Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331

ONLINE-EXTRA Nr. 2

Dezember 2004

Nachfolgender Text ist die Kurzfassung eines im Entstehen begriffenen Buches.
Der Autor Andreas Goetze lädt ausdrücklich dazu ein, mit ihm in Kontakt zu treten und über seinen Text ins Gespräch zu kommen.
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Online-Extra Nr. 2


"Mein Nachbar, der Feind"
Religiös-politische Hintergründe zum israelisch-palästinensischen Konflilkt

ANDREAS GOETZE


1. TEIL: MUSLIME


I. Einführung

Im Mittelpunkt dieses dreiteiligen Artikels stehen Geschichte und Hintergründe des Nah-Ost-Konfliktes, um besser verstehen zu können, was sich dort abspielt: politisch zwischen Israelis und Arabern, religiös zwischen Juden, Christen und Muslimen.

Als Reiseleiter war ich gerne mit Reisegruppen in Israel/ Palästina. (Als Einordnung hat sich im politischen und völkerrechtlichen Sinne des Begriffs folgende Sprachregelung bewährt: spricht man von „Palästina“, meint man die vom Staat Israel seit 1967 besetzten Gebiete ohne die Golanhöhen; spricht man von „Israel“ oder vom „Staat Israel“, meint man das Staatsgebiet aus der Zeit vor dem Krieg 1967).

„Das Land und die Ressourcen teilen und eine Zwei-Staaten-Lösung anstreben“ war in Diskussionen zum Nah-Ost-Konflikt nicht selten zu hören – nach Begegnungen mit Menschen aus beiden Völkern ein verständlicher, wenngleich naiver Wunsch, denn er berücksichtigte nicht die besonderen religiösen Hintergründe der jeweiligen Selbstverständnisse der beiden Völker.



1. Wirkungen tradierter religiöser Texte in Konfliktsituationen

Mit Selbstverständnis meine ich die Frage nach individueller und kollektiver Identität: „Wer bin ich? Wer sind wir – in einer bestimmten Region?“ Im Konfliktfall stellen sich diese Fragen noch einmal in verschärfter Weise. Die unterschiedlichen Selbstwahrnehmungen sind dabei durch Bilder und Vorstellungen geformt, die bereits über Jahrhunderte die Völker geprägt haben und weiter überliefert nun die nächste Generation mitprägen. Jede Gesellschaft verfügt über einen je eigenen Bestand an Texten, Bildern, Riten (kulturellen Überlieferungen, Traditionen), die das Selbstbild pflegen und stabilisieren und so helfen, sich ihrer Identität nach innen zu vergewissern und sich nach außen hin abzugrenzen. Symbole solcher kollektiven Identitätsbildung sind z.B. eine Nationalhymne, eine Flagge, oft auch ein Territorium und Heilige Schriften.

Nun sind im Nahen Osten und speziell in Israel/ Palästina die Ansprüche auf heiliges Land und die Forderungen nach souveräner Eigenstaatlichkeit unentwirrbar verbunden mit den Lehren in den verschiedenen heiligen Texten von Koran und Tenach (den fünf Büchern Mose). Genauer: tief in der Geschichte eines Volkes eingebundene und immer wieder aufs Neue tradierte religiöse Texte und deren Auslegungen wirken, sie üben ihren Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse aus und haben in diesem Sinn oft erhebliche politische Auswirkungen.

Die religiösen Traditionen prägen kollektive Gedächtnisse und haben dabei die Funktion, die eigene Position gegenüber der anderen zu legitimieren, deren legitimen Rechte man bestreiten will. Es ist wichtig, solche religiösen Hintergründe des jeweiligen Selbstverständnisses aufzuzeigen, um sich der politischen Dimension bei der Tradierung religiöser Grundtexte bewusster zu werden. Nur so kann man sich vor naivem Gebrauch schützen, was besonders in einem Konfliktfall von höchster Bedeutung ist.

Der Begriff Konflikt bezeichnet dabei einen Gegensatz zwischen Ideen, Werten, Interessen, Absichten oder Handlungen, der sich im Innern einer Person, zwischen Personen oder sozialen Gruppen, zwischen Staaten oder Bündnissystemen abspielen kann. Um einen Konflikt zu verstehen, genügt es daher nicht, sich allein mit den äußeren politischen Faktoren zu befassen. Es ist wesentlich, auf die hinter bestimmten politischen Aktionen steckenden Hintergründe zu blicken. Die verschiedenen Aspekte der eigenen Selbstwahrnehmung bestimmen die Haltung in einem Konfliktfall entscheidend mit.

Darüber hinaus sind kollektive Gedächtnisse einer Gemeinschaft/ eines Volkes eine konfliktrelevante Wirklichkeit, gerade wenn sie sich auf eine jahrhundertelange Geschichte beziehen. So sind die an einem Konflikt beteiligten Gruppen nach ihrer je eigenen Leidensgeschichte mit ihren Verletzungen und Enttäuschungen zu befragen. Denn zum Konflikt gehört seine zeitliche Struktur: Er verdankt seine Dynamik sehr häufig einer Vorgeschichte, die jenseits all seiner manifesten Gestalten liegt. Man versperrt sich den Zugang zu seinem Verständnis, wenn man solche Vorgeschichten verdrängt. Tief im kollektiven Gedächtnis eingegraben, können solche Verletzungen und Enttäuschungen die Bereitschaft zu gewalttätigem Handeln wecken - besonders dann, wenn der Konflikt zugespitzt als Bedrohung eigener Identität erfahren wird.

Wenn die eigene Identität bedroht scheint, geht es im wahrsten Sinne des Wortes um etwas Lebensbedrohliches. Das erklärt auch die Heftigkeit, mit der auf diese Bedrohung reagiert wird. Wird dann die Bedrohung als absolut erlebt, dann können auch die Mittel, zu denen man greift, absolut sein: Konfliktpotential und Gewaltherrschaft steigen dann sprunghaft.



2. Tradierte religiöse Texte als Legitimationsgrund

Für jede Religion stellt es dabei eine Gefahr dar, wenn ihre tradierten Texte und Symbole politisch benutzt sich zu einer Ideologie verwandeln. Das geschieht, wenn ein politisches Zentrum vorhandene religiöse Überzeugungen dazu nutzt, eigene politische Zielsetzungen durchzusetzen und als „letzte Wahrheiten“ abzusichern. Unter einem politischen Zentrum verstehe ich dabei die herrschende(n) Partei(en), die einen Staat, eine Volksgruppe regiert bzw. regieren. Das politische Zentrum kann eine religiöse Autorität sein oder sich säkular begründen. Wenn sich solch ein politisches Zentrum die Religion für eigene Zwecke nutzbar macht, hat dies in der Geschichte (nicht nur des Nahen Ostens) zu einer Verschärfung von Konflikten geführt: Religion wird dann zu einem politischen Machtwerkzeug, wenn die eigene Position mit Hilfe der Religion begründet und legitimiert wird. Damit ist die eigene politische Überzeugung exklusiv überhöht und damit ein Teil eines „göttlichen Plans“ und somit letztlich unangreifbar.

In diesem ersten Teil gehe ich den Hintergründen im muslimischen Selbstverständnis nach, im zweiten Teil (im nächsten Heft) denen im jüdischen Selbstverständnis. Um Missverständnissen vorzubeugen: Im Folgenden geht es dabei um die mehrheitlich prägenden Überzeugungen und Traditionen und deren Einflüsse auf das muslimisch-palästinensische und das jüdisch-israelische Selbstverständnis, ohne damit eine Meinungspluralität in der arabischen Welt bzw. im Staat Israel und in der jüdischen Diaspora bestreiten zu wollen. Es geht um die Aufnahme von tief in einem Volk wurzelnden religiösen Vorstellungen in die alltägliche Politik.

In einem dritten Teil soll dann das Spannungsverhältnis zwischen dem westlich-christlichen und dem christlich-palästinensischen Selbstverständnis zur Sprache kommen.



II. Zwischen Hingabe und Allahs Schwert – der Islam
im Nahen und Mittleren Osten


1. Die Anfänge


Um das muslimische Selbstverständnis gegenüber dem Judentum zu verstehen, ist ein Blick auf die Anfänge des Islam nötig. Als Mohammeds Wirken in der Wüstenstadt Mekka beginnt (610 unserer Zeitrechnung), ist Arabien im Einflussbereich vielfältiger religiöser Strömungen. Es gibt altarabische Religionen, zumeist polytheistisch, aber auf dem Weg zum Monotheismus: deren Kultstätte war die Ka´aba, deren Hochgott Allah, dem sich die anderen Götter fürsprechend zuwenden. (Allah ist dabei das arabische Wort für Gott, mit dem auch die Christen Gott anrufen). Gleichzeitig genügt man sich selbst in der streng nach Stammeszugehörigkeit hierarchisch aufgebauten Gesellschaft. Ein Dichter damaliger Zeit bringt sein Selbstbild so auf den Punkt: „Ich bin Labid – und das ist mein Ziel“.

In dieser religiös unübersichtlichen und aufgeladenen Zeit reist Mohammed als Kaufmann und Karawanenführer auf der arabischen Halbinsel und lernt die Religionen kennen. Ihm werden eine Reihe von Offenbarungen zuteil und er tritt als Warner, als Prophet auf (vgl. im Koran die älteste Sure 96 – Suren sind der Länge nach geordnet, nicht zeitlich).

Er formuliert das Zentrum des Islam: sich ganz hingeben an den einen Gott, den Schöpfer. Dies beinhaltet für ihn eine zuteilende Gerechtigkeit, Almosenpflicht gegenüber den Armen, die Überzeugung eines Jüngsten Gerichts und den Ruf zur Umkehr. Nur Gehorsam gegenüber Gott bringt Rettung. Mohammed sieht sich als Vollender. Es ist leicht nachvollziehbar, dass er mit dieser Botschaft im Widerspruch zum Lebensgefühl seiner Zeit steht. Seine Botschaft bedroht vor allem die mekkanische Elite und ihre Einkünfte durch die Ka´aba-Pilgerstätte.

Aufgrund der für ihn immer bedrohlicher werdenden Lage in Mekka zieht Mohammed mit seinen Anhängern nach Jathrib (später Medina = „Stadt des Propheten“) im Jahre 622, dem Beginn der islamischen Zeitrechnung. In Jathrib/ Medina gelingt es Mohammed, die dort lebenden zerstrittenen Stämme zu versöhnen (nach muslimischem Selbstverständnis ist dies die erste „umma“, d.h. die sich auf den Islam berufene geeinte Gemeinschaft anstelle des Stammes, der Sippe), indem er eine für alle verbindliche Gemeindeordnung aufstellt. Zentrum wird der Glaube an den einen Gott mit der Praxis des öffentlichen Gebets (gelernt von syrisch-orthodoxen Mönchen).

Durch verschiedene Angriffe auf mekkanische Karawanen und abgefallene Beduinenstämme gelingt ihm auch aufgrund der politischen Zerstrittenheit die Rückkehr in die Stadt Mekka, die ihm praktisch kampflos zufällt (630). Er reinigt die Ka´aba von „Götzenbildern“ und nimmt in die junge Religion den urarabischen Kultort auf, bei dem sich die ganze arabische Welt eingliedern kann (was auch geschieht). Als er 632 stirbt, ist er der mächtigste Mann Arabiens.



2. Mohammeds Verhältnis zu den Juden


Mohammed lernte Judentum (und Christentum) durchs Hörensagen auf seinen Reisen kennen. Zunächst war er überzeugt, er verkünde denselben Glauben wie Juden und Christen (Gott ist einzig, er ist der Schöpfer, Gericht und Heil). Er hoffte, sie würden ihn als Propheten Gottes für die Araber anerkennen. Von daher wird Mohammeds anfängliche Anlehnung an jüdische (und christliche) Frömmigkeitsbräuche wie Gebetspraxis, Gebetsausrichtung, Sabbatruhe und Fastengewohnheiten verständlich.

