Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
28.01.2020 - Nr. 1879
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ACHTUNG

Am Freitag, 31. Januar 2020 erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 298 mit einem Beitrag von Martin Kloke: "Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS): Gratwanderungen zwischen 'Israelkritik' und Antisemitismus".




Guten Tag!

Nr. 1879 - 28. Januar 2020



Jetzt ist es nur noch eine Frage von Minuten - heute wird der Nahost-Konflikt gelöst! Sie glauben das nicht? Dann fragen Sie Donald Trump, der präsentiert nämlich heute seinen lange schon angekündigten "Jahrhundert-Deal" für den Nahen Osten. Zu diesem Zweck reisten bereits am Sonntag der rechtskonservative Regierungschef Benjamin Netanjahu und sein Herausforderer Benny Gantz vom Mitte-Bündnis Blau-Weiß zu getrennten Treffen nach Washington. Netanjahu sprach vor seiner Abreise von einer historischen Gelegenheit, Gantz von "schicksalshaften Zeiten". Nach israelischen Medienberichten "sieht Trumps Plan die Annektierung israelischer Siedlungen im Westjordanland sowie des Jordantals vor. Das restliche Gebiet solle Teil eines Palästinenserstaates werden", so der TAGESSPIEGEL. Jerusalem soll unter israelischer Kontrolle bleiben, mit einer symbolischen palästinensischen Präsenz. Der Plan verlange auch die Anerkennung Israels als jüdischer Staat und Jerusalem als Israels Hauptstadt durch die Palästinenser sowie die Entmilitarisierung des Gazastreifens, hieß es in den Berichten. Palästinenserführer Abbas hat den Plan freilich schon vor der Veröffentlichung zurückgewiesen, Washington sei in dem Konflikt parteiisch und stünde einseitig auf israelischer Seite, berichtet u.a. die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES. "Trump bietet Netanyahu Schützenhilfe im Wahlkampf", heißt es nüchtern in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Und so heißt es in der TACHLES: "Aus dem «Deal des Jahrhunderts» für einen Frieden im Palästina-Konflikt ist eine «Farce» geworden. Das erklären Experten kurz vor dem Besuch von Benjamin Netanyahu im Weissen Haus am morgigen Dienstag."
Links zu Berichten und Einschätzungen zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND

Der österreichische STANDARD und die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichten derweil übereinstimmend, dass Israels Premier Netanjahu seinen Antrag auf Immunität im Parlament zurückgenommen habe. Damit kommt er wohl dem Parlament zuvor, dass den Antrag wohl sowieso abgewiesen hätte. Bereits in den USA läßt Netanjahu zu dem ganzen Verfahren verlauten, er halte das ganze Verfahren sowieso für eine "Zirkusveranstaltung", wie die JÜDISCHE ALLEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet.
Links dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Die Karaiten lehnen nachbiblische Interpretationen der Thora ab, also das, was als sogenannte "mündliche Lehre" der jüdischen Tradition in den Talmud Eingang gefunden hat. Für sie sind allein die geschriebenen Gebote ausschlaggebend. Die meisten Karaiten leben heute in Israel. Nach Angaben der Gemeinde sind es 40.000. Außerhalb Israels gibt es Gemeinden in den USA, sowie vereinzelt in Ländern wie der Ukraine und Russland. In Israel werden sie trotz Ablehnung der mündlichen Lehre anerkannt, gelangen aber aufgrund ihres Brauchtums mit vielen – zumeist Orthodoxen – in Konflikt, wie Lissy Kaufmann in ihrem instruktiven Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO schildert: "Ohne Rabbiner und Klagemauer".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Konrad Adenauer war als erster Gründungskanzler der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich am Aufbau der deutsch-israelischen Beziehungen beteiligt. Beziehungen zum Judentum knüpfte er jedoch lange vor dieser Zeit, wie eine besondere Themenführung durch das „Bundeskanzler-Adenauer-Haus“ in Bad Honnef zeigt. Verantwortlich für die Themenführung, die unter dem Titel „Konrad Adenauers Verhältnis zu Israel und zum Judentum“ stattfand, ist die dort ansässige „Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus“. ISRAELNETZ war bei der Themenführung mit dabei und berichtet: "Der erste Bundeskanzler und sein Verhältnis zu Israel".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Eine schier unüberschaubare Zahl an Artikeln, Essays, Interviews und Kommentaren begleiten die 75. Wiederkehr des Jahrestags der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. Viele der Beiträge befassen sich mit grundlegenden Fragen wie etwa nach der Zukunft unserer Erinnerungskultur in einem Klima verstärkter Judenfeindschaft. Von den unzähligen Artikeln, die online zu lesen sind, hat COMPASS lediglich eine Auswahl zusammengestellt, die freilich immer noch eine sehr lange Liste ergeben. Kurz sei auf einige vielleicht besonders bemerkenswerte Beiträge an dieser Stelle hingewiesen:
In der TAZ berichtet der israelische Schauspieler und Regisseur Lior Soroka von seinem jüngsten Besuch in Deutschland und berichtet, wie sehr im Kontext der Diskussionen um die NS-Vergangenheit die persönliche Familiengeschichte eine Rolle spiele:
"Wo war deine Familie während des Kriegs? Bei meinem letzten Besuch in Deutschland, 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, lag diese Frage in der Luft. So viele Jahrzehnte sind vergangen, und doch ist diese Frage immer noch präsent. Egal ob man im Zug sitzt oder im Café. Egal ob man sich mit Kolleg*innen trifft oder mit Freund*innen. Diese Frage steht zwischen uns, den Israelis und den Deutschen, und es ist nach wie vor schwierig, ja fast bedrohlich, sie zu stellen."
Der israelische Autor Yishai Sarid spricht im Interview mit dem österreichischen STANDARD über vermeintlich tabuisierten Fragen des Holocaust-Gedenkens und die Erinnerungskultur in Israel. Sarid hatte in seinem jüngsten Roman "Monster" (sehr lesenswert!) an Tabus der israelischen Erinnerungskultur gerührt und u.a. den "Holocaust-Tourismus", der vor allem israelische Jugendliche involviert, kritisiert. Befragt, was er daran ändern würde, antwortet er:
"Ich würde die Touren in Berlin starten lassen, um den Jugendlichen zu zeigen, wo alles angefangen hat, wo die sozialen und politischen Wurzeln des Nationalsozialismus liegen. Ich würde den Schwerpunkt mehr auf jüdisches Leben in Europa und nicht nur auf den letzten Akt der Vernichtung in Polen legen. Ich würde israelische und polnische Jugendliche zusammenbringen, damit sie sich über jüdisches Leben und die Vernichtung der Juden in Polen austauschen können."
Im Interview mit DOMRADIO beklagt Jens-Christian Wagner, seit 2014 Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und damit auch Leiter der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, die zu starke Zentrierung unserer Erinnerungskultur auf die Opfer:
"Unsere Erinnerungskultur ist zu stark auf die Opfer zentriert. Es ist leichter mit Opfern und um Opfer zu trauern, als zu fragen, wie es überhaupt zu den Taten kommen konnte und wie die NS-Gesellschaft funktionierte. Durch eine Auseinandersetzung damit lassen sich wissenschaftlich fundiert aus der Geschichte herausgearbeitet Aktualitätsbezüge herstellen. Nur mit dem Wissen um die damaligen Strukturen lässt sich vermeiden, dass sich Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung in neuer Form wiederholen."
In einem Essay für den TAGESSPIEGELK thematisiert Martin Sabrow, Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam, eine Reihe von Problemen und Herausforderungen, vor der die Erinnerungskultur in Deutschland stehe. Dies werde auch an markanten politischen Entwicklungen deutlich:
"Wenn jeder vierte Wähler in einem Land, in dem die NSDAP 1930 ihre erste Regierungsbeteiligung erreichte, bei den jüngsten Landtagwahlen in Thüringen seine Stimme einer Partei gab, deren dezidiert rechtsextrem auftretender Spitzenkandidat ungeniert mit seiner politischen Nähe zum Nationalsozialismus kokettiert, dann wird die Frage unvermeidlich, was die Geschichtskultur wert ist, auf deren Geltungskraft wir uns so gern berufen."
In einem sehr nachdenklichen Essay, ebenfalls im TAGESSPIEGEL, schildert die israelische Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen, wie in ihrer Heimat Israel bereits Kindern die Erinnerung an Auschwitz nahe gebracht wird. Vor diesem Hintergrund denkt sie über das schwierige Spannungsverhältnis von Weitergabe und Instrumentalisierung von Erinnerung nach und rekurriert dabei auch auf aktuelle Verwerfungen in der Nahost- und Welt-Politik. U.a. sieht sie kritisch auf fragwürdige Auswirkungen geschichtspolitischer Instrumentalisierungen auf israelischer wie palästinenscher Seite und schreibt etwa:
"Historiker, die israelische Jugendliche auf ihren Gruppenreisen nach Auschwitz begleiteten, entdeckten eine deutliche Korrelation zwischen dem Besuch im Vernichtungslager und dem Anstieg militaristischer Einstellungen unter den jungen Israelis. Man kann leicht verstehen, warum.
Nicht weniger besorgniserregend ist andererseits die palästinensische Rhetorik, die israelische Soldaten gern mit Nazis vergleicht. Obwohl ich entschieden gegen die Besatzung und die nationale Unterdrückung, die Israel in den Gebieten praktiziert, eintrete, sehe ich doch einen großen Unterschied zwischen all dem und der industriellen Vernichtung von deutscher Seite."

