Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
19.11.2012 - Nr. 1380

ACHTUNG:

Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 22. November 2012.


Guten Tag!

Nr. 1380 - 19. November 2012


Im Gaza-Konflikt schenken sich beide Seiten nichts. Israel zerbombt die Regierungszentrale in Gaza-Stadt. Die Hamas schwört Rache und greift weiterhin Tel Aviv an. Unterstützung erhält Israel aus Berlin und Washington. Jetzt will UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in die Region reisen. Auch Außenminister Guido Westerwelle macht sich auf den Weg. In der TAZ gibt Klaus Hillenbrand zu bedenken, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden könne und schreibt:
"Wenn Israels Regierung nicht regelmäßig einen neuen Krieg führen will, dann wird sie mit der Hamas verhandeln müssen. Unvorstellbar, sagen dazu fast alle politischen Protagonisten. Unmöglich, erklären unisono die Analysten angesichts der bevorstehenden Wiederwahl Netanjahus. Sie haben wohl leider alle recht."
Clemens Wergin fragt in seinem Blog auf der WELT zunächst, ob es klug sei, "den Anschlag auf eine Armeepatrouille und mehr als 100 Raketen aus Gaza mit einem Gegenangriff zu beantworten? War es legitim, den militärischen Führer der Hamas zu töten?", um die dann die in seinen Augen eigentlich "naheliegende Frage" zu stellen, "die wir uns längst abgewöhnt haben zu stellen: Warum führen die Palästinenser seit 64 Jahren denselben, inzwischen längst aussichtslosen Krieg gegen Israel?". Erläuternd schreibt er dann:
"Es ist eine kranke, selbstzerstörerische Geschichte, die sich Palästinenser und Araber seit mehr als 60 Jahren erzählen. Es ist die Geschichte von einem Sieg, der irgendwann errungen wird, wenn man der reinen Lehre treu bleibt. Dann werde man die Juden ins Meer treiben. Dann wird die arabische Sache siegen. Trunken von der eigenen Propaganda haben die Araber Niederlage um Niederlage eingesteckt. Und sind doch nicht klug daraus geworden. Das ist das eigentliche Drama des Nahen Ostens: Die Weigerung immer neuer Generationen palästinensischer und arabischer Führer, die Realitäten anzuerkennen. Die Möglichkeiten zum Frieden zu nutzen, wenn sie sich bieten. Und Israel endlich zu akzeptieren, von dem sie so viel lernen könnten. Vor allem, wie man etwas erfolgreich aufbaut, statt die alten Niederlagen zwanghaft immer wieder neu zu inszenieren."
ISRAELNETZ berichtet unterdessen, dass mehrere hundert Israelis Samstagnacht in Tel Aviv gegen die „Operation Wolkensäule“ demonstriert haben. Arabische Knessetabgeordnete solidarisierten sich mit den Opfern im Gazastreifen. Und der palästinensische Präsident Mahmud Abbas habe die Palästinenser zu „friedlichen Kundgebungen gegen die israelische Aggression“ angespornt.
In der WELT erklärt Philip Kuhn, warum man in Tel Aviv trotz des Beschusses recht gelassen mit der Situation umgehe:
"Der Grund für die gelöste Stimmung heißt "Iron Dome", Eiserne Kuppel – Israels neue Waffe im Kampf gegen Raketen aus Gaza. Seit Samstagmorgen steht eine Batterie des Abwehrsystems im Süden der Großstadt. Nur wenige Stunden nachdem es installiert wurde, zerstörte das System eine Hamas-Rakete vom Typ "Fadschr-5" ..."Iron Dome" ist der derzeit wohl modernste Raketenschirm der Welt. Eine Batterie besteht aus Radar, Kontrollzentrum und insgesamt 20 Abfangraketen. Kostenpunkt: etwa 50 Millionen US-Dollar. Das Radar registriert den Start der Rakete, berechnet in Sekundenschnelle die Flugbahn und übermittelt diese Informationen an das Kontrollzentrum, das wiederum den Einschlagsort bestimmt."
In der FAZ wiederum gibt der Rechtsanwalt und Schriftsteller Yishai Sarin Einblick in den Alltag seiner Familie unter dem Raketenbeschuss und fragt sich: "Wie erklärt man seinen Kindern einen Bombenalarm in der eigenen Stadt?"
Ein Thema und ein Problem, das auch Michael Borgstede umtreibt, Korrespondent der WELT, der mit seiner Familie in Israel lebt. Borgstede will nicht, dass seine Kinder mit Krieg und Terror aufwachsen. Das ist schwierig, wenn die Sirene heult. Und in vielen Teilen des Landes ist es unmöglich: "Von der Pflicht, sein Kind zu belügen".
