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ONLINE-EXTRA Nr. 326

Juli 2022

Mit gleich zwei ONLINE-EXTRA-Texten verabschiedet sich COMPASS heute in die traditionelle Sommerpause. Beide Texte behandeln ein Thema, dessen Aspekte seit etwa Frühjahr 2020 immer wieder kontrovers und verbunden mit heftigen Emotionen debattiert wurden - und die auch im Hintergrund des Antisemitismusskandals auf der laufenden documenta 15 in Kassel präsent waren. Ein Thema, das die Sicht auf unsere deutsche Geschichte, unsere Erinnerungskultur ebenso berührt wie unser Verhältnis zu Israel wie auch unser Verständis von und Umgang mit Antisemitismus.

Angestoßen wurde die Debatte von den Thesen des Politikwissenschaftler Achille Mbembe, einem der bekanntesten Theoretiker des  Postkolonialismus, dessen Thesen zum Zusammenhang von Holocaust und Kolonialismus sich dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert sahen. Im Zuge der Debatte wurde dann nicht nur den Vertretern des Postkolonialismus, sondern auch den Vertretern einer vergleichenden Genozidforschung eine Relativierung, ja gar eine Leugnung des Holocaust vorgeworfen. Die kritisierten Wissenschaftler wiederum wehrten sich u.a. mit dem Vorwurf, die Erinnerung und der Kampf gegen den Antisemitimus sei insbesondere in Deutschland zum Bestandteil eines "Katechismus" (A. Dirk Moses) geworden, der beispielsweise jegliche Kritik am Staat Israel als Antisemitismus verunglimpfe.

Während in dieser Debatte eine zunehmende Verhärtung der Fronten zu beobachten ist, wäre eigentlich eine Rückkehr zu sachlicher und wissenschaftlich fundierter Auseinandersetzung vonnöten. Genau dies versuchen die beiden Texte zu leisten, die hier als ONLINE-EXTRA wiedergegeben und erstmals von der Bundeszentrale für politische Bildung publiziert wurden. Beide Texte behandeln die Problematik wohltuend unaufgeregt, wägen die Argumente sachlich gegeneinander ab und bieten damit solide Informationen und eine gute Grundlage zur weiterführenden Diskussion.

Das Autorengespann Frank Bajohr und Rachel O'Sullivan, ihres Zeichens beide Mitarbeiter am Zentrum für Holocaust-Studien des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, geben in ihrem Beitrag "Holocaust, Kolonialismus und NS-Imperialismus" (ONLINE-EXTRA Nr. 326) einen grunsätzlichen Überblick zu den anstehenden Fragen und dem zugehörigen Stand der wissenschaftlichen Forschung. Der zweite Texte "Koloniale Ursprünge? Zur Debatte um mögliche Wege von Windhuk nach Auschwitz" (ONLINE-EXTRA Nr. 327) des Historikers Jonas Kreienbaum, Privatdozent am Historischen Institut der Universität Rostock, untersucht Ähnlichkeiten im Rasse- und Raumdenken beim Kolonialismus und Nationalsozialismus und widmet sich insbesondere der Kontinuitätsfrage anhand des Beispiels der Konzentrationslager, einer Erfindung des Kolonialismus, die späterhin zum "Markenzeichen" des Nationalsozialismus werden sollte.


© 2022 Copyright siehe Autoreninfos jeweils am Ende der Seiten
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Online-Extra Nr. 326


Holocaust, Kolonialismus und NS-Imperialismus.

Wissenschaftliche Forschung im Schatten einer polemischen Debatte


FRANK BAJHOR / RACHEL O'SULLIVAN



Ist der Holocaust singulär oder gibt es Kontinuitätslinien zwischen Kolonialismus und Holocaust? Diese Frage hat in den letzten Jahren um einen Streit in der Ausrichtung der deutschen Erinnerungskultur geführt. Dabei vertreten beide Seiten erinnerungskulturelle Anliegen, die sich keineswegs ausschließen.

Seit rund zwei Jahren wird in Deutschland mit wachsender Heftigkeit um die Ausrichtung der deutschen Erinnerungskultur gestritten. Der Streit nahm seinen Anfang im Frühjahr 2020 mit der öffentlichen Debatte um den Politikwissenschaftler Achille Mbembe, einen der bekanntesten Theoretiker des  Postkolonialismus, der in seinen Schriften Holocaust und Kolonialismus in denselben globalen Entwicklungszusammenhängen verortet. Ihm warf u.a. der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, vor, in seinen Schriften den Holocaust zu relativieren und das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen.1 Seitdem ist die Holocaust-Erinnerung als zentrales Element der deutschen Erinnerungskultur in den Mittelpunkt der Debatte gerückt, die neben vielen bedenkenswerten Stellungnahmen zunehmend schrille und polemische Töne hervorgebracht hat: Vorwürfe einer Holocaust-Leugnung von links an die Adresse von Postkolonialisten und Vertretern einer vergleichenden Genozidforschung werden von letzteren mit nassforschen Angriffen auf die deutsche Erinnerungskultur beantwortet: Die Erinnerung an den Holocaust und der Kampf gegen den Antisemitismus - so lautet der Vorwurf - sei in Deutschland als "Erlösungsnarrativ" in den Rang eines "Katechismus" erhoben worden, der nahezu jede Form der Kritik am Staat Israel als Antisemitismus verteufele. In provinzieller Blindheit befangen, lasse die deutsche Erinnerungskultur jede breitere, vergleichende Perspektive auf Imperialismus und Kolonialismus, Rassismus, Genozide und Massengewalt vermissen.2

