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Online-Extra Nr. 200


Die Juden in Hebels Kalendergeschichten

HANS MAASS

TEIL 2



3.2 Die nötige Gewitztheit

Überlebensstrategien
Wenn man ständig vor Gemeinheiten der bürgerlichen Gesellschaft auf der Hut sein muss, entwickelt man auch Eigenschaften, die als Überlebensstrategie unerlässlich sind, auch wenn sie von der Mehrheitsgesellschaft weder verstanden noch gebilligt, sondern den Juden als schlechte Charaktereigenschaften vorgehalten werden. Die Fülle von jüdischen Witzen, die es gibt, sind Zeichen solcher Überlebensstrategien.

Auch Hebel kennt Anekdoten dieser Art. Dies zeigt die folgende Erzählung

 a. Gleiches mit Gleichem35 
Auch in dieser Erzählung geht es um Tierhandel; Partner eines jüdischen Vieh-händlers ist diesmal ein Pfarrer, der sich offensichtlich berechtigt fühlt, im Rahmen der Legalität zum Nachteil des Juden zu handeln, und außerdem sich dadurch sogar Hoffnung auf eine Konversion des Juden macht:


„Der geistliche Herr von Trudenbach stand eines Nachmittags am Fenster. Da ging mit seinem Zwerchsack der Jud von Brassenheim vorbei. „Nausel“, 36  rief ihm der geistliche Herr, „wenn du mir zu meinem Ross einen guten Käufer weißt, zwanzig Dublonen ist es wert, so bekommst du …“ – „Na, was bekomm ich?“ – „Einen Sack Haber.“ – Es vergingen aber drei Wochen, bis der Jud den rechten Liebhaber fand, der nämlich sechs Dublonen mehr dafür bezahlte, als es wert war. Und unterdessen stieg der Preis des Habers schnell auf das Doppelte, weil die Franzosen überall aufkauften; damals kauften sie noch. Also gab der geistliche Herr dem Juden statt eines ganzen Sackes voll einen halben. ›Vielleicht bekehr ich ihn‹, dachte er, | ›wenn er sieht, dass wir auch gerecht sind in Handel und Wandel.‹
 Das war nun zu nehmen, wie man wollte. Der Jud nahms aber für recht und billig. ›Wart nur Gallech‹37 , dachte er, ›du kommst mir wieder.‹
 Nach Jahresfrist stand der geistliche Herr von Trudenbach am Fenster, und der Jud von Brassenheim ging durch das Dorf. „Nausel“, rief ihm der geistliche Herr, „wenn du mir zu meinen zwei fetten Ochsen …“ – „Na, was bekomm ich, wenn ich Euch einen guten Käufer schaffe?“ – „Zwei große Taler.“
 Jetzt ging der Jud zu einem verunglückten Metzger, der schon lange kein Messer mehr führt, weil alles gut tut nur, solange es mag, zum Beispiel das Schuldigbleiben. Endlich sagte er zu seinen zwei letzten Kunden: „Ich weiß nicht, ich bin seit einiger Zeit so weichmütig, dass ich gar kein Blut mehr sehen kann“, und schloss die Metzig zu. Seitdem heißt er zum Übernamen der Metzger Blutscheu und nährte sich wie der Zirkelschmied von kleinen Künsten und Projekten, wie wirklich eins im Werk ist. Denn an ihm suchte und fand der Jud seinen Mann und sagte ihm, was zu fangen sei und auf welche Art. Nach zwei Tagen kamen die beiden zu dem geistlichen Herrn. Aber wie war der Metzger ausstaffiert? In einem halbneuen, brauntüchenen Rock in langen, schön gestreiften Beinkleidern von Barchent, um den Leib eine leere Geldgurt, am Finger einen lotschweren silbernen Ring, ein dito Herz im Hemd unter dem scharlachenen Brusttuch, hinter sich her einen wohlgenährten Hund, alles auf des Juden Bürgschaft zusammengeborgt, nichts sein eigen als das rote Gesicht. Die Ochsen wurden kunstmäßig umgangen, betastet, mit den Augen gewogen und wie mit einer Klafterschnur gemessen. – „Na, wie jauker?“ – „Zwanzig Dublonen.“ – „Siebzehn!“ – „Herr Adlerwirt“, sagte der Jud, „macht neunzehn draus, Ihr verkauft Euch nicht.“ – „Die | Ochsen sind brav“, sagte der Blutscheu; „wenn ichs zwei Stunden früher gewusst hätte, als meine Gurt noch voll war, dass ich sie alsogleich fassen könnte, so wären sie mir ein paar Dublonen mehr wert. Aber am Freitag hol ich sie für achtzehn“, und zog den ledernen Beutel aus, als wenn er etwas draufgeben wollte. Unterdessen flüsterte der Jude dem geistlichen Herrn etwas in das Ohr, und „wenn Ihr für die Jungfer Köchin zwei große Taler in den Kauf geben wolltet“, sprach er dem Metzger zu, „so könnt Ihr die Ochsen alsogleich mitnehmen für neunzehn. Ihr seid ein Ehrenmann, und der Herr Dechant ist auch so einer. Am Freitag bringt Ihr ihm das Geld.“ Der Kauf war richtig, zwei große Taler gingen auf die Hand. „Herr Adlerwirt“, sagte der Jud, „Ihr habt einen guten Handel gemacht.“
 Also trieb der Blutscheu die schöne fette Beute fort. Die meisten geneigten Leser aber werden bereits merken, dass der Herr Dechant sein Geld am Freitag noch nicht bekam. Eines Nachmittags, nach vier Wochen oder nach sechs, stand der geistliche Herr von Trudenbach am Fenster, und der Jud ging durch das Dorf. „Nausel“, rief der geistliche Herr ihm zu, „wo bleibt der Adlerwirt? Ich habe mein Geld noch nicht.“ – „Na, wo wird er bleiben“, sagte der Nausel. „Er wird warten, bis eine Dublone das Doppelte gilt, alsdann bringt er Euch statt neunzehn neun und eine halbe. Verliert Ihr etwas dabei? Hab ich vor einem Jahr an meinem Haber etwas verloren?
 Da ging dem Dechant ein Licht auf.
 Das Artigste an dieser ganzen Geschichte ist die Wahrheit. Der Jud hat es nachgehends selber erzählt und gerühmt, wie ehrlich der Metzger an dem Scheideweg im Wald mit ihm geteilt habe. „Was er getan hat“, sagte er, „den schönsten hat er für sich behalten und mir den geringeren gegeben.“


Vorteilhafte Rechenkunst
Wenn Hebel als das „Artigste an dieser ganzen Geschichte“ die Wahrheit bezeichnet, weiß er, dass dieser Handel auf beiden Seiten nicht ganz koscher ist; aber es wird „Gleiches mit Gleichem“ vergolten. Die Rechnung stimmt zwar nominell, wenn man nur den jeweiligen Geldwert und nicht das Datum der Ver-einbarung in Betracht zieht: Denn wenn mittlerweile der Hafer das Doppelte kostete, erhielt der Jude tatsächlich Hafer im vereinbarten Wert, hatte also keinen Verlust. Umgekehrt: wenn der Wert eines Doppeltalers (Dublone) auf das Doppelte gestiegen war, erhielt der Pfarrer tatsächlich den vereinbarten Wert, auch wenn er nur eine halb so große Summe erhielt.

Warum muss ein Jude als Beispiel dienen?
Im Grunde verhalten sich beide wie die Hedgefonds38  unserer Tage. Auch sie spekulieren auf die Preisentwicklung von Aktien und Währungen. Wo diese „Casino-Mentalität“ hinführt, haben wir in der großen Wirtschaftskrise der beiden letzten Jahre erlebt. Formal ist alles rechtens; dennoch spürt Hebel, dass bei dieser Rechnung etwas nicht aufgeht; denn bei pünktlicher Zahlung bzw. voller Erstattung der vereinbarten Sachleistung (ein Sack Hafer), hätte der Gewinn auf der Seite des Empfängers gelegen, so liegt er auf der Seite des trickreichen Verkäufers bzw. Vermittlers. Entsprechendes gilt andererseits beim Viehverkauf.

