Deutsche Bibliothek ISSN 1612-7331
22.11.2012 - Nr. 1381

ACHTUNG:

Morgen, Freitag 23. November 2012, erscheint KEIN COMPASS.

Am Montag, 26. November 2012, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 172 mit einem Beitrag des evangelischen Theologen Robert Brandau mit dem Titel: »Was bedeutet unser Nein zur Judenmission für den Umgang mit dem Islam?«


Guten Tag!

Nr. 1381 - 22. November 2012


Nach intensiver Vermittlungsarbeit von Hillary Clinton und Ban Ki Moon einigten sich Israel und die Hamas auf eine Waffenruhe. Sie ist seit gestern Abend 20 Uhr in Kraft und wird bis zur Stunde weitgehend eingehalten. Die Resonanz und Bewertung der Waffenruhe fällt unterschiedlich aus. Während Israels Premier Netanjahu den Waffenstillstand als persönlichen Erfolg feiert, sehen das die meisten israelischen Medien im Land anders, wie Ulrike Putz für den SPIEGEL berichtet: die Ruhe im Süden des Landes sei zwar erst einmal wiederhergestellt, doch die wahren Gewinner seien die Hamas und Ägyptens Präsident Mursi. Was letzteren betrifft lobt auch der Politologe Hamed Abdel-Samad im DEUTSCHLANDRADIO die Rolle Ägyptens: "Mursi hat das sehr gut gemacht". Es sei es sehr wichtig, dass Ägyptens Präsident und seine Muslimbrüder sich zum Frieden bekannt hätten. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG hebt Gil Yaron noch einmal die Gründe hervor, warum Israel zum Handeln gezwungen war. Entegegen der überwiegenden Meinung in der Weltöffentlichkeit habe das nichts mit Netanjahus Wahlkampftaktik zu tun, viel mehr:
"Hauptursache und Anlass für die neue Eskalation im Süden Israels war schlicht der andauernde Raketenbeschuss von mehr als einer Million Bürgern. Sie leben seit Langem unter dem Raketenhagel aus Gaza – insgesamt jetzt mehr als 14.000 Geschosse in elf Jahren. Palästinensische Terroristen feuern nach eigenem Gutdünken völkerrechtswidrig auf israelische Ballungszentren – mal als »Reaktion« auf israelische Aggression, mal »präventiv«, mal ohne Erklärung. Übrigens vorzugsweise um viertel vor acht morgens: Dann befinden sich nämlich die meisten Kinder mit ihren Eltern auf dem Schulweg und nicht in der Nähe eines Schutzraums."
Und in der WELT betont Clemens Wergin, dass die Waffenruhe "ein moralischer Sieg Israels" sei:
"Anders als seine Feinde weiß Israel zwischen dem Leid Unschuldiger und dem Nutzen von Militäraktionen abzuwägen. Das macht es zum moralischen Sieger in einem Konflikt, der aus Teheran geschürt wird."
Links zu den erwähnten Beiträgen sowie weiteren Berichten, Analysen und Interviews in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL sowie UND NAHOST HINTERGRUND.

Hamas: Für Israel steht das Wort, das auf Arabisch Eifer bedeutet und aus den Anfangsbuchstaben von Harakat al-Mukawama al-Islamija (Islamische Widerstandsbewegung) besteht, für Terror, für existenzielle Angst. Seit Jahren tötet die Hamas Israelis, schießt vom Gazastreifen aus Raketen auf Israel. Tausende. Vor diesem Hintergrund beleuchtet im FOCUS Susanne Klaiber in einem längeren Beitrag, was die Terroristen der Hamas kennzeichnet, wer ihre Köpfe, was ihre Strategie und ihre Logik ist.
Der Link zum Beitrag in der RubrikUND NAHOST HINTERGRUND.