In der Anfangszeit in Mekka, in der seine Anhänger viel Widerstand erfahren, nimmt Mohammed die Traditionen und Geschichten der Juden als Kronzeuge für seine eigenen Überzeugungen, verändert sie allerdings nach eigenem Interesse, d.h. Richtschnur und Kriterium ist die Offenbarung des Korans. Drei Themen waren für ihn von Interesse:


* die Offenbarung des Gottes Israels (gegen alle Götzenbilder)
*
der Auftrag der prophetischen Verkündigung (wie Abraham, Noah, Mose)
Gottes Gericht über die Ungläubigen (auch über Völker, nicht nur über einzelne Sünder)


Als Mohammed nach 622 in Medina zur Schaffung der neuen politischen Einheit eine Gemeindeordnung entwickelt, erwartet er die Unterstützung der jüdischen Stämme, die in Medina gemessen nach Anzahl, Bodenbesitz und Reichtum ein nicht zu übersehender Machtfaktor waren. Die Gemeindeordnung hatte dabei nicht zum Ziel, Islam und Judentum zu einer monotheistischen Religion zu machen, sondern war ein Hilfsangebot an diejenigen Juden, die bereit waren, sich in militärischen, politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten der Gemeinde Mohammeds anzuschließen. Dabei wurde ihr eigenständiger Glaube respektiert bei gleichzeitiger Verpflichtung, Mohammed finanziell zu unterstützen (das ist z.B. die Grundlage des späteren Dhimmi-Systems in islamischen Ländern, noch heute an den verschiedenen Vierteln in der JerusalemerAltstadt abzulesen).

Die jüdischen Stämme haben die neue Gemeindeordnung nicht unterschrieben, die für sie kein Vertrag war, sondern einem Edikt gleichkam. Entscheidend war die Weigerung der Juden, Mohammed als Propheten in der Tradition des Judentums anzuerkennen. Denn nach jüdischer Tradition strebt ein Prophet nicht nach politischer Herrschaft wie es Mohammed tat. Zudem lag aufgrund der vielen messianischen Hoffnungen und Enttäuschungen in der jüdischen Geschichte die Betonung mehr auf dem Studium und der Befolgung von Thora und Talmud als auf der Prophetie.

Die anfängliche Anlehnung an die jüdischen Traditionen schlägt nun in ihr Gegenteil um. Mohammed distanziert sich von den Juden durch Neu- bzw. Uminterpretationen früherer Aussagen:


Veränderung der Gebetsrichtung von Jerusalem zur Ka´aba nach Mekka
Den Fastengewohnheiten wird der jüdische Sinn genommen und eine islamische Motivation gegeben (vgl. die Veränderung von Sure 2,183 zu 2,185)
In den mekkanischen Suren ist Abraham vor allem ein Gesandter, der sein Volk wie andere Propheten vor dem Götzendienst (der Vielgötterei) warnen muss (Sure 37,83ff; 6,74ff u.a.). In der Zeit in Medina kommt es dann zur ausdrücklichen Unterscheidung (Sure 3,67): „Abraham war weder Jude noch Christ, er war chanif und muslim“, und er gehörte nicht zu denen, die Gott Götzen beigesellen“.
Die Religion Abrahams ist noch nicht ausdrücklich mit der Ka´aba in Mekka in Verbindung gebracht. In der Zeit in Medina wird dies zentraler Bestandteil der Verkündigung (Sure 3, 95f).


Die islamische Anklage steht in der Perspektive der Botschaft des Koran: Gegen alles bessere Wissen hätten die Juden nicht wahrhaben wollen, dass Mohammed der angekündigte Prophet sei, der ihnen in der Thora beschrieben worden ist. Daraus resultiert schließlich der Vorwurf, der zur islamischen Lehre geworden ist: „Die Juden haben die Schrift verfälscht“ (Sure 2,75ff; 4,46ff).

Damit war der Bruch zwischen Mohammed und seinen jüdischen Zeitgenossen endgültig besiegelt: sie werden aus der Gemeinschaft des Islam ausgeschlossen (Sure 3,118; 5,51). In Medina wurde der eine jüdische Stamm vertrieben (die Banu Nadir), der andere zum Teil hingerichtet (die Banu Qurayza: Sure 33,25-27 reflektiert das Ereignis). Die Juden waren nicht länger das geschichtliche Zentrum der Offenbarungsreligion: dies hatte sich von der jüdischen Geschichte nach Mekka verlegt. Damit hat die Arabisierung und auch die Verselbständigung des Islam begonnen – ein Prozess, der mit dem Namen Abraham verknüpft ist: er ist der erste „Muslim“, also einer, der sich Gott ganz hingibt (von hier aus wäre noch einmal die Rede von Abraham als „Stammvater der drei monotheistischen Religionen“ kritisch zu prüfen).

Die durch die Erfahrung Mohammeds hervorgerufenen Aussagen des Korans über die Juden (und in ihrem Gefolge über die Christen) wurden durch das Dogma, der Koran offenbare letztgültig den Willen Gottes, zu einer höheren, absoluten Dimension erhoben. So wurde aus einer zeit- und ortsgebundenen Auseinandersetzung mit einem winzigen Teil des Judentums durch das Dogma vom ungeschaffenen, ewigen Koran eine wahre und immer gültige Offenbarung, die für das muslimische Selbstverständnis bis zum heutigen Tag prägend ist.



3. Drei große Identitätskrisen…


Für das muslimische Selbstverständnis gilt die Zeit Mohammeds als „ideale Gesellschaft“, in der die für den Islam konstitutive Einheit von Sprache, Sitte, Religion, Geschichte und Kultur – kurz: die klassisch gewordene Einheit als Religion und staatlich-politischem Gesellschaftssystem (din wa-dawla) Wirklichkeit gewesen sei. Dabei versteht sich der Islam grundsätzlich als eine integrale Lebensform und kennt keine Trennung zwischen Weltlichem und Geistlichem. Das ist auch der Grund, warum der Islam bis heute in den meisten muslimischen Ländern noch immer das grundlegende Kriterium für das Selbstverständnis und die Gruppenidentität bildet (westliches Selbstverständnis orientiert sich stärker an Vorstellungen wie „Nation“ und „Vaterland“ und deren vielfältigen Untersparten). Damit ist aber auch verständlich, dass die Spaltung in zwei Hauptrichtungen (die sunnitische Mehrheit und die schiitische Minderheit mit entsprechenden unterschiedlichen Ausprägungen in Rechtsschulen) durch den Nachfolgestreit nach dem Tode Mohammeds als die erste große Identitätskrise im islamischen Selbstverständnis von der einen „umma“ angesehen werden.

In der Frühzeit schien es keinen Grund zu geben, an der Ausdehnung des Islam über alle Welt zu zweifeln. Der Islam war erfolgreich: Die arabisch-muslimischen Armeen hatten die beiden größten Reiche der damaligen Zeit - Persien und Byzanz – besiegt. Im frühen 9. Jahrhundert wurde deutlich, dass die Erfüllung dieser Aufgabe nicht unmittelbar bevorstand. Und so wurde sie in der Volksreligion wie in Legenden auf eine ferne, ja sogar messianische Zukunft (bei den Schiiten) verschoben (zweite große Identitätskrise).

Ab dem 12. Jahrhundert stagnierte die Entwicklung im Islam. Die Handelswege gingen nicht mehr durch den Vorderen Orient. Der Islam verkam so oftmals zum Deckmantel skrupelloser Diktatoren. Das Selbstverständnis orientierte sich an der Shari´a, dem heiligen Gesetz, der es galt, nachzuleben. Man musste (und durfte) nicht mehr weiterdenken, weiterentwickeln: eine islamische „Orthodoxie“ suchte in der „Bewahrung“ dieser dritten großen Identitätskrise zu begegnen, die aber vielen gar nicht bewusst war (im 8. Jahrhundert „saßen die Germanen noch auf den Bäumen“, während der islamische Vordere Orient Wissenschaft und Kunst, Medizin und Vieles mehr entwickelte und wahrhaft fortschrittlich war).

Wie extrem der Stillstand über Jahrhunderte gewesen ist, wurde der Mehrzahl der Muslime erst wieder im 19. Jahrhundert bewusst und führte zum Erkennen dieser jahrhundertealten Identitätskrise. Nichts symbolisiert das Gefühl der Ohnmacht der Muslime mehr als der Ägyptenfeldzug Napoleons 1798. Mit erstaunlicher Leichtigkeit schlug er die Heere der Mamelucken in die Flucht. Die Kolonialmächte (Großbritannien, Frankreich) schnitten sich aus dem islamischen Einzugsbereich Stück um Stück heraus. Die Muslime, Erben einer großen Kultur mit der vollendeten Religion, mussten erkennen, dass Fortschritt von Nichtmuslimen diktiert wird: ein Schock für das eigene Selbstverständnis (vgl. Sure 3,110: „Ihr Gläubigen seid die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen entstanden ist“). Die „Schriftbesitzer“ (ahl al-kitab), die nach dem Zeugnis des Koran vom Islam zurückgedrängt worden waren, waren in der Gestalt der Kolonialmächte zurückgekommen und übernahmen die politische Macht im islamischen Kernland.



4. … und die Versuche, sie zu überwinden


Es sind seitdem verschiedene Versuche erkennbar, den Traumatisierungen im muslimischen Selbstverständnis zu begegnen und ein neues Selbstbewusstsein in der muslimischen Welt des Nahen und Mittleren Ostens zu etablieren. Die europäische Kolonisierung sowie die Staatsgründung Israels stellten das Selbstverständnis, zur „überlegenen Religion“ zu gehören, existentiell in Frage. Was bedeutet es, wenn die überlegene Religion (Islam) nicht mehr automatisch die politische Herrschaft ausübt? Dass eine muslimische Bevölkerung in die Lage kommen könnte, Untertanen eines nichtmuslimischen Herrschers zu sein, ist ein weitgehend unbekanntes, unvorstellbares und daher auch in der islamischen Theologie nicht erörtertes Phänomen.

Die Lösung lag zunächst im Aufgreifen säkularer nationalstaatlicher Ideen (vgl. Baath-Partei in Syrien und im Irak, die PLO-Charta). Als Grundlage kollektiver Identität wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts der arabische Nationalismus populär, der auf politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit zielte. Er grenzte sich in seiner Defensiv-Kultur nicht nur von der militanten Aggressivität der Kolonialmächte ab, sondern betrachtete auch die jüdische Einwanderung nach Palästina (und damit den Zionismus) als Bedrohung. Nach innen mündete er in Planwirtschaft und Unterdrückung jeglicher Opposition unter der Prämisse von Einheit und Geschlossenheit. Doch der Nationalismus als „Errungenschaften des Westens“ war nur von einer dünnen Oberschicht westlich Gebildeter weitgehend übernommen worden, hatte aber die Massen nicht erreicht, die zudem weiter in Armut und ohne Anteil am versprochenen Fortschritt leben mussten.

Der sozialistische Weg ab den 50er Jahren schien eine Alternative zu sein, zumal das Wort „Sozialismus“ ins Arabische mit „ishtirakiyya“ übersetzt wurde, was auf Partizipation und brüderliches Teilen abzielt. Wirtschaftliche Misserfolge und der Wegfall des Ostblocks ließen diese Alternative im kollektiven Selbstverständnis scheitern.