Im Grunde hat Hebel mit dieser Erzählung einen anschaulichen Beitrag zur Wirtschaftskunde geliefert; diese Belehrung geschah allerdings wieder auf Kosten eines Juden, außerdem eines Pfarrers. Erinnern wir uns an die beiden obersten Stufen der „Ständetreppe“!

 b. Der wohlbezahlte Spaßvogel39  

Schlagfertigkeit als Gegenwehr und Überlebensstrategie
Um Gewitztheit geht es auch in dieser Erzählung, in der zwar Betrügereien keine Rolle spielen, wohl aber die Verachtung bzw. Verächtlichmachung des Gegenübers:


 Wie man in den Wald schreit, so schreit es wieder heraus. Ein Spaßvogel wollte in den neunziger Jahren einen Juden in Frankfurt zum besten haben. Er sprach also zu ihm: „Weißt du auch, Mauschel, dass in Zukunft die Juden in ganz Frankreich auf Eseln reiten müssen?“ Dem hat der Jude also geantwortet: „Wenn das ist, artiger Herr, so wollen wir beide auf dem deutschen Boden bleiben, wenn schon Ihr kein Jude seid.“


Schlagfertigkeit und Kombinationsgabe sind hier die bestimmenden Elemente, die Schlagfertigkeit des Juden und die Fähigkeit des Lesers zu verstehen, was mit der Bemerkung, „wenn schon Ihr kein Jude seid“, gemeint ist, es kann sich nur um die Andeutung handeln, dass der vermeintliche „Spaßvogel“ ein Esel ist. Gesagt wird dies allerdings nicht. Solche Wortspiele und Anspielungen sind ebenfalls ein Beispiel für jüdische Überlebensstrategie, und man hat den Eindruck, Hebel erzähle diese Anekdote mit einer gewissen Sympathie für diesen schlauen Juden, entspricht doch sowohl die sprachliche Gestaltung als auch die daraus sprechende Schalkhaftigkeit einer solchen Deutung. Es kann durchaus sein, dass diese Art des Denkens und Argumentierens auf die gebildeten Bürger des 19. Jh. Eindruck machte und bei allen sonstigen Vorbehalten Anerkennung fand.

 c. Kurze Station40 

Anerkennung oder stiller Vorwurf?
Scheinbar gewitzt ist auch der Jude in dieser Geschichte; sie ist jedoch im Grunde ein irreales Rechenexempel, mit dem die Gewitztheit der Leser auf die Probe gestellt wird, ob sie den Denkfehler entdecken. Warum dieses Exempel an einem Juden bewiesen werden muss, lässt sich entweder mit der angeblich typisch jüdischen Eigenschaft erklären, um jeden Preis Vorteile aus einer Sache herauszuschlagen. Damit erhielte die Erzählung einen antijüdischen Unterton. Es könnte aber auch sein, dass aus der Anekdote Bewunderung spricht.


 „Der Postmeister sagte zu einem Juden, der mit zwei Pferden auf die Station auffuhr: »Von hier aus müsst Ihr drei nehmen. Es geht bergauf, und die Straße ist frisch überführt. Dafür seid Ihr in drei Stunden an Ort und Stelle.« Der Jud fragte: »Wie bald bin ich an Ort und Stelle, wenn ich vier nehme?« – »In zwei Stunden.« – »Und wenn ich sechs nehme?« – »In einer Stunde.« – »Wisst Ihr was«, sagte endlich der Jude, »spannt acht an, so brauche ich gar nicht abstatt zu fahren!«


Jeder weiß, dass diese Rechnung nicht aufgeht; man lacht also über die jüdische Schlauheit, die – wäre sie ernst gemeint – aber ein Zeichen von Dummheit wäre. Will der Jude mit seiner rabulistischen Denkweise den Postmeister prüfen, ob er den Denkfehler entdeckt, oder der „Hausfreund“ seine Leser?

 d. Drei Worte41   und Einträglicher Rätselhandel42 

Diese beiden Erzählungen kann man unterschiedlich lesen. Sie sind Belege für jüdische Gewitztheit, aber auch für zwar formal korrekten, dennoch nicht ganz ehrlichen Umgang mit dem Gegenüber.

Wörtlich genommen – ein Aufmerksamkeitstest
Die erste handelt in der einst bedeutenden jüdischen Gemeinde in Endingen in der Schweiz. 43 


 „Ein Jude in Endingen im Wirtshaus erblickte einen Kaufherrn, der ihm bekannt vorkam. »Seid ihr nicht einer von den graußmütigen Herrn, dass ich hab die Gnad gehabt, mit ihnen von Basel nach Schalampi44  zu fahren auf dem Wasser.« Der Gersauer Kaufherr, er war von Gersau, sagte: »Hast du unterdessen nichts neues ausspintisiert, Reisekamerad?« Der Jud antwortet: »Habt Ihr gute Geschäfte gemacht auf der Messe? Wenn ihr gute Geschäfte gemacht habt, – um einen Sechsbätzner, Ihr könnt mir drei Worte nicht nachsagen.« Der Gersauer dachte: ›Ein paar Franken hin oder her.‹ »Lass hören!« Der Jud sagte: »Messerschmied«. Der Gersauer: »Messerschmied.« – »Dudelsack« – »Dudelsack«. Da schmunzelte der Jude und sagte: »Falsch!« – Da dachte der Gersauer hin und her, wo er könnte gefehlt haben. Aber der Jude zog eine Kreide aus der Tasche und machte damit einen Strich. »Einmal gewonnen.« – »Noch einmal!« sagte der Kaufherr. Der Jud sagte: »Baumöl.« Der Kaufherr: »Baumöl.« – »Rotgerber“ – »Rotgerber.« Da schmunzelte der Hebräer abermal und sagte: »Falsch«, und so trieben sies zum sechsten Mal. Als sies zum sechsten Mal so getrieben hatten, sagte der Kaufherr: »Nun will ich dich bezahlen, wenn du mich überzeugen kannst, wo ich gefehlt habe.« Der Jude sagte: »Ihr habt mir das dritte Wort nie nachgesprochen. ›Falsch‹ | war das dritte Wort, das habt Ihr mir nie nachgesprochen«, und also war die Wette gewonnen.“


Vermutlich wurde mit diesem oder einem ähnlichen Scherz schon mancher aufs Glatteis geführt – ohne Geldwette; es ist im Grunde ein Aufmerksamkeitstest, der eher die Gewitztheit des Gegenübers testet. Wahrscheinlich gilt auch für diese Anekdote, was Hebel im Vorwort seines Schatzkästleins über sein Material äußert: 


 „»Der geneigte Leser« wird sich erinnern Einiges auch schon anderswo gelesen oder gehört zu haben“; von dieser „Allmende oder Gemeinwiese“ des Volkswissens hat „sie der Verfasser selbst gepflückt. Doch ließ er‘s nicht beim bloßen Abschreiben bewenden, sondern bemühte sich, diesen Kindern des Scherzes und der Laune auch ein nettes und lustiges Röcklein umzuhängen“.


M.a.W. die humorvollen Pointierungen stammen mitunter von J.P. Hebel, nicht aus der Tradition. Die Logik der Erzählung lebt nicht davon, dass der Rätselstel-ler ein Jude ist. Die Zuspitzung auf einen mit diesem Rätsel Gewinn machenden Juden stammt daher wohl von Hebel; darauf verweisen die lokalen Verortungen in Endingen und Gersau. Selbst wenn sie schon in der Überlieferung vorhanden gewesen sein sollten, wären sie eine unnötige Charakterisierung eines „typi-schen“ Juden, der von vornherein die Absicht hat, sein Gegenüber hereinzulegen. Hat man Juden damals tatsächlich so erlebt oder sie mit solchen Geschichten diffamieren wollen?

Gezielte Gaunerei, die man nicht belangen kann
Noch deutlicher kommt dieser angeblich jüdische Charakterzug im „einträgli-chen Rätselhandel“ zum Tragen. Entsprechend damals allgemeiner gesellschaftlicher Einschätzung der Juden wird dieses Verhalten wohl als „typisch jüdisch“ empfunden worden sein; aber die Logik der Erzählung wäre nicht weniger schlüssig, wenn Hebel statt des Wortes „Jude“ eine andere Bezeichnung gewählt hätte, etwa „Landstreicher“ oder „Gauner“ oder dergleichen. Warum dichtet Hebel diese Begebenheit einem Juden an? Ist er selbst davon überzeugt, dass Juden so sind, oder will er damit alle Juden als Gauner diffamieren? Denn, so wird bereits im dritten Satz deutlich, dass dieser Fahrgast zum Zeitpunkt des Reiseantritts noch nicht über das vereinbarte Fahrgeld verfügt, also darauf angewiesen ist, sich dieses (durch einen Taschenspielertrick) während der Fahrt zu verdienen. Ob er bei Reiseantritt schon wusste, wie er dies anpacken wollte, lässt die Erzählung offen.


