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ISSN 1612-7331
24.01.2019 - Nr. 1813
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Rabbi Arie Folger: »Die Kirche will uns unterstützen«





Das neutrale Klassenzimmer



Lehrer sollten in staatlichen Schulen keine religiösen Symbole zeigen dürfen, fordert der Pädagoge und Autor Rainer Werner. Er kritisierte Pläne, das Berliner Neutralitätsgesetz aufzuweichen. Es habe sich „bestens bewährt“, sagte er im Interview. Der Religionsunterricht hingegen sollte gestärkt werden...

Religionsfreiheit unter Druck



Von Stephan Baier | Christen leiden vermehrt unter Diskriminierung und Verfolgung, weiß das Europaparlament...

EuGH: Recht auf Karfreitag-Feiertag steht allen Arbeitnehmern zu



Die österreichische Regelung – staatlicher Feiertag nur für evangelische und altkatholische Arbeitnehmer – widerspricht EU-Recht ...

Trump-Regierung unterstützt religiöse Diskriminierung



Von Andreas Mink | Das Gesundheitsministerium in Washington hat den protestantischen «Miracle Hill Ministries» in South Carolina eine Sondererlaubnis erteilt, bei Adoptionen nach Religion zu diskriminieren. Dies verstösst eigentlich gegen Verfassungsgrundsätze. Bürgerrechtler und jüdische Organisationen sind alarmiert...

Judentum erklären als Doppelstunde



Von Friederike Müllender | Wie feiert man eigentlich Schabbat, was genau ist eine Mesusa und wieso darf man eine Thora nicht mit bloßen Händen anfassen? All diese Fragen will Ari Rosen aus Jerusalem deutschen Schülerinnen und Schülern in Köln beantworten. Die Fragen sind vielfältig – von Homoehe bis Elektroautos...

An die Quelle kommen



Der Rektor des Österreichischen Pilger-Hospizes zur Heiligen Familie in Jerusalem, Markus St. Bugnyar, verweist im Gespräch auf die positiven Auswirkungen des Tourismus-Booms auch für die palästinensischen Christen und die Bedeutung des Pilgerwesens im Heiligen Land...




"Lebendiges Gespräch" ist nötig


Der Rabbiner Homolka und der Theologe Striet wollen sich für mehr Austausch von Juden und Christen einsetzen. Dazu kritisierten sie jetzt den Umgang des Papstes Emeritus mit der Schoah und riefen die Lehre zur Sündenvergebung auf den Prüfstand...




Historischer Besuch einer ORD-Delegation im Vatikan

20. Januar 2019 / 14. Sh'wat 5779 / Am Dienstag und Mittwoch letzter Woche (15. und 16. Januar) besuchte eine Delegation der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) (Vorstandsmitglieder Yehuda Pushkin, Ortsrabbiner von Stuttgart, und Zsolt Balla, Landesrabbiner von Sachsen, sowie ORD-Beirat Avraham Radbil, Gemeinderabbiner von Osnabrück und Jehoschua Ahrens, Gemeinderabbiner von Darmstadt und Beauftragter für Interreligiösen Dialog des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen), gemeinsam mit Arie Folger, Oberrabbiner von Wien, den Vatikan. Die Delegation traf sich mit der Vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum unter Leitung von Kurt Kardinal Koch, mit dem emeritierten Papst Benedikt und diplomatischen Vertretern am Heiligen Stuhl.



Anlass war ein Beitrag des emeritierten Papstes Benedikt XVI. in der Zeitschrift Communio mit dem Titel „Gnade und Berufung ohne Reue“, der teilweise zu heftiger Kritik führte. In einem darauffolgenden Brief der ORD an Kardinal Koch, der in einem Geleitwort zu dem Beitrag von einer Bereicherung für den Dialog sprach, lobten die Rabbiner zwar die Leistungen Benedikts in den katholisch-jüdischen Beziehungen, stellten aber auch kritische Fragen. Teil der Antwort des Kardinals war eine Einladung zu einem persönlichen Klärungsgespräch, das die Rabbiner gerne annahmen.