Angesichts dieser Negativentwicklungen richteten sich die Hoffnungen vieler auf das Reformpotential der eigenen Tradition: des Islam. Das Scheitern der westlichen Ideologien (Nationalismus und Sozialismus) wurde für das islamische Selbstverständnis durch die die militärischen Niederlagen gegen den Staat Israel deutlich sichtbar - besonders nach der national-religiösen Wende im Staat Israel nach 1967 und der Besetzung der „Heiligen Stätten“ in Jerusalem bei gleichzeitiger Hilflosigkeit der eigenen Regierungen, die als „unislamisch“ angesehen wurden.



5. Antisemitische Tendenzen als Band kollektiver Identität


So verstärkten sich die immer schon vorhandenen Tendenzen zu einer erneuten Politisierung des Islam (Algerien, Iran, Muslimbrüder in Ägypten, Hamas in Palästina). In der (durchaus richtigen!) Überzeugung, dass die meisten der Probleme im eigenen Land von außen in die islamische Welt hineingekommen sind, sollte die Rückbesinnung auf den Islam als „den Lösungsweg“ Abhilfe schaffen gegenüber diesen Fehlentwicklungen.

Anknüpfend an Mohammeds Verhältnis zu den Juden spielte dabei ein latent vorhandener Antisemitismus in der arabischen Welt auch innerhalb der säkularen Ideologien wie Nationalismus und Sozialismus eine nicht unerhebliche Rolle. Im israelisch-palästinensischen Konflikt haben sich auch aufgrund des verstärkten Gefühls, in der eigenen Identität bedroht zu sein, die alten Muster aus der Anfangszeit des Islam im Alltagsbewusstsein weiter ausgeprägt. So verkündigte die Hamas-Charta von 1988, dass „die Juden“ nicht nur für den Nah-Ost-Konfikt, sondern auch für den ersten und zweiten Weltkrieg verantwortlich seien. Die UN wird zudem als Instrument jüdischer Weltherrschaftpläne „entlarvt“. Als Beweis für derartige Pläne dienen die „Protokolle der Weisen von Zion“, eine dezidiert antisemitische Hetzschrift. Der Palästinakonflikt trägt mit dem Feindbild „Israel“ als Symbol für den „äußeren, westlichen Feind“, durch den man von inneren Krisenphänomenen ablenken kann, entscheidend zur inneren Stabilität der arabischen Regime in der Region bei.

Es ist schon an dieser Stelle deutlich: Die Frage kollektiver Identität (wer sind wir – in Bezug bzw. in Abgrenzung zu den anderen?) ist im Nahen Osten nie ohne eine Beziehung von Religion und Politik beantwortet worden. Die Zunahme eines religiös-nationalen Selbstverständnisses auf beiden Seiten führte zur Verschärfung des Palästina-Konfliktes. In Bezug auf den Islam: Den politischen Machtverlust in Spanien und dem Balkan, wo islamische Gemeinden leben, hat der Islam verkraften können. Anders ist es, wenn es um das Kernland des Islam geht. Auf diese Herausforderung war der Islam nie vorbereitet. Sich damit auseinandersetzen zu müssen, wird ein langer und schmerzlicher Prozess. Ob eine Neukonzeption des über Jahrzehnte geprägten kollektiven muslimischen Selbstverständnisses gelingt, hängt nicht unwesentlich auch von einer grundsätzlichen Neuorientierung im jüdisch-israelischen Selbstverständnis ab, welches ebenfalls in den zurückliegenden Jahrzehnten Religion zur Legitimierung eigener Machtinteressen benutzt hat (inklusive expansiver Siedlungspolitik nach völkerrechtswidrigen Landenteignungen). Darüber wird im 2. Teil zu reden sein.



2. TEIL: JUDEN


Gerade in einem Konfliktfeld wie dem Nahen Osten geht es den jeweiligen Konfliktparteien um die Gewinnung und Stärkung ihrer eigenen Identität, die zugleich Identifikation nach innen und Abgrenzung nach außen ermöglicht. Wenn dabei grundsätzliche, eine Gesellschaft tragende Werte, Symbole und Überzeugungen durch äußere, die Gemeinschaft selbst erschütternde Ereignisse in Frage gestellt werden, verunsichert das das eigene kollektive Selbstverständnis und kann zu einer verstärkten Orientierung an uralten religiösen Symbolen führen. Das habe ich im ersten Teil im Hinblick auf das muslimisch-palästinensische Selbstverständnis zu zeigen versucht (Aufschlüsse Nr.11/ Dezemeber 2003, S.37ff).

Zur Stabilisierung der eigenen Identität und zur Abgrenzung gegen andere spielt im Nahen Osten neben den für jede Religion wichtigen Heiligen Schriften besonders das Land und dessen Besitz eine hervorgehobene Rolle. Im israelisch-palästinensischen Konflikt prallen die Konfliktparteien auch deshalb so heftig aufeinander, weil die eigene Identität territorial, d.h. mit einem bestimmten Stück Land verbunden worden ist. Im Folgenden 2. Teil geht es um die Einflüsse messianischer Ideen auf die jüdisch-israelische Politik, also um die grundlegenden religiösen Implikationen im politischen Denken im jüdisch-israelischen Selbstverständnis. Wieder geht es dabei um die mehrheitlich prägenden Ideologien und deren Einflüsse, ohne die Meinungspluralität im Staat Israel und in der jüdischen Diaspora bestreiten zu wollen.

Nach einer Einführung in die messianischen Vorstellungen im Judentum möchte ich zwei geschichtliche Zeiten als Orientierungspunkte herausgreifen, weil ich glaube, an ihnen Wesentliches zur Entwicklung des jüdisch-israelischen Selbstverständnisses deutlich machen zu können. Da ist einmal die Zeit vor der Staatsgründung Isarels (vor 1948) und zum anderen die Zeit nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967. Dies mündet in die Frage, in welcher Weise die Erfahrung der Verfolungs- und Leidensgeschichte jüdisch-israelisches Selbstverständnis bis heute beeinflusst.



1. Sehnsucht nach Zion


Zur Identität des jüdischen Volkes gehört untrennbar die Sehnsucht nach Zion, der Wunsch nach Heimkehr ins „gelobte Land“. Sie umschreibt die Hoffnung, dass der barmherzige Gott sein Volk ins Heilige Land, nach Jerusalem zurückführen wird. Verknüpft ist mit dieser Sehnsucht die Hoffnung auf das Kommen des Messias. Dieser „Gesalbte Gottes“ wird die Menschen politisch aus Unterdrückung und Not befreien und eine neue soziale Ordnung schaffen, in der Frieden und Gerechtigkeit herrschen. In Zeiten stark empfundener Unterdrückung wuchs innerhalb des Judentums die Erwartung, Leiden und Kriege könnten die „messianischen Wehen“ sein und die Zeit des Kommens des Messias stünde kurz bevor. Dabei blieb David - und damit das Haus Davids - eine prophetische Orientierungs- und Hoffnungsgestalt.

Besonders dann, wenn die Not am größten geworden war, glaubten viele immer wieder, der Messias brächte die Rettung, würde alle Probleme lösen. Paradoxerweise haben gerade diese Hoffnungen immer wieder zu neuen Katastrophen im Leben der jüdischen Gemeinschaften geführt, die dann wiederum zu der Entfachung neuer messianischer Feuer beigetragen haben. So sind in der jüdischen Geschichte messianischen Episoden stets von antimessianischen bzw. messias-kritischen Bestrebungen begleitet worden, die die Existenz des jüdischen Volkes vor den Konsequenzen der Enttäuschung und Frustation behüten wollten, die unweigerlich auf das Scheitern der „falschen Messiasse“ folgen mußten.

So schon in der Zeit des babylonischen Exils: Nachdem man gemerkt hatte, dass die Zeit des Exils länger andauern würde, verschob sich der sozio-politische Aspekt der Erlösung durch den Messias auf den spirituellen Aspekt der Befreiung, der geistlichen Erlösung. Anstelle unmittelbar erwarteter politischer Aktionen durch einen König trat eine stärkere Betonung einer religiös-ethischen Vorbereitung, um die Welt auf die Erlösung einzustimmen. Das hatte zur Folge, dass sich die Erwartung vor allem in der apokalyptischen Literatur von dem „Messias“ (erfahrbar in der konkreten Geschichte) zur endzeitlichen (!) Richter- und Rettergestalt, dem Menschensohn, verschob. Im Exil verstand man „Erlösung“ mehr im Sinne des Überlebens der Übriggebliebenen und der Rückkehr der Geretteten. In der Zeit bis zum Kommen des Messias sei Israel herausgefordert, Reue zu zeigen und umzukehren, d.h. sich Gott zuzuwenden und nach seinen Geboten zu leben.

Beide Vorstellungsweisen – die der nationalen Befreiung wie die der spirituellen Erlösung - prägen die Auseinandersetzung der verschiedenen religiösen Gruppierungen im Judentum bis heute – mit entsprechenden Bewertungen zur Gründung des Staates Israel.

Nationale Befreiung, soziale Veränderungen, individuelle Erlösung


Die messianischen Vorstellungen und deren Geschichte sind so wechselvoll und leidensreich wie die jüdische Geschichte selbst. Verbindend sind ihnen jedoch drei Komponenten, auf die sie sich generell beziehen: auf nationale Befreiung, soziale Veränderungen und individuelle Erlösung. Alle drei Aspekte sind mit der Rückkehr nach Zion, mit der Heimkehr ins gelobte Land verbunden. Wesentlich ist dabei, daß die endgültige Heimkehr der Juden ins Heilige Land und das messianische Zeitalter miteinander verknüpft sind. Der Glaube an Gottes Treue gegenüber seinen Verheißungen ist dabei „die Grundlage für die wirkliche und sichere Hoffnung, daß die Heimkehr stattfinden wird“ (u.a. Jer. 31, 15-40).

Unter dem Eindruck des Ausbleibens einer nationalen Erlösung und der Erfahrung, dass die Verbannung nicht sofort enden würde, wird in der rabbinischen Literatur aufgrund des andauernden Exil die individuelle Erlösung betont, die allein in der Gemeinschaft der Gläubigen erreichbar sei. Anknüpfend an den Propheten Jeremia (Jer. 29, 4-14), der dem jüdischen Volk empfiehlt, sich auf ein Leben im Exil in Babylon einzustellen, verfügte man im Laufe der jüdischen Geschichte schließlich gar ein Verbot zur Rückkehr ins gelobte Land. Das Verbot der Einwanderung nach Palästina (und damit die Unterdrückung der nationalen Komponente) war religiös gerechtfertigt durch den Hinweis, man versuche dadurch, das Kommen des Messias eigenmächtig zu beschleunigen - und das war gleichbedeutend mit dem Versuch, Gottes Willen in Zweifel zu ziehen und daher eine Sünde.



2. Zwischen Anpassung und Staatsgründung: Die Zeit vor und nach 1948


Solch eine, ich möchte sagen: amputierte, Version der messianischen Vorstellungen konnte so lange als Basis für jüdisch-nationale Identität dienen, solange dieses Selbstverständnis, definiert durch kulturell-religiöse Werte, akzeptabel war. So versuchte das traditionelle Judentum Osteuropas in den ihm aufgedrängten Ghetto-Dasein seine Identität als jüdisches Volk zu bewahren: In diesen rein jüdischen Dörfern bzw. Stadtteilen zog man sich auf die Gebote und religiösen Riten zurück, betrieb Thora- und Talmudstudien und bestimmte schließlich die spätmittelalterliche Lebensform in den Shtetl als status quo, als einzig mögliche und legitime Form jüdischen Lebens. (Das orthodoxe Viertel Mea Shearim in Jerusalem und entsprechende jüdische Viertel in Brooklyn oder London sind bis heute dafür eindrückliche Beispiele).