Und in der TAZ ein sehr lesenswertes Interview mit dem israelischen Soziologen Natan Sznaider über deutsche, jüdische und israelische Identität vor dem Hintergrund der Schatten der Verangenheit und über die Gefahr des Antisemitismus im Spannungsgeflecht von Erinnern und Gedenken. Sznaider, 1954 in Mannheim geboren und als Zwanzigjähriger nach Israel ausgewandert, ist Soziologe an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv-Jaffa. Angesprochen darauf, dass etwa Berlin heute beinah vollgestellt sei mit Erinnerung an das Jüdische, an den Holocaust, allen voran das Stelenfeld, antwortet Sznaider:
"Es gehört halt mit dazu, wenn man sich akademisch um Erinnerung kümmert, dass man das irgendwie mit einbezieht, sich mit anschaut und irgendein ästhetisches Urteil darüber bildet. Es ist, falls ich das mal sarkastisch sagen darf, gelungen. Vom Ästhetischen her. Andere würden sagen, es ist die wahre Strafe, dass ein amerikanisch-jüdischer Architekt so ein monströses Ding mitten in die Stadt gestellt hat und alle müssen sich das andächtig anschauen. Ich mag, wenn ich da vorbeikomme, die Kids, die sich im Sommer da sonnen, und die kleineren Kinder, die dort Verstecken spielen. Aber was soll’s? Spielt das eine Rolle, ob das jetzt da steht oder nicht? Macht das die Berliner, die Deutschen besser? In den Augen der Welt, in ihren eigenen Augen? Wie anders würde die Welt sein, wenn es nicht da wäre, sondern da ein Hotel stehen würde oder ein großes Schwimmbad? Es hat überhaupt keine Konsequenzen. Man wird ja durch Erinnerung kein besserer Mensch."
Viele Links zum Thema dieser Tage in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Josef Schuster ist Internist und seit 2014 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er kam 1954 in Israel zur Welt, zwei Jahre später kehrten seine Eltern nach Deutschland zurück. Seine Großeltern mütterlicherseits wurden beide in Auschwitz ermordet. Im Gespräch mit dem TAGESSPIEGEL mahnt er zur Abgrenzung von der AfD - und kritisiert den Umgang der Justiz mit antisemitischen Taten. Auf die Frage, ob er zufrieden sei, wie die deutsche Justiz etwa mit Hassbotschaften umgehe, sagt er:
"Was die Hassbotschaften betrifft, liegen die Defizite eher in der jetzigen Rechtslage, weil viele der Beschimpfungen leider nicht strafbar sind. Aber grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass das Thema Antisemitismus in juristischen Kreisen als ein bisschen lästig empfunden wird. Es gibt aus unserer Sicht eindeutig judenfeindliche Fälle, in denen die Justiz aber keinen Antisemitismus erkennen kann."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der Historiker Michael Brenner, Jahrgang 1964, ist Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU München sowie Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen. Brenners Eltern haben den Holocaust überlebt: Vater Hermann stammte aus Südpolen und kam nach Kriegsende nach Deutschland. Mutter Henny wurde in eine Dresdner Familie hineingeboren. In einem lesenswerten Gespräch mit der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG anlässlich des Gedenkens an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren spricht er über persönliche Verluste, das Leben in Nachkriegsdeutschland und die Gefahren des Antisemitismus in der Gegenwart: "Die Bombardierung Dresdens 1945 rettete meiner Mutter das Leben"
Der Link zum Gespräch in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Ein Zeichen gegen Judenfeindlichkeit will das Jüdische Museum Westfalen zusammen mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel aus Münster und dem Kreis Recklinghausen setzen. Gemeinsam erarbeitete man eine Informationsbroschüre gegen Antisemitismus, die neben Hintergrundinformationen auch Argumentationshilfen bietet. Nun liegt die Broschüre in gedruckter als auch in digitaler Form vor, wie der LOKALKOMPASS berichtet: "7 Fragen – 7 Antworten zum Antisemitismus".
Der Link zum Bericht wie auch zum Download der Broschüre in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer kämpfte gegen das NS-Regime und bezahlte dafür mit seinem Leben. Man müsse dem Rad in die Speichen fallen, lautet eines der berühmtesten Zitate von ihm. Und just dieses Zitat wird heute von der Neuen wie auch religiösen Rechten benutzt, um ein Recht auf Widerstand gegen einen angeblich linken Zeitgeist zu beanspruchen, berichtet Thomas Klatt für DEUTSCHLANDRADIO. Dabei gehe es den Rechten um den Kampf gegen den Zeitgeist, gegen die Aufhebung des Schulgebetes, gegen die Abtreibung. So wie Bonhoeffer gegen Hitler kämpfte, dem Rad in die Speichen fiel, so kämpften heute die religiösen Rechten gegen das sogenannte „Establishment“: "Dietrich Bonhoeffer – Idol der religiösen Rechten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Religion spielt in den USA nach wie vor eine große Rolle. Umso erstaunlicher ist es, dass weit über die Hälfte der US-Amerikaner*innen der Meinung ist, dass es nicht notwendig ist, an Gott zu glauben, um moralisch richtig handeln zu können. Dies hat eine aktuelle Studie des renommierten Pew Research Centers festgestellt, über die der HUMANISTISCHE PRESSEDIENST informiert: "Ist Gott für moralisches Handeln notwendig?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die Bereitschaft, einen Menschen zu opfern, um mehrere zu retten, unterscheidet sich von Land zu Land. Das zeigt eine wissenschaftliche Studie, an der 70.000 Personen in 42 Ländern teilgenommen haben. Ein Forschungsteam rund um Iyad Rahwan, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, untersuchte dabei weltweite Gemeinsamkeiten und Unterschiede in moralischen Entscheidungen. Ein entsprechender Bericht des Max-Planck-Instituts, der auch interessante Unterschiede zwischen Europa und Asien aufweist, ist im HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST zu lesen: "Einen Menschen opfern, um fünf zu retten?".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Bislang besuchten nur wenige Muslime die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Im Jahr 2019 besuchten mehr als 2,3 Millionen Menschen die Gedenkstätte Auschwitz. Davon, sagt deren Director Piotr Cywinski, seien im Grunde "nur eine Handvoll Menschen aus arabischen Ländern" gekommen, laut offiziellem Reservierungssystem etwas über 3.200. Vor diesem Hintergrund ist es schon beinahe sensationell, dass die Gedenkstätte nun den ranghöchsten offiziellen muslimischen Gast begrüßen konnte: Mohammed Al-Issa, Generalsekretär der Islamischen Weltliga, die mehr als eine Milliarde Muslime weltweit vertritt. Und auch die Umstände seines Besuchs sind sensationell: Al-Issa kommt gemeinsam mit dem Direktor des American Jewish Committee (AJC), David Harris. Der 54-jährige Islamgelehrte auf der einen Seite – auf der anderen Seite der 70-jährige jüdische Jurist, selbst Sohn von Holocaust-Überlebenden. QANTARA, der österreichische STANDARD und ISRAELNETZ berichten die Einzelheiten und Hintergründe: "Gemeinsam gegen den Hass".
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Rabbiner David Rosen ist der internationale Direktor für interreligiöse Angelegenheiten des American Jewish Committee. Zudem ist er Mitglied der Kommission des israelischen Oberrabbinats für den interreligiösen Dialog und gehört dem Rat der religiösen Institutionen des Heiligen Landes an. Rosen gilt als einer der zentralen Schlüsselfiguren im christlich-jüdischen Gespräch - sowohl in theologischer wie politischer Hinsicht. Im Gespräch mit der TAGESPOST lobt er nun vor allem die Beziehungen zwischen dem Judentum und der katholischen Kirche. Auf die Frage, was seiner Meinung nach die grundlegenden Fragen seien, um die es im gegenwärtigen jüdisch-katholischen Dialog gehen sollte, antwortet er:
"Wir befinden uns in der Tat in einem „goldenen Zeitalter“, was das jüdisch-katholische und das jüdisch-christliche Verhältnis betrifft. Noch nie zuvor gab es so viel positive Interaktion und Zusammenarbeit zwischen den beiden Gemeinschaften, besonders in den Vereinigten Staaten, wo es etwa dreißig Institutionen oder Universitätsabteilungen und Lehrstühle gibt, die jüdisch-christliche Studien und Beziehungen – vor allem von und mit der katholischen Kirche – fördern. Dennoch stellt sich die Frage, wie man sicherstellen kann, dass diese Beziehung nicht einfach nur das Gebiet von Spezialisten und interreligiösen Aktivisten ist, sondern das Erbe der Kirche als Ganzes wird und sich auf die jüdische Gemeinschaft als Ganzes auswirkt."
Der Link zum Interview in der Rubrik  INTERRELIGIÖSE WELT.