Die schrillen Polemiken der Debatte verdecken zum einen, dass beide Seiten durchaus legitime erinnerungskulturelle Anliegen vertreten, die sich keineswegs ausschließen. So ist die Erinnerung an den Holocaust, die nach 1945 jahrzehntelang kaum eine Rolle gespielt hatte, kein Ausdruck deutscher Provinzialität, sondern ein gelungenes Beispiel einer post-nationalen und beinahe globalen Erinnerungskultur, die sich – ausgehend von den USA – seit den 1980er/1990er Jahren schließlich auch in Deutschland und Europa durchgesetzt hat. Zugleich ist kaum zu übersehen, dass Kolonialismus und Imperialismus in vielen Ländern Europas keine vergleichbare öffentliche Erinnerungskultur hervorgebracht haben, wobei diese Diskrepanz besonders für Länder mit ungleich längerer kolonialer Tradition als Deutschland zu konstatieren ist, vor allem für Großbritannien.3 Kritische Erinnerung an den Holocaust einerseits und an Verbrechen des Kolonialismus und Imperialismus andererseits schließen sich nicht nur nicht aus, zumal Erinnerung kein Nullsummenspiel ist, wie es der Literaturwissenschaftler Michael Rothberg treffend formuliert hat.4 Im Gegenteil kann die mühsam durchgesetzte Holocaust-Erinnerung vor allem in den Ländern Europas als positives Beispiel wirken, auch der kolonialen und imperialen Vergangenheit des Kontinents die angemessene öffentliche Beachtung zu schenken.

Zum anderen ist in der schrillen öffentlichen Debatte der irrige Eindruck entstanden, dass es sich bei der oftmals beschworenen Singularität und Einzigartigkeit des Holocaust um ein Dogma handele, ja sogar ein Vergleichsverbot bestehe. Dabei wird nicht nur übersehen, dass jede Einschätzung als singulär einen systematischen Vergleich geradezu voraussetzt. Die Frage einer angemessenen Kontextualisierung des Holocaust und der NS-Politik hat die Wissenschaft seit Jahrzehnten immer wieder beschäftigt und eine Fülle theoretischer Debatten und empirischer Erträge hervorgebracht. Sie werden in den Feuilletons allerdings kaum zur Kenntnis genommen und von polemischen öffentlichen Debatten nahezu verdeckt.

So haben zum Beispiel das Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München und das Hugo Valentin Centre an der Universität Uppsala im November 2020 gemeinsam einen Workshop zum Thema "Colonial Paradigms of Violence" organisiert, der Forscherinnen und Forscher des Holocaust und der Kolonialgeschichte zusammenbrachte.5




Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung, die die gesamte deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart in ihren europäischen und globalen Bezügen erforscht. Gegründet wurde das IfZ 1949, um als erstes Institut überhaupt die nationalsozialistische Diktatur wissenschaftlich zu erschließen.



Das Arbeitsspektrum hat sich seither bedeutend erweitert und gliedert sich heute in vier Schwerpunkte:

    * Diktaturen im 20. Jahrhundert
    * Demokratien und ihr historisches Selbstverständnis
    * Transformationen in der neuesten Zeitgeschichte
    * Internationale und transnationale Beziehungen

Organisatorisch ist das IfZ eine öffentliche Stiftung des Bürgerlichen Rechts. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und wird vom Bund und den Ländern finanziert.

Das Institut für Zeitgeschichte versteht sich nicht nur als anspruchsvolle Forschungseinrichtung, sondern auch als lebendiges Forum für Debatte und Wissenstransfer.

Homepage:
https://www.ifz-muenchen.de/



Doch schon von Anfang an haben Wissenschaftler nach möglichen Zusammenhängen von Holocaust und Kolonialismus gefragt. So definierte der polnisch-jüdische Jurist Raphael Lemkin in seinem 1944 erschienenen Buch "Axis Rule in Occupied Europe" den von ihm geschaffenen Begriff "Genozid" als einen Prozess, der nicht zuletzt auch durch die "Kolonisierung" eines besetzten Landes und den Austausch von deren Bevölkerung durch die des Besatzers gekennzeichnet sei."6 Mehr noch als in seinem berühmt gewordenen Buch hat Lemkin in seinen unveröffentlichten Arbeiten immer wieder auf Beispiele kolonialer und imperialer Gewalt Bezug genommen, um den Begriff des "Genozids" zu illustrieren.7 Auch andere Zeitgenossen stellten Bezüge zwischen kolonial-imperialer Massengewalt und den Massenverbrechen des Nationalsozialismus her, darunter Aimé Césaire in seinem 1950 erschienenen Buch "Discours sur le colonialisme", in dem er Holocaust und NS-Verbrechen als "Anwendung kolonialistischer Praktiken auf Europa" bezeichnete, oder Hannah Arendt in ihrer 1951 erstmals erschienenen Studie "The Origins of Totalitarianism", in der sie Antisemitismus, Expansionsdrang und Rassedenken nicht zuletzt im europäischen Imperialismus verortete.8