 Von Basel fuhren elf Personen in einem Schiff, das mit allen Kommlichkeiten versehen war, den Rhein hinab. Ein Jude, der nach Schalampi wollte, bekam die Erlaubnis, sich in einen Winkel zu setzen und auch mitzufahren, wenn er sich gut aufführen und dem Schiffer achtzehn Kreuzer Trinkgeld geben wolle. Nun klingelte es zwar, wenn der Jude an die Tasche schlug, allein es war doch nur noch ein Dreibatzenstück darin; denn das andere war ein messingener Knopf. Dessenungeachtet nahm er die Erlaubnis dankbar an. Denn er dachte: ›Auf dem Wasser wird sich auch noch etwas erwerben lassen. Es ist ja schon mancher auf dem Rhein reich worden.‹ Im Anfang und von dem Wirtshaus »Zum Kopf« weg war man sehr gesprächig und lustig, und der Jude in seinem Winkel und mit seinem Zwerchsack an der Achsel, den er ja nicht ablegte, musste viel leiden, wie mans manchmal diesen Leuten macht und versündigt sich daran. Als sie aber schon weit an Hüningen und an der Schusterinsel vorbei waren und an Märkt und an dem Isteiner Klotz und Sankt Veit vorbei, wurde einer nach dem andern stille und gähnten und schauten den langen Rhein hinunter, bis wieder einer anfing: »Mauschel«, fing er an, »weißt du nichts, dass uns die Zeit vergeht? Deine Väter müssen doch auf allerlei gedacht haben in der langen Wüste.« – ›Jetzt‹, dachte der Jude, ›ist es Zeit, das Schäflein zu scheren‹, und schlug vor, man sollte sich in der Reihe herum allerlei kuriose Fragen vorlegen, und er wolle mit Erlaubnis auch mithalten. »Wer sie nicht beantworten kann, soll dem Aufgeber ein | Zwölfkreuzerstück bezahlen; wer sie gut beantwortet, soll einen Zwölfer bekommen.« Das war der ganzen Gesellschaft recht, und weil sie sich an der Dummheit oder an dem Witz des Juden zu belustigen hofften, fragte jeder in den Tag  hinein, was ihm einfiel. So fragte zum Beispiel der erste: »Wieviel weichgesottene Eier konnte der Riese Goliath nüchtern essen?« – Alle sagten, das sei nicht zu erraten, und bezahlten einen Zwölfer. Aber der Jude sagte: »Eins, denn wer ein Ei gegessen hat, isst das zweite nimmer nüchtern.« Der Zwölfer war gewonnen.
 Der andere dachte: ›Wart, Jude, ich will dich aus dem Neuen Testament fragen, so soll mir dein Dreibätzner nicht entgehen.‹ – »Warum hat der Apostel Paulus den zweiten Brief an die Korinther geschrieben?« Der Jud sagte: »Er wird nicht bei ihnen gewesen sein, sonst hätt ers ihnen mündlich sagen können.« Wieder ein Zwölfer.
 Als der dritte sah, dass der Jude in der Bibel so gut beschlagen sei, fing ers auf eine andere Art an: »Wer zieht sein Geschäft in die Länge und wird doch zu rechter Zeit fertig?« Der Jud sagte: »Der Seiler, wenn er fleißig ist.« Der vierte: »Wer bekommt noch Geld dazu und lässt sich bezahlen, wenn er den Leuten etwas weismacht?« Der Jud sagte: »Der Bleicher.«
 Unterdessen näherte man sich einem Dorf, und einer sagte: »Das ist Bamlach.« Da fragte der fünfte: »In welchem Monat essen die Bamlacher am wenigsten?« Der Jud sagte. »Im Hornung, denn der hat nur achtundzwanzig Tage.«
 Der sechste sagt: »Es sind zwei leibliche Brüder, und doch ist nur einer davon mein Vetter.« Der Jud sagte: »Der Vetter ist Eures Vaters Bruder. Euer Vater ist nicht Euer Vetter.«
 Ein Fisch schnellte in die Höhe, so fragt der siebente: »Welche Fische haben die Augen am nächsten beisammen?« Der Jud sagte: »Die kleinsten.« |
 Der achte fragt: »Wie kann einer zur Sommerszeit im Schatten von Bern nach Basel reiten, wenn auch die Sonne noch so heiß scheint?« Der Jud sagt:  »Wo kein Schatten ist, muss er absteigen und zu Fuße gehn.«
 Fragt der neunte: »Wenn einer im Winter von Basel nach Bern reitet und hat die Handschuhe vergessen,  wie muss ers angreifen,  dass es ihn nicht an  die Hand  friert?« Der Jud sagt: »Er muss aus der Hand eine Faust machen.«
 Fragt der zehnte: »Warum schlüpfet der Küfer in die Fässer?« Der Jud sagt: »Wenn die Fässer Türen hätten, könnte er aufrecht hineingehen.«
 Nun war noch der elfte übrig. Dieser fragte: »Wie können fünf Personen fünf Eier teilen, also dass jeder eins bekomme, und doch eins in der Schüssel bleibe?« Der Jud sagte: »Der letzte muss die Schüssel samt dem Ei nehmen, dann kann er es darin liegen lassen, solang er will.«
 Jetzt war die Reihe an ihm  selber, und nun dachte er erst einen guten Fang zu machen. Mit viel Komplimenten und spitzbübischer Freundlichkeit fragte er: »Wie kann man zwei Forellen in drei Pfannen backen, also dass in jeder Pfanne eine Forelle liege?« Das brachte abermal keiner heraus, und einer nach dem andern gab dem Hebräer seinen Zwölfer.
 Der Hausfreund hätte das Herz, allen seinen Lesern, von Mailand bis Kopenhagen, die nämliche Frage aufzugeben und wollte ein hübsches Stück Geld daran verdienen, mehr als am Kalender selber, der ihm nicht viel einträgt. Denn als die elfe verlangten, er solle ihnen für ihr Geld das Rätsel auch auflösen, wand er sich lange bedenklich hin und her, zuckte die Achseln, drehte die Augen. »Ich bin ein armer Jüd«, sagte er endlich. Die andern sagten: »Was sollen diese Prä-ambeln? Heraus mit dem Rätsel!« – »Nichts für ungut!« war die Antwort, »dass ich gar ein armer Jüd bin.« – Endlich nach vielem Zureden, dass er die Auflösung nur heraussagen sollte, sie | wollten ihm nichts daran übelnehmen, griff er in die Tasche, nahm einen von seinen gewonnenen Zwölfern heraus, legte ihn auf das Tischlein, so im Schiffe war, und sagte: »Dass ichs auch nicht weiß. Hier ist mein Zwölfer!«
 Als das die andern hörten, machten sie zwar große Augen und meinten, so seis nicht gewettet. Weil sie aber doch das Lachen selber nicht verbeißen konnten und waren reiche und gute Leute, und der hebräische Reisegefährte hatte ihnen von Klein-Kems bis nach Schalampi die Zeit verkürzt, so ließen sie es gelten, und der Jud hat aus dem Schiff getragen – das soll mir ein fleißiger Schüler im Kopf ausrechnen: wieviel Gulden und Kreuzer hat der Jude aus dem Schiff getragen? Einen Zwölfer und einen mesingenen Knopf hatte er schon. Elf Zwölfer hat er mit Erraten gewonnen, elf mit seinem eigenen Rätsel,  einen hat er zurückbezahlt  und dem Schiffer achtzehn Kreuzer Trinkgeld entrichtet.


Erzählerische und pädagogische Meistererzählung
Die Geschichte ist in jeder Hinsicht meisterhaft erzählt; aber grade darin liegt auch das Verfängliche! Hebel versteht es, einen ganzen Kranz von Scherzfragen so zusammenzufügen, dass der Leser auf die Lösung gespannt ist oder sich freut, wenn er sie bereits kennt oder nach einigem scharfsinnigen Nachdenken selbst findet. Ebenso versteht es Hebel, durch eingestreute Ortsangaben einen Eindruck von der Dauer der Schiffsreise zu vermitteln. Ortskundige können diese Angaben gut in zeitliche Ausmaße umsetzen.

Der Pädagoge Hebel verknüpft damit zugleich eine Rechenaufgabe, deren Lösung uns schwerer fallen dürfte als seinen Zeitgenossen, weil uns die Währungsbezeichnungen nicht vertraut sind. Sie waren aber auch für seine Zeitgenossen nicht ohne Haken; denn auch sie mussten die verschiedenen Währungen umrechnen.

Antijüdische Spitzen
Andererseits wird die Rolle dieses Juden entsprechend der gesellschaftlichen Einschätzung der Juden in jener Zeit dargestellt: Der Jude muss sich in einen Winkel setzen, 45  er wird ausdrücklich aufgefordert, sich anständig zu benehmen – wenn man es überlegt: eigentlich eine Unverschämtheit – auch wenn Hebel einräumt, dass man sich mit dieser Verachtung der Juden „versündigt“. Dass dieser bei Reiseantritt das Fahrgeld noch nicht besitzt, sich aber dennoch auf den Fahrpreis einlässt, ist eigentlich Betrug, die Überlegung, auf dem Wasser ein entsprechendes Geschäft machen zu können, klassifiziert nicht nur diesen Juden als typischen jüdischen Geschäftemacher, dem man „spitzbübische Freundlichkeit“ bescheinigt. Auch das mitleidheischende „Ich bin ein armer Jüd“ dürfte Erfahrungen im Umgang mit Juden entsprechen. Dass dieser Jude „Mauschel“ genannt wird, ist zwar eine typisch aschkenasische Koseform von Mose, erweckt aber sofort die Assoziation an „mauscheln“, womit eben umgangssprachlich angeblich „typisch jüdische“, undurchsichtige Geschäfte bezeichnet werden.

Wie mögen Hebels Leser auf diese meisterhafte Erzählung reagiert haben? Werden sie – was zu erwarten ist – im Stillen gesagt haben: Ja, so sind sie, die Juden? Und wie reagieren wir? Steiger liest diese Erzählung völlig unkritisch als Beispiel einer  „Lachgemeinschaft“ zwischen Christen und Juden. 46  Daher kann er sie auch als Hebels Beitrag zur Judenemanzipation verstehen. 47  Ich kann mich dieser positiven Deutung nicht anschließen; denn die negativen Farben, in denen der Jude in dieser Geschichte gezeichnet wird, überwiegen.

