ACHTUNG

Guten Tag!
Der Selbstmord eines mutmaßlichen Mossad-Agenten im Gefängnis beschäftigt Israel. Das Parlament kündigte eine umfassende Untersuchung durch einen Parlamentsausschuss an. Neuestes Gerücht in der Angelegenheit: Agent Zygier soll nun doch kein Doppelagent gewesen sein, sondern ein Problem mit der Geheimhaltung seiner Aufträge gehabt haben. Während Ministerpräsident Netanjahu sich offiziell gelassen zeigt, ist jetzt auch eine Debatte über die Folgen der israelischen Pressezensur entbrannt.
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Die Dichter haben das Wort: Im TAGESSPIEGEL kommt der Schriftsteller Nir Baram zu Wort, der aus einer bekannten israelischen Politikerfamilie stammt. Baram wuchs in Jerusalem auf, begann 1998 zu schreiben und lebt heute in Tel Aviv. Im Interview findet er für seine Heimat starke Worte wie Ghetto und Apartheid, erläutert, warum er die Armee öde findet und er sich trotz aller Kritik als Patriot bezeichnet. Auf die Frage, was er von dem neuen politischen Shooting-Star Yair Lapid hält, antwortet er:
"Er ist eine smartere Version von Reagan. Mann aus dem Fernsehen, tolles Auftreten, guter Kommunikator. Lapid spricht von einer neuen israelischen Gesellschaft, wohingegen Netanjahu ständig vom Holocaust redet. In seinen Bildern ist er immer nur einen Schritt von Auschwitz entfernt. „Wir werden uns niemals so schwach und verteidigungslos fühlen wie 1939“ wäre ein typischer Satz. Lapid ist pragmatischer, ohne die historischen Referenzen. Er beginnt Reden oft mit Anekdoten: „Neulich habe ich diese Lehrerin getroffen, und sie erzählte mir Folgendes…“
Und in der BERLINER ZEITUNG äußert sich der israelische Schriftsteller Etgar Keret, ein Meister der Kurz- und Kürzestgeschichten, nicht nur über den Stoff seiner Geschichten, sondern auch über den Umgang der Israelis mit Palästina. U.a. interessant, wie er weit Außenstehenden versucht, sein Land Israel zu erklären:
"Vor einiger Zeit hielt ich in Seoul in Südkorea einen Vortrag. Der Moderator bat mich, da viele Zuhörer wenig über Israel wüssten, doch das Wichtigste, die Essenz in ein paar Sätze zu packen. Also habe ich gesagt: Stellt euch ein Land vor, das derart konservativ ist, dass es nicht mal einen öffentlichen Verkehr am Sabbat erlaubt. Aha, meinte, der Moderator, so wie in Iran. Ja, entgegnete ich, aber gleichzeitig sind wir Israelis so liberal, dass wir zum Eurovision-Songwettbewerb jemand schicken, der transsexuell ist, und wir uns enorm dafür einsetzen, dass diese Person auch gewinnt. Ah, ich verstehe, wie in Kalifornien, meinte der Moderator. Ja, entgegnete ich, Israel ist ein bisschen wie Iran und ein bisschen wie Kalifornien. ...".