Die Atmosphäre des offiziellen Treffens der Rabbinerdelegation mit der Vatikanischen Kommission war sehr herzlich und der Gesprächsverlauf konstruktiv. Kardinal Koch erklärte zunächst, dass der Beitrag des emeritierten Papstes der innerkatholischen Diskussion diene und er sich dazu entschlossen hatte ihn zu veröffentlichen, damit „die Positionen innerhalb der Kirche zum Dialog mit den Juden transparent sind“. Die Rabbiner zeigten Verständnis dafür, dass zu dieser Frage innerkirchlich kontrovers diskutiert wird und versucht wird eine Position zu finden, die auf dem eigenen theologischen Selbstverständnis fußt. Dennoch wünschten sich die Rabbiner weitere Erläuterungen, stellten verschiedenen Fragen und machten auch kritische Anmerkungen zum Beitrag von Benedikt. Es habe sich die Frage gestellt, ob Benedikt XVI. damit hinter die Konzilserklärung „Nostra aetate“ über das Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum zurückgehe, sagte Pushkin. Rabbiner Radbil verdeutlichte, wie schwierig es war eine Erklärung der Orthodoxen Rabbiner zum Christentum herauszugeben und alle Strömungen innerhalb des orthodoxen Judentums von ihrer Wichtigkeit zu überzeugen. Die Erklärung war ein Meilenstein im Dialog und Rabbiner Radbil äußerte die Sorge, dass der Aufsatz des ehemaligen Papstes den Dialog einen Schritt zurück bringen könnte, wobei es im gemeinsamen Interesse sei den Dialog voran zu bringen und weiter zu entwickeln.

Ein sehr wesentlicher Punkt war die Frage nach der religiösen Bedeutung des modernen Staates Israel. „Es kann nicht sein, dass Exil und Elend des jüdischen Volkes religiöse Bedeutung haben soll, aber sein Glück - insbesondere die Rückkehr ins Heilige Land und dessen Wiederaufbau - aber als rein säkulare Angelegenheit bezeichnet wird“ betonte Rabbiner Folger. Kardinal Koch gab zu, dass die Landverheißung bisher auf katholischer Seite als Thema zu kurz gekommen sei und sagte: „das Verhältnis zwischen der biblischen Landverheißung und der konkreten Realität des Staates Israel ist ein Thema, das im jüdisch-katholischen Dialog intensiv besprochen werden muss.“

Für intensive Diskussion sorgte die „Substitutionstheorie“. Kardinal Koch erklärte, dass die Ausführungen des emeritierten Papstes zur „Substitutionsekklesiologie“, der zufolge die Kirche angeblich an die Stelle Israels getreten sei, zeigen wollen, „dass die Tradition der Kirche selbst niemals als Begründung dafür herangezogen werden kann, diese Idee der Ersetzung als irgendwie legitim anzusehen.“ Es sei aber richtig, dass Anhänger der Kirche in der Vergangenheit diese „falsche“ Theologie vertraten. Rabbiner Folger meinte, es sei ein Anliegen für die jüdische Seite, „dass diese bedauerliche historische Tatsache, die für Juden viel Leid und Schlimmeres verursachte, vermehrt öffentlich anerkannt wird.“

Auf die Frage seitens der Rabbiner nach dem Bundesverständnis, meinte Kardinal Koch, dass der Bund zwischen G"tt und Israel ist nicht nur von G"tt ungekündigt sei - dessen Gnade ja ohne Reue und Seine Gnade unwiderruflich sei, wie Benedikt in seinem Artikel verdeutlichte -  sondern er ist auch vom Menschen unkündbar. Trotzdem gäbe es zur Frage des „ungekündigten Bundes“ noch keine klare Antwort; auch der emeritierte Papst hielt fest, dass es dazu noch einer Präzisierung und Vertiefung bedürfe. Dies bedeute aber keineswegs eine Ersetzung oder Aushöhlung. Rabbiner Ahrens zeigte dafür Verständnis und betonte: „Wir Rabbiner möchten der Kirche keineswegs vorschreiben, was sie theologisch zu sagen oder zu tun hat. Unsere Position soll auch in keiner Weise die Kirche dazu anhalten, ihre Christologie in Frage zu stellen. Katholiken und Juden sollen den Dialog jeweils aus ihrer Glaubenstradition heraus bewerten. Nur dann steht er auf einem guten Fundament. Der Dialog darf auf keinen Fall zur Relativierung der eigenen Wahrheit führen. Natürlich werden wir in entscheidenden Punkte theologisch nicht zu einer Einigung kommen, aber das muss dem Dialog keinen Abbruch tun.“

Kardinal Koch wünschte sich einen vertieften theologischen Dialog, stellte aber klar, dass ein theologischer Dialog, wie ihn sich die katholische Kirche mit Juden wünscht, nur versuchen möchte die Position des anderen besser zu verstehen, und nicht um einander von der Richtigkeit der eigenen theologischen Lehre zu überzeugen. Rabbiner Folger, der seine Skepsis gegenüber einem theologischen Dialog deutlich machte, lehnte zwar Gespräche zur christologischen Auslegung der hebräischen Bibel ab, zeigte aber Bereitschaft, neue Themen auch theologisch zu diskutieren. In diesem Kontext schlug Kardinal Koch vor, eine bilaterale Dialogkommission auf internationaler Ebene zu schaffen, die sich mit dem Thema Landverheißung und der Frage des Bundes beschäftigen soll. Diese Kommission soll den katholischen und jüdischen Standpunkt für den jeweils anderen besser verständlich machen. Sie dient daher ausdrücklich nicht dazu, eine gemeinsame theologische Linie in diesen Fragen zu finden, sondern Missverständnissen zu begegnen. Die Rabbinerdelegation nahm dieses Gesprächsangebot positiv auf und wird nun in den eigenen Gremien das weitere Vorgehen besprechen.