Bewegten sich solche Thesen lange Zeit eher im Rahmen allgemeiner Deutungen und Überlegungen, so nahm die Debatte um das Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust nach der Jahrtausendwende an Fahrt auf. Der Historiker Jürgen Zimmerer und andere stellten dabei den Holocaust in eine unmittelbare Kontinuitätslinie zu den deutschen Kolonialverbrechen der Kaiserzeit, vor allem im Hinblick auf den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Herero und Nama im damaligen Deutsch-Südwestafrika 1904-1908.9 Die meisten an der Debatte beteiligten Historikerinnen und Historiker wiesen jedoch solch einfach gestrickte Kontinuitätsthesen zurück: Eine kausale Kontinuität "von Windhuk nach Auschwitz" und die Deutung des Holocaust als "kolonialer Genozid" konstruiere einen deutschen Sonderweg kolonialer Massengewalt, der die transnationale Realität westlich-kolonialer Gewaltpraxis der damaligen Zeit ignoriere. Eine Rückführung von Genoziden auf koloniale Ursprünge könne zudem nicht erklären, warum ausgerechnet die Nationen mit der längsten und gewaltreichsten Kolonialtradition nach 1918 keine völkermörderischen Exzesse praktizierten. Die einseitige Fixierung auf die koloniale Gewalt blende die Gewaltgeschichte des Interner Link: Ersten Weltkrieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit aus, die für die nationalsozialistische Gewaltpraxis viel bedeutender gewesen sei. Zwischen Windhuk und Auschwitz gäbe es weder strukturelle noch personelle Kontinuitäten. Überdies sei das Phänomen des Kolonialismus historisch viel zu komplex, um auf eine bloße Geschichte von Vernichtung reduziert zu werden.10

Geht man vom Holocaust im engeren Sinne aus, dann lassen sich weitere Argumente gegen einfache Kontinuitätsthesen anführen: Während sich koloniale Massaker und Massengewalt in der Regel aus einem Guerillakrieg der indigenen Bevölkerung gegen die Kolonialherren entwickelten, lag dem Holocaust kein realer Konflikt, sondern ideologische Projektionen zugrunde. Er war auf kein spezifisches Territorium beschränkt und repräsentierte den präzedenzlosen Versuch, ein Volk mitsamt Frauen und Kindern "von der Erde verschwinden zu lassen", wie es Reichsführer SS Himmler formulierte.11 Im Holocaust standen sich auch nicht eine Nation und das koloniale "Andere" gegenüber, ging doch dem Holocaust eine umfassende rassistisch-antisemitische Neuformatierung der eigenen Nation voraus. Vor allem für die antijüdische Politik, wie sie sich beispielhaft in den berüchtigten "Nürnberger Gesetzen" manifestierte, lassen sich keinerlei koloniale Vorläufer finden.12 Die Besonderheiten von Judenverfolgung und Holocaust und das auf ihnen gegründete Argument der Singularität sind keine rückblickenden Konstruktionen, die vermeintliche Hohepriester der Erinnerungskultur als Dogma verkünden, sondern wurden schon von Zeitgenossen hervorgehoben. So konnten die verfolgten Juden den Massenmord in ihren Tagebüchern und Aufzeichnungen in keine Kontinuität zu vorherigen Gewaltaktionen und -erfahrungen einordnen und bezeichneten ihn deshalb vielfach als "das größte Verbrechen, das jemals in der gesamten Geschichte verübt wurde."13

Doch nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter begriffen ihr Vorgehen als singulär. Überhaupt pflegte der Nationalsozialismus ein betont anti-historistisches Selbstverständnis und begriff sich nicht in der Abfolge vorheriger Regime und Reiche, sodass Hitler schließlich sogar die Verwendung des Begriffes "Drittes Reich" für unerwünscht erklärte.14 Auf diese Weise sollte nicht nur der Eindruck vermieden werden, dass der NS-Staat in der Kontinuität zu vorherigen Reichen stehe, sondern auch, dass dem "Dritten Reich" ein weiteres nachfolgen könne. Vergangenheit und Gegenwart galten dem Nationalsozialismus nämlich als Zustände, die durch radikales Handeln überwunden und in einen Ewigkeitszustand überführt werden sollten: In ein "Tausendjähriges" Reich, in dem Geschichte faktisch abgeschafft und grundlegende Probleme durch ihre "Endlösung" für immer überwunden sein sollten.15

