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ISSN 1612-7331
28.11.2014 - Nr. 1539
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Guten Tag!

Nr. 1539 - 28. November 2014



Die explodierende Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern jagt selbst ihren Anführern Angst ein, schreibt Gil Yaron in einem Beitrag für DIE WELT, in dem er berichtet, dass nun Wissenschaftler die jahrzehntealte Kultur von Angst und Abwertung im Nahen Osten erforschen. Die Kriminologin Anat Berko etwa interviewte verhinderte Selbstmordattentäter oder der Pädagoge Joram Harpas, der drei jahre lang in Tel Aviver Klassenzimmern saß, um Israels Jugendkultur zu erforschen. Das Ergebnis seiner Studie ist niederschmetternd, so Gil Yaron: "Warum der Hass sich tiefer in die Herzen frisst"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Sehr große mediale Aufmerksamkeit erhält der dieser Tage in unseren Kinos anlaufende Dokumentarfilm "The Green Prince". Kaum verwunderlich, erzählt er doch eine geradezu unglaubliche Geschichte: Zehn Jahre lang arbeitete Mussab Hassan Yussef, Sohn des Hamas-Gründer Hassan Yussef, für den israelischen Geheimdienst Schin Bet. Der Dokumentarfilm beruht auf der vor vier Jahren erschienen Autobiographie des "grünen Prinzen", die zum Bestseller wurde. Die nun zu sehende filmische Dokumenation erhält bei den Kritikern durchgehend Bestnoten, gibt der Film doch einen seltenen Einblick in das Verhältnis zweier Menschen, die Feinde sein sollten, aber füreinander ihr Leben riskieren: "Palästinas Kronprinz, Israels Agent".
Die Links zu den Filmkritiken in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Wenn man den Berichten und Kommentaren glauben darf - und daran ist wenig zu zweifeln - steht Israel vor einer der dramatischsten Entscheidungen in seiner Geschichte: Es geht um die Gesetzesvorlagen zum «jüdischen Nationalstaat Israel». Die problematischen Punkte: Der Entwurf sieht vor, dass die jüdische Identität des Staates Israel Vorrang vor seinem demokratischen Charakter haben soll, die arabische Sprache soll ihren Status als zweite Amtssprache verlieren, in Zukunft sollen Gesetzesentwürfe auch nach jüdischem Recht geformt sein, nicht nur nach säkularem Recht. Nachdem eine Mehrheit der Minister für den Entwurf stimmten, ist seine Lesung im Parlament zunächst verschoben worden. Die Kommentatoren sind sich weitestgehend einig: Hier stehe nicht mehr und nicht weniger als der Grundcharakter Israels als Demokratie zur Disposition. Selbst der als konservativ geltende Staatspräsident Rivlin hat die Gesetzesvorlage inzwischen ungewöhnlich scharf angegriffen. Die Verfasser der Unabhängigkeitserklärung von 1948, so betonte er am Dienstag in Eilat, hätten "in ihrer großen Weisheit darauf bestanden, dass sich die arabische Volksgruppe in Israel nicht so fühlen muss wie die Juden im Exil". Sehr persönlich und entschlossen kommentiert für die FAZ die - wie sich von sich selbst sagt - "mit Begeisterung in Israel gestrandete Kaffeehausjüdin" Anita Haviv:
"Das Papier sieht unter anderem vor, dass der jüdische Charakter Israels per Gesetz festgelegt wird und das jüdische Recht einen höheren Stellenwert in der Gesetzgebung des Landes erhält. Kurz und gut: Mehr jüdisch und weniger demokratisch. Obwohl nicht sicher ist, dass dieser Entwurf durchkommen wird, stellt allein seine Existenz einen riesigen Schandfleck auf der ohnehin nicht weißen Weste Israels dar. Er ist nämlich unverhüllt darauf ausgerichtet, die arabische Minderheit des Landes zu diskriminieren. Ich kann es nicht wirklich fassen..."Und