Das Aufkommen des Nationalismus, der Nationalbewegungen in Europa im 18. und 19.Jahrhundert, führte diese vor allem kulturell-religiös bestimmte Identität in eine Krise. Denn in diesen Nationalbewegungen spielte das Territorium, also das Land, eine wesentliche Rolle. Wie konnte das Judentum, für das Religion, Nation, Land und Volk eigentlich konstitutiv zusammengehören, sich dieser Herausforderung stellen?


Von der individuellen Anpassung…


Juden, die in Westeuropa lebten, versuchten diese Krise zunächst mehrheitlich durch Assimilation zu überwinden, d.h. durch Anpassung an die herrschende Gesellschaftsform (getragen von dem Selbstverständnis, Teil der sich entwickelnden Nationalstaaten zu sein - mit entsprechendem Patriotismus: „Wir sind Deutsche oder wir sind heimatlos“). Entweder verwarfen sie ihre jüdische Identität oder sie versuchten, ihre Identität aufzusplitten in eine nichtjüdische, nationale Komponente und eine jüdisch kulturell-religiöse Komponente.

In Osteuropa hatten die harte wirtschaftliche Lage und die anhaltenden Pogrome die Juden gelehrt, den Ansatz der Integrationsbemühungen weitgehend als unrealistisch einzuschätzen. Der auf ganz Europa übergreifende Antisemitismus sollte immer mehr Juden auch in Westeuropa leidvoll davon überzeugen, dass die Versuche der Assimilation vergeblich und nutzlos waren. Es ist die Zeit, in der „der Nationalismus aus Pessimismus“ von Theodor Herzl seine Geburtsstunde hat und seine Idee der Schaffung einer „nationalen Heimstätte“ für die Juden entwickelte. In gewissem Sinne kann man sagen, daß sein Buch „Der Judenstaat“ (1896 erschienen) den Versuch einer kollektiven Assimilation darstellt, nachdem der Weg der individuellen Anpassung gescheitert war.


… zur kollektiven Assimilation


Sollte das jüdische Volk eine Überlebenschance haben, brauchte es wie jede andere Nation einen unabhängigen Staat. Herzl wollte die jüdische Nation konstituieren, die wie jede andere Nation auch ist. Anders gesagt: Die Wiederbelebung des Volkes Israel mit dem Land und gleichzeitig mit der Religion Israels war nicht die ursprüngliche Intention des Zionismus, sondern es ging ihm um eine „Normalisierung“ des jüdischen Volkes. Denn Nation zu sein, das versprach Gleichheit und volle Anerkennung. Aber das hieß auch unter den Bedingungen der Nationalbewegungen, selbst ein eigenes Gebiet zu erhalten und wie die anderen Völker auch seine Identität nunmehr geographisch bzw. territorial zu bestimmen und nicht mehr allein kulturell (- religiös). In der sich innerjüdisch anschließenden Diskussion dauerte es nicht lange, bis die Frage nach dem Territorium mit dem Rückgriff auf die eigene jüdische Geschichte geklärt war: für das jüdische Selbstverständnis konnte es nur Palästina sein, das alte gelobte Land.

Diese Ausrichtung auf Palästina bedeutete aber religiös ein Problem: Die religiösen Führer, die als herrschende Autoritäten zu dieser Zeit das politische Zentrum darstellten, hatten ja die Einwanderung ins Heilige Land mit dem Hinweis verboten, dass man nicht versuchen dürfe, die Ankunft des Messias eigenmächtig zu beeinflussen. Es dominierte eine passive Grundhaltung, die die Rückkehr nach Zion sozusagen „von oben“ erwartete, durch das Eingreifen des mächtigen Gottes. Es galt das Verbot der Einwanderung ins Heilige Land.



Neuinterpretation messianischer Vorstellungen


Der offensichtlichste und einfachste Ausweg aus diesem Dilemma war die totale Neuinterpretation der drei elementaren Komponenten innerhalb der messianischen Vorstellungen in säkulare Termini, mit denen David Ben Gurion (1948 der erste Ministerpräsident des neu gegründeten Staates Israel) eine totale Veränderung des jüdischen Selbstverständnisses anstrebte. Dieses Verständnis des Zionismus sollte sich gegenüber den zahlreichen anderen durchsetzen und das politische Zentrum bestimmen. Dieser (ich möchte es so nennen) „Arbeiter-Zionismus“ wurde dann auch zur bestimmenden Grundlage des sich bildenden jüdisch-israelischen Selbstverständnisses im neu gegründeten Staat Israel:


„Nationale Befreiung“ beginnt mit der Einwanderung nach Palästina.
„Soziale Veränderungen“ werden konkret in gemeinschaftlichen Siedlungen, in der die Arbeiter als „freie Elite“ leben (Gründung der Kibbuzim!).
Die „individuelle Erlösung“ geschieht durch Siedeln in dem Land Palästina und durch Kultivierung des Bodens, der „Seele des Heiligen Landes“, also durch persönliche Anstrengung.


Anschaulich läßt sich die Übersetzung religiöser Begriffe in säkulare Termini bei Aaron David Gordon (1856-1922), einem führenden Vertreter aus der Anfangszeit des Zionismus, beobachten: Von ihm stammt die bezeichnende Charakterisierung der Bearbeitung des Bodens als „Gottesdienst“. Doch steckten hinter diesem Begriff weniger fromme Gedanken als vielmehr ein politischer Akt: „Wer mehr arbeiten und mehr schaffen wird, mehr seine Seele hergeben wird, der wird mehr moralisches Recht auf den Boden und mehr vitale Macht über ihn haben“. Was Gordon „Gottesdienst“ nannte, war sozio-politisch betrachtet nichts anderes als eine Landnahme, die durch die Bearbeitung des Bodens und durch die fortschreitende Produktivität gerechtfertigt wurde. Der Pionier wurde zum Auserwählten, der sozusagen im Land (später dann: im Staat) Israel die messianische Botschaft erfüllt, während die anderen Juden, solange sie in der Diaspora lebten, als unwürdig angesehen wurden (dazu später mehr).



Die Antwort der Religiösen


Durch die Staatsgründung wurden nun Fragen aufgeworfen, die sich für die thoratreuen Juden aus der erneuerten jüdischen Souveränität im „Heiligen Land“ ergaben: Wie sollte das Volk Israel im Land Israel zur Religion Israels finden? Zum einen wurde der „Arbeiter-Zionismus“ vom orhodoxen Judentum als „falscher Messianismus“ abgelehnt: Nur Gott könne aus Gnade die volle Erlösung ermöglichen. Die Wiedererrichtung des jüdischen Staates von Menschen vorangetrieben widersprach der religiösen Zionssehnsucht. Man dürfe die Ankunft des Messias nicht eigenmächtig beeinflussen. (vgl. heute: die nichtzionistische, religiöse Partei AGUDAT ISRAEL).

Zum anderen entwickelte sich aus dem schon 1902 gegründeten „geistigen Zentrum“ thoratreuer Juden (Misrachi) ein religiöser Zionismus, aus dem später die national-religiöse Partei MAFDAL wurde (unter den orientalischen Juden ist es die Shas-Partei, beide heute Regierungsparteien), die Palästina als „rein jüdisches Gemeinwesen“ beansprucht.

Anfänglich hatte die Rückkehr des Volkes Israel in sein Land die jüdische Orthodoxie in arge Verlegenheit gebracht: Wie kam es, dassdies ausgerechnet durch eine nichtreligiöse Bewegung geschah? Wie ist das Paradox zu erklären, dass die heilsgeschichtliche Rückkehr gerade von - religiös gesprochen - Gottlosen und Gesetzesbrechern geplant und in die Wege geleitet wurde?

Der herausragenste Vertreter des religiösen Zionismus, der Rabbiner A.I. Kook (1868-1935), antwortete mit dem religiösen Paradox, dass das Heilige zu seiner Vollendung den Weg durch das Unheilige hindurch nehmen muß. Auch die Nicht- oder A-Religiösen vollbringen Gottes heiliges Werk (natürlicher Beginn der Erlösung). Das Profane hatte wieder einen religiösen Wert bekommen, denn die Erfüllung der Gebote und religiösen Gesetze, vielfach auf das Heilige Land bezogen, war plötzlich keine abstrakte und irreale Forderung mehr. Die Menschen mochten denken, für den Sozialismus oder weltlichen Nationalismus zu wirken, und doch vollbrachten sie Gottes heiliges Werk, denn alles, was dazu beitrug, dem Exil ein Ende zu bereiten, war ein göttlich vorgeschriebener Auftakt für den Messias. Indem die „Arbeiter-Zionisten“ in das Land Gottes zurückkehrten, unternahmen sie unwissentlich den ersten notwendigen Schritt hin zur Erlösung. In diesem Lichte betrachtet, erschienen die messianischen Vorstellungen nicht länger als Träumereien, sondern sie wurden zum Fundament der aktuellen Realität.

Und wenn sich der „Arbeiter-Zionismus“ auf der anderen Seite auch mehrheitlich bewußt gegen messianische Vorstellungen wandte, ist sicher, daß er sich ohne diese im Judentum geprägten Vorstellungen so nicht hätte durchsetzen können. Es waren diese religiösen Gedanken, die als Basis der politischen Bewegung aufgenommen wurden. So ist es nur folgerichtig, dass es die zionistischen Führer durchaus verstanden haben, politische Ambitionen religiös zu untermauern. Das zeigt sich schon in der Aufnahme religiöser Symbolik: da ist die blau-weiße gestreifte israelische Fahne nach dem Tallit, dem Gebetsschal, gestaltet; in der Mitte ist ein blauer Davidstern angebracht, ein magisches Zeichen aus der jüdischen Mystik und natürlich der Name des Staates: „Israel“: damit stellt sich der neugegründete Staat ausdrücklich in die biblische Tradition des Judentums und behauptet eine Geschichtskontinuität, die zu den Anfängen des Volkes Israel zurückreicht.

Kein geringerer als David Ben Gurion schrieb in seinem Tagebuch: „Die Botschaft, das erwählte Volk zu sein, macht Sinn als säkularer, nationaler und historischer Ausdruck... Obgleich ich Theologie ablehne, ist das bedeutsamste Buch in meinem Leben die Bibel“. Man ließ den Religiösen einen gewissen Freiraum, solange sie das eigene Leben nicht allzu sehr berührten und die eigenen säkularen Vorstellungen nicht in Frage stellten. Doch seitdem beherrscht das Ringen um die Ausrichtung des Staates Israel zwischen messianischem Traum und politischem Zionismus die innerjüdische Debatte. Das Fehlen einer Verfassung ist Ausdruck dieses ungeklärten Zustandes.



3. Zwischen nationaler Erlösung und Anerkennung der anderen: Die Zeit nach 1967


Ursprünglich war es die zionistische Idee, in ganz (!) Palästina einen jüdischen Staat zu schaffen. Palästina wurde vom Zionismus als ein unbevölkertes Land aufgefaßt. Oder wie es Herzl ausdrückte: „Ein Volk ohne Land kommt in ein Land ohne Volk“. Doch das Land war bevölkert. So strukturierte sich der Nah-Ost-Konflikt von Anbeginn als ein Kampf um das Territorium zwischen zwei Kollektiven und ihren Ansprüchen. Die jüdische Ansiedlung in Palästina stand dabei von Anfang an unter erheblichem Begründungsdruck, da sie den vorhandenen Status quo veränderte und damit in das Lebensgefüge der Region eingriff.

Die Menschen (die Araber), die dort lebten, mußten ihr Dasein nicht extra begründen. Die aber, die sich neu anzusiedeln gedachten, standen unter dem Zwang und Druck, ihre Handlungen rechtfertigen zu müssen. Da das Land eben kein Land ohne Volk war, schied die Gegenwart als Legitimationszeit aus. Sie war durch die Araber besetzt („wir leben heute hier, es ist unser Land“). Zur eigenen Rechtfertigung des Lebens in dem Land (und damit zur Sicherung der eigenen jüdisch-israelischen Identität) brauchte der jüdische Staat andere Zeitmetaphern, um sein Dasein vor sich selbst (und in Abgrenzung zu den anderen!) begründen und seine nationalistischen Bestrebungen legitimieren zu können.

