Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
Anmeldung Abonnement Online-Extra Pressestimmen Leserstimmen Über COMPASS Archiv





anzeige


Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit

Deutscher Koordinierungsrat

Über 80 Gesellschaften haben sich im DKR zusammengeschlossen.

Besuchen Sie unsere Homepage:

Koordinierungsrat





ONLINE-EXTRA Nr. 202

April 2014

Der 1948 gegründete Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) (auch: Weltkirchenrat; engl. World Council of Churches, WCC) gilt als zentrales Organ der ökumenischen Bewegung. Er ist ein weltweiter Zusammenschluss von derzeit 349 Mitgliedskirchen in mehr als 120 Ländern auf allen Kontinenten. Im Wesentlichen gehören ihm die meisten großen Kirchen der evangelischen Traditionen (Lutheraner, Reformierte, Methodisten, Baptisten etc.), die anglikanischen Kirchen, die altkatholischen Kirchen und die meisten orthodoxen und altorientalischen Kirchen an. Neben Verlautbarungen von Vatikan und Papst dürfte somit die Stimme des ÖKR zu meistbeachteten und gewichtigsten Stimmen in der christlichen Welt und darüber hinaus gehören.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist die kritische Analyse der Politik des ÖKR gegenüber Israel durch die beiden evangelischen Theologen Wolfgang und Ekkehard W. Stegemann , wie sie im nachfolgenden Beitrag zu lesen ist, von erheblichem Gewicht, rührt sie doch an einen historisch wie theologisch äußerst belasteten und sensiblen Kernpunkt christliche Identität, nämlich das Verhältnis zu Israel und dem Judentum.

Die Autoren zeigen auf, dass der Weltkirchenrat im Grunde seit seiner Existenz im Jahre 1048 ein mehr als gespaltenes Verhältnis zum Selbstbestimmungsrecht des jüdischen Volkes und demzufolge zur Entstehung und Existenz des Staates Israel einnehmen. Demgegenüber konstatieren die Zwillingsbrüder stattdessen ein kontinuierliches Eintreten seitens des ÖKR für das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser und eine zunehmend einseitige, anti-israelische Haltung, die bis hin zu antisemitischen Stellungnahmen zum jüdischen Staat gipfelten. Die Entwicklung des ÖKR in seinem Verhältnis zu Israel insgesamt fassen sie programmatisch bereits im Titel ihres Beitrages zusammen: "Von Ambivalenz zur Feindschaft".

Der Beitrag von Wolfgang und Ekkehard W. Stegemann erschien in Druckform zuerst in der Zeitschrift "Kirche und Israel" (2/2013) und wird hier dankenswerter Weise mit Erlaubnis von Redaktion und Autoren als ONLINE-EXTRA Nr. 202 wiedergegeben. 

© 2014 Copyright bei Autoren, Redaktion
u. Verlag von "Kirche und Israel"
online exklusiv für
ONLINE-EXTRA



Online-Extra Nr. 202


Von Ambivalenz zur Feindschaft

Anmerkungen zum Verhältnis des Ökumenischen Rats der Kirchen zum Staat Israel 
 

WOLFGANG STEGEMANN / EKKEHARD W. STEGEMANN



1. Im Spannungsfeld des Nahostkonflikts von Anfang an parteiisch gegen Israel

Im August 1948 wurde der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK: engl. World Council of Churches: WCC) gegründet. In dieser außerordentlichen weltgeschichtlichen Situation – nach dem verheerenden 2. Weltkrieg und der Ermordung von 6 Millionen europäischer Jüdinnen und Juden – war natürlich auch der Antisemitismus ein zentrales Thema:


Wenn wir zusammenkommen, um offenen Auges und bußfertig die Unordnung der Menschenwelt zu betrachten .., dann wird uns unausweichlich die Frage nach dem christlichen Verhalten gegenüber den Juden zu einem großen Anliegen. … Kein Volk in dieser Seiner Welt hat bitterer an der Unordnung der Menschheit gelitten als das jüdische… auch können wir nicht vergessen, dass wir nur fünf (sic!) Jahre nach der Ausrottung von 6 Millionen Juden zusammenkommen. Gott hat uns mit den Juden in einer Solidarität besonderer Art verbunden.1 


Der Weltkirchenrat folgert aus dieser Beschreibung der historischen Lage eine dezidierte Absage an den Antisemitismus:


Wir rufen alle von uns vertretenen Kirchen dazu auf, den Antisemitismus, gleichviel welchen Ursprungs, als schlechterdings mit christlichem Bekenntnis und Leben unvereinbar zu verwerfen. Der Antisemitismus ist eine Sünde gegen  Gott und Menschen. 2


Die Versammlung in Amsterdam hat sich mit diesen Sätzen eingeschrieben in die Geschichte der christlichen Kirchen und ihrer kritischen Selbstreflexion auf ihr Verhältnis zum Judentum einen großen Dienst erwiesen. Dafür können wir nur dankbar sein. Zugleich hat der Weltkirchenrat sich damit auch selbst an die Absage an jeglichen („gleichviel welchen Ursprungs“) Antisemitismus gebunden. Damit müssen sich gerade auch die offiziellen Äußerungen und organisatorischen Aktivitäten dieses internationalen Kirchenbunds an der eigenen Grundsatzerklärung messen lassen. Eben dies wollen wir in diesem Beitrag tun. Allerdings kann diese Aufgabe angesichts der Fülle an Verlautbarungen und Aktivitäten von Gremien des ÖRK allein in Bezug auf den palästinensisch-israelischen Konflikt hier nur an wenigen, ausgewählten Beispielen geleistet werden. 3  

Schon die Gründungsversammlung des ÖRK selbst schafft es nicht, sich hinsichtlich des Beitrags der Kirchen zum Antisemitismus ehrlich zu machen.


Wir müssen in aller Demut erkennen, dass wir es allzuoft unterlassen haben, unseren jüdischen Nächsten christliche Liebe zu beweisen oder auch nur den entschlossenen Willen zur gewöhnlichen sozialen Gerechtigkeit. Wir haben es unterlassen, mit ganzer Kraft gegen die uralte Unordnung in der Menschenwelt zu kämpfen, die sich im Antisemitismus darstellt. Die Kirchen haben in vergangenen Zeiten dazu geholfen, ein Bild des Juden als des alleinigen Feindes Christi entstehen zu lassen, das den Antisemitismus in der säkularen Welt gefördert hat. 4


Diese Verharmlosung des christlichen bzw. kirchlichen Anteils am Antisemitismus der „vergangenen Zeiten“, die verschleiernde Rede von der „uralten Unordnung in der Menschenwelt“, die sich im Antisemitismus ausdrücke, nicht zuletzt auch die Typisierung jüdischer Menschen im Begriff „des“ Juden deuten an, dass der neu gegründete internationale Kirchenbund zu diesem Zeitpunkt selbst noch ganz am Anfang einer Aufarbeitung des christlichen Antisemitismus steht. Nicht zu vergessen, dass in der Erklärung die Bekehrung der Juden zum Christentum nach wie vor aufrecht erhalten wird, wenngleich sie nicht mehr in einer speziellen Form der „Judenmission“ stattfinden soll. Man wird leider auch sagen müssen, dass die „Solidarität besonderer Art“, in der sich die Vollversammlung der damaligen Kirchen des Weltkirchenrats mit den Juden verbunden fühlte, ziemlich leeres Gerede war. Jedenfalls galt diese Solidarität schon damals nicht für den jüdischen Staat.

Der Staat Israel war kurz vor Gründung des ÖRK seinerseits gegründet worden (14. Mai 1948). Noch in der Gründungsnacht erklärte eine überwältigende Übermacht arabischer Nachbarstaaten (Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien) dem jungen Staat den Krieg. In dessen Verlauf (er dauerte 15 Monate) wurden sowohl Araber/Palästinenser aus den israelischen Gebieten vertrieben oder sind geflohen als auch Juden aus arabischen Gebieten (nicht nur in Palästina, sondern aus vielen arabischen Staaten). Die Gründungsversammlung des ÖRK nimmt zur Errichtung des jüdischen Staates wie folgt Stellung:


Wir sehen, dass die Schaffung des Staates „Israel“ dem christlichen Ringen mit dem jüdischen Problem eine neue, politische Dimension verleiht und den Antisemitismus durch politische Befürchtungen und Feindseligkeiten zu komplizieren droht. Wir maßen uns nicht an, ein Urteil über die politischen Seiten des Palästinaproblems und den verwickelten Gegensatz hier berührter „Rechte“ abzugeben. Wir erwarten jedoch von den Nationen, dass sie dieses Problem nicht als eine Sache politischer, strategischer oder wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit behandeln, sondern als eine sittliche und geistige Frage, die das religiöse Leben der Welt im Innersten berührt.

Welche Stellung man auch zur Schaffung eines jüdischen Staates und zu dem hier in Frage stehenden „Recht“ und „Unrecht“ von Juden und Arabern, Judenchristen und arabischen Christen einnehmen mag – die Kirchen haben die strenge Pflicht, für eine Ordnung in Palästina zu beten und zu arbeiten, die so gerecht ist, wie das inmitten unserer menschlichen Unordnung nur sein kann; sie müssen nach Kräften unterschiedslos Hilfe für die Opfer dieses Krieges bereitstellen; sie müssen darum bemüht sein, die Nationen dahin zu beeinflussen, dass sie weit großherziger als bisher eine Zuflucht für „Displaced Persons“ bereitstellen. 5


Dass Israel sich „mitten im Unabhängigkeitskrieg“ befindet, „der junge Staat und mit ihm viele Menschen, die dem Holocaust entflohen waren oder ihn überlebt hatten, wiederum um ihre Leben kämpfen mussten“, 6  kommt in der Erklärung des ÖRK nicht vor. Die fast gelungene „Endlösung“ des „jüdischen Problems“ lag nur drei Jahre zurück und diejenigen, die das Glück hatten, diesen Versuch zu überleben, erfuhren gerade als „Displaced Persons“, dass sie nach wie vor unerwünscht sind im christlichen Europa. Selbst ihre verständliche Absicht, Europa zu verlassen und etwa mit einem Schiff nach Palästina zu entkommen, wurde von einem europäischen Staat vereitelt. Das wahre „jüdische Problem“ (das eigentlich ein christliches Problem mit „den Juden“ ist), war immer noch, dass ihnen auch nach dem Holocaust und nach ihrem ersehnten oder aus Verzweiflung angestrebten Exodus nach Palästina dort erneut der Exitus drohte.