Der israelische Historiker Moshe Zimmermann wirft im Interview mit dem TAGESSPIEGEL beiden Seiten vor, ihre Politik von Radikalen bestimmen zu lassen:
"Beide Seiten finden es leichter, den Radikalen gegenüber nachgiebig zu sein, als gegen sie vorzugehen. Eine andere, eine Friedenspolitik müsste Rückendeckung durch eine Erziehung zum Frieden bekommen. Aber niemand ist daran interessiert."
Und aus Berlin berichten u.a. TAGESSPIEGEL und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG von Demonstrationen am Wochenende für und gegen Israel.
Unterdessen haben sich auch die beiden christlichen Kirchen in Deutschland ebenso wie der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) zu Wort gemeldet: "In Sorge um Israel".
Links zu den erwähnten sowie weiteren Beiträgen, Analysen und Interviews in allen ISRAEL-NAHOST-Rubriken des COMPASS, die Erklärungen der Kirchen und des DKR in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Mit nicht einmal 140 Zeichen hat Dietmar Schulz, Landtagsabgeordneter für die Piratenpartei in Nordrhein-Westfalen, einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. "Grotesk: Gedenken der Opfer von Gewaltherrschaft und Krieg auf jüdischem Friedhof während Israel bombt was das Zeug hält", schrieb Schulz anlässlich des Volkstrauertages und der israelischen Offensive in Gaza am Sonntag auf Twitter - und löste damit eine neue Antisemitismusdebatte bei der Piratenpartei aus - mal wieder, wie Sidney Gennies und Karin Christmann im TAGESSPIEGEL schildern.
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Seit einigen Monaten wird in Deutschland wieder vermehrt über Antisemitismus debattiert. Vertreter jüdischer Organisationen konstatieren dabei eine Zunahme der Judenfeindlichkeit, vor allem in muslimischen Volksschichten. Ulrich Schmid versucht in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG eine Zusammenfassung der Vorfälle und Debatten zu geben: "Deutsche Antisemitismus-Debatten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Menschen, die ihre Konfession wechseln, offenbaren einen extremen Charakterzug. Was ihnen eben noch als einzig wahr und heilig galt, zählt plötzlich nichts mehr. Stattdessen folgen sie neuen Lehren und Ritualen. Woher nur rührt der radikale Wechsel? Dem Phänomen der religiösen Konversion, dem die ehemaligen Glaubensgenossen mit Unwillen und religiös Abstinente mit Unverständnis begegnen, geht das Jüdische Museum Hohenems (Vorarlberg) in einer kurzweiligen, zusammen mit den Jüdischen Museen Frankfurt am Main und München erarbeiteten Sonderschau nach. Zahlreiche Gläubige werden in den drei Phasen vor, während und nach der Konversion porträtiert, sowohl prominente als auch gewöhnliche «Fälle», wie Urs Hafner in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG schildert: "Jüdisches Museum Hohenems porträtiert religiöse Konvertiten".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ab sofort kann jeder Jerusalemreisende steinerne Argumente in Augenschein nehmen, die für die uralte Überlieferung von Golgatha und dem Grab Jesu an der Stelle der heutigen Grabeskirche sprechen. Und zwar unter der heutigen evangelischen Erlöserkirche, die sich dort steht, wo sich zur Zeit Jesu außerhalb der Stadtmauern Jerusalems ein Steinbruch und wohl auch die »Schädelstätte« Golgata befand. Das SONNTAGSBLATT hat sich den archäologischen Park unter der evangelischen Erlöserkirche genauer angesehen: "Durch die Zeiten".
Der Link zum bebilderten Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Jonathan Laurence ist Associate Professor of Political Science am Boston College und Verfasser von "The Emancipation of Europe's Muslims" (Princeton University Press, 2012). Zur Zeit ist er Fellow an der American Academy in Berlin und hielt dort kürzlich einen Vortrag über die Situation der Muslime in Deutschland, den der TAGESSPIEGEL in Übersetzung abdruckt. Weder Integration noch Assimilation, so Laurence, sind die richtigen Wörter für zwei Millionen Muslime, die hier in Deutschland, geboren, aufgezogen und ausgebildet wurden. Diese Menschen brauchen einen neuen Status. Die Lösung heißt: "Muslime in Deutschland brauchen Emanzipation".
Der Link zum Vortrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