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Nicht nur die christlichen Kirchen beklagen einen gravierenden Mitlgiederschwund. Auch die jüdischen Gemeinden in Deutschland verlieren - wenn auch aus ganz anderen Gründen als die Kirchen - jedes Jahr rund 1.000 Mitglieder. Auch deswegen wird immer häufiger debattiert, ob der Zugang zur Gemeinde erleichtert werden soll. Das wünschen sich vor allem aus Russland stammende Juden, die keine jüdische Mutter vorweisen können. Jens Rosbach hat sich für DEUTSCHLANDRADIO zu diesem Problem in den Gemeinden umgehört und auch mit orthodoxen wie liberalen Rabbinern darüber gesprochen: "Konversion light als Ausweg?".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der TAGESSPIEGEL hat den Holocaust-Gedenktag zum Anlass genommen und Berlinerinnen und Berliner jüdischen Glaubens um einen Satz gebeten – über jüdisches Leben in Berlin heute, über Wünsche, Hoffnungen und Ängste. Für einen Blick auf Gegenwart und Zukunft. Zusammengekommen sind dergestalt 40 teils sehr beeindruckende Antworten, die zudem ein breites Spektrum wiederspiegeln, wie es etwa in den nachfolgenden zwei Beispielen deutlich wird. Sarah Serebrinski (41, Geschäftsführerin Rabbinerseminar zu Berlin) sagt:
„Bei all der berechtigten Wut über den ‚wiederaufkeimenden’ Antisemitismus in Deutschland, schaue ich auch hoffnungsvoll auf die positive Entwicklung jüdischen Lebens in Deutschland, mit immer mehr jüdischen Gemeinden, einem diversen Judentum, Rabbinerausbildungen, Kulturschaffenden und einer aktiven Jugend – wir sind hier um zu bleiben.“
Dem gegenüber meint Allegra Silbiger (48):
„Vor 20 Jahren bin ich mit vorsichtigem Optimismus in die Stadt gezogen, aus der meine Großeltern 1933 geflohen sind, und nun frage ich mich fast täglich, ob ich den Moment rechtzeitig erkennen werde, in dem ich mit meinen Kindern weg muss.“
Der Link zu allen 40 Antworten in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

