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ISSN 1612-7331
17.04.2019 - Nr. 1833
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ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe nach Ostern erscheint am Donnerstag, 25. April 2019.



Guten Tag!

Nr. 1833 - 17. April 2019



Seit langem ist er angekündigt - und die Welt wartet: der Friedensplan von US-Präsident Trump für Israel und Palästina. Der Forscher Khaled Elgindy freilich erwartet wenig - und erklärt im Interview mit dem SPIEGEL, warum die USA seit Jahrzehnten versagen. Elgindy ist Nonresident Fellow am renommierten Center for Middle East Policy der US-Denkfabrik Brookings. Er arbeitete zuvor unter anderem als Berater für die Palästinensische Autonomiebehörde in Ramallah und nahm 2008 an den Nahost-Friedensverhandlungen in Annapolis teil. Auf die Frage des SPIEGELS, warum er den gesamten Friedensprozess für mangelhaft halte, antwortet Elgindy:
"Weil er sich nicht auf die Themen konzentriert, die den Konflikt schüren, allen voran die israelische Besatzung. Stattdessen fokussierte sich der Friedensprozess darauf, die Israelis zu beruhigen und gleichzeitig die Palästinenser zu reformieren. Anstatt gegenüber beiden Parteien positive und negative Anreize zu schaffen, die das Machtungleichgewicht zwischen ihnen berücksichtigen, haben die USA durchweg mehr Druck auf die schwächere Seite, die Palästinenser, und weniger Druck auf die stärkere Seite, die Israelis, gemacht. Damit wurde das normale Vorgehen in einer Vermittlung auf den Kopf gestellt."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Nachdem Premier Netanjahu seine Mehrheit in der Knesset von Staatspräsident Rivlin bestätigt bekommen hat, geht es an die Koalitionsverhandlungen. Konfliktthemen sind der Schabbat, die Wehrpflicht für Ultra-Orthodoxe und die Verteilung der Ministerposten, wie Lissy Kaufmann und Ulrich W. Sahm für den österreichischen STANDARD und ISRAELNETZ berichten: "Israelische Regierungsbildung mit Konfliktpotenzial". Unterdessen gehen die Analysen für den neuerlichen Wahlsieg des rechten Lagers und dessen Folgen für Israel weiter. Tim Aßmann etwa meint im DEUTSCHLANDRADIO, Netanjahu sei fortan erpressbar, denn er brauche seine neuen rechten Koalitionspartner, ums sich selbst vor Strafverfolgung schützen zu lassen. Letztlich gehe es ihm nur noch um den eigenen Machterhalt. In einem Beitrag für N-TV greift Tal Leder eine der hervorstechendsten Entwicklungen auf, die für die Stärke des rechten Lagers verantwortlich sind: die wachsende Bedeutung des religiös-nationalen Lagers. Die religiös-zionistische Partei "Jüdisches Heim", die ultraorthodoxen "Sephardischen Wächter der Thora", besser bekannt als Schas-Partei, sowie die aschkenasisch-ultraorthodoxe Partei "Vereinigtes Thora-Judentum" erreichten insgesamt 20 Mandate. Israelische Politik wird immer religiöser. Wie kam es dazu, fragt Tal in seinem Beitrag: "Wie Israels Politik immer religiöser wurde". Und für die TAZ versucht Silke Mertins zu klären, warum Netanjahu wieder gewann. Bei der Analyse sei u.a. erstaunlich, dass auch soziale Probleme bei der Wahlentscheidung der Israelis kaum eine Rolle gespielt hätten. Aber dafür gebe es durchaus eine Erklärung:
"Umfragen belegen: Das Thema Sicherheit ist nach wie vor die alles entscheidende Frage für die Israelis. Viele mögen Netanjahu vielleicht nicht, seine Unbescheidenheit, die Arroganz der Macht und die Schmutzkampagnen gegen seine politischen Gegner. Doch sie schätzen ihn als einen Regierungschef, der ihnen ein halbwegs sicheres Leben ermöglicht. Und sie haben nicht vergessen, dass Netanjahu vor dem Abzug aus dem Gazastreifen, aus dem heute so viele Raketen fliegen, gewarnt hatte. Wen kümmern da schon die Korruptionsvorwürfe?"