nicht minder prägnant auch Richard C. Schneider, seit 2006 Studioleiter und Chefkorrespondent der ARD in Tel Aviv, in seinem Kommentar für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES. Schneider, geboren 1957 als Kind ungarischer Holocaust-Überlebender, kann wahrlich nicht zu der Riege oft überkritischer Journalisten gelten, wenn es um Israel geht. "Sonntag, 23. November 2014", so schreibt er, sei ein "Datum, das man sich möglicherweise merken muss. Das Datum, das das Ende Israels als «demokratischen Staat» markieren könnte." Und er zitiert den großen Religionsphilosophen Yeshayahu Leibowitz, der einmal auf die Frage, wieso in Israel eigentlich nicht die «Halacha» die Grundlage für das bestehende Rechtssystem sei, so geantwortet hat: «Weil Israel nicht der jüdische Staat, sondern der Staat der Juden ist.»
Links zu Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Zu den sexualpolitisch vordringlichsten Maßnahmen gehörte nach der Machtübernahme der Nazis auch die Zerschlagung der öffentlichen und organisierten Homosexuellenbewegung der dreißiger Jahre, die in ihrem emanzipatorischen Ansatz einen deutlichen Widerspruch zur NS-Sexualmoral darstellte. Die großen, weit über Berlin hinaus bekannten Organisationen, etwa das Institut für Sexualwissenschaft und der Bund für Menschenrecht, aber auch kleinere Vereinigungen wurden aufgelöst, Lokale geschlossen oder überwacht und Periodika verboten. Dabei traf es keineswegs "nur" schwule Männer, auch lesbische Frauen litten im "Dritten Reich", wie Claudia Schoppmann, Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, in ihrem historischen Essay für den TAGESSPIEGEL erläutert: "Verstoß gegen das 'gesunde Volksempfinden'“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Vergangene Woche wurde in Berli die Studie »Fragile Mitte« der Friedrich-Ebert-Stiftung vorgestellt, die sich mit Formen rechtsextremen und menschenfeindlichen Denkens befasst (siehe Compass 20.11.2014). In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG fasst Martin Krauss die Ergebnisse der Studie noch einmal vor allem im Blick auf die Frage nach dem Antisemitismus zusammen: "Judenhass wird sekundär"
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Nordrhein-Westfalen und dort vor allem das Ruhrgebiet war ein Zentrum der entsetzlichen antisemitischen Aktionen, die man im Sommer dieses Jahres erleben musste. Hier gingen Mitglieder der Linkspartei, Islamisten und Neonazis in gespenstischer Eintracht gegen Israel auf die Straße. So ist es vielleicht gut, dass gerade hier, konkret in Essen, am vergangenen Wochenende ein Kongress sich um die Aufarbeitung dieser antisemitischen Ausschreitungen bemühte. Stefan Laurin war für die JUNGLE WORLD mit dabei und berichtet: "Was sie letzten Sommer getan haben".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Scharfe Kritik am Deutschen Evangelischen Kirchentag haben jetzt württembergische Pietisten geübt. Gegenstand ihrer Kritik ist die Entscheidung, die Mitwirkung von messianischen Juden am Programm des Stuttgarter Protestantentreffens im Juni nächsten Jahres abzulehnen. Messianische Juden bekennen sich zu Jesus Christus als ihrem Messias, verstehen sich aber gleichwohl als Teil des jüdischen Volkes und seiner Traditionen. In christlich-jüdischen Kreisen, vor allem aber von jüdischer Seite selbst stehen sie immer wieder scharf in der Kritik. Nun erhalten sie zumindes in Würtemberg kräftige Unterstützung durch die Frommen im Lande, wie die Nachrichtenagentur IDEA berichet.
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT

In einem Beitrag für MiGAZIN thematisiert Armin Langer einen interessanten Aspekt im Blick auf eine viel zu hörende Kritik am Islam hierzulande. Langer ist Koordinator der Salaam-Schalom-Initiative in Berlin-Neukölln, hat einen Abschluss in Philosophie und studiert derzeit Jüdische Theologie an der Universität Potsdam. In seinem Beitrag schreibt er:
"Die sogenannten Islamkritiker werfen den Moscheegemeinden in Deutschland häufig vor, dass sie ausschließlich die Interessen und Sitten der jeweiligen Herkunftsländer vertreten würden. Sie seien weder unabhängig noch integrationsfähig. Diese Kritiker lassen dabei bewusst außer Acht, dass die Gemeinden vom deutschen Staat dazu gezwungen werden, sich bei der finanziellen Unterstützung an andere Staaten zu wenden. Christen haben die Kirchensteuer, Juden die Kultussteuer – Muslime haben dieses Privileg nicht."
Zu dieser Problematik passt auch der Bericht von Till-R. Stoldt, der in der WELT informiert, dass noch 2014 er erste islamische Wohlfahrtsverband der Republik, also eine Art "muslimischer Caritas" gegründet werden soll, und zwar vom deutsch-türkischen Muslimdachverband Ditib. Auch hier spielen die Finanzen eine wichtige Rolle:
"Schließlich werden Kitas, Jugendheime, Krankenhäuser, schulische Nachmittagsbetreuung, Pflegeheime und Hospize hierzulande großteils von den (bislang sechs) Verbänden der freien Wohlfahrtspflege getragen. Sie besitzen Fachpersonal, Know-how und nötige Strukturen. Deshalb werden sie auch zu weit über drei Vierteln durch Steuergeld und Mittel aus den Sozialversicherungen finanziert und damit öffentlich unterstützt. Erstmals versucht nun eine muslimische Organisation hineinzugelangen in dieses sich wechselseitig stärkende System – aus professionellem Wohlfahrtsangebot, staatlicher Finanzierung, dadurch gesteigerte Professionalisierung und dadurch steigende Finanzspritzen."
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Am kommenden Sonntag wählen die 95 Mitglieder der Ratstagung des Zentralrats der Juden in Deutschland einen neuen Vorsitzenden, nachem Dieter Graumann bereits vor einiger Zeit seinen Rückzug aus dieser Position öffentlich bekannt machte. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG erläutert nun Heide Sobotka die Wahlprozeduren, bei denen es nicht nur um einen neuen Vorsitzenden geht, und Salomon Korn, bislang Graumanns Stellvertreter, würdigt in einem weiteren Beitrag die Verdienste Graumanns:
"Erst seine wegweisenden Vorstellungen von jüdischer Bildung in Deutschland eröffneten die Perspektive zur Gründung einer Jüdischen Akademie; ihm liegt ein starkes, stolzes und selbstbewusstes Judentum am Herzen, insbesondere im Hinblick auf die jüdische Jugend."
Und in Beiträgen aus der MITTELBAYRISCHEN ZEITUNG und MAIN-NETZ kann man in biographischen Porträts den designierten Nachfolger Graumanns, Josef Schuster, schon einmal ein wenig kennenlernen: "Arzt will an die Spitze des Zentralrats"
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Seit nunmehr 15 Jahren bildet das „Abraham Geiger Kolleg“ an der Universität Potsdam Rabbiner und Kantoren aus. Seit vergangenem Jahr ist das Kolleg in die „School of Jewish Theology“ an der Uni eingebunden. Sie ist die erste jüdische Theologieschule, die an einer staatlichen deutschen Hochschule eingerichtet wurde. Vor diesem Hintergrund haben die POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN einen Essay des Vorsitzenden des Verbandes der Judaisten in Deutschland, Prof. Dr. Giuseppe Veltri (Universität Hamburg) abgedruckt, in dem er sich mit der Geschichte der jüdischen Theologie in Deutschland beschäftigt: "Tochter der Zeit".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Zwei Jahrzehnte lang lebte Robert Pleyer bei den "Zwölf Stämmen", einer radikalen Sekte mitten in Deutschland. Bei ihnen war er zunächst einfaches Mitglied, später dann Lehrer, Ehemann und schließlich vierfacher Vater. Er unterwarf sich den Regeln, züchtigte seine Kinder und brach ihren Willen. Dann schaffte er den Absprung und ergriff die Flucht. N-TV hat den Aussteiger getroffen und mit ihm über die Auswirkungen des religiösen Fanatismus der Zwölf Stämme gesprochen: "Wer seinen Sohn liebt, züchtigt ihn".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Für LITERATURKRITIK stellt Veronika Schuchter einen lesenswerten Sammelband mit dem Titel „Der Nationalsozialismus und die Shoah in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ vor. In dem Band wir - wie sie schreibt - auf "sehr differenzierte und pointierte" Weise nach den Narrativen des Erinnerns auf literarischer Ebene in den letzten zehn Jahren gefragt: "Erinnerung im Wandel".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

24. November 2014

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