Was die Frage von „Recht und Unrecht“ der „Schaffung eines jüdischen Staates“ betrifft, hätte der Weltrat der Kirchen sich durch einen Blick in die Resolution 181 (vom 29.11.1947) der UNO kundig machen können. Sie sieht die Teilung Palästinas in zwei Staaten vor, und zwar in einen jüdischen und einen arabischen („a Jewish and an Arab“). 7  Dass die arabische Seite dieses Angebot der UNO nicht angenommen hat, ja dass sie den gerade gegründeten Staat Israel überfällt und auszulöschen versucht, kommt in der Stellungnahme des ÖRK nicht vor.

Kurz: Als es erstmals um die Anerkennung des Existenzrechts des jüdischen Staates ging, hat der Weltrat der Kirchen sich – wenn man seine entsprechenden Aussagen ad bonam partem interpretiert – zur Errichtung des Staates Israel allenfalls ambivalent verhalten. Am deutlichsten hat der Zentralausschuss des ÖRK wenig später (1956) dieses ambivalente Verhältnis in einem dezidierten JEIN formuliert:


Unsere Unsicherheit über den Ausgang des jüdischen Nationalismus spiegelt unseren Mißerfolg auf der ganzen Welt wider, die Frage des Nationalismus zu lösen. Wir können kein volles Ja zu den Kräften des Nationalismus sagen… Anderseits kann man nicht ein volles Nein sagen, da die Kirche nicht einen vagen Kosmopolitismus bejaht… Die Antwort liegt zwischen einem Ja und Nein, und der jüdische Nationalismus vereinigt in einem Brennpunkt in extremer Form ein Problem, welches alle Völker angeht. 8 


Doch zurück zur Gründungserklärung des ÖRK. Die Absage an den Antisemitismus jeglichen Ursprungs scheint beim ÖRK selbst noch nicht angekommen zu sein. Denn der Versammlung fällt zur Gründung des Staates Israel eigentlich nichts anderes ein als die Befürchtung, dass dieses Ereignis den „Antisemitismus durch politische Befürchtungen und Feindseligkeiten zu komplizieren droht“. Dies ist schlicht eine Wiederholung antisemitischer Vorurteile, die den Antisemitismus auf die Juden selbst zurückführt. Frank Crüsemann fragt zu Recht: War eigentlich der Antisemitismus bisher unpolitisch? 9  Die Gründungsversammlung des ÖRK hat auch mit keinem Wort die Aggression der Allianz arabischer Staaten gegen den Staat Israel verurteilt. Das ist keine Petitesse, sondern schon damals Ausdruck einer einseitigen Wahrnehmung und Behandlung des arabisch-israelischen (später dann: palästinensisch-israelischen) Konflikts, die bis in die Gegenwart anhält. Bis auf wenige Ausnahmen kritisieren und brandmarken die Stellungnahmen des ÖRK nur die israelische Seite, während die Wahrnehmung des Leids und die Anerkennung des Unrechts, das den Israelis von arabischer/palästinensischer Seite widerfährt, unerwähnt bleiben. Dieses Defizit lässt sich eigentlich nur mit dem biblischen Begriff der „Herzenshärtigkeit“ oder „Verstockung“ bezeichnen. Sie gilt jetzt dem jüdischen Staat. Dies hat eine politische Ursache. Denn, wie Rolf Rendtorff feststellt, „eine ausgeprägte Einseitigkeit“ des Weltkirchenrats war vorprogrammiert, „denn eine Reihe von christlichen Kirchen der Nahostregion waren mit ihren Repräsentanten in seinen Gremien vertreten, hingegen selbstredend keine Vertreter Israels oder des Judentums.“ 10 

Wir halten fest: Von Anfang an hat der ÖRK ein gespaltenes Verhältnis zum Judentum. Man ist bereit, die religiöse und theologische Ausdrucksform des Antisemitismus, sprich: den christlichen Antijudaismus, zu verurteilen und aufzuarbeiten. Doch mit der Anerkennung des Staates Israel oder gar des Zionismus – als der nationalen jüdischen Befreiungsbewegung – tut man sich äußerst schwer. Daran hat sich bis in die aktuelle Gegenwart nichts geändert – im Gegenteil, die anfängliche Ambivalenz in Bezug auf den jüdischen Staat hat sich zu einer anti-israelischen Politik gewandelt – bis hin zu feindlichen Einstellungen gegen den Staat Israel und den Zionismus. Selbst Christinnen und Christen, die das Existenzrecht Israels bejahen und verteidigen und das Ziel des Zionismus – die Errichtung eines sicheren Heimatlandes für die Juden – befürworten, werden inzwischen in Erklärungen des ÖRK häretisiert.


2. Von theologischen Clowns und politischen Gestaltern im ÖRK

Es lassen sich zwei Ebenen des Diskurses über das Judentum bzw. das jüdische Volk/Israel im World Council of Churches unterscheiden. Da gibt es einerseits die theologische bzw. religiöse Ebene, andererseits die politische. Auf der religiös-theologischen Ebene geht es um die Aufarbeitung christlicher Vorurteile über das Judentum qua Religionsgemeinschaft, insbesondere auch um die christlichen Anteile am Antisemitismus. Auf der politischen Ebene geht es um den Staat Israel und insbesondere den palästinensisch-israelischen Konflikt. Beide Aspekte werden innerhalb des ÖRK von unterschiedlichen Gremien behandelt und vor allem: ungleich gewichtet.

Silke-Petra Bergjan, eine Insiderin im ÖRK, schreibt in einem Artikel für diese Zeitschrift: „Seit 1954 wird die Trennung zwischen den Kirchen, die von der theologischen Bedeutung des jüdischen Volkes und denen, die von Juden und Judentum in ausschließlich politischen Kategorien sprechen, zunehmend deutlicher.“ 11  Sie führt dies einerseits auf die „Solidarität mit den arabischen Christen“ zurück, die dazu führte, „dass die theologische Frage nach der Bedeutung des Judentums nicht mehr gestellt werden konnte.“ Andererseits auf die Erweiterung des ÖRK durch Mitgliedskirchen aus der südlichen Hemisphäre, in denen der jüdisch-christliche Dialog der westeuropäischen Kirchen theologisch und kulturell nicht vermittelbar war, anders als die einseitige politische Kritik am Staat Israel. 12 



KIRCHE UND ISRAEL
Neukirchener Theologische Zeitschrift



Herausgegeben von:
Edna Brocke, Hans Hermann Henrix, Rolf Rendtorff, Barbara Schmitz, Ekkehard W. Stegemann, Wolfgang Stegemann, Gabriele Oberhänsli-Widmer, Christina Tuor-Kurth (für die Schweiz), Hans Joachim Sander (für Österreich), unter Mitarbeit namhafter Fachgelehrter


Heft Nr. 2 - 2013
Aus dem Inhalt (Auszug):



Wolfgang Stegemann / Ekkehard W. Stegemann:
Von Ambivalenz zur Feindschaft.
Anmerkungen zum Verhältnis des ÖKR zum Staat Israel
Yvonne Domhardt:
Bibliothek der israelitischen Kultusgemeinde Zürich
Klaus Wengst:
Die unbequeme Grenzgängerin:
Lobrede zu Edna Brockes 70. Geburtstag
Jürgen Seim:
"... dein unumstößliches Zeugnis."
Ein Element in Paul Celans Dichtung


Bestellungen und Verlag:
Neukirchener Verlagsgesellschaft GmbH;
Postfach 10 12 65; 47497 Neukirchen-Vluyn



Internet:
http://www.kirche-und-israel.de



Der Stellenwert des religiösen Diskurses innerhalb des ÖRK ist offenbar schon seit 1961 sehr gering. Dies bestätigt für die spätere Zeit der Erfahrungsbericht eines weiteren Insiders, Rev. Hans Ucko, der von 1989 bis 2008 Programmreferent für die jüdisch-christlichen Beziehungen im ÖRK war. Er erzählt im Rückblick auf seine Arbeit ein Schlüsselerlebnis. Zu Beginn seines Dienstes in Genf traf er einen Mitarbeiter, dem er sich auf der Treppe als neuer Referent für den jüdisch-christlichen Dialog vorstellte. Dieser begrüßte ihn mit den Worten: „Oh, dann sind Sie der Clown des Hauses.“ 13  Uckos Erfahrungsbericht zeigt dann, dass dieser Mitarbeiter nicht einfach nur unhöflich war, sondern ein für die Einstellung einer Mehrheit der Verantwortlichen im ÖRK repräsentatives Statement abgegeben hatte. Man gewinnt den Eindruck: Der theologische Aspekt des christlich-jüdischen Verhältnisses wird in den Gremien und der Bürokratie des Weltkirchenrats nicht ernst genommen. Im Zentrum stehen vielmehr generell politische Verlautbarungen und Positionierungen, insbesondere Äußerungen und Aktivitäten in Bezug auf den Staat Israel. Es lohnt sich, einen etwas längeren Abschnitt aus dem Erfahrungsbericht von Ucko zu zitieren:


Da gibt es die einen (gemeint ist: im ÖRK), die sagen, dass dieser Dialog (gemeint ist der christlich-jüdische Dialog) nicht seriös sei und dass diejenigen, die sich daran beteiligen, irregeführt werden. Dieser Dialog – so heißt es – dient in Wirklichkeit nicht so sehr der christlichen Kirche wie dem jüdischen Gesprächspartner. Christen, die sich daran beteiligen – so das Argument – sehen nicht, dass sie benutzt werden, um Israel im israelisch-palästinensischen Konflikt zu stützen. Der jüdische Befreiungstheologe Marc Ellis hat den jüdisch-christlichen Dialog „den ökumenischen Deal“ genannt. „Der ökumenische Deal ist simpel, doch er hat tiefgreifende Auswirkungen: Die Juden fordern, dass die Christen im Westen für die Sünde des Anti-Judaismus Buße tun. Die wesentliche Ausdrucksform christlicher Buße ist die unkritische Unterstützung des Staates Israel und seiner Politik.“ Die Juden vergeben den Christen ihre Geschichte des Antisemitismus unter der Bedingung, dass die gleichen Christen es unterlassen, Israel zu kritisieren. Das führt zu der Schlussfolgerung: Während der Rest der ökumenischen Bewegung weiß, was es im israelisch-palästinensischen Konflikt zu sagen gilt, werden die am jüdisch-christlichen Dialog beteiligten Christen als naive Gesprächspartner Israels angesehen, als Fürsprecher eines Zionismus, der Jerusalem annektiert und fortfährt, jüdische Siedlungen auf palästinensischem Gebiet zu bauen. Sie sind Clowns. 14