»Wenn die jüdische Gemeinschaft sich nicht um die Zukunft unseres Planeten sorgt, können wir uns gleich vom Judentum verabschieden«, sagt die US-amerikanische Rabbinerin Katy Allen. Denn: »Es gibt keine Zukunft für das Judentum, wenn es keinen Planeten mehr gibt, auf dem wir leben können.« Sie ist Mitgründerin und Leiterin von JCAN – kurz für Jewish Climate Action Network –, einem losen Bündnis jüdischer Klimaaktivisten mit derzeit knapp 1000 Anhängern. Und wie bei uns sind es auch in den USA vor allem die jungen Leute, die sich enagagieren - auch von jüdischer Seite aus. So wie beispielsweise Jamie Margolin, 18 Jahre alt, die zur Zeit die Highschool in Seattle im US-Bundesstaat Washington besucht. Sie ist Gründerin von Zero Hour, einer Gruppe von jugendlichen Klimaaktivisten in den USA, die mittlerweile rund 100.000 Anhänger hat. Margolin ist das amerikanische Pendant zur schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg, mit der sie im September vergangenen Jahres gemeinsam vor dem US-Kongress zur Klimakrise sprach. Katja Ridderbusch hat sich den jüdischen Klimaaktivismus in den USA für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG genauer angesehen und eine lesenswerte Reportage verfasst: "Eine Frage der Zukunft".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