Von seiner "Einzigartigkeit" fest überzeugt, sah er sich dementsprechend auch nicht in ungebrochener Tradition zum deutschen Kolonialismus. Schon in "Mein Kampf" hatte Hitler unmissverständlich erklärt, "bewusst einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit" ziehen zu wollen: "Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft."16 Zwar stellte der Nationalsozialismus umfassende koloniale Planungen an, in dem jedoch die Schwerpunkte deutscher Kolonialtradition, vor allem in Afrika, immer nur als "Ergänzungsraum" für das angestrebte "Ostimperium" fungierten.17

Das singuläre Selbstverständnis des Nationalsozialismus wird in der Debatte um Kontexte und Kontinuitäten nicht immer angemessen gewichtet. Dennoch sollte die historische Forschung der Frage nach Kontinuitäten, Kausalitäten und Kontexten der NS-Politik nicht ausweichen und deshalb auch den Kolonialismus in seinen Folgewirkungen untersuchen. Dafür eignet sich der Holocaust mit seinen Besonderheiten jedoch thematisch weitaus weniger als andere Elemente der NS-Herrschaft. Vor allem zwei sind in besonderer Weise prädestiniert, unter kolonialen Prämissen näher analysiert zu werden, nämlich das breite Feld nationalsozialistischer Massengewalt jenseits des Holocaust sowie der Versuch, die Vision neuen "Lebensraums" im Zweiten Weltkrieg durch Okkupation Mittel- und Osteuropas im Rahmen eines imperialistischen Vernichtungskrieges zu verwirklichen.

Mit guten Gründen haben Historikerinnen und Historiker wie Shelley Baranowski oder Dirk van Laak den nationalsozialistischen Imperialismus in den zeitlichen Längsschnitt eines deutschen Imperialismus eingeordnet, der im Interner Link: Bismarckreich einsetzte und Interner Link: 1945 endete.18 Dabei nehmen sie auch den Kolonialismus des Kaiserreiches in den Blick, ohne jedoch die Geschichte des deutschen Imperialismus als Abfolge bruchloser Kontinuitäten zu präsentieren oder den NS-Imperialismus mit imperialen Strategien anderer Mächte gleichzusetzen. Der britische Historiker Mark Mazower hat in letzterer Hinsicht argumentiert, dass die Besonderheiten des nationalsozialistischen Imperialismus in dem Versuch bestanden hätten, eine koloniale Herrschaft nicht außerhalb, sondern innerhalb Europas zu begründen und damit einen weißen Grundkonsens aufgekündigt zu haben.19 Ganz in diesem Sinne hat Wendy Lower in ihrer Analyse des NS-Herrschaftsaufbaus in der Ukraine den Begriff "Nazi Colonialism"20 verwendet oder Dieter Pohl im Hinblick auf Galizien von einer "totalitären Kolonialverwaltung"21 gesprochen, um die dortigen NS-Herrschaftspraktiken zu beschreiben.

Besonders die umfassenden Pläne zur ethnischen "Säuberung" und Neuordnung der besetzten Gebiete inklusive deutscher Siedlungskerne und "Wehrdörfer" in Osteuropa, wie sie vor allem im "Generalplan Ost" zum Ausdruck kamen und nach dem Holocaust verwirklicht werden sollten, drängen sich thematisch geradezu auf, um unter "kolonialer" Perspektive vergleichend analysiert zu werden.22 Sie können auch als Form des "Settler Colonialism" betrachtet werden, der darauf ausgerichtet war, die angestammte Bevölkerung nicht primär für Arbeitszwecke auszubeuten, sondern sie langfristig durch eine neue Bevölkerung der Kolonialnation zu ersetzen.23

Auch die Ansiedlung "Volksdeutscher" und die "Wiedereindeutschungsverfahren" in den ausdrücklich ins Deutsche Reich inkorporierten Ostgebieten kann dementsprechend unter kolonialen Perspektiven analysiert werden. 24



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Eine Interpretation nationalsozialistischer Besatzungsherrschaft in Osteuropa unter kolonialen Vorzeichen ist schon deshalb nahezu unvermeidlich, weil die deutschen Akteure koloniale Begriffe und Deutungsmuster fast inflationär verwendeten, um ihre Tätigkeit und das mittel- bzw. osteuropäische Umfeld zu beschreiben. So bezeichnete der Reichskommissar für die Ukraine, Erich Koch, die Ukrainer oft als "Neger", die bei Fehlverhalten öffentlich ausgepeitscht werden sollten.25 Dementsprechend notierte auch eine ukrainische Frau in ihrem Tagebuch: "Wir sind wie Sklaven. Ich muss oft an das Buch ‚Onkel Toms Hütte‘ denken. Einst haben wir über diese Neger Tränen vergossen, nun erleben wir offensichtlich das Gleiche." Auch die ukrainischen Hilfstruppen der SS, die "Trawniki"-Männer, wurden oft als "Schwarze" oder "Askaris" bezeichnet, in Anlehnung an die farbigen Kolonialtruppen im Ersten Weltkrieg unter dem Kommando des Generals von Lettow-Vorbeck.26 Im annektierten Polen beschrieben die Reichsdeutschen selbst die volksdeutschen Umsiedler in einer Sprache, die den Darstellungen eines kolonialen "Anderen" ähnelte. Ein polnischer Zeuge berichtete, dass Reichsdeutsche die Baltendeutschen häufig als "die dummen Hottentotten" bezeichneten.27