Steiger gibt in seinem Aufsatz von 1998 als „Vorausmitteilung der Hebel-Edition, Adrian Braunbehrens“ eine Erzählung wieder, die keine Aufnahme in den Hausfreund gefunden hat, 48  weil zu vermuten ist, „dass Hebel diese Geschichte nach ihrer Erstveröffentlichung nicht für den Abdruck im prominenten Abdruck des ›Hausfreundes‹, der einen größeren Leserkreis erreichte, vorgesehen hat, weil ihm aus einigem Abstand heraus bewusst geworden sein mag, dass diese Geschichte nicht nur für antijudaistische Interpretationen offen ist, sondern sie sogar befördern könnte.“ 49  Dies ist eine Vermutung, die Steiger auch mit dem Hinweis begründet, dass der Hausfreund von 1819 keine Judengeschichten enthält – vielleicht wegen der zunehmenden Hep-Hep-Bewegung. 50  Diese Erzählung lautet51:


„Gut bezahltes Divisions-Exempel
 Im Feldzug des Jahrs 1815 als allerlei fremdes Volk zum zweitenmal in Frankreich einrückte; redete ein Corporal seine Mannschaft an: »Also bedenkt jetzt, daß ihr helfen sollt, den Feind zu besiegen, und gefangen zu nehmen! Solches wird euren Waffen unsterblichen Ruhm bringen;« und verstand es der eine und der andere unrecht.
 Demnach, wenn sie in ein Dorf kamen, sahen sie sich zuerst nach den schönsten und grösten Häusern um, denn sie sagten, »Napoleon geht in kein schlechtes,« und wenn sie darin ein Kistlein voll Fünffrankenstücklein oder Zwanzigfrankenstücklein fanden, wo des Kaisers Bild und Überschrift darauf war, sagten sie zu ihm: »Weist du nicht, daß deine Stunde geschlagen hat, und daß wir gekommen sind, dich gefangen zu nehmen, und solches unsern Waffen unsterblichen Ruhm bringen wird.« ja es blieb nicht bei der Drohung, sondern sie thatens. Ihnen entgegen sprach ein angesessener Jude im Land zu seinen vier Söhnen: »Wollt ihr länger zusehen, Du David und du Borech, und du Meier, und du Löbelin, mein jüngster und hoffnungsvollster, daß der Kaiser aus ganz Elsaß soll vertrieben werden, so er uns doch vor Jahren einen graußen Sanchedern gehalten, und euern Vater noch in seinen gestandenen Jahren zum gebohrenen Franzosen gemacht hat. Wollt ihr nicht retten, was wenigstens zu retten ist.« Da brach den Jünglingen das Herz, aus Liebe und Sehnsucht, und zogen von Dorf zu Dorf den Colonnen nach, wie Ährenleser den Garbenbindern, und gaben sich für Armee-Juden aus. In dieser Eigenschaft erstöberten sie auf einem Fleck achtzig Napoleonsd‘or; und so auch etliche Stücklein von Ludwig dem achtzehnten, darunter waren, sagten sie doch: »Es steht noch alles auf Spitz und Knopf. Man darfs noch mit keinem verderben.« Allein die Militärpolizei war ihnen auf der Spur und als sie im Begriff waren, noch ein anderes Schränklein aufzubrechen, wurden sie gefaßt, und vor den Commandanten geführt. Der Commandant bewillkommte sie: »Hat man euch einmal ihr Spitzbuben? Heraus mit dem Geld!« Die Delinquenten flehwten zwar und winselten: Habt ein Einsehen gnädiger Herr, – daß wir gar arme Juden sind, und aller Handel ist zerstört. So? sagte der Commandant, arme Juden? Als er aber ein ganz kurzes Kriegs und Judengericht mit ihnen gehalten hatte: »Achtzig Napoleons, sagte er, achtzig Stockprügel. Theilt euch drein« da erhob sich ein jammervolles vierstimmiges Zetergeschrei. »Au weih! Herr Rittmeister, Herr Obrist, Herr General! David mer sind capores.[«] »Wenn kein Erbarmen hilft,[«] schrie endlich der Löbele, und fuhr dann mit gedämpfter und gleichsam beruhigter Stimme fort, »na, so hab ich noch etwas zu decouverieren. Der Ätte hat auch Antheil.« Nämlich er machte ein ganz richtiges DivisionsExempel, daß, wenn sich vier in Achtzig zu theilen haben, so kommen auf seinen Antheil zwanzig. Wenn aber ein Fünfter hinzukommt, und solls der Ätte sein, so treffen ihn nur sechzehn. Deß entsetzte sich der Commandant nicht weniger, als jeder geneigte Leser, der es hier liest, und drehte sich in der Stube um, als er eine Hetzpeitsche sucht, oder dergleichen etwas. Allein er suchte nur eine gute Besinnung, und als er sie gefunden hatte, sagte er: »Gut hat der Ätte auch An-theil, soll er, zwanzig bekommen. Wenn er nur schon da wäre! Nicht wahr Löbele, du bist schon so gut, und stehst für den Ätte ein, und übernimmst seine zwanzig auch?« Da half kein Bitten und kein Betten. Jeder von den drei ersten bekam seine zwanzig, und der Löbele bekam ebenfalls zwanzig für sich, und zwanzig für den Ätte. Summa: Vierzig. Der geneigte Leser ratificirt‘s.“ 52


Dass dieser Kommandant ein Sadist ist steht ebenso außer Frage wie die Tatsache, dass diese so geschilderten Juden abgefeimte Gauner sind. Ob Hebel diese Erzählung aber wegen befürchteter judenfeindlicher Interpretation nicht in den „Hausfreund“ aufnahm, wie Steiger vermutet, muss fraglich bleiben. Immerhin hatte er diese Befürchtungen bei der Erstveröffentlichung offensichtlich nicht. Insofern reiht sich diese Erzählung – wie auch Steiger empfindet – in die typischen judenfeindlichen Erzählungen ein.


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3.3 Positive Judenbilder

Wir haben bereits gesehen, dass man sich damals keineswegs judenfeindlich fühlte, sondern an der „bürgerlichen Verbesserung der Juden“ interessiert war. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Hebel auch positive Beispiele zu erzählen weiß, um deutlich zu machen, wie diese „Verbesserung“ aussehen könnte. 53 

 a. Glimpf geht über Schimpf54 

Der Jude in dieser Erzählung ist geradezu ein Musterbeispiel an kluger, psychologisch verständnisvoller Pädagogik.


 Ein Hebräer aus dem Sundgau ging jede Woche einmal in seinen Geschäften durch ein gewisses Dorf. Jede Woche einmal riefen ihm die mutwilligen Büblein durch das ganze Dorf nach: »Jud! Jud! Judenmauschel!« Der Hebräer dachte: ›Was soll ich tun? Schimpf ich wieder, schimpfen sie ärger, werf ich einen, werfen mich zwanzig.‹ Aber eines Tages brachte er viele neugeprägte weißgekochte Baselrappen mit, wovon fünf soviel sind als zwei Kreuzer, und | schenkte jedem Büblein, das ihm zurief »Judenmauschel!« einen Rappen. Als er wiederkam, standen alle Kinder auf der Gasse: »Jud! Jud! Judenmauschel! Schaulem le-chem!« Jedes bekam einen Rappen, und so etliche Mal, und die Kinder freuten sich von einer Woche auf die andere, und fingen fast an, den gutherzigen Juden liebzugewinnen. Auf einmal aber sagte er: »Kinder, jetzt kann ich euch nichts mehr geben, so gern ich möchte, denn es kommt mir zu oft, und euer sind zu viel.« Da wurde sie ganz betrübt, so dass einigen das Wasser in die Augen kam, und sagten: »Wenn ihr uns nichts mehr gebt, so sagen wir auch nicht mehr Judenmauschel!« Der Hebräer sagte: »Ich muss mirs gefallen lassen. Zwingen kann ich euch nicht.« Also gab er ihnen von Stund an keine Rappen mehr, und von der Stund an ließen sie ihn ruhig durch das Dorf gehen.


Doppeldeutige Konnotation: „Hebräer“
Hebel nennt diesen Juden „Hebräer“. Dies dürfte einem durchaus geläufigen Sprachgebrauch im 19. Jh. entsprochen haben, so haben Max Bruch und im 20. Jh. auch Sergej Prokofieff „hebräische Melodien“ komponiert. Auch Ben Yehuda, der Schöpfer der neuhebräischen Sprache verwandte diesen Wortstamm.

Andererseits ist der Begriff eine unübliche Bezeichnung für Juden. 55  Die Bezeichnung bringt Fremdheit zum Ausdruck; dasselbe gilt auch für den Ausdruck „mosaisch“ oder „israelitisch“, wie beispielsweise die offizielle Bezeichnung der jüdischen Gemeinden nach der Emanzipation war. Trotz rechtlicher Gleichstellung ging man zu den Juden auf Distanz. Keinesfalls kann man in der Bezeichnung von Juden als „Hebräer“ eine Anerkennung der Erwählung als Gottes Volk sehen; denn in der Bibel wird diese Bezeichnung nie für Israel als „erwähltes Volk“ verwendet.