An einem Wintertag im Jahr 1897 kletterte Rabbi Schechter in der Ben-Ezra-Synagoge in Kairo eine Leiter hoch, um durch ein Loch in der Wand in ihren Stauraum zu gelangen. Drinnen entdeckte er unter einer dicken Staubschicht eine schier unerschöpfliche Quelle an Wissen: Zehntausende von schriftlichen Dokumenten, die sich über eine Zeitspanne von mehr als 1000 Jahren hier angesammelt hatten. Die Kairoer Geniza. Dieser Fund hat die jüdische ebenso wie die islamisch-mittelalterliche Geschichtsschreibung verändert und bereichert – und tut es bis heute, wie Susanna Petrin in ihrer eindrucksvollen Reportage für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet: "Ein Loch in der Wand – und dahinter tausend Jahre Geschichte".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Das in den USA angesehene und traditionsreiche evangelikale Magazin „Christianity Today“ hatte kurz vor Weihnachten in einem Leitartikel die Absetzung von Donald Trump gefordert. Damit zeigt der größte und bislang weitgehend geschlossene Block von Trump-Anhängern erste Risse. Doch die Folgen sind unklar, aber bemerkenswert sind die Erosionen im bislang Trump-treuen Kreisen schon, wie Katja Ridderbusch für DEUTSCHLANDRADIO schildert: "Evangelikale Kritik an Donald Trump".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Im August 1945 schrieb David Rousset, nach Buchenwald und einem Todesmarsch durch mehrere KZs gerade von den alliierten Truppen befreit, eine der ersten Darstellungen des Systems der deutschen Konzentrationslager in ihrem Aufbau, ihrer inneren wie äußeren Hierarchie wie ihren Funktionsweisen. Noch in der Unmittelbarkeit der eigenen Erfahrung enstand so eine literarische Analyse, die 1946 als eine der ersten Darstellungen der Lagerwirklichkeit erschien. Erst jetzt wurde sie ins Deutsche übersetzt und Gerhard Zeillinger hat sie für den STANDARD gelesen: "Ein System der Entmenschlichung".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Viel Sehenswertes heute Abend im TV. U.a. eine hoch interessante Dokumentation über das sogenannte Ringelblum-Archiv im Warschauer Ghetto, eine Dokumenation über Juden in der DDR, aber vor allem die von der Presse bereits als "herausragendes TV-Ereignis" (Tagesspiegel) gepriesene Dokumentation "Ein Tag in Auschwitz", die sich wesentlich auf ein einzigartiges Fotoalbum stützt, das die SS in Auftrag gab.
Mehr dazu und zu weiteren Sendungen heute Abend in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

28. Januar 2020

 * Trump inszeniert eine Lösung des Nahostkonflikts ... mehr
 
 * Netanjahu zieht Immunitätsantrag im Parlament zurück ... mehr
 
 * Karaiten in Israel: Ohne Rabbiner und Klagemauer ... mehr
 
 * Der erste Bundeskanzler und sein Verhältnis zu Israel ... mehr
 
 * 75 Jahre nach Auschwitz: Versuche, das Unfassbare zu begreifen ... mehr
 
 * „In Berlin würde ich eine Basecap über die Kippa ziehen“ ... mehr
 
 * Michael Brenner: Antisemitismus und deutsche Vergangenheit ... mehr
 
 * 7 Fragen – 7 Antworten zum Antisemitismus ... mehr
 
 * Dietrich Bonhoeffer – Idol der religiösen Rechten ... mehr
 
 * Ist Gott für moralisches Handeln notwendig? ... mehr
 
 * Einen Menschen opfern, um fünf zu retten? ... mehr
 
 * Muslime und Juden in Auschwitz ... mehr
 
 * Rabbi David Rosen zum jüdisch-katholischen Verhältnis ... mehr
 
 * Judentum: Konversion light als Ausweg? ... mehr
 
 * Juden in Berlin: 40 Fragen - 40 Antworten ... mehr
 
 * Jüdische Klimabewegung in den USA ... mehr
 
 * Die Kairoer Geniza ... mehr
 
 * Evangelikale Kritik an Donald Trump ... mehr
 
 * Buch-Tipp: David Rousset - Das KZ-Universum ... mehr
 
 * TV-Tipp: Ein Tag in Auschwitz ... mehr

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EDITORIAL
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ACHTUNG:
Am Freitag, 31. Januar 2020 erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 298 mit einem Beitrag von Martin Kloke: "Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS): Gratwanderungen zwischen 'Israelkritik' und Antisemitismus".