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Virtuelle Cyberangriffe auf Unternehmen oder Staaten werden immer häufiger. Deshalb suchen Staaten und Firmen rund um den Globus nach innovativen Schutzmaßnahmen. Und viele von ihnen blicken dabei nach Israel, wie Mareike Enghusen in einem längeren und bemerkenswerten Beitrag für das Wirtschaftsmagazin CAPITAL schreibt. Denn das "kleine Land am Mittelmeer, dessen 8,5 Millionen Einwohner gerade einmal 0,01 Prozent der Weltbevölkerung stellen, lockte im vergangenen Jahr 16 Prozent der globalen Investitionen in Cybersicherheit an, rund 815 Mio. Dollar; einzig in die USA floss noch mehr Geld." Und auch deutsche Firmen sind mit von der Partie: Volkswagen beispielsweise tat sich 2016 mit drei führenden israelischen Sicherheitsexperten zusammen, darunter einem früheren Geheimdienstchef, um das Cybersecurity-Start-up "Cymotive" zu gründen. Gelegentlich sei gar schon die Rede vom israelischen Start-up-Wunder, doch "mit einem Wunder hat der Erfolg wenig zu tun: Er ist das Ergebnis langfristiger Planung, von Geopolitik und einer engen Zusammenarbeit von Staat, Wissenschaft, Industrie – und der Armee".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In einem vor wenigen Tagen im "Guardian" veröffentlichten Brief warnen gut drei Dutzend europäische Ex-Außenminister vor Trumps Plänen: "Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete steuern auf eine Einstaatenlösung mit ungleichen Rechten zu", heißt es in dem Schreiben, das sich an die amtierenden Chefdiplomaten Europas richtet, wie der österreichische STANDARD berichtet. Und in der österreichsichen Tageszeitung DIE PRESSE ist der komplette Brief in deutscher Übersetzung sowie im englischen Original zu lesen: "So kann es nicht weitergehen".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Als Zwölfjährige kam Janina Hescheles in das Zwangsarbeiterlager Lemberg-Janowska - und musste dort unfassbare Grausamkeiten mit ansehen. Im Herbst 1943 organisierten polnische Widerständler ihre Flucht aus dem Lager. Sie tauchte unter falschem Namen bei verschiedenen Familien unter - und schrieb unmittelbar nach der Rettung ihr Martyrium nieder. Zwei graue Hefte, 142 Seiten, in kindlicher Handschrift: ein Protokoll des Grauens, das ihr den Ruf einer "polnischen Anne Frank" einbrachte. Nüchtern und präzise schilderte das Mädchen aus ihrer Kinderperspektive, wie Deutsche und Ukrainer in ihrer Heimatstadt Lemberg (heute: Lwiw) mordeten und wüteten, ihr Eltern, Großeltern, Freunde entrissen. Wie sie eingesperrt, ausgebeutet, erniedrigt wurde. Und sich doch weder Lebenswillen noch Würde rauben ließ, wie Katja Iken in ihrem berührenden Porträt der heute 88-jährigen Janina Hescheles für den SPIEGEL schildert: "Ich fühlte, wie etwas in mir rief: Lebe! Lebe!".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Mitten im Kriegsjahr 1940 lebten noch rund 140.000 Juden in den Niederlanden. Es sollte nicht lange dauern und mehr als 100.000 von ihnen wurden durch die Nationalsozialisten in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Mit einem Mahnmal soll jetzt in Amsterdam an die NS-Opfer erinnert werden. Als Architekt des geplanten Holocaust-Mahnmals ist kein Geringerer als Daniel Libeskind auserkoren worden. Doch der lokale Widerstand von Bürgern gegen das Projekt ist groß. Kerstin Schweighöfer berichtet für DEUTSCHLANDRADIO über die Hintergründe des Protests: "Bürgerprotest gegen Mahnmal für die ermordeten Juden".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Bücher wie „Der Untermensch“, „Der Jude als Weltparasit“ oder pseudowissenschaftliche Literatur wie „Adolf Hitler – Der letzte Avatar“  - allesamt neo-nazistische und antisemitische Literatur - ist seit Jahren relativ problemlos über Amazon erhältlich. Dem Zentralrat der Juden bereitet das Sorge. Alle Appelle, das zu ändern, laufen ins Leere – auch wegen der komplizierten Rechtslage, wie  Thomas Schmoll in einem Beitrag für die WELT erläutert: "Warum Amazon Nazi-Literatur vertreiben kann".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Die BDS-Bewegung ist in ihren Methoden und Zielen nicht nur antiisraelisch, sondern größtenteils klar antisemitisch", heißt es in einem der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vorliegenden Antrag, den die FDP-Fraktion gebilligt hat. BDS stelle die Existenzberechtigung Israels in Frage und dämonisiere Israelis "in verschwörungstheoretischer Art und Weise". Vor allem aber: "Das Anbringen von 'Don't buy'-Schildern an Stätten, in denen israelische Produkte verkauft werden, erinnert an Zeiten im dunkelsten Kapitel unserer Geschichte, an die damals überall zu findenden Schilder: Kauft nicht beim Juden". Daniel Brössler berichtet in seinem Beitrag über den Antrag der FDP zu einer Verurteilung der BDS-Bewegung, der bald in den Bundestag eingebracht werden soll: "Nicht nur antiisraelisch, sondern größtenteils klar antisemitisch".