Positiver Einsatz von Geld
Vorbildlich ist dieser jüdische Kaufmann, weil er nicht im Sinne von Rache und Vergeltung straft, sondern sein Geld einsetzt, um diese Jugendlichen, die sich verhalten, wie es wohl üblich war, zu erziehen. – Eine besondere Form von Ge-witztheit! Sie lässt zweifelsfrei erkennen, dass es sich dabei um eine Überlebensstrategie handelt, die sich allerdings in dieser Erzählung unter Verwendung der sonst judenfeindlich gedeuteten Elemente (Geld, Schläue) positiv auswirkt.

 b. Moses Mendelssohn56 

Historische Würdigung Moses Mendelssohns
Mendelssohn gehört zu den Geistesgrößen des vorklassischen 18. Jh. und gilt als Wegbereiter der jüdischen Aufklärung, der Haskala. Mütterlicherseits stammt er aus einer alten jüdischen Gelehrtenfamilie. Der Vater hieß Menachem Chaim, jiddisch Mendel Heymann, und so wurde aus Mendels Sohn der Familienname Mendelssohn. Sehr früh erkannten seine Eltern die hohe Begabung des Knaben und ermöglichten ihm trotz ärmlicher Verhältnisse eine gediegene Ausbildung bei berühmten Rabbinern. Er befasste sich allerdings auch mit nichtjüdischer Philosophie, u.a. mit Gottfried Wilhelm Leibniz und dem englischen Philosophen John Locke. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Einundzwanzigjähriger ab 1750 als Hauslehrer der Kinder des Seidenhändlers Isaak Bernhard, für den er zugleich als Buchhalter tätig war. 1754 lernte er den gleichaltrigen Gotthold Ephraim Lessing kennen, der ihm zur Veröffentlichung seiner ersten deutschen Schrift, den „Philosophischen Gesprächen“ verhalf. Sie sind – neben seinen Schriften zu jüdischen Thematiken – ein beredtes Beispiel für seine philosophische Bildung und scharfe Logik.

Angemessene Maßstäbe
Dies mag als Hintergrund zum Verständnis der Hebelschen Anekdote über diesen großen jüdischen Geist genügen.


 „Moses Mendelssohn war jüdischer Religion und Handlungsbedienter bei einem Kaufmann, der das Pulver nicht soll erfunden haben. Dabei war er aber ein sehr frommer und weiser Mann und wurde daher von den angesehensten und gelehrtesten Männern hochgeachtet und geliebt. Und das ist recht. Denn man muss um des Bartes willen den Kopf nicht verachten, an dem er wächst. Dieser Moses Mendelssohn gab unter anderm von der Zufriedenheit mit seinem Schicksal folgenden Beweis. Denn als eines Tages ein Freund zu ihm kam, und er eben an einer schweren Rechnung schwitzte, sagte dieser: »Es ist doch schade, guter Moses, und ist unverantwortlich, dass ein so verständiger Kopf, wie Ihr seid, einem Manne ums Brot dienen muss, der Euch das Wasser nicht bieten kann. Seid Ihr nicht am kleinen Finger gescheiter als er am ganzen Körper, so groß er ist?« Einen andern hätt das im Kopf gewurmt, er hätte | Feder und Tintenfass mit ein paar Flüchen hinter den Ofen geworfen und seinem Herrn aufgekündet auf der Stelle. Aber der verständige Mendelssohn ließ das Tintenfass stehn, steckte die Feder hinter das Ohr, sah seinen Freund ruhig an und sprach zu ihm also: »Das ist recht gut, wie es ist, und von der Vorsehung weise ausgedacht. Denn so kann mein Herr von meinen Diensten viel Nutzen ziehen, und ich habe zu leben. Wäre ich der Herr und er der Schreiber, ich könnt ihn nicht brauchen.«“


Hochachtung vor Mendelssohn als indirekte Diffamierung der jüdischen Allgemeinheit
Aus dieser Anekdote spricht Hebels Hochachtung vor dieser großen Persönlichkeit, die „von den angesehensten und gelehrtesten Männern hochgeachtet und geliebt“ wurde. Hebel scheint ihn aber als Ausnahmeerscheinung gesehen zu haben – und als Verkörperung dessen, was man mit „bürgerlicher Verbesserung der Juden“ anstrebte. Dies ist dem Satz zu entnehmen, „man muss um des Bartes willen den Kopf nicht verachten, an dem er wächst.“ Mendelssohn trug, wie zeitgenössische Abbildungen zeigen, 57  gar keinen Bart! Der Bart gehörte offensichtlich zum traditionellen Erscheinungsbild und Erkennungszeichen der Juden und wurde damit von Hebel automatisch auf die Anekdote von Mendelssohn übertragen. Dass es sich bei dieser Bemerkung um eine Hebelsche Kommentierung handelt, ist eindeutig; denn sie steht in der allgemeinen Einleitung vor der eigentlichen Anekdote.

Es ist also zu erkennen, dass auch diese scheinbar judenfreundliche Erzählung von allgemeinen gesellschaftlichen Vorurteilen gegen Juden durchzogen, zugleich aber von der Hoffnung auf „bürgerliche Verbesserung der Juden“ getragen ist. Wie gesagt: Moses Mendelssohn als Ausnahmeerscheinung!

 c. Der große Sanhedrin zu Paris58 

„Bürgerliche Verbesserung“
Steiger ist der Überzeugung: „Hebel hat die fortschrittliche Judenemanzipation in Baden auf seine Weise befördert: er ließ im Kalender des Jahres 1808 einen Bericht mit dem Titel »Der große Sanhedrin zu Paris« abdrucken. Volksaufklärerisches Ziel Hebels war dabei gewiss, bei seiner Leserschaft um Verständnis für die ›bürgerliche Verbesserung‹ der Juden zu werben und die in Gang gekommenen Neuerungen in Baden mit publizistischen Mitteln zu flankieren.“ 59 

Wie nötig solche flankierenden Maßnahmen waren, macht Steiger mit der Feststellung deutlich: „Im Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft erwachte das deutsche Nationalbewusstsein, das mit einem Mal Front machte gegen alles Französische nicht nur, sondern überhaupt gegen alles Fremde. Da Napoleon für eine konsequente Emanzipation der Juden im Königreich Westfalen, das er geschaffen hatte, und z.B. auch in Frankfurt a.M. gesorgt hatte, musst […] die gesamte Begünstigung der Juden als französisch-verwerflich und deren Abschaffung als ein urdeutsches Unterfangen gelten.“ 60  Was andererseits das Eintreten für die Judenemanzipation real bedeutete, geht aus Steigers Gesamturteil über die Erwartungen dieser Bewegung hervor: „Dass nämlich der Weg aus dem Ghetto die Juden irgendwann auch konsequenterweise an den Taufstein führen würde, und dass die Emanzipation letztenendes in die Verschmelzung des Judentums mit dem Christentum münden würde.“ 61

„Hebel will durch indirekte Belehrung wirken“, stellt Hannelore Schlaffer fest. 62  Er berichte deshalb von der Emanzipation der Juden nicht direkt in Form einer aktuellen Meldung. „Er umhüllt das Ereignis mit der geheimnisvollen Atmosphäre des Märchens, wenn er vom Großen Sanhedrin zu Paris berichtet. Die Ferne des Orts, der unbekannte Name geben dem politischen Geschehen den Glanz des Wunderbaren. Die Versammlung des Sanhedrin wird, wenn Hebel nun gar in einem fremdländischen Gemisch aus Bibelton und hebräischem Zungenschlag von ihr erzählt, zum orientalischen Märchen, als sei hier von wilden Räubern des Ali Baba zu hören, die sich unglaublicherweise zum Guten bekehrt hätten.“ 63  Beide Bewertungen sind an Hebels Text zu überprüfen.

Hebel beginnt mit einer allgemeinen Beschreibung der jüdischen Situation:


Versteckte Ahasveros-Legende
 Dass die Juden seit der Zerstörung Jerusalems, das heißt seit mehr als 1700 Jahren ohne Vaterland und ohne Bürgerrecht auf der ganzen Erde in der Zerstreuung leben, dass die meisten von ihnen, ohne selbst etwas Nützliches zu arbeiten, sich von den arbeitenden Einwohnern eines Landes nähren, dass sie daher auch an vielen Orten als Fremdlinge verachtet, misshandelt und verfolgt werden, ist Gott bekannt und leid. – Mancher sagt daher im Unverstand: Man sollte sie alle aus dem Lande jagen. Ein anderer sagt im Verstand: Man sollte arbeitsame und nützliche Menschen aus ihnen machen und sie dann behalten.


Ein Neuanfang?
 Der Anfang dazu ist gemacht. Merkwürdig für die Gegenwart und für die Zukunft ist dasjenige, was der große Kaiser Napoleon wegen der Judenschaft in Frankreich und dem Königreich  Italien verordnet hat.


Stören jüdische Religionsgesetze den Rechtsfrieden?
 Schon in der Revolution bekamen alle Juden, die in Frankreich wohnen, das französische Bürgerrecht, und man sagte frischweg: Bürger Aaron, Bürger Levi, Bürger Rabbi, und gab sich brüderlich die Hand. Aber was will da herauskommen? Der christliche Bürger hat ein anderes Gesetz und Recht, so hat der jüdische Bürger auch ein anderes Gesetz und Recht und will nicht haben Gemeinschaft mit den Gojim. Aber zweierlei Gesetz und Willen in einer Bürgerschaft tut gut wie brausender Strudel in einem Strom. Da will Wasser auf, da will Wasser ab, und eine Mühle, die darin steht, wird nicht viel Mehl mahlen.