Man traut seinen Augen nicht. Kann das sein, dass in der Bürokratie und in Gremien des WCC, dem ca. 550 Millionen Christinnen und Christen weltweit angehören, der christlich-jüdische Dialog als ein „Deal“ geschmäht wird, in dem die christliche Seite als naiver Geschäftspartner dargestellt wird, während die jüdische sie sozusagen übers Ohr haut und ihre Bußfertigkeit kalt instrumentalisiert? Kann es sein, dass der „Zionismus“ dämonisiert wird und seine christlichen „Fürsprecher“ gleich mit? Fällt niemandem im ÖRK auf, nicht einmal Herrn Ucko, bei allem Respekt für seinen ehrlichen Erfahrungsbericht, dass dies purer Antisemitismus ist, der an Verleumdungen von Holocaustleugnern erinnert? Schon 1983 – im sog. Vancouver-Bericht – findet sich Übrigens eine Formulierung, die zeigt, dass im ÖRK die verleumderische Behauptung von Ellis, wenngleich in einer etwas milderen Form, längst Konsens war:


Um folgenden Prozess zu … fördern, sollen die Kirchen folgendes unternehmen: … c) Christen in der westlichen Welt daran erinnern, dass ihre Schuld am Schicksal der Juden in ihren Ländern ihre Einstellung zum Nahost-Konflikt beeinflusst und häufig zu einer kritiklosen Unterstützung der Politik des Staates Israel und zur Blindheit gegenüber dem Los und den Rechten des palästinensischen Volkes geführt haben können. 15 


Ucko hat – so legt sein Erfahrungsbericht nahe –verzweifelt versucht, seine theologische Programmarbeit bzw. Erfahrungen aus dem jüdisch-christlichen Dialog einzubringen in die offenkundig so viel „wichtigere“ politische Arbeit, zumal in die der Kommission der Kirchen für Internationale Angelegenheiten und Beziehungen (CCIA), die sich auch mit dem palästinisch-israelischen Konflikt beschäftigt. Das ist ihm allerdings nicht gelungen. Ucko schreibt:


Am jüdisch-christlichen Dialog beteiligte Christen würden sagen, dass man den Dialog nicht von den Bemühungen der CCIA im israelisch-palästinensischen Konflikt trennen kann. Wie betrachten wir als Christen den Staat Israel? Und wie hilft uns der jüdisch-christliche Dialog den … Konflikt zu verstehen? Ist er Teil des Dialogs; oder nimmt hier der ÖRK eine politische Analyse vor, unabhängig vom Dialog …16 


Sie würden es „sagen“, aber sie haben es nicht durchsetzen können. Selbst der Versuch, in das „Programm zur Bekämpfung des Rassismus“ (PCR) hineingenommen zu werden, ist gescheitert. Dieses Programm, so Ucko, konzentrierte sich nämlich auf Südafrika und das damalige Apartheidregime, auf Rassismus in den USA, Neuseeland, Australien oder auch auf die Situation der Dalits in Indien. Doch:


Der Antisemitismus gehörte – aus welchen Gründen auch immer – nicht dazu. … Die Weltkonferenz über Rassismus in Durban 2001 machte die Schwierigkeit deutlich, als nämlich Teilnehmer, die sich Sorgen machten über die israelische Besetzung des Westjordanlands und des Gazastreifens, nicht anerkennen konnten oder sehen wollten, dass Antisemitismus auch Rassismus ist. 17


Was verbirgt sich hinter dieser Formulierung? Ucko erinnert hier an die Weltkonferenz über Rassismus in Durban 2001, veranstaltet von der UNO. In einem Artikel auf Wikipedia ist zu den dortigen Beratungen zu lesen:


Einen erheblichen Streitpunkt stellte die Behandlung der Palästinenser durch Israel dar. In der Schlusserklärung wurden die Palästinenser zwar als Opfer von Rassismus erwähnt, die Forderungen der NGO-Konferenz, dass die Ursache der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern eine institutionalisierte Form von Rassismus und Apartheid wäre, wurde von der Staatenkonferenz nicht berücksichtigt. Die NGO-Konferenz verlangt zudem die Wiederinkraftsetzung der UNO-Resolution 3379 von 1975, die den Zionismus als eine Form von Rassismus und Imperialismus bezeichnete. 18


Die erwähnte UNO-Resolution von 1975 hatte der damalige Generalsekretär des ÖRK Philipp Potter deutlich kritisiert. 19  Dies änderte sich mit der Delegation des ÖRK bei der NGO-Konferenz in Durban 2001. ÖRK-Delegierte nahmen an einem Ecumenical Caucus teil. In einem Bericht, der über die Homepage des ÖRK einzusehen ist, 20  wird auch über die Antisemitismus-Diskussion im Ecumenical Caucus berichtet, auf die sich Ucko bezieht. Es gab im Entwurf für die Abschlusserklärung drei Paragraphen zum Thema Antisemitismus, von denen der dritte dann allerdings nicht angenommen wurde. Er lautet:


Wir sind besorgt über die Prävalenz des Antizionismus und Versuche, den Staat Israel zu delegitimieren durch wüste, unrichtige Anklagen wegen Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschheit, ethnische Säuberung und Apartheid; dies ist eine virulente, gegenwärtige Form des Antisemitismus. Sie führt zu Brandanschlägen auf Synagogen, bewaffneten Angriffen gegen Juden, Aufforderungen zum Mord und zur Ermordung von unschuldigen Juden wegen ihrer Unterstützung der Existenz des Staates Israel oder der Bestätigung des Selbstbestimmungsrechts des jüdischen Volkes und der Versuche, durch den Staat Israel ihre kulturelle und religiöse Identität zu bewahren. 21


Bis auf einen Caucus haben alle anderen 43 (inklusive des Ecumenical Caucus und damit auch des ÖRK) diesen Abschnitt unter „Applaus“ abgelehnt. Zur Begründung der Ablehnung durch die Delegation des ÖRK führt der erwähnte Bericht u.a. an: die Vermischung des jüdischen Volks mit dem Staat Israel bzw. dass der Abschnitt implizit jegliche Kritik am Staat Israel als Antisemitismus ansehe. 22  Doch es geht in dem abgelehnten Abschnitt, wenn man lesen kann, nicht um jedwede Kritik am Staat Israel, sondern um „wüste“ Vorwüfe – wie Völkermord oder Apartheid! Kritisiert wird die Delegitimierung des Staates Israel und des Selbstbestimmungsrechts des jüdischen Volkes durch dämonisierende Anklagen.

Der „jüdische Befreiungstheologe“ Marc Ellis, von dem der an den traditionellen Antisemitismus anknüpfende Vergleich des jüdisch-christlichen Dialogs mit einem Kuhhandel stammt, war – so Ucko – „für einige Jahre in den 1990er Jahren die jüdische Quelle für die Arbeit im Mittelöstlichen Kirchenrat.“ Was heißt eigentlich „Quelle“? Ellis ist ein amerikanischer Professor, der für seine extrem anti-israelischen Äußerungen bekannt ist. Aus dieser „Quelle“ konnte man nur anti-israelischen Antisemitismus schöpfen. Hat der Weltkirchenrat oder irgendeines seiner Organe auch mit einem Israeli gesprochen? Das wirft die viel grundsätzlichere Frage auf, welche Verfahren zur Zusammensetzung der Organe des WCC führen? Denn da sich dessen Gremien permanent zu politischen Problemen und Sachverhalten äußern, bedürften sie einer demokratischen Autorisierung. Hat sie eigentlich das Kirchenvolk gewählt?

Sowohl die Vollversammlung als auch die verschiedenen exekutiven Organe des World Council of Churches werden nicht (!) von den Mitgliedern der gegenwärtig 349 Kirchen bzw. Denominationen gewählt, die diesem internationalen Kirchenbund angehören. Ursprung aller Ermächtigung ist vielmehr das Delegationsprinzip. Die ca. 550 Millionen Christinnen und Christen, die einer der Mitgliedskirchen angehören und in deren Namen die Organe des ÖRK sich öffentlich äußern, haben keinerlei Einfluss auf die Zusammensetzung der Organe des Weltkirchenrats. In die Vollversammlung als oberstes „legislatives“ Organ wird man delegiert von einem seinerseits nicht direkt gewählten Gremium der jeweiligen Mitgliedskirche. Diese Versammlung wählt wiederum aus ihrer Mitte die Mitglieder des Zentralausschusses, der das höchste Leitungsgremium des ÖRK zwischen den alle 8 Jahre stattfindenden Vollversammlungen ist. Die Vollversammlung wählt auch das Präsidium, dessen Mitglieder zugleich dem Zentralausschuss angehören. Um das System der gegenseitigen Beauftragung voll zu machen: Der Zentralausschuss wiederum wählt den Exekutivausschuss (einschließlich der leitenden Amtsträger/innen). 23

Gemessen an den Standards westlicher Demokratien ist die Besetzung der Entscheidungsgremien des Weltkirchenrats nur vordemokratisch zu nennen. Schon von daher läge eigentlich nahe, dass die Organe des Weltkirchenrats nicht mit einem demokratisch legitimierten politischen Mandat ausgestattet sein können. Dieses politische Mandat gibt im Übrigen auch die Zweckbestimmung bzw. das Leitbild des Weltrats der Kirchen nicht her. Er ist nämlich „eine Gemeinschaft von Kirchen auf dem Weg zur sichtbaren Einheit in dem einen Glauben und der einen eucharistischen Gemeinschaft, die ihren Ausdruck im Gottesdienst und im gemeinsamen Leben in Christus findet“. 24  Doch das Fehlen eines im engeren Sinne politischen Mandats und ihrer demokratischen Legitimierung hat die einzelnen Organe des ÖRK bisher nicht gehindert, zu allen möglichen politischen Konflikten und Problemen Stellung zu nehmen, insbesondere und obsessiv zum palästinensisch-israelischen Konflikt. Die politischen Verlautbarungen berufen sich dafür auf einen höheren, moralischen/christlichen Auftrag (z.B. ihr Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung oder beschließen eine Dekade gegen Gewalt, in deren Zusammenhang sie dann Israel kritisieren).