Nach dem Treffen der Rabbinerdelegation mit der Vatikanischen Kommission besuchten die Rabbiner Folger, Balla und Ahrens noch den emeritierten Papst Benedikt zu einem persönlichen Gespräch, an dem auch Kardinal Koch teilnahm. Unter anderem bat Rabbiner Folger die Kirche um Hilfe, um „den dunklen Schatten der einstigen Substitutionstheorie“ zu bekämpfen. „Die Kirche hat zwar die Substitutionstheorie zurückgewiesen, aber die einstige Deligitimierung von Juden und jüdischen Sitten und Bräuchen prägen weiterhin den Diskurs im Westen. Wie anders soll denn der Doppelstandard, der häufig bezüglich Israel angewendet wird, die Infragestellung der Legitimität des jüdischen Staates, sowie die immer widerkehrende Debatten und Gesetzesvorschläge in verschiedenen europäischen Ländern zu erklären sein, die die rituelle Knabenbeschneidung, das Schächten nach koscheren Vorschriften und die Vermittlung jüdischer Inhalte und Werte in jüdischen Schulen versuchen zu verbieten oder massiv einzuschränken?“ Daraufhin erwiderten der emeritierte Papst Benedikt und Kardinal Koch, dass die Kirche die jüdischen Gemeinschaft noch mehr bei der Schutz ihrer Religionsfreiheit helfen möchte, und interessiert sei, bezüglich der Landverheißung ein fortdauerndes Gespräch zu führen.

Die ORD-Delegation wurde auch zu einem offiziellen Abendessen in die Deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl eingeladen, so wie zu einem Gespräch mit dem israelischen Botschafter.

Es wurde insgesamt deutlich, dass die Argumentation der Vatikanischen Kommission und des emeritierten Papstes auf derselben Linie ist, die auch von rabbinischer Seite vertreten und mit der rabbinischen Erklärungen „Zwischen Jerusalem und Rom“ zum Ausdruck gebracht wird. Alle waren sich einig, dass die konstruktive Zusammenarbeit weiter intensiviert werden müsse. Landesrabbiner Balla fasste zusammen: „Ein echter Dialog kann nur zwischen zwei Seiten stattfinden, die ihre eigene Theologie nicht wegen falscher Toleranz kompromittieren, sondern ihre Positionen unverändert und authentisch darlegen, aber sensibel und respektvoll der anderen Seite gegenüber, wodurch wir eine echte Akzeptanz erreichen können. Unsere Treffen im Vatikan und in Rom waren gewaltige Schritte in diese Richtung.“ Gelobt wurde auch die Zusammenarbeit zwischen der ORD und der Deutschen Bischofskonferenz.
Die ORD ist die Vereinigung orthodoxer Rabbiner in Deutschland. Sie wurde 2003 gegründet und hat heute 53 Mitglieder. Das Ziel der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland ist es, sich um das jüdische Leben und den Erhalt und die Weiterentwicklung von jüdischer Tradition und Halacha in Deutschland zu kümmern, wobei vor allem die Zuwanderung der Mitglieder aus den ehemaligen GUS-Staaten eine besondere Aufmerksamkeit erfahren soll.

Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland
internet: www.ordonline.de


»Die Kirche will uns unterstützen«



Arie Folger über das Treffen orthodoxer Rabbiner mit Benedikt XVI. und Religionsfreiheit in Europa. Interview...




Bayreuther Regionalbischöfin befürchtet Abschiebung von konvertierten Muslimen



Von Wolfgang Lammel | Die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner hat sich tief besorgt über die Zukunft getaufter Iraner geäußert, denen möglicherweise die Abschiebung aus Deutschland in ihr Heimatland droht...

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Kirchenführer in Schweden fordern Asyl für zum Christentum konvertierte Migranten. In vielen islamischen Ländern werde der Glaubenswechsel mit dem Tod bestraft, appellierten sie an das staatliche Migrationsamt...

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Mit der Einberufung der Deutschen Islamkonferenz entfachte erneut die Debatte um die Imame und deren Ausbildung. Im Interview sprechen wir mit dem Vorsitzenden des Islamrates, Burhan Kesici, über eine mögliche Imamausbildung in Deutschland...

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[DEUTSCHLANDRADIO]
Der Islam kennt in seiner Geschichte keine Inquisition – verschiedene Lehrmeinungen bestanden nebeneinander. Die Kolonialisierung veränderte die einstmals tolerante Religion, erklärt Frank Griffel, Islamwissenschafter an der Universität Yale. Fundamentalistische Strömungen seien die Antwort gewesen. Ein Gespräch...




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