Zwar kann man von keiner größeren Präsenz ehemals deutscher kolonialer Akteure in Osteuropa sprechen, vor allem nicht unter den führenden Vertretern der deutschen Besatzungsmacht, doch sind Personen aus kolonialen Kontexten durchaus auszumachen. So befanden sich zum Beispiel Absolventinnen der "Kolonialen Frauenschule" ebenso im "Osteinsatz" wie Repräsentanten früherer kolonialwirtschaftlicher Unternehmen, die in den Wirtschaftsstäben der Besatzer Dienst taten oder bei der Anlage von Tabakpflanzungen in der Ukraine assistierten.28 Im Generalgouvernement waren zahlreiche Bremer und Hamburger Handelsunternehmen als "Kreisgroßhändler" eingesetzt, die zuvor wirtschaftlich vor allem in Afrika tätig gewesen waren und nicht zuletzt wegen ihrer kolonialen Erfahrungen im besetzten Polen verwendet wurden. In ihren Berichten hoben sie vielfach hervor, dass die "Primitivität Polens sehr stark an Afrika" erinnere.29

Insgesamt lieferte der Kolonialismus offensichtlich ein willkommenes Deutungsarsenal für die Akteure der deutschen Besatzungsmacht im Osten, auch wenn diese – schon wegen ihres oft jungen Alters – über keinerlei koloniale Erfahrungen verfügten. "Kolonisation" verlieh der eigenen Tätigkeit gewissermaßen höhere Weihen als Mission und "Pionieraufgabe" für künftige Generationen, und gleichzeitig legitimierte sie auch die rassistische Hierarchisierung der besetzten Gebiete und das Selbstverständnis als "Herrenmensch".

Neben der deutschen Besatzungsherrschaft im Osten lohnt auch das breite Feld nationalsozialistischer Massengewalt jenseits des Holocaust, um unter der Perspektive kolonialer Kausalitäten und Kontinuitäten analysiert zu werden. Bekanntlich wurzelte die NS-Exklusions- und Vernichtungspolitik nicht allein im Antisemitismus, sondern verfügte über ein deutlich breiteres ideologisches Fundament, zu dem auch die Rassenhygiene und (kolonialer) Rassismus, Antiziganismus und Anti-Slawismus gehörten.

So waren die nationalsozialistischen Konzentrationslager bekanntlich auch Stätten medizinischer Experimente an Häftlingen als "lebendfrischem Material" und ein abschreckendes Beispiel für eine "Medizin ohne Menschlichkeit",30 die auch koloniale Vorläufer hatte. So hatte sich bereits Nobelpreisträger Robert Koch in der Kolonialzeit für die Einrichtung von "Konzentrationslagern" für Kranke ausgesprochen,31 wobei sich die deutsche Kolonialmedizin in ihren Methoden nicht entscheidend von ihren europäischen Pendants unterschied. Neuere Forschungen von Sarah Ehlers zeigen, dass manche Ärzte, die in Deutsch-Ostafrika die Schlafkrankheit erforscht und dabei medizinische Experimente an der indigenen, in Internierungslagern festgehaltenen Bevölkerung durchgeführt hatten, diese Menschenversuche und medizinischen Experimente auch im "Dritten Reich" fortsetzten. Dabei griffen sie nun auf KZ-Häftlinge, partiell auch auf Insassen jüdischer Ghettos zurück.32

Schon länger bekannt sind die Verquickung der Rasseforschung am "Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik" mit den Massenverbrechen in der NS-Zeit, darunter an KZ-Häftlingen sowie Sinti und Roma.33 Dies gilt nicht zuletzt für die kolonialen Bezüge der dort tätigen Wissenschaftler, zum Beispiel des Institutsdirektors Eugen Fischer, der 1913 eine Studie über die "Rehobother Bastards" in Deutsch-Südwestafrika vorgelegt hatte und im Dritten Reich unter anderem für die Zwangssterilisation von Kindern deutscher Frauen und farbiger Besatzungssoldaten mitverantwortlich zeichnete.