Lesenswert auch ein Interview der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG mit Sari Nusseibeh, Direktor der Al-Kuds-Universität Jerusalem und Autor des Buches "Ein Staat für Palästina. Plädoyer für eine Zivilgesellschaft in Nahost". Das Gespräch fand nach einem Colloquium über den Philosophen Maimonides im Jüdischen Museum in Berlin statt und dreht sich um Fragen der Religion, menschliche Werte und Nusseibehs Einschätzung des Nahostkonflikts. Auf die Frage, ob er überhaupt noch eine Möglichkeit sehe, dass die israelische und palästinensische Gesellschaft sich so weit verändern, dass sie aufeinander zugehen könnten, antworte er:
"Was Dialogfähigkeit und vernunftorientiertes Handeln betrifft, entfernen sich nach meiner Ansicht beide Gesellschaften, die palästinensische wie die israelische, gerade davon. Auf beiden Seiten werden die Menschen extremistischer. Ich glaube, wir müssen noch lange warten, bevor es wieder zu einem Umschwung kommt. Auf beiden Seiten sind die Menschen frustriert. Umfragen und Trends in Israel zeigen, dass die Gesellschaft extrem nach rechts rückt. Und auf der palästinensischen Seite ist es dasselbe. Wir spiegeln uns im anderen. Wenn die Israeli durchdrehen, tun wir das auch. Wenn eine Seite vernünftig wird, wird es auch die andere. Man kann die beiden nicht voneinander trennen und sollte nicht der Illusion verfallen, dass in dieser Situation sich eine Seite irrational, die andere aber rational verhalten kann."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Täglich werden seit Jahren aus dem Gaza-Streifen Raketen Richtung Israel abgefeuert. Die Bewohner der direkten Grenzregionen zu Gaza haben 15 Sekunden, bevor die Raketen einschlagen. Weiter im Landesinneren sind es 45 Sekunden. Aus gutem Grund schreibt das israelische Gesetz seit 1951 vor, dass alle Wohn- und Geschäftsgebäude direkten Zugang zu einem Schutzraum haben müssen. Die Fotografin Cathleen Falckenhayn zeigt eine Reihe solcher Schutzräume. Ihre Werke sind derzeit auch in einer Ausstellung über jüdisches Engagement in der Fotografie in Bielefeld zu sehen. Die ZEIT stellt elf ihrer eindrucksvollen Bilder online.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Benjamin Netanjahu darf sich glücklich schätzen: Kaum ein anderer Mensch erhält völlig ohne Bezahlung und Auftrag derart viele wertvolle Ratschläge wie der israelische Premier dieser Tage" - meint David Harnasch und hat sich für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG mal genauer angesehen, was die deutschen Medien denn so alles an Ratschlägen und Analysen anbieten: "Kriegsgewinnler Netanjahu: Wie deutsche Medien den Gaza-Konflikt erklären".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Das Ergebnis wird nur den erstaunen, der an das staatstragende Märchen vom radikalen Neuanfang glauben wollte: Das Münchner Institut für Zeitgeschichte dokumentiert in einer Studie, dass zehn der 13 Mitglieder im ersten Präsidium des Bundes der Vertriebenen Nazis waren. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor. Mit 84 Prozent war übrigens der Anteil an NSDAP-Mitgliedern im ersten Präsidium des Bundes der Vertriebenen im Vergleich zu anderen Organisationen der frühen Bundesrepublik sogar "überdurchschnittlich hoch", sagt Michael Schwartz, einer der Historiker, die an der Studie mitarbeiteten, im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO: "Braune Vergangenheit des Vertriebenen-Bundes".
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Das Erzbistum Köln hat seinen Seelsorgern eine Arbeitshilfe für einen Kongress ausgegeben, die einen deutlich judenfeindlichen Text enthält. Darin wird der Kreuzestod Jesu als Strafe und Sühne für den Ungehorsam des jüdischen Volkes bezeichnet. Selbst Kirchenvertreter sind schockiert über die "antijüdische Keule". Das Erzbistum spricht von einem Missverständnis. Die WELT und die WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG berichten über den Vorfall, der einigen Wirbel erzeugte. Im Interview mit DOMRADIO bedauert der Leiter des Kölner Seesorgeamtes, Pfarrer Markus Bosbach, "Fehler" bei der Erstellung der Arbeitshilfe und spricht von "bedauerlichen Mißverständnissen".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