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Antisemitismus geht uns alle an, weil er ein menschenverachtendes Denkmuster ist, das ganz vielen Verschwörungsmythen auch zugrunde liegt. Darüber hat der Religionswissenschaftler Michael Blume ein Buch geschrieben. Es heißt „Warum der Antisemitismus uns alle bedroht“, und Blume sollte es wissen – schließlich ist er seit einem Jahr der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung von Baden-Württemberg. In einem längeren Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO erläutert Blume seine Sichtweise, die Rolle uralter Stereotype, die auch in den neuen Medien im Kontext von Verschwörungstheorien wieder auftauchen. Auf die Frage, ob er im christlichen Antijudaismus eine Vorstufe des rassistischen Antisemitismus sehe, antwortet Blume:
"Ja, also der Antisemitismus hat ganz, ganz alte Wurzeln, schon in der Antike. Wir haben schon den ägyptischen Pharao oder den Ahasveros im Buch Esther, da wird das schon beschrieben, wie Antisemitismus funktioniert. Im Christentum und dann auch im Islam – das sind ja Religionen, die entstanden sind aus jüdischen, aus semitischen Wurzeln – und in beiden Fällen haben wir dann Auslegungen, die sich ganz massiv gegen das Judentum wenden. Da wird zum Beispiel im Christentum dann verdrängt, dass Jesus, seine Jünger, seine Mutter und seine ganze Umgebung selbstverständlich Jüdinnen und Juden waren, sondern da wird dann gesagt, die Juden haben den Sohn Gottes ermordet, und dann dreht sich gewissermaßen die Religion gegen die eigenen Wurzeln."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Niemand geringerer als der deutsche Verfassungsschutz hält in einer aktuellen Broschüre den Islamismus für gefährlicher als Rechtsextremismus und Linksextremismus, wenn es um Antisemitismus geht. Wörtlich heißt es in der Broschüre: „Ausgeprägter sind antisemitische Auffassungen jedoch im Islamismus, in dem sich religiöse, territoriale und/oder politische Motive zu einem antisemitischen Weltbild verbinden. Das „Feindbild Judentum“ bildet einen zentralen Pfeiler, auf den sich die Argumentationen aller islamistischen Gruppierungen stützen.“ An anderer Stelle ergänzt der Verfassungsschutz, dass "antisemitische Phänomene mit islamistischem Hintergrund" alles andere als eine Seltenheit seien: "Der aktiven Auseinandersetzung mit diesem Gedankengut wird daher in den nächsten Jahren eine wachsende Bedeutung zukommen." Die BILD-ZEITUNG fasst einige der Ergebnisse der Studie und damit verbundenen Einschätzungen des Verfassungsschutzes zusammen. Und die Studie selbst steht ebenfalls komplett zum Download bereit: "Antisemitsmus im Islamismus".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Das laizistische Frankreich ist zutiefst erschüttert: Das Symbol ihrer nationalen und kulturellen Idenität, die fast eintausend Jahre alte und weltbekannte Notre Dame steht in Flammen. Die Erschütterung reicht jedoch weit über Frankreich und auch weit über die christliche Welt hinaus. So hat der Brand von Notre-Dame beispielsweise auch bei den Rabbinern der Orthodoxen Rabbinerkonferenz in Deutschland große Bestürzung hervorgerufen: "Aus tiefstem Herzen bedauern wir, dass dieses symbolträchtige und besondere Bethaus durch die Flammen des Feuers zerstört worden ist", heißt es in einer bemerkenswerten Presseerklärung der Rabbiner. In der schweizerisch-jüdischen Wochenzeitung TACHLES schreibt Chefredakteur Jacques Kugelmann ein "Kaddisch auf Notre Dame". Und er erinnert daran, dass dieses Monument Europas auch ein Monument "der Katholkiken und Juden" ist, was besonders symbolträchtig bei der Trauerfeier für den verstorbenen Kardinal Jean-Marie Lustiger im Jahre 2007 deutlich geworden sei: "In kaum einer Kirche sollte die christlich-jüdische Versöhnung auf immer verinnerlicht sein, wie es in der Notre-Dame de Paris geschah. Das Kaddisch hallte noch Jahre nach, den Arno Lustiger im Jahre 2007 in der Kathedrale zum Tode seines Cousins Kardinal Jean-Maire Lustiger sprach. Es war dies der letzte Wille des Verstorbenen. Beim Betreten der Kathedrale wurde Erde aus Israel auf sein Grab gestreut." Auch Gila Lustiger, Schriftstellerin, Tochter des 2012 verstorbenen deutsch-jüdischen Historikers Arno Lustiger, erinnert im Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO an den getauften Juden und Erzbischof von Paris, der ihr Onkel war:
"Ich denke natürlich an ihn heute und vor allen Dingen an seine Beerdigung. Er wurde in Notre Dame beerdigt. Die Bestattung fand – 2007 ist er gestorben – in der Kathedrale statt. Vor der Kathedrale – und das war wichtig für ihn, er ist ja getaufter Jude, er wurde von Johannes Paul II. ‚81 zum Erzbischof von Paris ernannt und in Notre Dame inthronisiert und hat dort eigentlich seinen gesamten Dienst verrichtet –, vor der Kathedrale hat mein Vater damals den Kaddisch für ihn gesagt, das jüdische Todesgebet, und mein Sohn hat Erde auf das Grab vom Ölberg geschüttet. Für mich ist das wichtig, das ist auch Teil von Notre Dame. Jean-Marie wollte damit seine Hoffnung und auch seinen Glauben symbolisieren, die Weltreligionen, vor allem das Judentum natürlich, und das Christentum Seite an Seite vereint zu sehen. Das ist, an was ich heute ganz besonders denke, an dieses Erbe."
Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Durch direkte Begegnung Vorurteile abbauen und Missverständnisse ausräumen: Das ist das Ziel der sogenannten Abrahamischen Teams. Dabei informieren stets ein Christ, ein Jude und ein Muslim gemeinsam über ihre verschiedenen Glaubensbekenntnisse. QANTARA sprach mit dem Initiator dieser Teams, dem evangelischen Theologen Jürgen Micksch, der von 1994 bis 2017 Vorsitzender des Interkulturellen Rates in Deutschland war und auch Initiator der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Auf die Frage, ob er denn Fortschritte bei den interreligiösen Begegnungen sehe, antwortet Miksch:
"An der Basis hat sich vieles ausgesprochen positiv entwickelt, auch wenn das in der Öffentlichkeit nicht so bekannt ist. Als wir 2001 mit den Abrahamischen Teams anfingen, hieß es manchmal bei katholischen Pfarrern oder evangelischen Kirchenvorständen: In unsere Gemeinde kommt kein Muslim. Es war in der Anfangsphase oft schwierig, die Kirchengemeinden überhaupt für Veranstaltungen zu gewinnen. Das ist heute nicht mehr so. Wir haben heute Veranstaltungen in Synagogen, anfangs unvorstellbar, in Moscheen und Kirchengemeinden."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Noch vor 2.000 Jahren gab es eine halbe Million Samaritaner. Verfolgung, erzwungene Konversion und Assimilierung haben die Zahl jedoch drastisch minimiert. Zwischen 700 und 1.200 sind es heute. Ihren Namen leiten die Samaritaner vom hebräischen "Shomerim", die Hüter, ab. Sie folgen einer strengen Auslegung der Torah, deren samaritanische Version in einer eigenen, an Althebräisch angelehnten Schrift verfasst ist. Wie Juden halten sie sich streng an die Schabbatruhe. Anders aber als im Judentum zählt den Samaritanern die männliche Stammeslinie als Basis für die Religionszugehörigkeit. So ist seit 1923 die Heirat konversionswilliger Jüdinnen erlaubt. Seit 2004 sind Frauen aus Osteuropa hinzugekommen. Erbkrankheiten durch Verwandtenehen in der kleiner werdenden Gemeinde sollen so weniger eine Chance haben. Um ihr Überleben als kleine Religionsgemeinschaft zu sichern, haben sie nun ebenfalls das Online-Dating enteckt - und folgen damit einem weltweiten Trend der Partnervermittlung auf virtueller Ebene. Die Samaritaner finden im Netz vor allem Ukrainerinnen, die sich damit auf ein Leben mit uralten Gebräuchen einlassen, wie Anna Shemyakova in ihrem Bericht für DOMRADIO schildert: "Online-Dating als Rettungsanker".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Dass auch Menschen muslimischen Glaubens fester Bestandteil dieser gelebten Verfassungsordnung sein können, wird zuallererst am Grundrecht der Religionsfreiheit festgemacht. Oft bleibt dabei unbeachtet, dass das Grundgesetz auch einen Gottesbezug enthält: Die Verfassungsmütter und -väter haben den Text des Grundgesetzes ausdrücklich im Bewusstsein ihrer „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ ausgearbeitet, wie es in der Präambel heißt. Welches Gottesverständnis liegt dem Grundgesetz zugrunde? Geht es exklusiv um den christlichen Gott? Oder spricht die Verfassung auch Allah an, den Gott der Muslime? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Mattias G. Fischer, Professor für Öffentliches Recht an der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung, in einem Beitrag für die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Seine Schlussfolgerungen sind eindeutig: "Wenn in der Verfassung „Gott“ steht, dann geht es um Grundwerte, die auch Muslime teilen. Auch der Koran bildet da keinen Widerspruch."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Er gehört zu den dienstältesten Rabbiner in Deutschland - und zu jenen jüdischen Pionieren im Gespräch mit Christen und nicht-jüdischen Deutschen, ohne die ein jüdisches Leben nach 1945 schlicht unverstellbar gewesen wäre: Rabbiner Henry G. Brandt. Im fast biblischen Alter von 92 Jahren hat er nun aus gesundheitlichen Gründen seinen Dienst als Rabbiner in der jüdischen Gemeinde Augsburg niedergelegt, wie die AUGSBURGER ALLGEMEINE berichtet. An gleicher Stelle ist auch ein sehr lesenswertes Interview vom Dezember 2018 mit Brandt zu lesen, in dem er ungewöhnlich offen und ausführlich über seinen persönlichen Werdegang und mithin über Flucht, Exil und Rückkehr spricht. Auf die Frage, wie er, der als junger Mann zunächst einen ganz anderen Weg eingeschlagen hatte, schließlich dazu kam, Rabbiner zu werden, antwortet er:
"1955 begann ich im Ford-Konzern in London als Marktanalytiker. Gleichzeitig war ich in einer liberalen jüdischen Gemeinde engagiert. Ich geriet also in dieses religiöse Milieu, und heute, im hohen Alter, weiß ich, dass ich diese religiöse Erfahrung, die ich als Kind in der großen Synagoge von München gemacht hatte, schon lange gesucht hatte. Irgendwann merkte ich auch: Ich will nicht nur Autos verkaufen und höhere Gewinne erzielen, darin sah ich keinen Sinn mehr. Ich wollte mit und für Menschen arbeiten und als Jude etwas für die jüdische Gemeinschaft tun. Daraus entstand dann auch das Ziel, den Dialog mit anderen Religionen zu suchen."
Die Links zu Bericht und Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In Berlin sind am vergangenen Sonntag 45 junge jüdische Diplomaten (JD) aus 20 Ländern zu einem dreitägigen Regionaltreffen zusammengekommen. Sie gehören zum sogenannten Jewish Diplomatic Corps (JD Corps) des Jüdischen Weltkongresses (WJC). Tobias Kühn war für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG mit dabei und hat beobachtete, wie die jüdischen Diplomaten in Berlin über die diversen Herausforderungen für die jüdische Gemeinschaft diskutiert haben: "In eigener Sache".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Als die israelische Künstlerin Michal Zamir mit Mann und zwei Kindern 2009 nach Berlin kam, brachte das Ehepaar 2000 eigene hebräische Bücher mit, vor allem Romane, Gedichtbände und Philosophie. Bald brauchte sie neue Bücher und Gleichgesinnte zum Austausch: „Als wir hierher kamen, suchten wir hebräische Bücher und eine hebräische Gemeinde für uns und für unsere Kinder. In der Jüdischen Gemeinde haben wir nichts gefunden ... . Sie haben eine Bibliothek, aber das ist meistens auf Deutsch und Russisch und niemand spricht dort Hebräisch.“ Und so hat sie kurzerhand in ihrer Wohnung selbst eine hebräische Privatbibliothek gegründet. Hier treffen sich jetzt regelmäßig Israelis und Deutsche, die gut Hebräisch sprechen – zu Lesungen in Wohnzimmer-Atmosphäre, wie Igal Avidan in seiner Reportage für DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Lesen in der Muttersprache".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Bis heute ist jüdische Kultur ein fester Bestandteil vieler muslimischer Länder. Weder der Nahost-Konflikt noch die anti-semitischen Äußerungen von Irans Präsident Ahmadinedschad konnten daran grundsätzlich offenbar etwas ändern. Alfred Hackensberger informiert in einem Beitrag für QANTARA über jüdisches Leben in den muslimischen Ländern Marokko, Algerien, Syrien und dem Iran: "Hebräer statt Juden".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