Napoleons Religionspolitik
 So sah der große Kaiser Napoleon wohl ein, und im Jahre 1806, ehe er antrat die große Reise nach Jena, Berlin und Warschau und Eylau, ließ er schreiben an die ganze Judenschaft in Frankreich, dass sie ihm sollte schicken aus ihrer Mitte verständige und gelehrte Männer aus allen Departementern des Kaisertums. Da war nun jedermann in großem Wunder, was da werden sollte, und der eine sagte | das, der andere jenes, zum Beispiel der Kaiser wolle  die Juden wiederbringen in ihre alte Heimat am großen Berg Libanon, an dem Bach Ägypten und am Meer.
 Als aber die Abgeordneten und Rabbiner aus allen Departementern, worin Juden wohnen,  beisammen waren, ließ bald der Kaiser ihnen gewisse Fragen vorlegen, die sie sollten bewegen in ihrem Herzen und beantworten nach dem Gesetz, und war daraus zu sehen, es sei die Rede nicht vom Fortschicken, sondern vom Dableiben und von einer festen Verbindung der Juden mit den anderen Bürgern in Frankreich und in dem Königreich Italien. Denn alle diese Fragen gingen darauf hinaus, ob ein Jude das Land, worin er lebt, nach seinem Glauben könne ansehen und lieben als sein Vaterland und die anderen Bürger desselben als seine Mitbürger und die bürgerlichen Gesetze desselben halten.
 Das war nun fast spitzig, und wie es anfänglich schien, war nicht gut sagen: Ja, und war nicht gut sagen: Nein.
 Allein die Abgeordneten sagten, dass der Geist der göttlichen Weisheit erleuchtet habe ihre Gemüter, und sie erteilten eine Antwort, die war wohlgefällig in den Augen des Kaisers.


Der große Sanhedrin als jüdische Autorität
 Darum formierte die jüdische Versammlung aus sich, zum unerhörten Wunder unsrer Zeit, den großen Sanhedrin. Denn der große Sanhedrin ist nicht ein großer Jude zu Paris, wie der Riese Goliath, so aber ein Philister war, sondern – Sanhedrin, das wird verdolmetscht: eine Versammlung, und wurde vor alten, alten Zeiten also genannt der Hohe Rat zu Jerusalem, so bestand aus einundsiebzig Ratsherren, die wurde für die verständigsten und weisesten Männer gehalten eines ganzen Volks, und wie diese das Gesetz erklärten, so war es recht und musste gelten in ganz Israel.
 Einen solchen Rat setzten die Abgeordneten der Judenschaft wieder ein und sagten, es sei seit fünfzehnhundert | Jahren kein großer Sanhedrin gewesen als dieser unter dem Schutz des erhabenen Kaisers Napoleon.


Beschlüsse als Verrat am Judentum?
 Dies ist der Inhalt der Gesetze, die der große Sanhedrin aussprach zu Paris im Jahre 5567 nach Erschaffung der Welt im Monat Adar desselbigen Jahres, am zweiundzwanzigsten Tag des Monats.
 1. Die jüdische Ehe soll bestehen aus einem Manne und einer Frau. Kein Israelite darf zu gleicher Zeit mehr haben als eine Frau.
 2. Kein Rabbiner darf die Scheidung einer Ehe aussprechen, es sei denn, dass die weltliche Obrigkeit habe zuvor gesprochen, die Ehe sei nach dem bürgerlichen Gesetz aufgelöst.
 3. Kein Rabbiner darf die Bestätigung einer Ehe aussprechen, es sei denn, dass die Verlobten von der weltlichen Obrigkeit einen Trauschein haben.
  Aber ein Jude darf eine Christentochter heiraten und ein Christ eine jüdische Tochter, solches hat nichts zu sagen.
 4. Denn der große Sanhedrin erkennt, die Christen und die Juden seien Brüder, weil sie einen Gott anbeten, der die Erde und den Himmel erschaffen hat, und befiehlt daher, der Israelite soll mit dem Franzosen und Italiener und mit den Untertanen jedes Landes, in welchem sie wohnen, so leben als mit Brüdern und Mitbürgern, wenn sie denselben Gott anerkennen und verehren.
 5. Der Israelite soll die Gerechtigkeit und die Liebe des Nächsten, wie sie befohlen ist im Gesetz Moses, ausüben, ebenso gegen die Christen, weil sie seine Brüder sind, als gegen seine eigenen Glaubensgenossen, in und außer Frankreich und dem Königreich Italien.
 6.  Der große Sanhedrin erkennt, das Land, worin ein Israelite geboren und erzogen ist, oder wo er sich niedergelassen hat und den Schutz der Gesetze ge-nießt, sei sein Vaterland, und befiehlt daher allen Israeliten in Frankreich und in dem Königreich Italien, solches Land als ihr Vaterland anzusehen, ihm zu dienen, es zu verteidigen usw.
  Der jüdische Soldat ist in solchem Stand von den Zeremonien frei, die damit nicht vereinbar sind.
 7. Der große Sanhedrin befiehlt allen Israeliten, der Jugend Liebe zur Arbeit einzuflößen, sie zu nützlichen Künsten und Handwerken anzuhalten, und ermahnt sie, liegende Gründe anzukaufen und allen Beschäftigungen zu entsagen, wozu sie in den Augen ihrer Mitbürger könnten verhasst oder verächtlich werden.
 8. Kein Israelite darf von dem Geld, welches ein israelitischer Hausvater in der Not von ihm geliehen hat, Zins nehmen. Es ist ein Werk der Liebe; aber ein Kapital, das auf Gewinn in den Handel gesteckt wird, ist verzinsbar.
 9. Das nämliche gilt auch gegen die Mitbürger anderer Religionen. Aller Wu-cher ist gänzlich verboten, in und außer Frankreich und dem Königreich Italien, nicht nur gegen Glaubensgenossen und Mitbürger, sondern auch gegen Fremde.
 Diese neun Artikel sind publiziert worden den 2. März 1807 und unterschrieben von dem Vorsteher des großen Sanhedrin, Rabbi Sinzheim von Straßburg und anderen hohen Ratsherren.


Künstliche Verfremdungen?
Schlaffer dürfte mit der Feststellung eines „unbekannten Namens“ auf den Begriff „Sanhedrin“ anspielen, der in der Tat zumindest den meisten der Leser des Kalenders unbekannt gewesen sein dürfte. Mit dem „fremdländischen Gemisch aus Bibelton und hebräischem Zungenschlag“ dürften Sätze wie „so hat der jüdische Bürger auch ein anderes Gesetz und Recht und will nicht haben Gemeinschaft mit den Gojim“ gemeint sein. Auch die Satzstellung in den einzelnen Beschlüssen ahmt jiddische Redensart nach.

Ob die öffentliche Meinung „der Kaiser wolle  die Juden wiederbringen in ihre alte Heimat am großen Berg Libanon, an dem Bach Ägypten und am Meer“ H. Schlaffer an Ali Babas Räuberhöhle erinnert hat oder die Namen „Bürger Aaron, Bürger Levi, Bürger Rabbi“, wird nicht deutlich. Vielleicht ist es auch Hebels Erklärung des Begriffs „Sanhedrin“ durch den Hinweis „der große Sanhedrin ist nicht ein großer Jude zu Paris, wie der Riese Goliath, so aber ein Philister war“.

Diffamierende Charakterisierungen
Dies sind jedoch erzählerische Stilelemente von untergeordneter Bedeutung. Schwerer wiegen dagegen diffamierende Charakterisierungen der Juden als Menschen, von denen die meisten „ohne selbst etwas Nützliches zu arbeiten, sich von den arbeitenden Einwohnern eines Landes nähren, dass sie daher auch an vielen Orten als Fremdlinge verachtet, misshandelt und verfolgt werden“. Nicht eindeutig ist, wie Hebel den Nachsatz versteht, dies sei „Gott bekannt und leid“. Ist Gott betrübt, dass sich die Juden angeblich so verhalten oder so behandelt werden? Steiger meint „hier äußert sich Hebels Sympathie für das jüdische Volk als Gottesvolk des alten Bundes.“ 64  Andererseits gesteht er: „Hebel vertritt offenbar die Ansicht vieler seiner Zeitgenossen – etwa von Dohms und Diez‘ –, das beste sei, pädagogische Maßnahmen zu ergreifen, um die Juden zu arbeitsamen, fleißigen und nützlichen Bürgern zu erziehen und so die Integration der Juden in die bürgerliche Gesellschaft zu erleichtern.“ 65

Ein Großteil der Beschlüsse formuliert Selbstverständlichkeiten, von denen die meisten ohnehin bereits bestehende Praxis gewesen sein dürften. Andere sind für das Zusammenleben in einer staatlichen Gesellschaft unerlässlich, ohne gegen religiöse jüdische Vorschriften zu verstoßen. Einige aber greifen erheb-lich in das jüdische Selbstverständnis und in jüdische Normen ein.

Eingriffe in die jüdische Identität
Vor allem bedeutet die die Bestimmung, „ein Jude darf eine Christentochter heiraten und ein Christ eine jüdische Tochter, solches hat nichts zu sagen“, einen Angriff auf die jüdische Identität. Dass solche Ehen nach staatlichem Recht gültig sind, steht außer Frage, nach jüdischem Recht ist allerdings Jude nur, wer von einer jüdischen Mutter abstammt. Insofern hat diese Regelung schon „etwas zu sagen“, indem sie auf die allmähliche Auflösung des jüdischen Volkes hinausläuft und das Jüdischsein nur noch von der religiösen Erziehung abhängig macht. 66  Konnte dies „Der große Sanhedrin zu Paris“ tatsächlich beschlossen haben, oder war dies der Wunschtraum der bürgerlichen Gesellschaft?