Zur Rechtfertigung bezog man sich nicht nur auf sozialistische Zukunftsvisionen („wir schaffen blühende Landschaften duch Pioniere, die alle gleichberechtigt und frei in dem Land leben und es in Kibbuzim kultivieren“), sondern ganz bewußt auf die Vergangenheit, auf die „biblische Zeit - mit dem Verweis, es sei historisch „jüdisches Land“.


Was verborgen wirkt, wirkt um so mächtiger


Mit dem Rückgriff auf die religiöse Tradition und damit auf die Vergangenheit als Legitimationszeit ergab sich ein Problem, das allerdings in den Jahren 1948-1967 wenig sichtbar wurde. Man hatte sich – wenn auch aus pragmatischen Gründen, nicht grundsätzlich! -auf jüdisch-israelischer Seite 1948 mit der sich ergebenden Realität der Teilung abgefunden (als „den ersten Schritt zur allmählichen Eroberung ganz Palästinas“, so David Ben Gurion).

Das Problem war: Der Staat Israel war nicht im „Land der Väter“ gegründet worden, sondern an der Westküste (Tel Aviv), dem „Philisterland“. Die Eroberung der Westbank 1967 und die „Rückkehr nach Judäa und Samaria“ sollte diesen Widerspruch sichtbar machen und delegitimierte die nach 1948 erfolgte Beschränkung auf einen Teil Palästinas als „jüdisches Land“.

Die verdrängten religiösen Hintergründe zum jüdisch-israelischen Selbstverständnis brachen erneut auf. Die verborgenen messianischen Vorstellungen waren durch die Wiedergewinnung des „biblischen Landes“ als Grundlagen der Politik zurückgekehrt. Menachim Begin (Likud-Block, 1977 zum Ministerpräsidenten gewählt) brachte es auf den Punkt, indem er schon 1967 sagte: „Wer den Anspruch auf Hebron aufgibt, gibt sein Recht auf, in Tel Aviv zu wohnen“. Die Besetzung fremden Landes (die Westbank gehörte ja zu Jordanien!) konnte der „Arbeiter-Zionismus“ mit seiner patriotisch-säkularen Einstellung nicht rechtfertigen. Nur der ausdrückliche Bezug auf das „jüdische Erbe“ konnte das.

Der Ausgang des Sechs-Tage-Krieges und noch mehr der glückliche Ausgang des Okoberkrieges 1973, als die arabischen Armeen nach anfänglich herben Verlusten noch zurückgeschlagen werden konnten, wurde von vielen Juden als direktes Eingreifen Gottes empfunden und bewirkte bei manchen nichtorthodoxen Juden eine Rückwendung zur religiösen Tradition. Nicht nur der wunderbare Sieg über die Feinde (1973), sondern vor allem der seit 1967 freie Zugang zu den historischen Stätten im Ostteil der Heiligen Stadt Jerusalem und der Zugewinn des im eigentlichen biblischen Sinn „Heiligen Landes Judäa und Samaria“ (vormals Westbank) wurden als Erfüllung biblischer Verheißungen gedeutet. Die Eroberung des „biblischen Erblandes“ ermöglichte zum ersten Mal und fortan im steigenden Maße eine Koppelung von „rein religiösen“ und „rein nationalen“ Zielsetzungen.


Siedlungsbau als national-religiöse Aufgabe


Der Sohn des Rabbiners Abraham I. Kook, Rabbiner Zwi Jehuda HaCohen Kook, wurde zum geistigen Führer einer religiös-nationalen Bewegung, die darauf bestand, die eroberten Gebiete nie wieder zurückzugeben, weil sie zum „ungeteilten Land Israel“ gehörten. Er sah wie sein Vater die säkular orientierte zionistische Bewegung nur als Mittel zum Zweck, Gottes Willen in der Geschichte zu verwirklichen. Dementsprechend erklärte er das Gebot der Landnahme zum wichtigsten aller Gebote, „ja, geradezu zum Prinzip der Thora“.

Mit der Eroberung von „Judäa und Samaria“ erfuhr das Verhältnis von Nation und Religion so seine territoriale Bestimmung: Innerhalb von sechs Tagen, so könnte man es ausdrücken, wurde aus dem Staat Israel das Land Israel; die von Menschen gemachten bzw. akzeptierten Grenzen verschwanden. Hatte der „Arbeiter - Zionismus“ das Verhältnis von Staat und Religion rein auf einen national-jüdischen Konsens gebracht („Wir sind Israselis!“), suchte der „Neue Zionismus“ Kook´scher Prägung ausdrücklich das jüdische Selbstverständnis zu erneuern, in dem Sinne, dass „Jüdisch-Sein“ eine religiös-nationale Identität umfaßt („Wir sind Juden in Israel!“).

Nach Rabbiner Kook war „Siedeln selbst eine die Erlösung einleitende Pionierleistung ersten Ranges“. Er berief sich dabei auf Nachmanides (1194-1270), der die Eroberung des Heiligen Landes zu einem religiösen Gebot erklärt hatte. Zudem war es nach rabbinischen Bestimmungen verboten, an Nicht-Juden Land in „Erez Israel“ zu verkaufen. Dieses religiöse (!) Verbot machte sich der nationale (!) „Jüdische Nationalfond“ in seinen Bestimmungen über die „Israel-Böden“ (Karka´ei Israel) zu eigen. Seit der Staatsgründung Israels wird daher zwischen „jüdischem“ und „arabischen“ Boden unterschieden und durch Gesetze verboten, einmal von Arabern enteignetes oder übernommenes Land wieder an Araber zurückzugeben. (Darunter fallen auch alle 1948/49 zerstörten 350 palästinensischer Dörfer im Staat Israel, auf deren Ruinen oder nahebei 123 neue jüdische Ansiedlungen bzw. Kibbuzim entstanden).

Das Ineinander von politischen Ambitionen und religiöser Deutung wird nicht nur an dieser Stelle, sondern vor allem auch an den jüdisch-israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten deutlich, die eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer Friedenslösung im Nahen Osten sind. Die Siedlungstätigkeiten in der Westbank, dem Gazastreifen und den Golanhöhen als fundamentaler Ausdruck der „Judaisierung der Gebiete“ begannen im April 1968 durch Rabbiner Mosche Levinger, der trotz des bis dahin bestehenden Siedlungsverbotes ein Hotel mitten in Hebron besetzte. Da er unbehelligt und geschützt vom israelischen Militär blieb, entstand daraus die erste jüdische Siedlung in der Westbank, Kirjat Arba in Hebron. Bis heute gibt es über 130 Siedlungen, fast alle auf enteignetem palästinensischen Boden gebaut, engmaschig mit einem gut ausgebauten Straßennetz verbunden, auf dem die Palästinenser nicht fahren dürfen. Waren es 1982 ca. 21.000 Siedler, leben heute über 300.000 in der Westbank und Ost-Jerusalem.



4. Auswirkungen der Erinnerung des „Holocaust“ auf die politische Kultur


Die aufgezeigten Spannungen im jüdisch-israelischen Selbstverständnis, sowohl Merkmale einer Nation als auch einer Religion aufzuweisen, prägen bis heute die Debatte zwischen den verschiedenen individuellen wie kollektiven Versuchen, die eigene Identität zu bestimmen. Die Doppeldeutigkeit jüdisch-israelischer Existenz kommt auch in der Tatsache zum Ausdruck, dass während des fünfzigjährigen Bestehens der Knesset schon sechsmal die Definition „Wer ist ein Jude?“ geändert worden ist.

Verschärfend und komplizierend kommt hinzu, dass alle innerisraelischen Debatten auf dem Hintergrund des „Holocaust“ geführt werden. Die Verfolgungs- und Leidensgeschichte, die im 20. Jahrhundert im „Holocaust“ gipfelte, ist ein zentrales Moment jüdisch-israelischen Selbstverständnisses und führte zur Ablehnung eines jüdischen Lebens in der Diaspora. Denn die Diaspora war die Quelle und die Bühne für den Antisemitismus, im weiteren Sinne und im Vergleich zum Staat Israel und zur Unabhängigkeit ein Zustand der Machtlosigkeit. Anders als im Staat Israel waren alle Juden in der Diaspora Fremdkörper in jeder Hinsicht – kulturell, sozial, religiös.

Paradoxerweise stellte sich heraus, dass der in fortgesetzten Kämpfen mit seinen arabischen Nachbarn verwickelte Staat Israel selbst kein sonderlich sicherer Ort zum Leben war, ja ironischerweise ein Ort ist, an dem ein Jude mehr als sonst auf der Welt der permanenten Bedrohung ausgesetzt ist. Weil sich der „Holocaust“ ereignet hat und eine arabische Feindseligkeit dem Staat Israel gegenüber nicht abzusprechen ist, wurde mit Hilfe der „Angst vor der eigenen Schwäche“ als einem Propagandafaktor ein Rechtfertigungsboden bereitet, durch den man über jegliche Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten wie auch im Staat Israel (Araber als „Bürger zweiter Klasse“) hinwegsehen konnte.


Angst vor Schwäche als Handlungsmotivation


Eine tiefsitzende Furcht als Folge des „Holocaust“ und der zurückliegenden Kriege und die Ablehnung des Fremden prägen mehrheitlich das jüdisch-israelische Selbstverständnis. Solche Art Erinnerung wirkt auf die kollektive Psyche in einer Mischung von Gefühlen, von denen die Angst oft die stärkste Komponente ist. „Symbolisch ausgedrückt, sind in Auschwitz zwei Völker hervorgegangen: eine Mindeheit, die behauptet: Es soll nie wieder passieren!, und eine verschreckte, furchterfasste Mehrheit, die behauptet: Es soll nie wieder uns passieren!“ (Yehuda Elkana).

In Verbindung mit einem religiös-nationalen Selbstverständnis kommt es zu einer eigenartigen Gedankenverbindung: das Siedeln im „Land Israel“ wird so Ausdruck der Überwindung des wehrlosen Juden in der Diaspora. Es war ja vor allem das Moment totalen Ausgeliefertseins und absoluter Ohnmacht des „Holocaust“-Opfers, mit dem ein selbstbewußter (und durch dieses Moment wohl auch zutiefst verschreckter) jüdischer Israeli nichts anzufangen wußte: „Wie konnte man sich wie Opferlämmer abschlachten lassen?“ Hier liegt die Wurzel für die ausgeprägte militärische Sicherheitsdokrin, deren Schärfe sich in einer nunmehr über 36 Jahre währenden, bisweilen höchst brutalen israelischen Militärmacht in den besetzten Gebieten zeigt.


Gesellschaft im Umbruch


Der Staat Israel bietet das Bild einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft. Nicht nur Juden und Palästinenser stehen sich gegenüber, auch unter den jüdischen Israelis tobt ein erbitterter „Kulturkampf“ um das richtige Selbstverständnis des Staates, um die territorialen Grenzen, um den Umgang mit „den Arabern“ und – vor allem – um die Rolle der Religion. Die Auseinandersetzungen werden nur durch den Konflikt mit den Palästinensern überdeckt, durch den das ganze Land sich eint und alle aufgerichteten Abgrenzungen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft angesichts des Feindes aufgehoben sind.