Insgesamt dokumentieren die erwähnten Forschungsfelder und Projekte, dass die wissenschaftliche Forschung zu kolonialen Bezügen der NS-Herrschaft voranschreitet und entsprechende Diskussionen seit langem geführt werden, ohne in der weiteren Öffentlichkeit oder in erinnerungskulturellen Deutungskämpfen gebührende Beachtung zu finden. Dabei wird eine unmittelbare Verbindung von Holocaust und Kolonialismus mit guten Gründen eher skeptisch gesehen. Die Fragen nach Kontinuitäten bzw. der Vergleich an sich sind aber kein Tabu, sondern nicht zuletzt im Feld der Holocaust Studies üblich. Darüber hinaus ist kaum zu bestreiten, dass sich der NS-Imperialismus und das breite Feld nationalsozialistischer Massengewalt geradezu aufdrängen, vergleichend und damit auch unter kolonialen Prämissen erforscht und analysiert zu werden.



ANMERKUNGEN



1 "Für eine Entschuldigung sehe ich keinen Anlass", Gespräch mit Felix Klein, DIE ZEIT, Nr. 22/2020 vom 20.5.2020.
2 A. Dirk Moses, Der Katechismus der Deutschen, (21.5.2021), Geschichte der Gegenwart https://geschichtedergegenwart.ch/der-katechismus-der-deutschen/ (aufgerufen am 11.8.2021).
3 Insofern ist auch das Verhältnis von Holocaust-Erinnerung und Erinnerung an Kolonialverbrechen in Großbritannien ungleich problematischer. Siehe zum Beispiel die Beiträge in Tom Lawson/Andy Pearse (Hrsg.), The Palgrave Handbook of Britain and the Holocaust, London 2020.
4 Michael Rothberg, Multidirectional Memory: Remembering the Holocaust in the Age of Decolonization, Stanford 2009, S. 3. Deutsche Ausgabe: Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung, Berlin 2021. Siehe auch https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/341049/multidirektionale-erinnerung
5 "Colonial Paradigms of Violence: Comparative Analysis of the Holocaust, Genocide and Mass Killing", Digitaler Workshop, Zentrum für Holocaust-Studien München/Hugo Valentin Centre, November 11-13, 2020; die Beiträge des Workshops werden 2022 erscheinen: Michelle Gordon/Rachel O’Sullivan (Hrsg.), Colonial Paradigms of Violence. Comparative Analysis of the Holocaust, Genocide and Mass Killing, (European Holocaust Studies, Bd. 3), Göttingen 2022.
6 Raphael Lemkin, Axis Rule in Occupied Europe. Laws of Occupation, Analysis of Government, Proposals for Redress, Clark, NJ, 2008, S. 79.
7 Vgl. A. Dirk Moses, Raphael Lemkin, Culture, and the Concept of Genocide, in: Donald Bloxham/A. Dirk Moses (Hrsg.), The Oxford Handbook of Genocide Studies, Oxford 2010, S. 19-41.
8 Aimé Césaire, Discours sur le colonialisme, 3. Aufl., Paris 1955; Hannah Arendt, The Origins of Totalitarianism, 4. Aufl., New York 1973.
9 Jürgen Zimmerer, Von Windhuk nach Auschwitz? Beiträge zum Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust, Münster 2011; Benjamin Madley, From Africa to Auschwitz: How German South West Africa Incubated Ideas and Methods Adopted and Developed by the Nazis in Eastern Europe, European History Quarterly 35 (2005), Heft 3, S. 429–62; David Olusoga/Casper W. Erichsen, The Kaiser’s Holocaust. Germany’s forgotten Genocide, London 2010. Als historiographischer Überblick über die Debatte siehe Matthew Fitzpatrick, The Pre-History of the Holocaust? The Sonderweg and Historikerstreit Debates and the Abject Colonial Past, Central European History 41 (2008), Heft 3, S. 477–503; Thomas Kühne, Colonialism and the Holocaust: Continuities, Causations, and Complexities, Journal of Genocide Research 15 (2013), Heft 3, S. 339–62.
10 Vgl. Robert Gerwarth/Stephan Malinowski, Der Holocaust als "kolonialer Genozid"? Geschichte und Gesellschaft 33 (2007), S. 439-466; Dies., Hannah Arendt’s Ghosts. Reflections on the Disputable Path from Windhoek to Auschwitz, Central European History 42 (2009), Heft 2, S. 279–300; Birthe Kundrus, Von den Herero zum Holocaust? Einige Bemerkungen zur aktuellen Debatte, Mittelweg 36, 14 (2005), Heft 4, S. 82-91; Dies., Kolonialismus. Imperialismus. Nationalsozialismus? Chancen und Grenzen eines neuen Paradigmas, in: Claudia Kraft/Alf Lüdtke/Jürgen Martschukat (Hrsg.), Kolonialgeschichten. Regionale Perspektiven auf ein globales Phänomen, Frankfurt am Main 2010, S. 187-210; Pascal Grosse, What does German Colonialism have to do with National Socialism? A conceptual framework, in: Eric Ames u.a. (Hrsg.), Germany’s Colonial Pasts, Lincoln 2005, S. 115-134. Zur Kritik vorschneller Analogiebildungen zwischen Holocaust und Kolonialismus siehe Steffen Klävers, Decolonizing Auschwitz? Komparativ-postkoloniale Ansätze in der Holocaustforschung, Berlin, 2019.