Die Links zu den Interviews in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Weil viele Regierungen den jüdischen Staat nicht anerkennen, finden Israelis auf Reisen in der Not oft keine konsularische Betreuung. Berlin will jetzt aushelfen, so dass sich israelische Bürger im Notfall auch an ein deutsches Konsulat wenden können, berichten Michael Borgstede und Thorsten Jungholt in der WELT. An gleicher Stelle lobt Torsten Krauel diesen diplomatischen Freundschaftsdienst als vernünftig und praktisch: "Hilfe für Israel erhöht deutsche Glaubwürdigkeit".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Die Hisbollah wird von Teheran finanziert und gilt als der am besten ausgerüstete und trainierte Terrorverband der Welt. Ihren Anschlägen sollen mehr als 1.000 Zivilisten oder UN-Friedenssoldaten zum Opfer gefallen sein. Aktuell ist die Hisbollah insbesondere in Syrien aktiv, wo sie an der Seite Assads den Aufstand der Bevölkerung unterdrückt. Obwohl dies bekannt ist, hat kürzlich Bulgarien mit der öffentlichen Nennung der Hisbollah ein Tabu gebrochen, meint der Politikwissenschaftler Matthias Küntzel, denn bislang habe Europa die Konfrontation mit Hisbollah stets gescheut. So werde beispielsweise die Hisbollah auch nicht auf der europäischen Liste der Terrororganisationen genannt: "Wir gestatten ihr, in Europa Geld einzutreiben, Eigenwerbung zu betreiben und Attentäter zu rekrutieren. In Deutschland ist die Hisbollah mit beinahe 1.000 Mitgliedern besonders stark. Hier konnte man bis vor kurzem die Spenden für einen Hisbollah-Tarnverein sogar von der Steuer absetzen", bemerkt Küntzel. In einem Beitrag, der auf seiner Homepage zu lesen ist, widmet er sich "Europas Feigheit vor der Hisbollah".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Heute vor 70 Jahren hielt Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels jene Rede, die die Deutschen nach der Niederlage im Kessel von Stalingrad auf den „totalen Krieg“ einschwören sollte. Die Rede im Berliner Sportpalast war die bekannteste des Nazi-Propagandaministers - und die perfideste. Der TAGESSPIEGEL und DEUTSCHLANDRADIO erinnern an dieses demagogische "Glanzstück" von Goebbels: "Aufruf zum 'totalen Krieg'".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
In der Wohnung seiner Mutter in Graz stieß ein junger Österreicher auf die Erinnerungsstücke seiner Großmutter. Darunter waren auch Briefe und Fotos, die die KZ-Aufseherin Hermine Braunsteiner seiner Oma geschickt hatte. Aufschlussreich ist ein Brief, den Braunsteiner, die als Vorbild für die Hauptfigur in Bernhard Schlinks Roman »Der Vorleser« gilt, kurz nach ihrer Verhaftung in der amerikanischen Untersuchungshaft geschrieben hat. Heike Karen Runge schildert in der JUNGLE WORLD, was den Brief so interessant macht: "Im festen Glauben an Gerechtigkeit".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
In der Nacht zum 13. Februar 1999 starb in Guben Farid Guendoul bei einem Angriff von Neonazis. Einer der Täter ist nun in der NPD aktiv und in der Stadt will man lieber nicht an damals erinnert werden. Guben war und ist kein Einzelfall. Das Gedenken an die Opfer rassistischer Gewalt gilt in Deutschland nach wie vor als störender Standortnachteil. Vor diesem Hintergrund thematisiert die JUNGLE WORLD in drei Beiträgen an die "sehr deutsche Geschichte" von Guben, schildert, wie es heute nach 14 Jahren vor Ort mit dem Gedenken aussieht und reflektiert kritisch, wie der Staat mit Opfern rechter Gewalt umgeht: "Vergessen in Guben: 14 Jahre nach der rassistischen Hetzjagd".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.
Religion als Zankapfel? Religion als Friedensschance? Welche Rolle spielt die Religion auf der globalen politischen Bühne. Antworten suchten kürlich Politikwissenschaftler auf einer Tagung der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt. Christoph Strack schildert für die DEUTSCHE WELLE, welche Antworten die Experten fanden: "Religionen als Global Player".