Seit 1967 und weiter wachsend nach 1973 begann sich das jüdisch-israelische Selbstverständnis mehrheitlich vom -trotz seiner religiösen Implikationen - ursprünglich säkularen Konzept des „Arbeiter-Zionismus“ zu verabschieden, dessen Vertreter vor allem europäisch geprägte Juden (Aschkenasim) sind. Diese Entwicklung hat ihre Gründe zum einen in der geistig-politischen Wende nach 1967, die zu einem mehr national-religiösen Selbstverständnis führte. Zum anderen liegt sie in der demographischen Veränderung der israelischen Gesellschaft begründet: durch die verstärkte Einwanderung von Juden aus orientalischen Ländern (Sephardim), für die es (wie im Islam) mehrheitlich nicht die Trennung zwischen religiösen und profanen Bereichen gibt, wurde alles weitgehend unter religiösen Vorzeichen gesehen. Davon profitierte politisch vor allem der Likud-Block, der mit Hilfe separdischer Wähler 1977 erstmals das politische Zentrum stellte – mit Menachim Begin als Ministerpräsidenten.

(Auf die Parallelität zu dem muslimischen Selbstverständnis sei an dieser Stelle nur hingewiesen. Der Bezug auf die Heilige Schrift und das „verheißene Land“ unter bewußt religiösen Vorzeichen deutet dann jeden Widerstand, der sich ihnen entgegenstellt, gerade als eine Bestätigung für die heilsgeschichtliche Richtigkeit der eigenen Überzeugung. Das ist nur eine folgerichtige Konsequenz einer Art national-religiösen Denkens, das dann auch die Unterdrückung des anderen, die letztlich auf der Angst vor dem Verlust eigener Identität gründet, religiös legitimiert.)

Die Deutung der messianischen Vorstellungen, die mehrheitlich zur Akzeptanz des „Arbeiter-Zionismus“ bis hin zum „Neuen Zionismus“ Kook´scher Prägung in der israelischen Gesellschaft beigetragen haben, haben bis heute kaum eine Infragestellung erfahren. In der Zeit, als die messianischen Vorstellungen in säkulare Termini übersetzt worden waren, ist es zunächst dem „Arbeiter-Zionismus“ und dann später dem „Neuen Zionismus“ gelungen, die inneren Widersprüche aufzufangen, die vor allem darin bestehen, dass die messianische Zeit mit grundlegenden universellen Werten wie Frieden und Gerechtigkeit für alle Völker verknüpft ist.

In einer - hoffentlich - kommenden Phase der Selbstbesinnung eröffnet sich die Möglichkeit, diese verdrängten Grundpfeiler messianischen Denkens wieder zu entdecken. Übersetzt in säkulare Ideologie beinhaltet das die Achtung der Menschenrechte und Gleichheit in der Demokratie für alle Bürger des Staates Israel und nicht nur für die jüdischen Bürger.

Diese Neubesinnung schließt notwendigerweise auch eine Aufarbeitung der Mythen der Gründerzeit ein: Die sogenannten „neuen israelischen Historiker“ wie Benny Morris und Avi Schlaim stellen althergebrachte Überzeugungen über die Entstehung des Staates Israel in Frage, deren Enthüllungen „für eine Gesellschaft, der stets von einer gerechten zionistischen Revolution vorgeschwärmt worden war“, vielfach traumatisch wirken. Sie stellen nach Überprüfung von lange unter Verschluss gehaltenen Quellen fest, dass die Palästinenser 1947/48 ihre Dörfer keineswegs freiwillig geräumt haben, sondern mehrheitlich vertrieben worden seien. Zudem habe die zionistische Führung mehrmals Friedensbemühungen von arabischer Seite abgewiesen. Dieser Aufarbeitungsprozess steht gerade am Anfang.

Jüdisch-israelisches Selbstverständnis ist heute bei weitem komplexer, als mein knapper Überblick anzudeuten scheint. So gibt es z.B. viele „religiöse“ Juden, die sich außerordentlich aktiv im Friedensprozess engagieren, und viele „säkulare“ Juden, die einen tiefgehenden Dialog mit ihrer reichen religiösen Tradition aufgenommen haben.

Ich bin überzeugt, dass es früher oder später einen souveränen palästinensischen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt geben wird. Die einzige Frage, die sich für mich stellt, ist, wie viele Kriege, wie viel Gewalt und Gegengewalt, wie viele Tote es noch geben und wie viel Blut noch fließen wird. Die bewußte Änderung der Grundstruktur des Zionismus, der bis heute das kollektive Selbstverständnis der jüdisch-israelischen Gesellschaft mehrheitlich prägt, wird mit darüber entscheiden, wie lange dieser Weg zu gehen sein wird.

Die unterschiedlichen Haltungen auf christlicher Seite (christliche Palästinenser einerseits, westliche Christen andererseits) werden in einem dritten Artikel beleuchtet werden.



 3. TEIL: CHRISTEN


Zwischen jüdisch-israelischem und muslimisch-palästinensischem Selbstverständnis leben die arabischen bzw. orientalischen Christen „zwischen den Stühlen“. (So sind z.B. 10% der Bevölkerung in Ägypten christlich und auch 10% der Palästinenser, besonders durch die anhaltende Auswanderung hat sich deren Anteil an der Bevölkerung in Israel/ Palästina auf ca. 2% reduziert). In diesem dritten Teil sollen zum einen Elemente ihrer spannungsreichen Identität dargestellt werden als Minderheit im Nahen Osten zwischen Juden und Muslimen und zwischen eigenem Selbstverständnis und westlichem Christentum.

Zum anderen wird das Augenmerk besonders auf die sogenannten „christlichen Zionisten“ gelegt, der größten christlichen Bewegung in der westlichen Welt, deren Einflüsse auf die europäische Politik Anfang des 20. Jahrhunderts sowie auf die heutige amerikanische Nah-Ost-Politik sichtbar gemacht werden soll.

Auch hierbei geht es um mehrheitlich prägende Elemente, ohne die Vielfalt der orientalischen Kirchen und der westlichen Christenheit und deren Geschichte bestreiten zu wollen. Vorausgesetzt ist, dass sich in kollektiven Gedächtnissen von Völkern und Gemeinschaften Bilder und Vorstellungen entwickeln und weiter überliefert werden, die wiederum die nächsten Generationen mitprägen. Wie nehmen große Teile eines Volkes konkrete Ereignisse wahr? Welche Bedeutung haben sie für das Selbstverständnis der jeweiligen Gruppe?


I. Arabische Christen: Verwunderung in der westlichen Welt…


In zweifacher Hinsicht ruft das Stichwort „arabische Christen“ Verwunderung hervor. Zum einen in bezug auf die westliche Welt, für die „Arabisch-Sein“ ganz und gar damit verbunden ist, Muslim zu sein. Viele Pilgergruppen besuchen das „Heilige Land“, nur wenigen ist die Existenz ihrer Glaubensgeschwister in den einheimischen orientalischen Kirchen bewußt. Das äußert sich in der vielfach an palästinensische Gesprächspartner gestellte Frage: „Sagen Sie, wann sind Sie denn zum christlichen Glauben übergetreten?“ In der Gleichsetzung von „Arabisch sein“ mit „Muslim sein“ erkennen die arabischen Christen die fehlende Solidarität des Westens mit ihnen sowie die Loslösung aus der gemeinsamen Kirchengeschichte. Es geht dann schnell vergessen, dass das Christentum im Nahen Osten nicht das Ergebnis einer westlichen Missionstätigkeitist. Vielmehr verdankt Europa seinen christlichen Glauben den Menschen im Nahen und Mittleren Osten. Alle Kirchen des Mittleren und Nahen Ostens (zu denen u.a. gehören: die griechisch-orthodoxe, früher: byzantinische Reichskirche, als größte Denomination; die armenisch-orthodoxe, die koptische in Ägypten, die syrisch-orthodoxe, die chaldäische, auch als „Arianer“ bekannt, die die Göttlichkeit Jesu bestreiten, heute noch im Irak) führen ihren Ursprung auf die Zeit der Apostel zurück. Schon die Apostelgeschichte berichtet von der Ausbreitung christlicher Gemeinden von Antiochien aus vor allem nach Kleinasien. Ein Christ zu sein, war im Orient Jahrhunderte vor der islamischen Eroberung (genauer: seit der Zeit, als im 4. Jahrhundert das Christentum zur staatlich anerkannten Religion wurde) ein wesentlicher Bestandteil der Identität. An diese Geschichte knüpfen die orientalischen Christen von heute an, wenn sie sich selbst als Christen und als Araber definieren.


… und in der arabischen Welt


Die muslimische Dominanz im Nahen und Mittleren Osten brachte dabei große Spannungen und Verunsicherungen unter die arabischen Christen, die unter islamischer Herrschaft seit dem 7. Jahrhundert lebten. Die eigene christliche Identität war in Frage gestellt, wenn - wie in der westlichen Welt - auch unter der Mehrheit der Muslime bei dem Begriff „Araber“ ausschließlich das Wort „Muslim“ assoziiert wird. Obwohl Christen in den Jahrhunderten immer ein lebenswichtiger Partner in bezug auf die kulturelle und politische Entwicklung im islamischen Denken, in Philosophie und Theologie, in Architektur und Kunst, waren, blieb der Islam der bestimmende und ranghöhere Partner. Die Identifizierung von Islam und Arabisch-Sein wird auch durch zwei Elemente islamischer Tradition unterstützt, die beide sehr eng miteinander verbunden sind: das Arabisch-Sein Mohammeds und das Arabisch als die Sprache des heiligen Buches, des Koran, wodurch es den orientalischen Christen bis heute nicht leicht fällt, ihre eigene christliche (!) Identität als Araber zu beschreiben.

Zudem galten die Christen für die Muslime von Anfang an als mit der westlichen Welt verbunden. Konstantinopel als Sitz des östlichen Empire war unter dem Namen Al-Rum, Rom, bekannt. Diese (unterstellte) europäische Verbindung ist durch die Jahrhunderte einen der entscheidenden Hintergründe für die Probleme der arabischen Christen im islamischen Herrschaftsgebiet gewesen und war oft Ausgangspunkt für Vorurteile und Beurteilungen der Christen seitens der Muslime.


Folgen westlicher Einflussnahmen für die Glaubensgeschwister


Diese Tendenz wurde durch zwei historische Ereignisse noch verstärkt. Zum einen haben die Kreuzfahrer im 11.Jahrhundert nachhaltig das Ansehen der Christen im Nahen und Mittleren Osten geprägt. Es ist unvergessen, daß im Jahre 1099 europäische Christen in Jerusalem ein Massaker unter Juden, Muslimen und auch unter den einheimischen Christen ausführten, weil sie diese von den anderen nicht unterscheiden konnten und wollten. Die Eroberungsversuche des lateinischen Westens hatten mit einem Streit um Theologie wenig, dafür mit Machtstreben und Arroganz sehr viel zu tun. Sie hinterließen in dieser Region eine Reihe von imposanten Bauten, doch diese waren für die orientalischen Christen kein Schutz.

Die Invasionen des „christlichen Abendlandes“ verstärkten unter den Muslimen die Tendenz, den arabischen Christen ihre Bindung an den Orient abzusprechen und sie - wie alle Christen sonst - als „Westler“ und damit als „Pseudo-Araber" zu titulieren. Christen waren und sind im Verdacht, in Abhängigkeit zu europäischen Machtinteressen zu stehen. Bis heute wird das Handeln der Christen im Nahen und Mittleren Osten daran gemessen, inwieweit es sich vom Handeln der „christlichen Kreuzfahrer“ unterscheidet. (Es verwundert auch nicht, daß die Versuche politischer Einflußnahme des Westens in dieser Region überhaupt noch häufig mit den Versuchen der Kreuzfahrer identifiziert werden. Es zeugt von erheblicher politischer Kurzsichtigkeit, den Krieg gegen den Irak als „Kreuzzug“ zu deklarieren, wie es der amerikanische Prädident Bush jun. vor der Invasion getan hatte. Er hat damit ein noch größeres Widerstandspotential in der muslimischen Welt hervorgerufen).