Insbesondere die verschiedenen Verlautbarungen (und Aktivitäten) zum palästinensisch-israelischen-Konflikt sind ein gutes Beispiel dafür, dass keines der Organe des Weltkirchenrats im konkreten Fall zu einer fairen oder neutralen Einschätzung des besprochenen politischen Konflikts fähig ist. Tatsächlich mischen sich immer wieder politische Akteure von außen in die Entscheidungsfindung ein, oder die Vertreter(innen) einzelner Kirchen, deren Staaten durch eine zur Entscheidung anstehende Verlautbarung betroffen sind, nehmen entscheidenden Einfluss auf deren Wortlaut oder verhindern deren Verabschiedung. Wir nennen zwei Beispiele:


Die (2.) Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirche in Evanston (1954) hatte die Absicht, als Teil ihrer Erklärung zu „Christus unsere Hoffnung“ auch eine Aussage zur „Hoffnung Israels“ abzugeben. Diese Aussage wurde allerdings nicht in die Abschlusserklärung aufgenommen, weil die Delegierten arabischer Kirchen diese als politische (d.h. in diesem Zusammenhang immer: als politisch positive) Äußerung zum Staat Israel verstanden und abgelehnt haben. 25  Der Verwerfung des Textes ging die Intervention eines christlichen Staatsmanns aus dem Libanon (Charles Malik) voraus, dessen Telegramm an die Versammlung die Delegierten drängte, nichts zu sagen oder zu tun, was die christlichen Araber verletzen könnte. 26  Rolf Rendtorff kommentiert das mit Recht so: „An diesem Zwischenfall in Evanston zeigt sich sehr deutlich zweierlei. Zum einen, dass die Mehrheit der Delegierten der Vollversammlung eine israelkritische, wenn nicht gar israelfeindliche Position einnahm; zum anderen, dass diese Mehrheit keineswegs das Gesamtspektrum der Meinungen innerhalb des Weltrats der Kirchen repräsentierte“. 27  Das zweite Beispiel: Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche verhinderten in den 1980er Jahren die Verurteilung der Sowjetunion wegen ihrer Invasion in Afghanistan.


Es liegt nahe, dass in den Verlautbarungen und Aktionen des ÖRK im Zusammenhang des palästinensisch-israelischen-Konflikts die arabischen bzw. palästinensischen Kirchen massiv ihre Sicht einbringen, wie sich zuletzt auch in der sog. Beiruter Erklärung vom Mai 2013 gezeigt hat (wir kommen darauf zurück). Während selbst in vielen Gremien der UNO Israel immerhin die Möglichkeit hat, seine Perspektive des Konfliktes darzustellen, hat der jüdische Staat, obwohl er immer wieder vom ÖRK auf die Anklagebank gesetzt wird, im Weltkirchenrat keine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Non audiatur et altera pars. Mehr noch: Die Ankläger Israels können im Weltkirchenrat zugleich die Rolle der Richter über Israel übernehmen. Das ist an sich schon ein unhaltbarer Zustand. Schlimmer noch ist, dass diese Verfahrens-Ungerechtigkeit zugleich als ein besonders glücklicher Umstand verkauft wird, da man in den Vertretern der arabischen/palästinensischen Kirchen den aktuellen Ereignissen unmittelbar nahe „Zeugen“ habe. Wie glaubwürdig sind politische Stellungnahmen des Weltkirchenrats, wenn eine Partei des in ihnen zur Sprache gebrachten Konflikts diese Stellungnahmen entscheidend beeinflussen kann? Grundsätzlicher noch: Ist eigentlich der ÖRK als Repräsentant der weltweiten Christenheit – jedenfalls des nicht-römisch-katholischen Teils von ihr – aufgrund von deren Jahrhunderte langen anti-jüdischen Geschichte in einer kommoden moralischen Position, wenn es darum geht, den jüdischen Staat an moralischen Maßstäben zu messen, die sie selbst gegenüber den Juden Jahrhunderte lang nicht eingehalten hat? Unsere Antwort lautet: offenbar sieht man es so. Doch genau darum bedürfte es uneingeschränkt einer Analyse, die die historischen und aktuellen Sachverhalte so objektiv wie möglich, den Zusammenhang von Aktion und Reaktion differenzierend und fair gegenüber beiden Parteien abwägt. Das Gegenteil ist nach unserer Durchsicht vieler Verlautbarungen von Organen des ÖRK der Fall. Mit einer unangebrachten, aber gleichwohl aus der Geschichte des Antisemitismus wohlbekannten moralischen Arroganz und der Nichtbeachtung der wirklichen Verhältnisse und Ereignisse wird immer wieder der Staat Israel auf die Anklagebank gesetzt. Mehr noch, im Falle des Israel-Palästina-Konflikts belässt es der ÖRK nicht bei Verlautbarungen, er greift selbst aktiv ein. 28  


3. Israelfeindliche Verlautbarungen

Wir fahren fort mit einer fast schon harmlos zu nennenden Verlautbarung zum Staat Israel, die freilich in aller ihrer Unbedarftheit zugleich zwei generelle Tendenzen vieler Stellungnahmen des ÖRK zum Staat Israel zeigt. Einmal: Das Selbstbestimmungsrecht bzw. das Existenzrecht des jüdischen Staates wird zwar faktisch hingenommen, aber sofort mit einschränkenden Bemerkungen versehen. 29  Zum anderen: Das tatsächliche Verhalten der arabischen/palästinensischen Konfliktgegner Israels wird ausgeblendet. Diese kommen oft (mehr oder weniger explizit) als „Opfer“ der Staatsgründung Israels oder überhaupt der Politik der Israelis in den Blick.

In einem Bericht zum Thema „Die Kirche und das jüdische Volk“ der „Kommission Glaube und Kirchenverfassung“ des ÖRK vom Juli/August 1967 (unmittelbar nach dem Sechstage-Krieg), 30  der sich hauptsächliche mit theologischen Themen beschäftigt, also in einer Stellungnahme der sog. „Clowns“, findet sich eine knappe Bemerkung zur Errichtung des Staates Israel und dem Sechstage-Krieg. Der Bericht benennt „zwei geschichtliche Ereignisse“, die in den „letzten dreißig Jahren Kirchen veranlasst (hätten), ihre Gedanken mehr als zuvor ihrer Beziehung zum Judentum zuzuwenden.“


In Europa hat eine Verfolgung stattgefunden, größer und brutaler, als man es in unserer Zeit je für möglich gehalten hätte, in der etwa sechs Millionen Juden in der schrecklichsten Weise vernichtet worden sind, nicht wegen ihrer persönlichen Taten oder Überzeugungen, sondern wegen der bloßen Tatsache, dass sie jüdische Großeltern hatten. 31


Es wäre zu erwarten gewesen, dass die Gründung des Staates Israel, die unmittelbar danach als das zweite relevante geschichtliche Ereignis erwähnt wird, im Zusammenhang mit dem Holocaust und der vielen „Verfolgungen“ der Juden, die vorher in Europa stattgefunden haben und implizit vorausgesetzt werden, begrüßt wird. Weit gefehlt. Immerhin wird eingeräumt, dass die Gründung des Staates Israel für „die große Mehrzahl der Juden von ungeheurer Bedeutung“ ist, da sie ihnen „ein neues Gefühl von Selbstbewusstheit und Sicherheit gegeben“ habe. Kann man so ungeschützt von Sicherheit sprechen, kurz nach einem verheerenden Krieg, dem dritten, den die Juden in Israel seit der Errichtung ihres Staates durchstehen mussten? Es folgt denn auch sofort das Aber:


Aber dieses gleiche Ereignis (die Gründung des Staates Israel) hat auch über arabische Menschen Leiden und Unrecht gebracht. Wir finden es unmöglich, der Staatsgründung und allem, was damit zusammenhängt, eine einmütige Bewertung zuteil werden zu lassen, und darum erwähnen wir in diesem Bericht diese Frage auch nicht weiter. Wir sind uns aber dessen bewusst, besonders im Blick auf die veränderte Lage im Nahen Osten als Ergebnis des Krieges im Juni 1967, dass auch die Frage des gegenwärtigen Staates Israel und seiner etwa vorhandenen theologischen Bedeutung aufgenommen werden muss. 32


Was hier auffällt, ist, dass der (palästinensische) Mythos von der Naqba ganz und gar unkritisch übernommen wird. Es war nicht die Staatsgründung Israels, sondern die militärische und terroristische Bekämpfung derselben, die „über arabische Menschen Leiden und Unrecht gebracht“ haben. Selbst nach fast zwanzigjährigem Bestehen des Staates Israel, nachdem dieser Kleinstaat inzwischen den dritten Krieg gegen seine arabischen Nachbarn durchstehen musste, kann sich der ÖRK nicht dazu durchringen, ein einmütiges und eindeutiges Bekenntnis zur Existenz des jüdischen Staates auszusprechen. Dass der gerade vergangene Krieg und jene zwei vor ihm auch über die israelischen Menschen „Leiden und Unrecht“ gebracht hat, kommt nicht einmal in den Blick. Wieder ist die arabische Seite für den ÖRK kein politischer oder militärischer Akteur im arabisch-israelischen Konflikt, sie ist nur „Opfer“.

Nach dem Sechstage-Krieg bildet sich dann ein drittes Mantra in den Aussagen des ÖRK zum Staat Israel heraus, nämlich die kontinuierlich wiederholte Forderung nach „Rückzug der Israelis aus 1967 besetzten Gebieten“. Das vierte Mantra besteht in der Forderung nach einem besonderen Status für Jerusalem. 33  Das fünfte Mantra iteriert scharfe Kritik an jüdischen Siedlungen in den „besetzten“ Gebieten und wird vor allem auch unterstützt durch ausdrückliche Aktionen (v.a. die Unterstützung von Boykottmaßnahmen).