Der Link zum Tagungsbericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Im TAGESSPIEGEL reflektiert in einem interessanten Essay Marian Burchardt über den "Kampf mit Toleranz" und zielt damit auf die Debatte um Religion und Säkularität, die sich in ganz Europa zunehmend verschärft habe. Burchardt, seines Zeichens Mitarbeiter im Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften in Göttingen, beschreibt die Ausgangslage wie folgt:
"Immer häufiger urteilen Gerichte auch über die Anerkennung der religiösen Praktiken von Minderheiten, also etwa über jüdische und muslimische Speiseregeln in staatlichen Schulkantinen, religiöse Kleidervorschriften, rituelles Schlachten oder die in Deutschland intensiv diskutierte Frage religiöser Beschneidung. Spiegelbildlich dazu verhalten sich Klagen der katholischen Kirche – häufig also von Mehrheiten – gegen die Abschaffung bestimmter Privilegien. Insbesondere Papst Benedikt XVI. stand Forderungen nach Säkularität immer skeptisch gegenüber. Damit stellt sich die Frage, in welche Richtung sich der Vatikan nach seinem Rücktritt nun orientieren wird. Klar ist indes: Vor Gericht ist Religionsfreiheit nicht das „winning game“, für das es weithin, vor allem von Skeptikern, gehalten wird. Tatsächlich hat die gesellschaftliche Bedeutung von Rechtskonflikten um Religion in westlichen Ländern in jüngster Vergangenheit massiv zugenommen."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Der badische Pfarrer Wolfgang Schmidt ist seit kurzem neuer Propst in Jerusalem. Im Gespräch berichtet er auf den Internetseiten der EVANGELISCHEN LANDESKIRCHE BADEN regelmäßig von seiner Arbeit und seinem Leben in einer der faszinierendsten Metropolen. Schmidt betreut die rund 2.000 zwischen dem Mittelmeer und Jordanien lebenden deutschsprachigen evangelischen Christen sowie Pilger und Touristen und leitet die Stiftungseinrichtungen der EKD in Jerusalem. In seinem jüngsten Tagebucheintrag berichet er von Reaktionen in Israel auf den Rücktritt des Papstes, über Erlebnisse im Westjordanland und den israelischen Winter: "Notizen aus Jerusalem".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
In der TAZ rekapituliert Pascal Beucker die jüngsten Entwicklungen in Sachen Jüdisches Museum in der Stadt Köln, die immerhin die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen beherbergt. Entgegen ursprünglichen Beschlüssen und Absichtserklärungen zum Bau eines Jüdischen Museums berichtet er von jüngsten Widerständen gegen diese Pläne:
"Nicht nur die rechtsextreme „Bürgerbewegung pro Köln“ agitiert „aus städtebaulichen Gründen“ gegen den Museumsbau auf dem Rathausvorplatz. Die CDU und die Freien Wähler sprachen sich im Rat ebenfalls dagegen aus: zu teuer, zu groß. Nach ihrer Ansicht sollte die Planung für die Bebauung auf ein Minimum reduziert werden. Das heißt, sie sollte auf die „notwendigen Schutzbauten“ für die Archäologische Zone beschränkt werden. Das würde das Aus für das jüdische Museum bedeuten."
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Erst wurde er verhört, dann organisierte er den Exodus: Vor 60 Jahren verhalf der SED-Volkskammerabgeordnete Julius Meyer Hunderten Juden zur Flucht aus dem Osten nach West-Berlin. 1943 war Julius Meyer von den Nazis verhaftet und ins KZ gebracht worden. Nach seiner Zeit in Auschwitz und Ravensbrück hatte er auf ein besseres Leben in der DDR gehofft. Doch es kam eben ganz anders, wie Wolfgang Brenner für den SPIEGEL in seiner historischen Reportage über Juden in der DDR erzählt: "Fluchst aus dem besseren Deutschland".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Wie akzeptiert sind Rabbinerinnen in Europa? Wo liegen die Tücken für jüdische Frauen, wenn der Mann nicht in eine Scheidung einwilligt? Zum sechsten Mal tagte vergangene Woche das europäische jüdische Frauennetzwerk "Bet Debora" - zum ersten Mal in Wien. Im Mittelpunkt der Konferenz stand das Generalthema "Tikkun Olam - Der Beitrag jüdischer Frauen für eine bessere Welt". Alexia Weiss berichet für die WIENER ZEITUNG: "Lasst euch nicht erpressen".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Winfried Kretschmann ist nicht nur Deutschlands erster grüner Ministerpräsident - er ist auch Kirchenbeauftragter der baden-württembergischen Landesregierung. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst EPD begründet er, warum die Kirchen seiner Ansicht nach in Deutschland keine Privilegien haben. Der katholischen Kirche bescheinigt Kretschmann, der dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört, einen "enormen Reformbedarf" und seiner Partei eine kirchenkritische Grundhaltung, die aber nichts mit Kirchenfeindlichkeit zu tun habe: "Kirchen haben in Deutschland keine Privilegien".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
In seinem Romandebüt "Reise nach Jerusalem" lässt Ayman Sikseck ein alter ego auferstehen. Seine Hauptfigur ist nämlich wie der Autor selbst arabischer Israeli, lebt in Jerusalem und leidet am übermächtigen Gefühl der Fremdheit. Anhand von Alltagssituationen porträtiert Sikcheck die Probleme einer zerrissenen Stadt und Gesellschaft. Sigrid Brinkmann hat den Roman für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Aus dem arabisch-israelischen Alltag".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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