Zum anderen kamen die arabischen Christen mit der Zeit stärker wirtschaftlich und kommerziell mit der westlichen Hemisphäre in Berührung. Ermöglicht durch das „millet-system", welches ihnen im islamischen Herrschaftsgebiet Glaubens- und Rechtsschutz gewährte, kamen sie in den großen Zentren wie Izmir, Alexandrien oder Aleppo zu dem Vorteil, über das Mittelmeer mit Europa Handel treiben zu können. Ihr christlicher Glaube erleichterte ihnen die Zugänge zum „christlichen Abendland“.

Doch dies war nur ein weiterer Schritt hin zu mehr Spannungen in bezug zu ihrer Identität als Araber. Und als 1799 Napoleon in Ägypten einfiel, begann für den Orient und insbesondere für die christlichen Kirchen die Zeit größten politischen und gesellschaftlichen Einflusses von Europa: Es begann eine neue Epoche der Auseinandersetzungen zwischen Europa und dem Orient in einer Heftigkeit, deren Auswirkungen wir bis heute am Nah-Ost-Konflikt deutlich bemerken können. (Das ist auch kirchlich zu beobachten: Durch westliche Einwirkungen entstand die orientalisch-katholische Kirche, im 19. Jahrhundert wurde ein anglikanisch-protestantisches Bistum gegründet, dem die Errichtung eines römisch-katholischen Patriachats direkt nachfolgte. Dadurch wurde die Einheit der einheimischen Ortskirchen noch weiter geschwächt).


Die arabische Christenheit und der Zionismus


Der Erfolg und die Leistung des Zionismus, der jüdischen Nationalbewegung, bedeutete für die arabische Psyche Anfang des 20. Jahrhunderts eine weitere bittere und anhaltende Erfahrung der eigenen Verwundbarkeit und politischen Ohnmächtigkeit – eine Erfahrung, mit dem sich vor allem islamisches Denken nicht abzufinden bereit ist (zum Hintergrund muslimischen Selbstverständnisses siehe Aufschlüsse 11/2003, S. 37ff). Besonders die Gründung des Staates Israel ist aufgrund der innerjüdischen Verbindungen von religiösen und nationalen Interessen (zum jüdisch-israelischen Selbstverständnis siehe Aufschlüsse 12/ 2004, S. 33ff) aus arabischer Perspektive nicht nur eine andere Epoche europäischer Kolonialpolitik, sondern bedroht die eigene national-religiöse Identität im angestammten „Herrschaftsgebiet des Islam“ auf Dauer.

Die Präsenz des Staates Israel im Nahen Osten hat somit die Situation der arabischen Christen nicht erleichtert - vor allem auch deshalb, weil Angelegenheiten, die die christliche Minderheit im Staat Israel betreffen, solange als wichtig erachtet werden, solange sich die Christenheit politisch zurückhaltend und fügsam zeigt. Sahen sich die arabischen Christen in der Vergangenheit gegenüber der muslimischen Mehrheit vor allem dazu genötigt, die Tatsache, dass sie Araber sind, nachdrücklich und mit allen Mitteln zu betonen, haben sie seit der Errichtung des Staates Israel noch größere Schwierigkeiten, ihre Identität zu bewahren.

Die Israelis haben es lieber mit christlichen Gemeinden ohne eine bestimmte nationale Zugehörigkeit zu tun, eben mit Christen, die einfach nur „christlich" sind. Doch würden die Christen solch eine Haltung einnehmen, würden sie sich von ihrer eigenen Geschichte lösen und in der Gegenwart die Bindung an ihre arabischen Geschwister verlieren. Der Platz zwischen den Stühlen ist damit um eine Variante reicher geworden, was die Angst vor der totalen Isolation unter den arabischen Christen nur wachsen ließ. Denn ein solchermaßen bestimmtes Leben,das durch seinen Status als Minderheit, durch seine ambivalenten Beziehungen zur westlichen Welt und durch die komplexe interreligiöse Situation stark bestimmt, bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Psyche.

Zusätzlich ist eine große Anzahl christlicher Pilgergruppen aus Europa und Amerika zu beobachten, die das Heilige Land besuchen und größtenteils desinteressiert sind, mit den einheimischen Kirchen Verbindungen aufzunehmen. Es verwundert nicht, dass die arabischen Christen unter diesem auferlegten Exil wie unter den kontinuierlichen Auswanderungen (als Folge davon) zu leiden haben.


Die religiöse Krise durch ein „zweifaches Israel“


In der arabischen Christenheit nimmt Palästina einen entscheidenden Platz ein. Hier ist der Ort, an dem Gott die Geschichte mit seinem Volk geschrieben hat, an dem die Propheten gesprochen haben, an dem Jesus gewirkt und seine Botschaft vom nahen Gottesreich verkündigt hat. Diese religiöse Bedeutung ist nicht zu unterschätzen, möchte man das Unglück und das Elend verstehen, was den arabisch-palästinensischen Christen durch Flucht und vor allem Vertreibung aus ihrer Heimat nach 1947/48 widerfahren ist. Seitdem leben sie als Bürger zweiter Klasse im Staat Israel oder unter erst jordanischer und dann israelischer Besatzung. Nicht nur die Landverluste und die eingeschränkten Lebensmöglichkeiten führten die arabischen Christen in eine existentielle Glaubenskrise, sondern auch der Umgang mit der Bibel als „Heiliger Schrift“ und besonders mit Textstellen, die vom „Segen Gottes über Israel“ sprechen.


„Israel im Zionismus“ …


Mit der Gründung des Staates Israel hat sich das theologische Dilemma noch verschärft, hat doch der Ausdruck „Israel“ für die arabischen Christen eine schmerzvolle, ambivalente Bedeutung erhalten. Der Ausdruck „Israel“ erinnert sie zum einen an einen modernen politischen Staat, der sie zu Flüchtlingen im eigenen Land gemacht hat. Der Staat Israel präsentiert sich für die arabischen Christen als hartnäckiger Feind mit einem persönlichen Interesse an der politischen Nichtexistenz des palästinensischen Volkes: die Ungleichbehandlung und das Gefühl, „Bürger zweiter Klasse“ zu sein, die starken finanziellen Förderungen für den Bau neuer jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten, die damit zusammenhängenden Landenteignungen, die Bewaffnung der jüdischen Siedler, die Praxis der Internierung von Palästinensern ohne Gerichtsverfahren für bis zu sechs Monaten und länger, die Bedrohung von Friedensaktivisten im Staat Israel, die Sprengung von palästinensischen Häusern und ganzen Stadtteilen, die kollektiven Strafmaßnahmen wie Ausgangssperren und Schulschließungen in einzelnen Dörfern und Städten bis hin zur Abriegelung der ganzen besetzten Gebiete, die Verweigerung von notwendigen Papieren für Palästinenser, die auf ihrem (!) Land gerne neue Olivenhaine pflanzen oder einen Brunnen (tiefer) graben möchten u.v.a.m..


… und „Israel nach der Schrift“


um anderen wußte und weiß sich die in dem Land existierende christliche Bevölkerung mit dem Israel der Psalmen und der Propheten verbunden, wie es vor allem im Gottesdienst gelesen und gefeiert wird. Gegenwärtige Kommentare zum Nah-Ost-Konflikt übersehen leicht diese ungeheure Spannung, in der die arabische Christenheit lebt - im Zwiespalt zerrieben zwischen den tragischen sozio-politischen Umständen und der spirituellen Bedeutung, in die sie das Paradox „Israel" hineinführt. Es ist für sie kaum möglich, den Widersprüchlichkeiten zu entgehen. Der Name „Israel“ ist doppelt besetzt und damit zweideutig: „Israel nach der Schrift“ und zugleich „Israel im Zionismus“.

Der Zionismus hat es verstanden, diese Zweideutigkeit für sich bewußt zu nutzen und seine politischen Ambitionen religiös zu untermauern. Schon die jüdischen Einwanderer sagten wie vor allem auch britische und amerikanische Missionare: „Seht, was nun geschieht – die Einwanderung der Juden – ist die Erfüllung biblischer Verheißungen“. Die Verheißung der Rückkehr in das einst von Gott versprochene Land und seine erneute Erfüllung war und ist für viele Juden – und Christen! - ein Erweis von Gottes Treue und ein Zeichen der Verläßlichkeit seiner Worte.

Israel hat die Aura um sich, das „erwählte Volk" zu sein, durch die sich besonders die palästinensischen Christen - auch in westlichen Augen - in der Rolle der Philister wiederfinden. Diese Negativrolle wollen sie nicht haben, erhalten sie aber durch die gegenwärtige politische Lage, in der sie als Behinderung für den Entfaltungswillen des „erwählten Volkes" gelten.

So richteten sich die Überlegungen der arabischen Christen von Anfang an darauf, wie man die in ihren Augen stattfindende Mystifizierung und theologische Überhöhung des Staats Israel durch hartnäckige Fragen nach Gerechtigkeit und Frieden und der Anerkennung der eigenen Menschenwürde spirituell in eine Balance bringen könnte: Ist doch der Gedanke der Erwählung biblisch verstanden kein selbstgerechter Anspruch (amos 3, 2), sondern wesentlich mit ethischen Verpflichtungen verbunden (vgl. 2. Mose, 22,20ff; 5. Mose 7, 7-11; Hesekiel 47, 21-23 u.a.). Ein schweres Unterfangen, wenn Widerstand gegen die anhaltende israelische Besatzung und deren Unterdrückung religiös gedeutet wird als Widerstand gegen Gott und sein „erwähltes Volk".


II. Der Staat Israel im Verständnis westlicher Christen


Politisch noch stärkeren Einfluss auf den Nah-Ost-Konflikt haben Überezugungen in der westlichen Welt, die ohne ihren religiösen Hintergrund nicht zu verstehen sind.

Die Hauptperspektive der Mehrzahl der Christen in der westlichen Welt orientiert sich an dem Wunsch, den christlichen Antijudiamus und Antisemitismus der Vergangenheit zu kompensieren. Daher unterstützen sie die Existenz eines jüdischen Staates Israel als Wiedergutmachung für die erlittene Verfolgung der Juden in Europa. Das mehrheitliche Schweigen gegenüber der Notlage besonders der Palästinenser seitens der westlichen Christen ist Ausdruck für die Überzeugung, aufgrund des jahrhundertelangen antijudaistischen Erbes hätten die Christen das moralische Recht verwirkt, den Staat Israel und seine Politik zu kritisieren. Sie erkennen durchaus das Unrecht, das in den besetzten Gebieten durch den Staat Israel geschieht, glauben aber, dass die Aufgabe der Reue und der Wiedergutmachung die Herausstellung dieses Sachverhaltes verwehrt.

Auf diesem die Kirchen prägenden Hintergrund kann in der westlichen Welt die größte und einflussreichste christliche Bewegung relativ ungehindert und fernab aller Infragestellung ihre Grundüberzeugungen vertreten: die sogenannten „christlichen Zionisten“. Für sie kann der Staat Israel nichts Unrechtes tun, weil er in ihren Augen in ununterbrochener Kontinuität zum alten Israel der Bibel steht. Sie interpretieren 1. Mose 12, 3 im Sinne von: „Wenn du Israel kritisierst, dann kritisierst du Gott“. Sie sehen in der Staatsgründung Israels und der Rückkehr der Juden im Jahr 1967 nach Jerusalem und nach „Judäa und Samaria“ (völkerrechtlich: die besetzten Gebiete) entscheidende apokalyptische Zeichen für den Beginn der Endzeit und das zweite Kommen Christi.