Auf die Forderung nach einem besonderen Status für Jerusalem, die zum Teil sehr wortreich begründet wird, 34  gehen wir nur kurz ein. Die entsprechenden Verlautbarungen des ÖRK erwähnen gern, dass Jerusalem „Juden, Christen und Muslimen heilig“ ist. Sie fordern u.a. den freien Zugang für die Angehörigen aller drei monotheistischen Religionen zu ihren dortigen heiligen Stätten. Vergessen wird dabei jedoch, dass genau diese Forderung erstmals überhaupt durch die Israelis in Folge des Sechstage-Kriegs erfüllt wurde. Vor Juni 1967, als Ost-Jerusalem noch unter jordanischer Herrschaft stand, war es Juden nicht erlaubt, ihre heiligen Stätten zu besuchen. Dies hat der ÖRK damals allerdings nicht kritisiert. Der ÖRK forderte übrigens auch erst nach 1967 einen besonderen Status für diese, allen drei monotheistischen Religionen heilige Stadt. Glaubwürdige politische Forderungen sehen anders aus. Der ÖRK, wenn wir es richtig sehen, hat auch das Friedensangebot Israels, das in Khartum von arabischer Seite mit dem dreifachen „Nein“ zurückgewiesen wurde, nicht gewürdigt.

Auch die Aufforderung, dass Israel sich aus den im Zuge des Sechstage-Kriegs besetzten Gebieten zurückziehen muss, soll hier nur kurz zur Sprache kommen. Im Unterschied etwa zur Besetzung Tibets durch die VR China oder Nordzyperns durch die Türkei, zu denen übrigens der ÖRK unseres Wissens sich bisher noch nicht geäußert hat, geschah diese Besetzung im Zuge kriegerischer Aggressionen Ägyptens und Jordaniens gegen Israel – und nicht im Interesse eines Eroberungskriegs durch Israel. Beide Aggressoren hatten zuvor die Herrschaft über den Gazastreifen (Ägypten) bzw. das Westjordanland (Jordanien) inne. Ist es sinnvoll und moralisch einsichtig, dass man zwar seine Nachbarn überfallen kann, um deren Land in Besitz zu nehmen und sie zu vertreiben, denn das ist das Ziel arabischer Staaten gegenüber Israel gewesen, doch dass im Falle des Scheiterns von Überfall und Inbesitznahme alles so bleibt wie vordem? Vielmehr ist es selbstverständlich, wenn die überfallene Partei sich nach mehreren schlechten Erfahrungen mit den Nachbarn darum bemüht, erst dann die verteidigte Position aufzugeben, wenn es zu einem seriösen Friedensvertrag mit den gefährlichen Nachbarn kommt? Wir sind übrigens durchaus dafür, wenn es eine gesicherte Friedens- und Kompromisslösung gibt. Aber ein Rückzug aus den besetzten Gebieten muss keineswegs zwangsläufig zu einer Befriedung oder Deeskalation beitragen, wie der vollständige Rückzug der Israelis aus dem Gazastreifen und dessen Folgen zeigen.

Wer – wie der ÖRK – permanent einen bedingungslosen Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten fordert, hat die Sicherheit und die gerechten Interessen der Bürgerinnen und Bürger des Staates Israel nicht auf seiner Rechnung. Man sollte auch erwarten dürfen, dass der ÖRK die Resolution 242 des Weltsicherheitsrats der UNO vom 22. 11. 1967, die vor allem als Begründung für den Rückzug Israels aus den im Zuge des Sechs-Tage-Kriegs besetzten Gebieten angeführt wird, im Zusammenhang liest. Dort wird der Rückzug mit der „Errichtung eines gerechten und dauerhaften Friedens in Nahost“ verknüpft. 35  Die einseitige Forderung des ÖRK nach Beendigung der Besetzung ist schlicht unfair und unverantwortlich gegenüber dem jüdischen Staat und seinen Einwohnern.

Der Zentralausschuss des ÖRK hat 2005 eine Resolution der Presbyterianischen Kirche der USA (PC USA) unterstützt, in der einseitig die Besetzung als Wurzel aller Gewalt – auf israelischer wie auf palästinensischer Seite, also: an der Gewalt der Palästinenser sind auch die Israelis schuld – behauptet wird. 36  Das ist ein wahnhaft antiisraelischer Blick auf die faktische Geschichte. Die PC USA folgert daraus ökonomische Sanktionen gegen Israel bzw. wirtschaftliche Unternehmen, die mit Israel zusammenarbeiten. Der Zentralausschuss des ÖRK unterstützt explizit diese Entscheidung und ihre Begründung:


Der Zentralausschuss begrüßt die aktuellen Maßnahmen der Presbyterianischen Kirche (USA), die einen Prozess des abgestuften, selektiven Abzugs von Investitionen aus multinationalen Unternehmen in Gang gesetzt hat, die in die Besetzung verstrickt sind. Diese Aktion ist als Methode und Praxis empfehlenswert, sie geht von Kriterien aus, die im Glauben wurzeln, und ruft die Mitglieder auf, das zu tun, „was zum Frieden dient“ (Lk 19,42). 37 


In welchem „Glauben“ wurzeln eigentlich „Kriterien“, die an Einseitigkeit, Ungerechtigkeit und Bosheit gegenüber der einen Konfliktpartei (Israel) und Blindheit gegenüber der anderen (Palästina) nicht zu übertreffen sind? Die PC USA wie der ÖRK bedienen sich schamlos Stereotypen des traditionellen Antisemitismus („die Juden sind an allem schuld“), indem sie den jüdischen Staat zum „Sündenbock“ für alles Vertrackte und Tragische im palästinensisch-israelischen Konflikt erklären. Dass diese Deutung der Existenz und des Verhaltens Israels noch auf alle anderen Konflikte des Nahen Ostens ausgeweitet werden kann, wird gleich zur Sprache kommen. Wie die Entscheidung des ÖRK von jüdischer Seit aufgenommen wurde, soll zuvor kurz dargestellt werden.



Probe-Abonnement

Kennen Sie schon die tagesaktuellen Ausgaben von
COMPASS-Infodienst?

COMPASS liefert zwei- bis dreimal wöchtenlich
Links zu top-aktuellen Beiträgen
aus folgenden Themenbereichen:


Nahost/Israel, Gedenken und Erinnern, Antisemitismus, Rechtsradikalismus, multikulturelle Gesellschaft, christlich-jüdischer und interreligiöser Dialog, jüdische Welt. Ergänzt von Rezensionen und Fernseh-Tpps!


 
Infodienst

! 5 Augaben kostenfrei und unverbindlich !
Bestellen Sie jetzt Ihr Probeabo:



4. Reaktionen von jüdischer Seite

Sowohl auf die Entscheidung der Generalversammlung der PC USA wie auf deren Rezeption durch den ÖRK gab es kritische Interventionen von jüdischer Seite. Wir gehen hier auf zwei Beispiele ein. Die Anti-Defamation-League kritisiert, dass der ÖRK eine Entscheidung (der PC USA) übernommen hat, die auf einer einseitigen, vorurteilsvollen Interpretation des israelisch-palästinensischen Konflikts basiert, die in unfairer Weise Israel als Urheber angeblicher Verstöße gegen das Völkerrecht darstellt, während sie unzählige andere Faktoren in dem Konflikt nicht wahrnehmen will, nicht zuletzt die anhaltende Kampagne des palästinensischen Terrors, der die Wurzel von Israels Aktionen in der Westbank und im Gazastreifen ist. 38

Darüber hinaus hält die ADL die entsprechenden wirtschaftlichen Sanktionen generell für unproduktiv, da diese nicht nur Israelis, sondern auch Palästinenser treffen. Bezeichnend ist nach unserer Meinung schließlich die folgende Feststellung, deren kritischer Inhalt auf viele andere Verlautbarungen des ÖRK zum israelisch-palästinensischen Konflikt übertragen werden kann:


Es ist besonders bedauerlich, dass der Ökumenische Rat der Kirchen diese Politik ohne Rücksprache mit führenden Repräsentanten des Judentums beschließt und seine politische Erklärung in ein Gewand „religiöser Wahrheit“ gehüllt wird und nicht als Interpretation des Völkerrechts. Interpretationen des Völkerrechts sind einfach das, was sie sind, und keine geoffenbarten religiösen Wahrheiten. 39


Es ist in der Tat ein besonderes Problem, dass sich politische Erklärungen der Gremien des ÖRK – auch in Bezug auf den palästinensisch-israelischen Konflikt – den Anschein geben, das Ergebnis u.a. folgender Faktoren zu sein:


- Von spirituellen Aktivitäten (z.B. Gebet),
- der eigenen (natürlich „richtigen“) Interpretation biblischer Texte.
- Sie ergehen auch im Auftrag Gottes oder in der Nachfolge Christi,
- aufgrund einer „objektiven“ Beurteilung der politischen und historischen Lage
- und relevanter Entscheidungen der UNO und/oder des internationalen Rechts
- und dessen (letztinstanzlicher) Auslegung durch Gremien des ÖRK.


Wichtig ist, dass ein entscheidendes Element der weithin gelungenen christlichen kritischen Selbstreflexion auf die eigene antijüdische Vergangenheit in der Beratung anti-israelischer Verlautbarungen des ÖRK zum palästinensisch-israelischen Konflikt (bewusst?) ausgeschlossen wird: nämlich das direkte Gespräch mit Jüdinnen und Juden, in diesem Fall auch mit jüdischen Israelis.