11 So Heinrich Himmler in seiner Rede in Posen am 6.10.1943 vor den Reichs- und Gauleitern der NSDAP, zit. nach Bradley F. Smith, Agnes F. Peterson (Hrsg.), Heinrich Himmler. Geheimreden 1933–1945, Frankfurt am Main 1974, S. 169f.
12 Vgl. Cornelia Essner, Von Windhuk nach Nürnberg: Zur Frage der kolonialen Kontinuität, in Magnus Brechtken u.a. (Hrsg.), Die Nürnberger Gesetze – 80 Jahre danach. Vorgeschichte, Entstehung, Auswirkungen, Göttingen 2017, S.25-36. "Der völkische Antisemitismus mit seinem Blutaberglauben, der mit den Nürnberger Gesetzen zur Staatsdoktrin wurde, bedurfte nicht einer kolonialen Vorübung, um seine Kraft zu entfalten." (Ebd., S. 35).
13 Vgl. Andrea Löw, "Ein Verbrechen, das mit nichts zu vergleichen ist". Der Ursprung der Debatte um die Singularität des Holocaust, in: Fritz Bauer Institut/Sybille Steinbacher (Hrsg.), Holocaust und Völkermorde. Die Reichweite des Vergleichs, Frankfurt am Main 2012, S. 125-143, Zitat S. 132 (Tagebucheintrag von Abraham Lewin im Warschauer Ghetto am 28.8.1942).
14 ] Karen Peter (Bearb.), NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Edition und Dokumentation, München 2001, Bd. 7: 1939, , Teil 2, Nr. 2252, S. 678. "Es wurde der Wunsch des Führers wiederholt, den Begriff ‚Drittes Reich‘ nicht mehr zu verwenden."
15 Vgl. dazu demnächst Frank Bajohr, Atemlos in die Ewigkeit. Nationalsozialismus, in: Elke Seefried (Hrsg.), Politische Zukünfte im 20. Jahrhundert. Parteien, Bewegungen, Umbrüche, Frankfurt/New York (erscheint 2022).
16 Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition, hrsg. von Christian Hartmann u.a. im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, Bd. II, München 2016, S. 1657.
17 Karsten Linne, Deutschland jenseits des Äquators? Die NS-Kolonialplanungen für Afrika, Berlin 2008.
18 Shelley Baranowski, Nazi Empire. German Colonialism and Imperialism from Bismarck to Hitler, New York 2011; Dirk van Laak, Über alles in der Welt. Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert, München 2005.
19 Mark Mazower, Hitler’s Empire. Nazi Rule in Occupied Europe, London 2008
20 Wendy Lower, Nazi Empire-Building and the Holocaust in Ukraine, Chapel Hill 2005. In diesem Sinne argumentiert auch David Bruce Furber II, Going East. Colonialism and German Life in Nazi-Occupied Poland, Diss., University of Buffalo 2003.
21 Dieter Pohl, Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941-1944. Organisation und Durchführung eines staatlichen Massenverbrechens, München 1997, S. 94.
22 Vgl. Mechtild Rössler/Sabine Schleiermacher, Der "Generalplan Ost". Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik, Berlin 1993; Isabel Heinemann, Wissenschaft und Homogenisierungsplanungen für Osteuropa. Konrad Meyer, der "Generalplan Ost" und die Deutsche Forschungsgemeinschaft, in: Dies./Patrick Wagner (Hrsg.), Wissenschaft-Planung-Vertreibung. Neuordnungskonzepte und Umsiedlungspolitik im 20. Jahrhundert, Stuttgart 2006, S. 45-72.
23 Lorenzo Veracini, Introduction: Settler Colonialism as a Distinct Mode of Domination, in: Edvard Cavanagh/Lorenzo Veracini (Hrsg.), The Routledge Handbook of the History of Settler Colonialism, London 2017, S. 3–5. Im Hinblick auf die ethnischen Säuberungen und Ansiedlungspolitik der Nationalsozialisten in Osteuropa hat Carroll P. Kakel argumentiert, dass diese vor allem vom amerikanischen Settler Colonialism inspiriert gewesen seien. Vgl. Carroll P. Kakel, The American West and the Nazi East: A Comparative and Interpretative Perspective, New York 2011; Ders., Patterns and Crimes of Empire: Comparative Perspectives on Fascist and Non-Fascist Extermination, The Journal of Holocaust Research 33 (2019), Heft 1, S. 4-21. Caroline Elkins und Susan Pederson haben zum Beispiel die Expansion NS-Deutschlands nach Osteuropa in eine vergleichende Analyse kolonialer Siedlungsprojekte integriert und mit der japanischen Expansion nach China, Taiwan und Korea in Beziehung gesetzt: als Versuch, eine internationale Machtstellung und regionale Hegemonie durch territoriale Eroberungen und den Einsatz von Siedlern zu verwirklichen. Caroline Elkins and Susan Pederson, Settler Colonialism: A Concept and Its Uses, in: Dies. (Hrsg.), Settler Colonialism in the Twentieth Century: Projects, Practices, Legacies, New York 2005. Siehe auch den Beitrag von Elizabeth Harvey im selben Band: Elizabeth Harvey, Management and Manipulation: Nazi Settlement Planners and Ethnic German Settlers in Occupied Poland, S. 95-112.