Gottesverständnis und Speisegebote
Schon die Bestimmung, „der Israelite soll […] mit den Untertanen jedes Landes, in welchem sie wohnen, so leben als mit Brüdern und Mitbürgern, wenn sie denselben Gott anerkennen und verehren“, wirft viele Fragen auf: Was für ein Gottesverständnis steht hinter dieser Aussage, und wie sind bei einem solchen ungezwungenen Umgang die jüdischen Speise- und Reinheitsvorschriften einzuhalten. Erst recht ist in dieser Hinsicht die Bestimmung über jüdische Soldaten problematisch: „Der jüdische Soldat ist in solchem Stand von den Zeremonien frei, die damit nicht vereinbar sind.“

Kodifizierung eines Vorurteils
Die Bestimmung, „der Jugend Liebe zur Arbeit einzuflößen, sie zu nützlichen Künsten und Handwerken anzuhalten“, muss nicht ausdrücklich „beschlossen“ werden; sie entspricht sogar alten talmudischen Grundsätzen. So ist im Traktat Qidduschin 29 a zu lesen: „R. Jehuda sagte: Wer seinen Sohn kein Handwerk lehrt, lehrt ihn plündern. – Plündern, wie kommst du darauf!? – Vielmehr, es ist ebenso als würde er ihn plündern lehren.“ Wird also mit der Betonung dieser im Grunde unnötigen Regelung das Vorurteil des arbeitsscheuen Schmarotzers bedient, das später auch von der Nazipropaganda bekräftigt wurde? 67

Politische Absicht
War Hebels Bericht „durch indirekte Belehrung“ ein Hinweis für die badischen Juden, wie sie ihre neu gewonnenen Rechte zu verstehen haben? Da dieser „Bericht“ um die Zeit der badische Judenemanzipation erschienen ist, könnte dies auf dem Hintergrund der Diskussion um „bürgerliche Verbesserung der Juden“ Hebels Absicht gewesen sein. Andererseits könnte er damit aber auch gegen Ängste in der Bevölkerung angegangen sein, durch die Gleichberechtigung der Juden könnte das gesellschaftliche Gefüge gestört werden.


4. Fazit

Kulturanthropologischer Antisemitismus?
Man kann Hebel sicher keinen erbbiologischen Antisemitismus im Sinne der nationalsozialistischen Rassenlehre vorwerfen, obwohl einige Aussagen über jüdische Physiognomien (vgl. oben 2.2) in diese Richtung zu gehen scheinen. Eher könnte man von einem kulturanthropologischen Antisemitismus sprechen, der davon ausgeht, dass „der Jude“ aufgrund seiner orientalischen Herkunft und sozialen Unterdrückung „sehr anhängig an sein Altes sei und den physischen, psychologischen und moralischen Charakter seiner Väter in Palästina noch nicht verändert habe.“ 68  Sind also in Hebels Weltbild die Juden ein rückständiges, unterentwickeltes Volk, das durch entsprechende Erziehung und Enkulturation auf europäisches Niveau gebracht werden kann und muss?

„Abgeraspelte und ausgeschiedene Späne und Schlacken“?
Wie verächtlich er auf die europäischen Juden – von Ausnahmen wie Moses Mendelssohn abgesehen – blickte, mag auch aus einer anderen Stelle seines „Sendschreibens“ über die Juden hervorgehen, an der er meint, um Juden tat-sächlich in ihrem Wesen studieren zu können, müsse man in der Lotterie ge-winnen, um in ihre Heimat reisen und sie vor Ort kennen lernen zu können, jetzt aber müsse er „einstweilen die abgeraspelten und ausgeschiedenen Späne und Schlacken des Volkes Gottes, wie sie mir um den 49. Grad nördlicher Breite durch den Fokus gehen“, näher betrachten. 69  Was für eine Geringschätzung spricht aus der Bezeichnung europäischer Juden als „abgeraspelte und ausgeschiedene Späne und Schlacken des Volkes Gottes“! 70  Wie hätte er das jüdische Volk erst eingeschätzt, wenn er die damals im Orient lebenden Juden kennen gelernt hätte.

Verhältnisse der Juden im osmanischen Reich zur Zeit Theodor Herzls
Noch hundert Jahre nach Hebel schildert Theodor Herzl in seinem Roman Altneuland die Verhältnisse in Jerusalem so, dass bereits der Gedanke an ein neues Erblühen des Volkes in seinem Land wie ein unvorstellbares Wunder erscheint.

Kurz die Ausgangssituation dieses zweiteiligen Romans: Der arbeitslose Wiener Jurist Dr. Friedrich Löwenberg hatte sich einem reichen Amerikaner namens Kingscourt angeschlossen, der als „Aussteiger“ auf einer Insel im Indischen Ozean leben wollte. Auf ihrer Reise machen sie Zwischenstation „im alten Lande der Juden“. 71  Sie landen in Jaffa und beeilen sich, von dort bald wieder fortzukommen, da sie die angetroffenen Zustände für unerträglich halten. Sie hoffen, in Jerusalem dem Heiligen Land würdigere Verhältnisse anzutreffen.


 „Sie fuhren auf der schlechten Eisenbahn nach Jerusalem. Auch auf diesem Wege Bilder tiefster Verkommenheit. Das flache Land fast nur Sand und Sumpf. Die mageren Äcker wie verbrannt. Schwärzliche Dörfer von Arabern. Die Kinder spielten nackt im Straßenstaube. Und in der Ferne des Horizonts sah man die entwaldeten Berge von Judäa. Der Zug fuhr dann durch öde Felsentäler. Die Abhänge verkarstet, wenig Spuren einer einstigen oder gegenwärtigen Kultur.
 »Wenn das unser Land ist«, sagte Friedrich melancholisch, »so ist es ebenso heruntergekommen wie unser Volk.«“ 72


Löwenberg ist vom Anblick der Stadtmauern bei Nacht und in Erinnerung der traditionellen Gebete mit Bezügen zu Jerusalem ganz hingerissen. Dann geht es weiter:


 „Weniger entzückend war der Anblick Jerusalems bei Tage.
 Geschrei, Gestank, ein Geflirr unreiner Farben, ein Durcheinander zerlumpter Menschen in den engen, dumpfen Gassen, Bettler, Kranke, hungernde Kinder, kreischende Weiber, heulende Händler. Tiefer konnte das einst so königliche Jerusalem nicht sinken.
 […] Sie kamen auch in das traurige Gässchen der Klagemauer. Der widerliche Anblick der geschäftsmäßig betenden Bettler belästigte sie.“ 73


Herzl kannte das Land aus eigener Anschauung; er war wenige Jahre zuvor, 1898 mit einer kleinen Gruppe nach Palästina gereist, um dort mit Kaiser Wilhelm II. zusammenzutreffen, der mit dem Sultan über eine Abtretung des biblischen Landes an die Juden verhandeln sollte. 74  Daraus wurde zwar nichts; aber Herzl kannte die Zustände, Hebel nicht.

Sein Judenbild ist geprägt von den gesellschaftlichen Vorurteilen seiner Zeit, aber auch von dem aufklärerischen Ideal einer „Verbesserung“ des Menschen durch Erziehung und Bildung sowie durch Verbesserung der sozialen und rechtlichen Verhältnisse.

So sind seine Judengeschichten Bilder eines verbesserungswürdigen, aber auch verbesserungsfähigen Menschentyps.