"Als die Stadt Mossul 2017 von der Terrororganisation "Islamischer Staaat" (IS) befreit worden war, lag der Großteil von West-Mossul in Trümmern. Nicht aber das jüdische Viertel. Zwar müssen die Menschen auch hier ihre Häuser instandsetzen. Doch sie stehen überwiegend noch und brauchen hauptsächlich Reparaturen und einen neuen Farbanstrich, um die Spuren von drei Jahren Besatzung auszulöschen. Die meisten Einwohner waren geflohen, als die Kämpfe zwischen dem IS und der irakischen Armee und ihren Verbündeten ihr Viertel erreichten. Nun kehren sie in ihre Häuser im Mahallat al-Jahud, im jüdischen Viertel, zurück."
In einer längeren Reportage für die DEUTSCHE WELLE, begleitet von einer Reihe eindrücklicher Fotos von Eddy van Wessel schildert Judit Neurink, warum das jüdische Vierel in Mossul trotz des Terror-Regimes des IS relativ unbeschadet geblieben ist. Gegen Ende ihrer Reportage weist sie jedoch auch auf neue Gefahren hin:
"Obwohl die Preise für Häuser um die Hälfte gefallen sind, sind viele Besitzer gezwungen, ihr Eigentum aus Geldmangel zu verkaufen. Faisal Jeber vom Gilgamesh Center befürchtet, Schnäppchenjäger könnten die Häuser kaufen, um sie abzureißen, neue zu bauen und Profit daraus zu schlagen. Er warnt, dass das wichtige jüdische Kulturerbe verloren gehen könnte."
Der Link zur Foto-Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Als wesentliche Ursachen des Missbrauchsskandals hat Ex-Papst Benedikt XVI. eine veränderte gesellschaftliche Sexualmoral sowie falsche Entwicklungen in katholischer Moraltheologie und Klerikerausbildung haftbar gemacht - und mithin den Neuaufbruch und kulturpolitischen Geist der 68er-Bewegung. Sein Beitrag ist auf heftigen Widerspruch gestoßen. So beispielsweise bei Michael Seewald, seines Zeichens Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU konstatiert Seewald bissig: "Es ist beachtlich, auf welche Ideen Menschen kommen, die betend und schweigend ihren Ruhestand verbringen. Das zu tun, hatte Benedikt XVI. bei seinem Rücktritt 2013 angekündigt. Je weiter dieses Ereignis zurückliegt, desto mehr scheint der emeritierte Papst zur Überzeugung zu gelangen, dass es ohne ihn doch nicht geht." Und er nimmt in seiner Kritik am ehemaligen Papst kein Blatt vor den Mund:
"In den skurrilen Erinnerungen des emeritierten Papstes, die ein beachtliches Maß an Gehässigkeit offenbaren, fehlt allerdings ein Punkt: die Verantwortung der Kirche für das, was Menschen durch Geistliche angetan wurde. Der Text ist mit dieser Leerstelle ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Diskussion, wenn auch in anderer Weise, als sein Autor es sich vorgestellt haben mag. Benedikt erschließt durch das, was er nicht sagt, wie ein System des Schweigens in der Kirche entstehen konnte."
Der Link zum Essay in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Heydrich tobt. Gerade erst hat der »Reichsprotektor von Böhmen und Mähren« das ehrwürdige Konzerthaus Rudolfinum zum »Haus der deutschen Kunst« umwidmen lassen, da entdeckt er unter den Komponistenstatuen auf dem Dach einen Juden: Mendelssohn-Bartholdy. Der SS-Anwärter Julius Schlesinger erhält den Befehl, sich um dessen Beseitigung zu kümmern. Aber das ist schwieriger als gedacht. Denn erstens ist er nicht schwindelfrei und will nicht aufs Dach. Und zweitens finden die beiden mitgebrachten Tschechen nicht heraus, wer der Fragliche ist, denn die Statuen tragen keine Namen. Da hat Schlesinger eine Idee: Eben erst hat er gelernt, dass Juden die größten Nasen hätten. Zufrieden glaubt er seine Aufgabe erfüllt zu haben, als er die beiden wieder losschickt zu Richard Wagner. Was so komisch beginnt, wird im Laufe des Romans "Mendelssohn auf dem Dach" aus der Feder von Jiri Weil ein großes, immer dunkleres und beklemmenderes Bild Prags und seiner Bewohner unter der deutschen Besatzung. Jirí Weil erzählt von der Verfolgung und Deportation der Juden, dem Wüten von SS, Gestapo und Wehrmacht, von Kollaboration und Bereicherung, aber auch von Widerstand und dem Attentat auf Heydrich. Nun liegt Weils weltberühmter Roman in einer neuen Ausgabe vor, die Karl-Josef Müller in der LITERATURKRITIK näher vorstellt: "Mendelssohn Bartholdy bleibt auf dem Dach"
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