24 Siehe Bradley J. Nichols, The Hunt for Lost Blood: Nazi Germanization Policy in Occupied Europe, (PhD Diss., University of Tennessee, 2016); Ders., The Re-Germanization Procedure: A Domestic Model for Nazi Empire-Building, German Historical Institute Bulletin 62 (2018), S. 69-91; Rachel O’Sullivan, Integration and Division: Nazi Germany and the ‘Colonial Other’ in annexed Poland, Journal of Genocide Research 22 (2020), Heft 4, S. 437–58; Gerhard Wolf, Ideologie und Herrschaftsrationalität. Nationalsozialistische Germanisierungspolitik im besetzten Polen, Hamburg 2012; Ders., Negotiating Germanness. National Socialist Germanization Policy in the Wartheland, Journal of Genocide Research 19 (2017), Heft 2, S. 214-239.
25 Dieses und das folgende Zitat (übersetzt) nach Lower, Nazi Empire-Building, S. 109f.
26 Thomas Sandkühler, Das Fußvolk der "Endlösung". Nichtdeutsche Täter und die europäische Dimension des Völkermords, Darmstadt 2020, S. 73.
27 Andrzej Sakson, Polnische Zeitzeugen berichten, in: Eckhart Neander/Andrzej Sakson (Hrsg.), Umgesiedelt – Vertrieben: Deutschbalten und Polen 1939–1945 im Warthegau, Marburg, 2010, S. 27.
28 Karsten Linne, Rendsburg. Zwischen Afrika-Träumereien und "Osteinsatz". Die Koloniale Frauenschule, in: Ulrich van der Heyden/ Joachim Zeller (Hrsg.), Kolonialismus hierzulande. Eine Spurensuche in Deutschland. Erfurt 2007, S. 131-136; Linne, Deutschland, S. 148. Zu Parallelen zwischen der Ausbildung in der kolonialen Frauenschule und den Aufgaben der deutschen Frauen im Osteinsatz siehe Rachel O'Sullivan, The German Mission in Africa and Poland: Women, expansion, and colonial training during the Third Reich, Journal of Colonialism and Colonial History 22 (2021), Heft 2, Externer Link: https://muse.jhu.edu/article/801556
29 Zur Tätigkeit hanseatischer Unternehmen im Generalgouvernement bereitet Felix Matheis derzeit eine Dissertation vor. zum Zitat siehe "Man will davon immer noch nichts wissen". Interview Petra Schellen mit Felix Matheis, TAZ Nord, 17.8.2021; Vgl. auch Karsten Linne, Afrikafirmen im "Osteinsatz", in: 1999 16 (2001), S. 49-90.
30 Alexander Mitscherlich/Fred Mielke, Medizin ohne Menschlichkeit. Dokumente des Nürnberger Ärzteprozesses, Frankfurt am Main 1960.
31 Manuela Bauche, Robert Koch, die Schlafkrankheit und Menschenexperimente im kolonialen Ostafrika (2006), Externer Link: https://www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/robertkoch.htm (abgerufen am 31. August 2021).
32 Siehe Sarah Ehlers, Disease Control and Human Experimentation: Networks, Practices and Biographical Pathways from Colonial Medicine to Nazi Germany, in: Gordon/O’Sullivan (Hrsg.), Colonial Paradigms (erscheint 2022). Zur Schlafkrankheit siehe Sarah Ehlers, Europa und die Schlafkrankheit. Koloniale Seuchenbekämpfung, europäische Identitäten und moderne Medizin 1890-1950, Göttingen 2019.
33 Carola Sachse (Hrsg.), Die Verbindung nach Auschwitz. Biowissenschaften und Menschenversuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten. Dokumentation eines Symposiums. (Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 6.), Göttingen 2003; Hans-Walter Schmuhl, Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945. (Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 9). Wallstein-Verlag, Göttingen 2004.



Die Autoren

Frank Bajohr und Rachel O'Sullivan

          


Prof. Dr. Frank Bajohr ist wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte, München, und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des Holocaust und der NS-Zeit; Geschichte des Antisemitismus; Deutsche Zeitgeschichte; Eliten im 20. Jahrhundert; Geschichte des Tourismus

Dr. Rachel O'Sullivan ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. 2019 hat sie in Geschichte promoviert an der University of Edinburgh, Schottland. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kolonialismus und Nationalsozialismus.





Obiger Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 4.0 - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International" veröffentlicht. Autoren/-innen: Frank Bajohr, Rachel O’Sullivan für bpb.de



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