Der schon zitierte ehemalige Verantwortliche des ÖRK für den christlich-jüdischen Dialog, Hans Ucko, stellt fest: „Die jüdische Gemeinschaft, die am jüdisch-christlichen Dialog beteiligt ist, beobachtet mit zunehmender Irritation die Art und Weise, in der der ÖRK den israelisch-arabischen Konflikt beurteilt.“ Er geht in diesem Zusammenhang auf eine Erfahrung des Generalsekretärs des ÖRK, Rev. Sam Kobia, auf einer Konferenz des Internationalen Rats von Christen und Juden (ICCJ) 2005 in Chicago ein. Kobia hatte sich dort in seiner Rede unter anderem gegen den Vorwurf verwahrt, dass sich der ÖRK mit seiner Unterstützung wirtschaftlicher Sanktionen gegen Israel in die Tradition der deutschen Nazis stelle: „Kauft nicht bei Juden“! Ucko zitiert aus der Antwort von Rabbiner David Rosen, einer führenden Persönlichkeit des konservativen Judentums und des internationalen christlich-jüdischen Dialogs, auf Kobias Rede. 40  Wir geben hier einen etwas längeren Ausschnitt (in unserer Übersetzung) wieder. Rosen bezieht sich in diesem Zusammenhang auf eine Erklärung der Rabbis for Human Rights, der er selbst angehört, und äußert sich – ohne dies konkret zu sagen – zu der erwähnten Sanktionsentscheidung der PC USA und deren Aufnahme durch den ÖRK: 41


Unsere Organisation hat sich kritisch zu einer Reihe von Aspekten der israelischen Politik geäußert. Allerdings haben die Rabbis for Human Rights heftig protestiert gegen eine gegenwärtige, nach unserer Meinung unfaire Kritik an Israel von bestimmten christlichen Organisationen, vor allem wenn diese in einer politisch-kulturellen Atmosphäre stattfindet, die Israel zum klassischen Sündenbock für fast jeden erdenklichen Fehler im Nahen Osten und sogar darüber hinaus zu machen sucht. Die doppelten Standards, die alltäglich geworden sind, sind erstaunlich. Zunächst einmal ist da das Phänomen der Unverhältnismäßigkeit. Jedermann würde meinen, dass es keine chinesische Unterdrückung der tibetanischen religiösen Kultur gibt und dass der Dalai Lama frei ist, nach Hause zu gehen. Jeder würde denken, dass es keine Unterdrückung der Bahai im Iran gibt, geschweige denn all die Menschenrechtsverletzungen in Israels Nachbarschaft, die Israel in der Region als eine bemerkenswerte Ausnahme herausheben, als eine Gesellschaft von Recht und Bürgerrechten, trotz der Mängel. Irgendwie scheint es, dass für viele keine der genannten ernsten Angelegenheiten praktische Maßnahmen rechtfertigen, sondern nur der israelisch-palästinensische Konflikt verdient die Anwendung von Sanktionen.


Rabbiner Rosen lehnt wirtschaftliche Sanktionen als Mittel der Durchsetzung von gerechten Verhältnissen nicht prinzipiell ab. Wenn diese allerdings so präsentiert werden, dass allein Israel die Verantwortung für den Konflikt übernehmen muss, dann habe man das Recht, dies unfair zu nennen. Ferner:


Wenn Terrorismus als beiläufiger Kommentar erwähnt wird, statt als eine fundmentale Dimension der tragischen Situation, gibt es Grund zu einer negativen Reaktion. Die Behautptung, dass die „Ursache“ des israelisch-palästinensischen Konflikts tatsächlich die „Besatzung“ ist, ist ebenso lächerlich wie eine Beleidigung für das menschliche Gedächtnis. Haben diese Kritiker völlig vergessen, dass es vor 1967 keine „Besatzung“ gab und trotzdem einen anhaltenden Konflikt? Darüber hinaus war die Westbank durch das Haschemitische Königreich Jordanien eingenommen worden, was kaum den Ausdruck der nationalen Rechte der Palästinenser gefördert hat! Doch nur sehr wenig Kritik, wenn überhaupt welche, hörte man damals von den Kirchen der Welt oder irgendjemanden sonst. Diese revisionistische Interpretation der Geschichte könnte Menschen glauben machen, dass der ganze Israel-Palästina-Konflikt im Jahr 1967 begonnen habe, und sie verkennt die wahre Ursache, die Feindseligkeit gegenüber irgendeiner Form unabhängiger jüdischer Präsenz im Heiligen Land. Ebenso unberücksichtigt bleiben alle Versuche seitens Israels seit dem Oslo-Abkommen, um sich selbst von der Besatzung zu befreien. Doch genau die anhaltende, kontinuierliche Gewalt hat den Rückzug Israels verhindert und die Möglichkeit einer neuen friedlichen Ära verschoben. All dies wird ignoriert.


Der ÖRK muss sich Einseitigkeit auch nicht nur darum vorhalten lassen, weil er nicht mit der anderen Seite, den Israelis, spricht, sondern auch darum, weil er nur die Sicht der palästinensischen Konfliktseite bzw. der arabischen Welt übernimmt. Das ist kein Zufall, denn in den Gremien des ÖRK sind palästinensische und arabische Kirchen vertreten, die ihre Position in den Verlautbarungen durchsetzen können. Das stellt das jetzt zu behandelnde letzte Beispiel für die Einseitigkeit, ja die Israelfeindlichkeit der Stellungnahmen des ÖRK deutlich unter Beweis.


5.  Die Erklärung von Beirut 2013 – bisheriger Höhepunkt der feindlichen Politik des ÖRK gegenüber Israel

Der ÖRK hatte im Mai 2013 zusammen mit dem Rat der Kirchen im Mittleren Osten zum Abschluss einer Konferenz über „Christliche Präsenz und christliches Zeugnis im Nahen Osten“ eine Erklärung abgegeben. Diese macht für alle Konflikte in den arabischen Staaten des Nahen Ostens und für die verheerende Lage der Christinnen und Christen in diesen Ländern, die eigentlich der zentrale Beratungsgegenstand gewesen war, vor allem den Konflikt zwischen Israel und Palästina verantwortlich:


Palästina ist nach wie vor das zentrale Thema der Region. Eine Lösung des Konflikts zwischen Israel und Palästina gemäß UN-Resolutionen und internationalem Recht wird maßgeblich dazu beitragen, die anderen Konflikte in der Region zu lösen. Auch nach 65 Jahren wird die Enteignung palästinensischer Menschen – Christen wie Muslime – durch die israelische Besetzung immer noch fortgesetzt. Die anhaltende Besiedelung von Gebieten innerhalb der Grenzen von 1967 durch einem (sic!) Land durch seine erdrückende militärische Übermacht, seine Bündnisse mit Dritten und den Einfluss von Außen ermöglicht wird, spielt in den Unruhen der Gegend eine zentrale Rolle und wird durch die heuchlerische Politik der westlichen Mächte, insbesondere der USA, weiter verschärft. Christen wurden aufgerufen, diese andauernden Ungerechtigkeiten zu verurteilen und sich für ein Ende einzusetzen und so die Stimmen und die Forderungen der palästinensischen Christen zu stärken, die zum Beispiel im Dokument „Kairos Palestine“ zu finden sind. 42


Genau genommen ist auch in dieser Erklärung wiederum nur der Staat Israel der Sündenbock, der dämonisiert wird. Er wird nicht nur für den Konflikt mit den Palästinensern, sondern für alle anderen Nahost-Konflikte verantwortlich gemacht. Allein schon diese These ist innerhalb von Aussagestandards, die den Anspruch erheben, sich im Bereich rationaler politischer Analyse und Argumentation zu bewegen, nicht nachvollziehbar. Selbst der größte Feind des Staates Israel muss einräumen, dass die Aufstände und bürgerkriegsähnlichen Zustände in verschiedenen Staaten des Nahen Ostens, etwa in Libyen, Tunesien oder Ägypten, dass die Massaker in Syrien oder seit langem schon die Bombenanschläge im Irak, die zigtausende von Toten, Verletzten und Millionen von Vertriebenen verursacht haben, mit dem palästinensisch-israelischen Konflikt nicht das Geringste zu tun haben, geschweige denn mit Israel. Es stammt aus einem wahnhaften antisemitischen Weltbild, was die Beirut-Erklärung behauptet. Es geht in den Nahost-Konflikten (man beachte den Plural) u.a. um den Kampf um demokratisch-freiheitliche Rechte und gegen autoritäre bzw. diktatorische Regime, gegen soziale Deklassierungen, aber auch um inner-islamische („konfessionelle“) Differenzen. Weder in den Rebellionen in Tunesien, Ägypten oder Syrien, im Irak oder in den Aufständen in Saudi Arabien oder anderen Golfstaaten spielt der Israel-Palästina-Konflikt eine Rolle. Sunniten und Schiiten im Irak oder in Syrien bringen sich nicht wegen des Israel-Palästina-Konflikts gegenseitig um. Islamistische Terrorgruppen verfolgen auch nicht aus diesem Grund christliche Minoritäten in ihren Ländern. Sie verfolgen sie, weil sie Christen sind und gegebenenfalls sich politisch auf die Seite jener Gruppierungen stellen, von denen sie am ehesten Schutz vor Verfolgung und Vertreibung erwarten.

