95 Prozent der rund 250 000 litauischen Juden ermordete. Dieses Kapitel der Geschichte ist bis heute in Litauens Erinnerungskultur heikel und höchst umstritten, wie Judith Leister in ihrem lesenswerten Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG schildert und das Wirken des Gaons resümiert: "Eines Menschen Herrlichkeit".
Der Link dazu in der Rubrik Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Wegen der Corona-Krise müssen Christen seit Wochen auf die direkte Teilnahme am Abendmahl oder der Eucharistiefeier verzichten. Das hat in den Kirchen, vor allem der evangelischen, zu einer theologischen Debatte über das Abendmahl geführt. Wann ist es gültig – wann nicht? Michael Hollenbach erläutert in seinem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO das Problem, die Debatte und diverse Positionen: "Abendmahlstreit in Corona-Zeiten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Hans Joachim Schädlich hat sich in seinem neuen Buch den Jahren zwischen 1931 und 1950 zugewandt, der Zeit vom Ende der Weimarer Republik bis zu den Anfängen der DDR. In virtuoser Verdichtung führt er vor Augen, wie eine Familie im Widerstreit von Ideologie und Moral, Wahn und Gewissen die Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsjahre erlebt. Auf diese Weise gelint es ihm, eine "Geschichte des Nationalsozialismus aus dem Alltag der kleinen Leute" zu erzählen. "Das ist ganz unspektakulär, dafür umso beklemmender", meint Paul Jandl, der den Roman für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen hat: "Die Villa".
Der Link Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

23. April 2020

 * Israel: Die nationale Misstrauenskoalition ... mehr
 
 * Verlierer sind die Palästinenser ... mehr
 
 * Der globale Krieg: Stunde null im Nahen Osten ... mehr
 
 * Vatikan und Holocaust: Neue Aktenfunde zu Pius XII. ... mehr
 
 * Truppen der Roten Armee befreien den 'Verlorenden Zug' ... mehr
 
 * Antisemiten stören Schoa-Gedenken ... mehr
 
 * Unter Antisemitismusverdacht: Die Causa Achille Mbembe ... mehr
 
 * Haben Juden in Deutschland noch eine Zukunft? ... mehr
 
 * Schalom Aleikum: Schreiben in Zeiten von Corona ... mehr
 
 * Religionsführer beten für Ende der Corona-Pandemie ... mehr
 
 * Fasten zwischen Koran und Corona ... mehr
 
 * Synagogengottesdienste: Hygienekonzept vorgelegt ... mehr
 
 * Der lange Schatten von Halle ... mehr
 
 * Die letzte jüdische Gemeinde Tadschikistans ... mehr
 
 *  300. Geburtstag des Gaon von Wilna ... mehr
 
 * Abendmahlstreit in Corona-Zeiten ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Hans Joachim Schädlich - Die Villa ... mehr

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EDITORIAL
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ACHTUNG:
Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 30. April 2020.