In der neuen - noch nicht fertigen - Akademie des Jüdischen Museums wurde am Samstagabend der Preis für Verständigung und Toleranz verliehen: an Richard von Weizsäcker und Klaus Mangold. Natürlch war auch der Gaza-Konflikt dabei ein Thema. Im Mittelpunkt aber standt die Akademie, die ein Novum in der Berliner, ja, im weiteren Sinn sogar in der deutschen Museumslandschaft darstellt. Die Akademie des Jüdischen Museums organisiert künftig die Breitenbildungsarbeit des Jüdischen Museums mit Führungen, Schülerprojekten, Seminaren, Lehrerfortbildungen. TAGESSPIEGEL, BERLINER ZEITUNG, DEUTSCHLANDRADIO und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten über Eröffnung und Preisverleihung: "Gala für Toleranz".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Wer zwar einen jüdischen Vater, aber eine nicht-jüdische Mutter hat, gilt offiziell nicht als Jude. In liberalen Gemeinden werden diese Menschen dennoch als gleichwertige Mitglieder aufgenommen. Der in Deutschland lebende und arbeitende israelische Journalist Igal Avidan schildert im DEUTSCHLANDRADIO die Problematik jener "Vater-Juden" auf der Suche nach ihrer Identität: "Zwischen den Kulturen".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

10.000 Briefe, 25.000 Fotos, 80.000 Bücher: Das Leo-Baeck-Institut birgt einen unschätzbaren Nachlass deutschsprachiger Juden. In der New Yorker Zentrale lagern Dokumente aus mehr als 500 Jahren - auch von Goethe, Mendelssohn und Einstein. Jetzt wurde die einmalige Sammlung digitalisiert und als Online-Archiv zur Verfügung gestellt, wie u.a. der SPIEGEL berichtet: "Jeder Klick ein Schicksal".
Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Sie locken mit dem großen Glück und werben mit Seriosität: christliche Partnervermittlungen im Internet. Auch im weltweiten Netz suchen immer mehr Christinnen und Christen nach dem Partner fürs Leben - ein wachsender Markt für Unternehmen, für die das Zusammenführen einsamer Herzen ein gutes Geschäft darstellt. Alexander Lang hat sich die Partnerbörsen im Internet, die gezielt Christen ihre Dienste anbieten, für das SONNTAGSBLATT genauer angesehen: "Mausklick zum Herzensglück".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Avner Werner Less hat Adolf Eichmann nach seiner Festnahme und Überführung nach Israel während 275 Stunden verhört. Aus den privaten Aufzeichnungen des israelischen Polizeihauptmannes ist nun – postum – ein Buch geworden, das einen neuen Blick auf den Organisator des Holocausts ermöglicht. Jonathan Pärli hat es für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen: "Die Fatalität des Bösen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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