Noch ganz unabhängig davon, wie man zum jüdischen Staat Israel und dem palästinisch-israelischen Konflikt steht, ist die in der Erklärung des ÖRK ihm und letztlich dem Staat Israel zugeschriebene Sündenbock-Rolle auch ein Schlag ins Gesicht der vielen Millionen Menschen – zumal auch der jungen Leute – in den arabischen Staaten, in denen die sog. „Arabellion“ stattgefunden hat. Nicht wenige sehnen sich nach einer freiheitlich-demokratischen Ordnung in ihren Staaten, für die sie teilweise mit großem persönlichen Einsatz eingetreten sind. Das wird in dieser Erklärung mit keinem Wort gewürdigt. Wir fragen uns: Ob Vertreter und Vertreterinnen westlicher Demokratien das während der Beratungen in Beirut moniert haben und überstimmt wurden? Indem die Rebellion und der Traum von mehr Freiheit nicht auf die Rückständigkeit, Ungerechtigkeiten und repressiven Verhältnisse ihrer eigenen Gesellschaften, sondern auf den palästinensisch-israelischen Konflikt, damit letztlich auf Israel abgewälzt werden, werden die Demokratiebewegungen um ihre gerechten Ziele und ihre Protagonisten um ihre persönlichen Opfer gebracht. Ebenso und vor allem tut diese Erklärung den verfolgten Christinnen und Christen in Ägypten, Syrien, dem Irak und wo immer sonst großes Unrecht an. Sie werden in ihren Heimatländern durchaus von einzelnen muslimischen Nachbarn unterstützt, doch zumal von islamistischen Gruppen – wie etwa der Muslim-Bruderschaft – malträtiert und von den staatlichen Organen nicht ausreichend geschützt. Der ÖRK, die Repräsentation der internationalen Christenheit, so haben wir gedacht, sollte sich eigentlich dringend für sie einsetzen. Doch weit gefehlt. Denn dann müsste der ÖRK ja die wirklich Verantwortlichen für unhaltbare Zustände in den arabischen Ländern mit Namen nennen. Dazu fehlt der Mut (vielleicht nicht die Erkenntnis). Ja man glaubt wohl, dass die Politik des Verschweigens und Vernebelns in Bezug auf den Terror von islamistischen Gruppen, der gerade auch Christen trifft, hilfreicher wäre. Im Gegenteil: Dieses beim Namen zu nennen, wäre wichtig. Wir erinnern an die Vorwürfe, die das Schweigen von Papst Pius XII. angesichts der Ermordung der Juden durch Nazi-Deutschlang geerntet hat. Diesmal ist es der ÖRK, der zur Verfolgung, Ermordung, Vertreibung von Christinnen und Christen in Ländern des Nahen Ostens schweigt! 43  

Es ist u.E. darum besonders verwerflich an dieser Erklärung des ÖRK, dass sie ihr eigentliches Thema – die Gefährdung der Christinnen und Christen im Nahen Osten durch islamistische Gruppen und das Versagen der staatlichen Stellen in den entsprechenden Ländern, ja teilweise deren Beteiligung – nur pauschal und völlig unkonkret anspricht:


Die aktuelle Krise ist hier im Nahen Osten zwar besonders intensiv, betrifft aber die ganze Menschheit. Teil der Krise sind die Intensivierung des religiösen Tribalismus, wachsender Fundamentalismus in vielen Religionen der Welt, die Verbreitung des Einflusses radikalisierter islamischer Gruppen, weitverbreitete Gewalt und Unsicherheit, das Fehlen demokratischer Legitimierung und Glaubwürdigkeit, Armut und fehlende Chancen, insbesondere für Frauen und junge Menschen, die Abwanderung von Christen aus der Region und nach Jahrzehnten fruchtloser Interventionen das allgemeine Gefühl, im Stich gelassen worden sein. Christen, Muslime und Juden erleben die zerstörerischen Auswirkungen dieser Entwicklungen alle gleichermaßen. 44


Die Vergewaltigung, Ermordung, Vertreibung und Beraubung von Christinnen und Christen, zu denen auch deren Ermordung in Kirchen während des Gottesdienstes durch Bombenattentate gehört, wird hier unsichtbar gemacht. Man kann nicht so allgemein reden, wenn man sich über die prekäre Lage, die mangelnden Menschenrechte für Christen und Christinnen in Nahost verständigt. Man sollte nicht ablenken dadurch, dass man ein weltweites Problem diagnostiziert. Auch das geschieht hier übrigens, ohne Ross und Reiter zu nennen. Der ÖRK ist immer „mutig“, wenn er Israel als den Schurken im Stück des dramatischen Szenarios in Nahost benennt. Aber Solidarität mit verfolgten Christinnen und Christen fehlt. Ein internationaler Kirchenbund, der 550 Millionen Christinnen und Christen weltweit repräsentiert, der permanent Stellungnahmen für mehr Gerechtigkeit und Frieden in der Welt abgibt und sich obsessiv für Palästinenser engagiert, eben dieser Kirchenbund schweigt, wenn es um brennende Probleme von Christinnen und Christen in den Nahostkonflikten geht. Schlimmer noch, er kompensiert sein Schweigen in Bezug auf die arabischen Staaten und den in ihnen Verantwortlichen, indem er Israel anklagt.

Zugleich erzählt die Stellungnahme eine Geschichte über den Staat Israel, die den historischen Fakten und einer objektiven und gerechten Beurteilung von dessen Entstehung nicht den geringsten Raum gibt. Die Erklärung erzählt die Geschichte des Israel-Palästina-Konfliktes aus der Sicht von Palästinensern, die ihre Version des Konfliktes in der Erklärung verbreiten dürfen. Es ist eine Erzählung, in der Israel seit 65 Jahren, also seit der Staatsgründung im Mai 1948, Palästina besetzt und die dort lebenden Menschen (Christen wie Muslime) kontinuierlich enteignet hat. Das ist schlicht eine Missachtung nicht nur der historischen, sondern auch der völkerrechtlichen Verhältnisse. Es ist eine massive Delegitimierung des Staates Israel.

In einem weiteren Punkt der Erklärung heißt es:


Das Jerusalem von heute ist eine besetzte Stadt, deren Regierung eine für Christen wie auch für Muslime diskriminierende Politik betreibt. 45


Auch diese Aussage steht im offenen Widerspruch zu den historischen und gegenwärtigen Fakten. Der Generalsekretär des ÖRK, Dr. Fykse Tveit, hat zwar später versucht, diese Formulierung unauffällig zu korrigieren, indem er in seiner Stellungnahme zu einem offenen Brief, den die Autoren dieses Artikels verfasst haben, von Ost-Jerusalem spricht. 46  Doch aus dem Gesamtduktus des 6. Abschnitts der Erklärung, der mit dem zitierten Satz beginnt, geht deutlich hervor: ganz Jerusalem war gemeint. Welche Peinlichkeit in internationaler und rechtlicher Perspektive!

Ein veritabler Skandal ist auch die Behauptung, dass Christen und Muslime von der israelischen Regierung „diskriminiert“ werden. Sie ist wahrheitswidrig und redet falsches Zeugnis gegen Israel, aber auch gegen Christen und Muslime im jüdischen Staat. Nirgendwo sonst im Nahen Osten gibt es eine so ausgeprägte religiöse Toleranz wie in Israel. Während Israel wird wahrheitswidrig der Diskriminierung von Christen beschuldigt wird, bleiben alle jene Länder bzw. die in ihnen Verantwortlichen in Israels Nachbarschaft, die tatsächlich Christen nicht nur diskriminieren, sondern auch mit Gewalt verfolgen und vertreiben, in der Erklärung unerwähnt. Dies nennen wir das Messen mit zweierlei Maß, die Anwendung doppelter Standards auf Israel.

Eines weiteren antisemitischen Stereotyps bedient sich der 7. Abschnitt der Erklärung. In diesem Falle wird es allerdings auch auf christliche Geschwister angewendet:  


Christen, die einen „christlichen Zionismus“ propagieren, verzerren die Interpretation des göttlichen Wortes und die historischen Verbundenheit der Palästinenser – Christen und Muslime gleichermaßen – zum Heiligen Land. Sie machen die Manipulation der öffentlichen Meinung durch zionistische Lobbys möglich und schaden den Beziehungen innerhalb der Christenheit. 47


Dieser Abschnitt ist in jeder Hinsicht unerträglich. Er dämonisiert und häretisiert alle Christinnen und Christen, die die Anti-Israel-Politik des ÖRK nicht teilen. Wer genau ist mit den Christen gemeint, die einen „christlichen Zionismus propagieren“? Und was ist eigentlich am sog. „christlichen Zionismus“ verwerflich? Das sind abstoßende Beschuldigungen. Man versteht sie nur, wenn man den zum Teil absurden Diskurs über den „christlichen Zionismus“ kennt, in dem u.a. behauptet wird, dass zur „biblischen Interpretation der geschichtlichen Endereignisse die Annihilation von zweidritteln der Juden und die Christianisierung des letzten Drittels gehört“, wie u.a. der palästinensische „Befreiungstheologe“ Naim Ateek behauptet. 48  Seit Jahren werden – mit Unterstützung des ÖRK  – alle jene Christinnen und Christen weltweit skandalisiert und dämonisiert, die ein faires, dem christlichen Glauben und seinen Werten entsprechendes Verhältnis zum Staat Israel haben. Man möchte fragen, ob auch der Apostel Paulus zu dieser christlichen Häresie gerechnet würde? Denn es ist zu befürchten, dass seine Formulierungen in Römer 11,25f vom Weltkirchenrat als von „zionistischen Lobbys“ zur „Manipulation der öffentlichen Meinung“ stammend angesehen werden. Es kann nicht hingenommen werden, dass der, der sich als Christ für den jüdischen Staat einsetzt, vom ÖRK als Häretiker abgestempelt wird. Der ÖRK hat dazu kein Mandat, er missbraucht seine Rolle und repräsentiert nicht die Kirchen und deren Mitglieder, für die zu sprechen er sich anmaßt.

Die Erklärung von Beirut ist selbst im Kontext der anti-israelischen Politik und Polemik des ÖRK ein Tiefpunkt. Sie wendet doppelte Standards auf Israel an, delegitimiert den jüdischen Staat und dämonisiert ihn (und verleumdet auch christliche Unterstützer Israels). Bei Anwendung des sog. 3-D-Tests49  erfüllt sie – was selbst in antisemitischen Kreisen selten ist – alle drei Kriterien des anti-israelischen Antisemitismus: die Anwendung doppelter Standards, die Dämonisierung Israels und die Delegitimierung des Existenzrechts des jüdischen Staats. Auch im Sinne der „Arbeitsdefinition“ der EU zum Antisemitismus oder der Antisemitismus-Definition des State Department der USA ist die Beirut-Erklärung des ÖRK als antisemitisch zu beurteilen. 50   

Quo usque tandem ÖRK? Wie lange müssen wir noch darauf warten, dass die Vertretung von 550 Millionen Christinnen und Christen weltweit sich endgültig vom Antisemitismus verabschiedet, den sie bei ihrer Gründung als Sünde wider Gott und Menschen verurteilt hat? Am unglaubwürdigsten ist, wer sich selbst nicht an die eigenen moralischen Normen hält.