17. April 2019

 * Diese Fehler machen die USA im Nahost-Konflikt ... mehr
 
 * Israelische Regierungsbildung mit Konfliktpotenzial ... mehr
 
 * Wie Israels Politik immer religiöser wurde ... mehr
 
 * Hier entwickelt Israels Armee den ersten Cybersecurity-Cluster ... mehr
 
 * Europas Ex-Aussenminister: So kann es nicht weitergehen ... mehr
 
 * Die "polnische Anne Frank": Janina Hescheles ... mehr
 
 * Niederlande: Bürgerprotest gegen Holocaust-Mahnmal ... mehr
 
 * Warum Amazon Nazi-Literatur vertreiben kann ... mehr
 
 * FDP macht gegen BDS-Bewegung mobil ... mehr
 
 * Antisemitismusbeauftragter Michael Blume im Gespräch ... mehr
 
 * Verfassungsschutz: Antisemitismus im Islamismus ... mehr
 
 * Kaddisch für Notre Dame ... mehr
 
 * Abrahamische Teams: Initiator Jürgen Miksch im Gespräch ... mehr
 
 * Samaritaner: Online-Dating als Rettungsanker ... mehr
 
 * Der Islam gehört zum Grundgesetz ... mehr
 
 * Rabbiner Henry G. Brandt verlässt jüdische Gemeinde ... mehr
 
 * Junge jüdische Diplomaten in Berlin ... mehr
 
 * Lesen in der Muttersprache: Hebräisch in Berlin ... mehr
 
 * Juden in muslimischen Ländern: Hebräer statt Juden ... mehr
 
 * Mossuls jüdisches Erbe - vor dem IS gerettet ... mehr
 
 * Macht und leere Floskeln: Widerspruch für Benedikt ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Jiri Weil - Mendelssohn auf dem Dach ... mehr

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ACHTUNG:
Die nächste Tagesausgabe erscheint nach Ostern am Donnerstag, 25. April 2019.