ANMERKUNGEN



35 GS I, S. 408 ff.
36 Dies ist ein Eigenname; am Ende seines Sendschreibens an die „Theologische Gesellschaft zu Lörrach“ schreibt Hebel: „Grüße mir den Thumringer Juden, und, wenn er noch lebt, den Scheitele in Lörrach, und den Nausel!
37 www.gutefrage.net/frage/alt-deutsch-und-derengeschichten:?„Galach,?Gallach,?Galech?oder?Gallech ist ein Wort der jiddischen Sprache und bezeichnet einen christlichen Pfarrer oder Prediger. Wenn es abschätzig verwendet wird, ist „Pfaffe“ die Entsprechung. Eine Bedeutung des Wortes ist „Ge-schorener“, „Tonsurierter“, „Rasierter“. In der katholischen Kirche gab es einen Brauch bei Geistlichen, sich die Haare ganz oder teilweise zu scheren, die Tonsur (lateinisch: tonsura = das Scheren, vom Verb tondere = scheren).“ – Von hebr. גלח rasieren
38 Von engl. to hedge, „absichern“
39 SK, S. 99
40 GS I, S. 496
41 GS I, S. 418 f.
42 SK S. 173; GS I, S. 413 ff.
43 Vgl. dazu: Anna Rapp Buri, Jüdisches Kulturgut in und aus Endingen und Lengnau, verlag regionalkultur, Heidelberg/Ubstadt-Weiher 2008
44 http://de.wikipedia.org: „Chalampé wurde 1709 von demobilisierten Soldaten des Spanischen Erbfolgekrieges und einigen Familien aus dem Tross des Heeres gegründet. Seit 1727 gibt es hier einen Übergang über den Rhein. Ihren französischen Namen trägt die Gemeinde seit 1735.
45 Dies sieht auch Steiger (1998, S. 86) als Ausdruck der allgemeinen gesellschaftlichen Stellung der Juden in jener Zeit an; allerdings lässt er die anschließende diskriminierende Aufforderung, sich anständig zu benehmen“, weg. So kann er sie als Beispiel für eine „Lachgemeinschaft von Juden und Christen“ verstehen. Dass die ganze Gesellschaft am Ende erheitert ist und dem Juden seinen „einträglichen Rätselhandel“ als Preis für den humorvollen Zeitvertreib gönnt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Jude zumindest als „Trickser“ dargestellt wird, der von vornherein etwas plant, das ihm durch Rafinesse zum Erwerb des Fahrpreises verhilft.
46 Steiger, Hebel (1998), S. 86
47 Steiger, Hebel (1998), S. 87, meint: „Hebels Ziel in solchen Geschichten ist es, das gesellschaftlich geächtete Judentum zu rehabilitieren, es liebenswert zu machen. Diese dialektisch hochaufgeladene Erzählung will dazu beitragen, dass weniger über die Juden gelacht wird und sie verspottet werden, sondern mehr mit ihnen gelacht wird. Deswegen spiegelt sich Hebel, der Meister des erzählerischen Humors, in diesem Juden, der durch seine gewitzten Antworten im Grunde nichts anderes tut, als die Fragenden beim Wort zu nehmen und sie bei ihren Worten zu behaften. Der Jude stellt sich obendrein am Ende als der Überlegene heraus, der allein ein nicht erratbares Rätsel aufgeben kann, indem er sich selbst in Frage stellt, sein eigenes Unvermögen, eine Rätsellösung zu finden, offenbart und den ausgemachten Preis entrichtet.“ – Ob Hebel damit Sympathie wecken kann? Immerhin ist die Erzählung von Anfang an auf eine geplante Gaunerei angelegt, auch wenn dieser Jude anfangs noch nicht weiß, wie er sie anstellen soll. Sehr existenzialistisch klingt Steigers abschließendes Urteil: „Bei allem Verständnis für die Juden, für das Hebel wirbt, darf der Jude seiner Geschichte doch bleiben, was er ist: selbst ein Rätsel.“
 Richtig ist dagegen Steigers Feststellung (Hebel 1998, S. 88): „Da Hebel die Juden nicht idealisiert, sondern Geschichten von ihnen erzählt, die den Alltag zur Kulisse haben, verschweigt er nicht, dass es auch unter den Juden wie bei allen Menschen ethisches Ungenügen gibt. Dass diese Schlechtigkeit Folge der sozialen Unterdrückung sein kann, stellt Hebel dabei gewiss in Rechnung.“ Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er eine Änderung dieser Verhältnisse nur von der „bürgerlichen Verbesserung der Juden“ erwartet.
48 Diese Erzählung fehlt in Steigers Aufsatz von 2009 ebenso wie seine oben zitierte 1998 noch ins Allgemein-Menschliche ausgeweitete Wertung, „dass es auch unter den Juden wie bei allen Menschen ethisches Ungenügen gibt“, die er sofort mit dem Hinweis auf die gesellschaftliche Unterdrückung der Juden entschuldigt. Inwieweit Hebel diese tatsächlich als Ursache oder Folge jüdischen Verhaltens sieht, sei dahingestellt.
49 Steiger, Hebel (1998), S. 90
50 ebd., S. 91
51 Rechtschreibung und Interpunktion nach Steiger, a.a.O.
52 Steiger, Hebel (1998), S. 89 f.
53 Steiger, Hebel (1998), S. 84 spricht in diesem Zusammenhang von einer „Lachgemeinschaft“ als dem „zwischen Christus und Juden Gemeinschaft stiftenden Element“ und sieht „das Lachen als das effizienteste Medium, um gegenseitiges Verständnis zu fördern“. Dies ist zutreffend, sofern man wie in dieser Gruppe von „Judengeschichten“ mit den jeweiligen Juden lacht, jedoch nicht, wo man wie in den meisten anderen Hebelschen Erzählungen über Juden lacht! Mit Recht meint er (S. 85 f.), „die Geschichte verbietet jegliche moralisierende und antijudaistische Interpretation, da sie eine Lachgemeinschaft von Juden und Christen begründet.“ Allerdings würde auch niemand auf den Gedanken kommen, Juden seien in dieser Erzählung negativ dargestellt. Im Gegenteil: Dieser „Hebräer aus dem Sundgau“ ist ein vorbildlicher Pädagoge; dies übersieht Steiger, wenn er sie von der Spannung „zwischen der verkehrten Welt der Erzählung und der Realität“ her inter-pretiert.
54 GS I, S. 404
55 In der Hebräischen Bibel verwenden fast immer Fremde das Wort gegenüber Israeliten oder diese gegenüber Fremden.
56 GS I, S. 405 f.; SK, S. 145
57 Vgl.Titelbildnisse auf: Moses Mendelssohn, Ausgewählte Werke, Studienausgabe Band I und II, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009. – Dasselbe gilt für die im Schatzkästlein, a.a.O., S. 148, abgebildete Darstellung.
58 GS II, S. 292 ff.; SK, S. 104 ff.
59 Steiger, Hebel (1998), a.a.O., S. 73
60 ebd., S. 71
61 ebd., S. 70 f.
fussnote 62> Schlaffer, a.a.O., S.267
63 ebd.
64 Steiger, Hebel (1998), a.a.O., S. 73
65 ebd., S. 74
66 Es ist daher unverständlich, dass Steiger (1998, S. 73) in diesem Bericht über den großen „Sanhedrin zu Paris“ die Absicht sieht, „Hebel hat die fortschrittliche Judenemanzipation in Baden auf seine Weise befördert“. Mit Recht steht er fest: „Volksaufkläreriches Ziel Hebels war es dabei gewiss, bei seiner Leserschaft um Verständnis für die ›bürgerliche Verbesserung‹ der Juden zu werben“. Da dies aber um den Preis des Verlustes der eigenen, jüdischen Identität geschehen sollte, konnte der Fortschritt nur darin bestehen, Juden als Menschen, aber nicht als Juden anzuerkennen. Dies muss man – im Unterschied zu Steiger – als judenfeindliche Einstellung bezeichnen.
67 Vgl. etwa: Ernst Hiemer, Der Pudelmopsdackelpinscher und andere besinnliche Erzählungen, Bilder von Willi Hofmann; Der Stürmer-Buchverlag, Nurnberg 1940, S. 11 ff.: „Drohnen gibt es nicht nur bei den Bienen, Drohnen gibt es auch bei den Menschen. Es sind die Juden!
 In jedem Volke leben Millionen von Arbeitern, Bauern, Beamten und so weiter. Sie schaffen fleißig wie die Bienen. Der Arbeiter geht Tag für Tag in die Fabrik. Die Arbeit ist schwer. Aber er tut sie gerne. Er weiß, dass diese Mühe nun | einmal notwendig ist, damit unser Volk bestehen kann. Der Bauer schafft sein ganzes Leben lang, um dem Boden das abzugewinnen, was das Volk braucht: das tägliche Brot! Und ebenso fleißig ist der Beamte ist der Werktätige. Sie alle sind »Arbeitsbienen!« Sie sorgen für das gesamte Volk. […] Inmitten dieser fleißigen Menschen aber wohnen in den Völkern der Erde die »Drohnen« Und wer sind diese Drohnen? Es sind die Juden! […] | Die Juden wollen also nicht arbeiten. Sie wollen nur von den erarbeiteten Gütern anderer leben. […] Sie faulenzen. Sie leisten nichts. Sie schaffen keine Werte. Sie berauben die Allgemeinheit. Sie saugen das Volk aus.“
68 GS II, S. 283
69 GS II, S. 282 f.
70 Steiger, Hebel (1998), a.a.O., S. 76, meint entschuldigend: „Erst die Klärung dieses historischen Kontextes [gemeint ist der Fragenkatalog der Prof. Michaelis an die vom dänischen König geförderte wissenschaftliche Orient-Expedition] erlaubt es, die bissige Ironie der Aussage Hebels zu verstehen, er werde es vorziehen, den Charakter der Juden in Deutschland zu studieren“. Dies rechtfertigt allerdings nicht ihre Disqualifizierung als „die abgeraspelten und ausgeschiedenen Späne und Schlacken des Volkes Gottes“. Zu fragen ist aufgrund seiner Charakterisierung der Juden im „Sendschreiben“ und der Empfehlungen im „Großen Sanhedrin“, ob es Hebel um ein gerechteres Verstehen der Juden geht oder um den Nachweis der Notwendigkeit ihrer Integration in die christlich-bürgerliche Gesellschaft. Dies zeigt auch Steigers Hinweis auf „Artikel 35 der von Friedrich V. formulierten Instruktion, die ein zentrales soziologisch-kulturelles Interesse am Judentum zu erkennen gebe.“
 71 Theodor Herzl, Altneuland; in: [Hrsg.] Julius Schoeps, Theodor Herzl, „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen“, Jüdischer Verlag, Kronberg/Ts. 1978, S. 39
72 ebd., S. 39 f.
73 ebd., S. 41
74 http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinareise_Kaiser_Wilhelms_II.: „Politische Relevanz erhielt die Palästinareise durch den Besuch des Kaisers beim „Roten Sultan“ Abdülhamid II. (so genannt wegen des Massakers an den Armeniern in Konstantinopel), um die guten Beziehungen der beiden Länder zu bestätigen.“


Der Autor

HANS MAASS

Dr. h.c.; Kirchenrat i.R. der evangelischen Landeskirche in Baden. Er ist evangelischer Theologe und Mitglied im Vorstand des Deutschen Koordinerungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR) sowie Mitglied im Redaktionsteam des vom DKR herausgegebenen "Themenheft".

Der Autor steht für Vorträge gerne zur Verfügung!



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