ANMERKUNGEN



1 Rolf Rendtorff/Hans Hermann Henrix (Hg.), Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1945 bis 1985, Paderborn/München 1988, 326.
2 Ebd. 327.
3 Zum Stichwort „Palestine“ auf der Homepage des ÖRK haben wir 11 Webseiten mit Hinweisen auf Verlautbarungen oder Aktionen gefunden: http://www.oikoumene.org/ @@search?b_start:int=60&Subject:list=Palestine. Zum Thema s. zuletzt auch Dexter van Zile, Broadcasting a Lethal Narrative: The World Council of Churches and Israel, http://jcpa.org/article/broadcasting-a-lethal-narrative-the-world-council-of-churches-and-israel-6.
4 Rendtorff/Henrix a.a.O., 327.
5 Ebd.
6 So Frank Crüsemann, 60 Jahre Kirche und Staat Israel, in: KuI 27 (2012) , 167-176:167.
7 Zum englischen Original-Text s. nur: http://www.yale.edu/lawweb/avalon/un/res 181.htm.
8 Rendtorff/Henrix a.a.O.,  335f.
9 Crüsemann a.a.O., 167.
10 Rolf Rendtorff, Der Zionismus und der Staat Israel in offiziellen Erklärungen christlicher Kirchen, in: Ekkehard W. Stegemann (Hg.), Hundert Jahre Zionismus. Von der Verwirklichung einer Vision,  Stuttgart 2000, 144-151: 145.
11 Silke-Petra Bergjan, Keine Ökumene ohne Israel?. Die Erneuerung des Ver-hältnisses zu den Juden und die Verpflichtung zur Solidarität der Christen untereinander, in: KuI 10 (1995) 58-74: 60.
12 Ebd. 61.64.
13 S. dazu Hans Ucko, Achtzehn Jahre mit dem jüdisch-christlichen Dialog im ÖRK, in: Ökumenische Rundschau 57 (2008) 475-493: 475.
14 Ebd. 476. Das Zitat von Marc Ellis nach http://www.crosscurrents.org/Ellis spring2003.htm.
15 Erklärung zum Nahen Osten, in: W.. Müller-Römheld (Hg.), Bericht aus Vancouver 83. Offizieller Bericht der Sechsten Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen, Frankfurt a.M. 1983, 180f.
16 Ucko, a.a.O., 478.
17 Ebd.
18 http://de.wikipedia.org/wiki/Weltkonferenz_gegen_Rassismus
19 Rendtorff/Henrix, a.a.O., 383f.
20 http://www.oikoumene.org/en/folder/documents-pdf/durbanreport.pdf
21 Siehe S. 39ff auf dem Download der zuvor genannten Webpage; unsere Übersetzung.
22 Ebd. 40.
23 http://www.oikoumene.org/de/about-us/organizational-structure/central-committee.
24 http://www.oikoumene.org/de/about-us. Bergjan, a.a.O. 58, verweist darauf, dass sich insbesondere unter dem Generalsekretär Konrad Raiser der Schwerpunkt des Weltkirchenrats auf die politische Präsenz verschoben hat; a.a.O., 58.
25 So Rendtorff/Henrix, a.a.O., 330, die auch den abgelehnten Wortlaut zitieren.
26 Isaac Rottenberg, The Turbulent Triangle. Christian, Jews, Israel, Hawley 1989, 49. Den Hinweis verdanken wir van Zile, a.a.O., S. 6 des pdf-Downloads plus Anm. 29. 
27 Rendtorff 2000, S. 145.
28 Wir meinen hier vor allem das Programm EAPPI: Ecumenical Accompani-ment Programme in Palestine and Israel. Wir gehen darauf hier nicht ein.
29 So wird „die Anerkennung des Rechts des palästinensischen Volkes auf Selbst-bestimmung“ immer wieder ausdrücklich erwähnt (dazu nur Rendtorff/Henrix, a.a.O., 379).
30 Rendtorff/Henrix, a.a.O., 350-363.
31 Ebd. 353f.
32 Ebd. 354.
33 Nach unserer Recherche erstmals im sog. „Memorandum zur Lage im Nahen Osten“ (Oktober 1975);  dazu Rendtorff/Henrix a.a.O., 379-382.
34 Siehe z.B. Rendtorff/Henrix, a.a.O., 381f; vgl. auch Hans Hermann Hen-rix/Wolfgang Kraus (Hg.), Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1986-2000, Paderborn/München 2000,  459-462; dort mit direkten politischen Aufforderungen an den Staat Israel verbunden.
35 Zum Wortlaut der Resolution s. nur den entsprechenden Artikel in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Resolution_242_des_UN-Sicherheitsrates. Eine Einführung in die Problematik und Hinweise auf weitere Literatur hier: http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/German/Zwischen%20den%20Kriegen.html#F.

36 Die hier angesprochene Formulierung der Resolution der PC USA lautet: “The occupation must end; it has proven to be at the root of evil acts committed against innocent people on both sides of the conflict.” S. Dexter Van Zile, The U.S. Presbyterian Church’s Re-newed Attack on Israel, u.a. hier: http://jcpa.org/article/the-u-s-presbyterian-churchs-renewed-attack-on-israel.
37 http://www.oikoumene.org/de/resources/documents/central-committee/2005/reports-and-documents/genpub-5-second-report-of-the-public-issues-committee. S. auch van Zile, a.a.O., 24f.
38 http://archive.adl.org/PresRele/ChJew_31/4652_31.htm.
39 Ebd. unsere Übers.
40 Ucko, a.a.O., 486;
41 www.rabbidavidrosen.net/articles.htm.
42 http://www.oikoumene.org/de/resources/documents/wcc-programmes/public-wit-ness-addressing-power-affirming-peace/middle-east-peace/statement-on-christian-pre-sence-and-witness-in-the-middle-east?set_language=de.
43 Auf diesen skandalösen Vorgang hat jüngst auch Malcom Lowe aufmerksam gemacht: http://www.gatestoneinstitute.org/4028/world-council-of-churches.
44 Ebd.
45 Ebd.
46 Der offen Brief ist u.a. hier nachzulesen: http://www.audiatur-online.ch/2013/06/04/offener-brief-an-sek-und-edk/. Die Reaktion von GS Dr. Tveit u.a. hier: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/16235
47 S. Anm. 40.
48 Das von uns übersetzte Zitat: Naim Ateek, An Arab-Israeli's Theological Reflections on the State of Israel After 40 Years, in: Immanuel Bd. 22/23 (Jerusalem: Ecumenical Theological Research Fraternity in Israel, 1989), S. 180. S. auch Naim Ateek et al. (Hg.), Challenging Christian Zionism: Theology, Politics and the Israel-Palestine Conflict, London 2005. Mit den Mythen über den christlichen Zionismus räumt u.a. Paul Charles Merkley auf: Christian Zionism 101. Der Aufsatz ist nachzulesen auf der Internet-Seite Think-Israel: http://www.think-israel.org/merkley.christianzionism.html.
49 Natan Sharansky, 3D Test of Anti-Semitism: Demonization, Double Standards, Delegitimization. S. http://jcpa.org/article/3d-test-of-anti-semitism-demonization-double-standards-delegitimization/#sthash.kxXrTCFw.dpuf. Dazu auch Samuel Salzborn, Israelkritik oder Antisemitismus? Kriterien für eine Unterscheidung, in: KuI 28 (2013) 5-16: 10.
50 EUMC: Working Definition of Antisemitism (2004), in:
http://www.fra.europa.eu/fraWebsite/material/pub/AS/AS-WorkingDefinition-draft.pdf (dt. Übersetzung: European Forum on Antisemitism). Auf der Webseite des US State Department findet man dieselben Kriterien des sog. 3-D-Test in der Antwort auf die Frage: „What is Anti-Semitism Relative to Israel“: http://www.state.gov/j/drl/rls/fs/2010/122352.htm.



Die Autoren

WOLFGANG STEGEMANN
EKKEHARD W. STEGEMANN

Wolfgang Stegemann, Jhg. 1945, ist emeritierter Professor für Neues Testament. Stegemann promovierte 1975 an der Universität Heidelberg, dort auch 1983 Habilitation. Er war 1973–1977 Assistent für Neues Testament an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und 1979–1984 Assistent für Systematische Theologie und Neues Testament an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Von 1984 bis 2010 war er Professor am Lehrstuhl Neues Testament der Augustana-Hochschule Neuendettelsau. Mitherausgeber der Zeitschrift Kirche und Israel. 
Ekkehard Wilhelm Stegemann, Jhg. 1945, Zwillingsbruder von Wolfgang Stegemann, ist evangelischer Theologe und wirkte als Professor für Neues Testament. Nach dem Abitur 1965 studierte er Evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel und ab Wintersemester 1966/1967 an der Theologischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er 1970 das Fakultätsexamen absolvierte. Nach einer Anstellung als hauptamtlicher Religionslehrer am Kurpfalz-Gymnasium in Mannheim war er von 1971 bis 1982 wissenschaftlicher Assistent an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. 1974 Promotion, 1982 Hablilitation. Kurz nach seiner Habilitation wurde er als Professor für Biblische Theologie an die Universität Bayreuth berufen und seit 1985 ist er Professor für Neues Testament an der Universität Basel. Stegemann blieb bis zum 68. Lebensjahr in seinem Professorenamt. 

Kontakt zum Autor und/oder Compass:
redaktion@compass-infodienst.de

» Home | » Impressum | » Online-Extra | » Pressestimmen | » Leserstimmen | » COMPASS-Service | » Archiv
   
   

 

 










Probe-Abonnement

COMPASS liefert zwei- bis dreimal wöchentlich
Links zu top-aktuellen Beiträgen aus den Themenbereichen:


Nahost/Israel, Gedenken und Erinnern, Antisemitismus, Rechtsradikalismus, multikulturelle Gesellschaft, christlich-jüdischer und interreligiöser Dialog, jüdische Welt. Ergänzt von Rezensionen und Fernseh-Tpps!


Infodienst
- 5 Ausgaben unverbindlich und kostenfrei -




Probe-Abonnement

COMPASS liefert zwei- bis dreimal wöchentlich
Links zu top-aktuellen Beiträgen aus den Themenbereichen:


Nahost/Israel, Gedenken und Erinnern, Antisemitismus, Rechtsradikalismus, multikulturelle Gesellschaft, christlich-jüdischer und interreligiöser Dialog, jüdische Welt. Ergänzt von Rezensionen und Fernseh-Tpps!


Infodienst
- 5 Ausgaben unverbindlich und kostenfrei -