Endzeitliche Erwartungen an die Rückkehr der Juden geknüpft


Derartige apokalyptische Traditionen waren schon gegen Ende des Mittelalters und während der Reformationszeit populär. Die Wurzeln des christlichen Zionismus liegen in Großbritannien im 16. Jahrhundert. Der anglikanische Priester Thomas Brightman schrieb 1585 ein Buch, dass die Briten dazu drängte, die Rückkehr der Juden nach Palästina zu unterstützen, um die endzeitlichen Verheißungen der Bibel zu erfüllen und die Wiederkehr des Messias anzuregen. Die Puritaner (die später als „Pilgrim Fathers“ nach Amerika auswanderten!) studierten im 17. Jahrhundert intensiv die Bibel und entwickelten Ideen, wie Gottes „Tausendjähriges Reich“ durch einen neuen geistlichen Aufbruch entstehen könnte (nach Offb. 20, 4ff).

Die bis heute grundlegenden Ideen dieses sogenannten „Dispensationalism“ (der Begriff „dispensation“ bedeutet in etwa „Epoche“ oder „Zeitalter“) entwickelte der irische Priester John Nelson Darby (1800-1881). Er meinte, die Rätsel der Geschichte nach Studien der apokalyptischen Teile der Bibel entschlüsselt zu haben. Nach dem göttlichen Fahrplan würden die „wiedergeborenen Christen“ vor der Wiederkunft Christi in den Himmel entrückt werden (nach einem wortwörtlichen Verständnis von 1. Thess. 4, 1-11). Ein jüdischer Staat namens Israel würde das zentrale Instrument für Gottes Plan in der letzten Zeit der Geschichte bilden.

Durch seine sechs Missionsreisen nach Nordamerika wurde Darby nicht nur in Großbritannien ein einflussreicher Lehrer und Prediger. In konservativ-evangelischen Kreisen und deren theologischen Bibelschulen in den USA stieß diese Art von Biblizismus auf großen Widerhall (Nicht ohne Grund sind in jenen Jahren in den USA auch drei apokalyptische Bewegungen entstanden: Die 7-Tages-Adventisten, die Mormonen, die Zeugen Jehovas).

Heute predigen der TV-Evangelist Jerry Falwell, Billy Graham und sein Sohn, der texanische Prediger Tony Evans (einer der geistlichen Berater des Präsidenten) u.v.a.m. die Grundgedanken des „Dispensationalism“, auf denen der christliche Zionismus gründet. Ca. 70 Millionen Amerikaner verstehen sich heute wie Georg Bush jun. als „wiedergeborene Christen“ und sind so längst zu einem wahlentscheidenden Faktor geworden. Die Nah-Ost-Politik der USA in ihrer proisraelischen Haltung ist ohne diese religiöse Grundlagen nicht zu verstehen.

Das gleiche gilt ebenso für das britische religiöse und politische Selbstverständnis bis heute: In Großbritannien hatte der Sozialreformer Lord Shaftesbury durch seine Kontakte zu führenden Kreisen des britischen Parlamentes großen Einfluss unter Journalisten, Kirchenmännern und Politikern bekommen. 1839 veröffentlichte er einen Artikel, in dem er die britische Gesellschaft aufrief, die Rückkehr der Juden nach Palästina zu unterstützen. Dabei nannte er die Juden „ein Volk ohne Land für ein Land ohne Volk“ genannt – 57 Jahre bevor Theodor Herzl diesen für den Zionismus so prägenden Satz schrieb!


Einfluss der Religion auf die britische Nah-Ost-Politik


Eine der wichtigsten Personen für die Entwicklung des Zionismus überhaupt war der Anglikaner Wilhelm Henry Hechler, der ein Vertrauter von Theodor Herzl wurde. Heckler sah Herzl und die zionistische Bewegung als von Gott eingesetztes Projekt, um die biblischen Verheißungen zu erfüllen. Er verschaffte den jüdischen Repräsentanten des Zionismus finanzielle Unterstützung und arrangierte politische Treffen. Das Treffen mit dem britischen Politiker Arthur Balfour, selbst geprägt vom „Dispensationalism“, führte zur berühmten „Balfour-Erklärung“ 1917, mit der der Zionismus seine internationale politische Anerkennung erhielt.

Diese „Balfour-Erklärung" spricht von der „Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk". Ihr zweiter Teil, der bei Zitationen häufig vergessen wird, sagt: „wobei klar verstanden wird, dass nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina... beeinträchtigen könnte". Ausdrücklich ist allerdings nicht von „Palästinensern" die Rede. Den in Palästina lebenden Menschen wurde auf unbeholfene (um nicht zu sagen: peinliche) Weise ihre Identität abgesprochen, was schließlich zur erklärten Nichtexistenz führen sollte (hier wird deutlich, wie sehr die religiös vorgeprägte Haltung „Ein Volk ohne Land für ein Land ohne Volk“ bestimmend wurde!). Die Erklärung konnte so als ein Mandat für einen alleinigen jüdischen Staat in Palästina gelesen werden.

Neben den großen Einflüssen in den USA und Großbritannien darf die Unterstützung weiter evangelikaler Kreise in Deutschland für den „Dispensationalism“ nicht übersehen werden. Albrecht Bengel (1687-1752), der große Lehrer des Pietismus, hatte aus der Zahlensymbolik der Offenbarung des Johannes „errechnet“, dass das „Tausendjährige Reich“ am 18. Juni 1836 beginnen würde. Auch wenn es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer gewissen Ernüchterung bezüglich apokalyptischer Endzeitspekulationen gekommen war, lebten mit der Staatsgründung Israels und der Rückkehr von Juden ins „gelobte Land“ diese Ideen wieder verstärkt auf. (z.B. „Christen für Israel“ e.V. von Pastor Fritz May, „Nachrichten aus Israel - nai“ von Ludwig Schneider und vielfach Berichte in „idea“).

Auf internationaler Ebene haben die „christlichen Zionisten“ 1980 die „Internationale Christliche Botschaft“ in Jerusalem als ein „Glaubenswerk“ gegründet, um dem Staat Israel „vorbehaltlose Liebesbeweise aufgrund seiner göttlichen Zweckbestimmung“ zukommen zu lassen. Politisch steht die „Botschaft“ hinter den Forderungen des LIKUD-Blocks und unterstützt die Siedlungstätigkeiten in „ganz Palästina“. Die Politik Israels und die Handlungsweisen in den besetzten Gebieten werden durchweg gerechtfertigt.


Gottes „Fahrplan“ nach den „christliche Zionisten“


Die Grundüberzeugungen der „christlichen Zionisten“ lassen sich wie folgt zusammenfassen:


1. Gott gab den Juden das ganze Land Palästina als ein verheißenes Land in biblischen Zeiten. Diese göttliche Schenkung des Landes gibt Juden heutzutage ein fortdauerndes und bedingungsloses Recht, dieses Land zu besetzen, ohne Rücksicht auf andere Menschen, die historisch da gelebt haben.
2. 
Als Vorbereitung für die letzte Phase der Endzeit, bei der Jesus als Messias wiederkommt, müssen alle Juden ins Land zurückkehren, es in vollem Umfang wiederbesiedeln und den Tempel wieder aufbauen.
3. Die Gründung des Staates Israel und die jüdische Besiedlung des Landes sind Erfüllung biblischer Prophetie, die in die letzten Tage des Gerichts und der Erlösung hineinführen werden. Dies wird vollendet werden, wenn sich alle Juden zum Christentum bekehrt haben.


Dann wird die Schlacht von Harmageddon stattfinden, in der die Feinde Gottes (Ungläubige, Kommunisten, Muslime) getötet werden. Die Heiligen (einschließlich der bekehrten erwählten Juden) werden zum Himmel entrückt weden, während Gott die Erde von den Feinden Gottes säubern wird. Anschließend werden diese Heiligen zu einer gereinigten Erde herabsteigen, um die Wohltaten des dann anbrechenden „Tausendjährigen Reiches“ zu genießen.


Arabische Christen weitgehend unbeachtet


Während die meisten westlichen Christen, die evangelikalen eingeschlosen, dieses ganze Szenario nicht wortwörtlich glauben, halten doch viele an Teilaspekten davon fest, besonders an der Auffassung, die Juden hätten ein gott-gegebenes Recht auf das Land – ein Recht, das über den Rechten der Palästinenser (auch der arabischen Christen!) stehe, und Israel solle als ein „besonderer“ (zur Erlösung führender, heiliger, beispielhafter) Staat gesehen werden. Verbinden sich diese Gedanken mit Schuldgefühlen gegenüber den Juden im Blick auf die Shoa (den Holocaust) und dem Bedürfnis, Entschädigung zu leisten für früheren Antijudaismus, dann wird verständlich, dass mit diesem Hintergrund die prekäre Lage der arabischen und insbesondere der palästinensischen Christen fast vollständig ignoriert wird. Nicht nur „christlichen Zionisten“, sondern auch vielen anderen im Westen ist daher weitgehend unbekannt, dass arabische Christen existieren. Für sie ist der Nah-Ost-Konflikt ein Konflikt Christen/ Juden gegen Muslime oder schärfer: „zivilisierte Welt“ gegen „unzivilisierte Terroristen“.

So ist ersichtlich, dass die Identität der Christen im Nahen Osten auch und gerade durch die „christlichen Zionisten“ bedroht ist - und durch die westlichen Christen, die sich in der Nah-Ost-Problematik nicht auf die Fragen nach Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde für beide (!) Völker einlassen können. Der massive politische Einfluss der „christlichen Zionisten“ im Nahen Osten schwächt dabei zusehends die Position der einheimischen Christen und verhindert wirkliche innerchristliche Ökumene.


Gottes Plan ist Gerechtigkeit und Frieden


Und es ist verständlich, dass sich nicht nur jüdisch-israelische und muslimisch-arabische, sondern auch westliche Politik nach ihren religiösen Hintergründen befragen lassen muss. Eine kritische Infragestellung schließt das vor allem dann ein, wenn in erster Linie apokalyptische Texte der Bibel die Grundlage des eigenen christlichen Selbstverständnisses bilden. Die arabischen Christen erinnern ihre westlichen Glaubensgeschwister an den biblischen Kontext der Landverheißungen, nach dem die Gabe des Landes als „Erbgut Gottes“ nicht vom Tun der Gerechtigkeit abgelöst werden kann: wer die Menschenrechte mißachtet, verwirkt sein Anrecht auf das verheißene Land (3. Mose 24, 22; Hesekiel 47, 22ff). Gottes Gerechtigkeitshandeln bleibt nicht indifferent gegenüber den Machtverhältnissen. Gott geht mit dem Mächtigen anders um als mit den Entrechteten: von dem einen fordert er Gerechtigkeit, dem anderen spricht er Recht zu.

So werden die arabischen Christen nicht müde zu betonen, dass der sich in der Bibel offenbarende Gott ein Gott der Gerechtigkeit und des Friedens ist (Ps. 34,12-23; Jer.29, 11; Eph. 2, 11ff), der vom Leiden der Unterdrückten nicht unberührt bleibt (2. Mose 2, 23-25). Wenn dies Gottes Maßstab für Leben, Überleben, Heil und Frieden ist, dann wird man sich in diesem Zusammenhang davor hüten, ein geschichtliches Ereignis wie die Gründung des Staates Israel in den Rang heilsgeschichtlicher Notwendigkeit zu stellen.


Der Autor

ANDREAS GOETZE

ist Pfarrer in Rodgau-Jügesheim. Spezialvikariat in Israel/ Palästina 1992/93, seitdem Reiseleitetätigkeit in Nah-Ost.
Mitarbeit im Islam-Arbeitskreis der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, engagiert im jüdisch-christlichen Dialog.


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