In der TAZ erneuert Micha Brumlik seine Haltung, dass die Antibeschneidungskampagne der Giordano Bruno Stiftung in Berlin dem Geist ihres Namensgebers entspreche: Giordano Bruno (1548 bis 1600) sei ein erklärter Judenhasser gewesen - und es sei unverständlich, dass sich eine Organisation, die sich Toleranz auf ihre Fahnen geschrieben hat, mit diesem Namen bezeichne. Im HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST antwortet ihm prompt Michael Schmidt-Salomon, Vorsitzender der Stiftung, und weist alle Vorwürfe zurück:
"Noch immer reißt Brumlik Bruno-Dialoge aus dem Kontext, noch immer verfälscht er die Bruno-Rezeption in grotesker Weise, indem er den Eindruck vermittelt, es hätten sich vornehmlich Rechtsextremisten auf Bruno berufen, obgleich Bruno in Wahrheit über Jahrhunderte hinweg eine zentrale Identifikationsfigur linker, liberaler und vor allem auch jüdischer Autoren (Fromm, Bloch, Einstein etc.) war."
Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Gotteshäuser und Tempel unterschiedlichster Kulte: In Bussy Saint-Georges bei Paris ist ein gigantisches interreligiöses Zentrum mit Vorzeigecharakter entstanden. Kritiker halten freilich nicht viel vom dortigen Dialog auf Augenhöhe, wie Suzanne Krause für DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Disneyland der Religionen".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Der Bundestag berät heute erstmals über das Beschneidungsgesetz. Der Regierungsentwurf sieht vor, die Beschneidung minderjähriger Jungen zu erlauben, wenn medizinische Standards eingehalten werden. Allerdings hat dieser Entwurf inzwischen Konkurrenz bekommen: Mehr als 60 Abgeordnete der SPD, der Grünen, vor allem aber der Linkspartei haben einen eigenen Gesetzentwurf vorgelegt. Und der unterscheidet sich gravierend von dem Papier aus dem Justizministerium. So soll eine Beschneidung männlicher Kinder aus nicht medizinischen Gründen erst erlaubt sein, wenn der Junge 14 Jahre alt ist und in den Eingriff einwilligt, wie DOMRADIO und KATHWEB berichten. Welche Motive und Argumente hinter dem Alternantiventwurf stehen, erläutert Marcus C. Schulte von Drach in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und hat zu diesem Zweck u.a. mit Wolfgang Neškovic, ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof und Abgeordner der Linken, gesprochen: "Auch religiöse Gruppen müssen sich verfassungsrechtlichen Werten beugen"
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Dieter Graumann, seines Zeichens Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, erinnert in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG an einen seiner Vorgänger im Amt: Heinz Galinski, dessen 100. Geburtstag dieser Tage zu verzeichnen ist:
"Kein »Bequemer«, sondern ein Mahner. Trefflicher lässt sich Heinz Galinski wohl kaum charakterisieren. Ob als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin oder später des Zentralrats der Juden in Deutschland – Heinz Galinski hat sich nie gescheut, den Finger in die Wunde zu legen und sich öffentlich für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland einzusetzen. Er hat politische Missstände beim Namen genannt und unermüdlich für die Rechte der Schoa-Überlebenden gekämpft."
Der Link zur Hommage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Am Samstag sandte der Medienmogul Rupert Murdoch eine Reihe von Tweets über den laufenden Konflikt zwischen der Hamas und Israel im Gaza-Streifen aus, endend mit diesem: «Warum ist die Presse in jüdischem Besitz durchweg in jeder Krise gegen Israel?» Die Reaktionen auf Twitter waren ebenso negativ wie zahlreich. Die meisten User rätselten jedoch über Inhalt und Stossrichtung der Einlassung Murdochs. Immerhin ist unter den grösseren US-Medien allein die «New York Times» «in jüdischem Besitz». Freilich war es nicht die erste irritierende Einlassung Murdochs über Juden, wie die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES berichtet: "Murdoch und die Juden".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Für viele Juden sei es erstaunlich gewesen, dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg ausgerechnet in Deutschland, im Land der Mörder, Zuflucht fanden, sagt die US-Historikerin Atina Großmann. Die Juden hätten sich in den ersten Nachkriegsjahren mit wenig schuldbewussten Deutschen arrangiert, meint sie im Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO. Atina Großmann ist Jahrgang 1950, in den USA einen bekannte Historikerin, Professorin für Moderne Deutsche und Europäische Geschichte. Ihr Buch "Juden, Deutsche, Alliierte. Begegnungen im besetzten Deutschland" wurde in den USA mehrfach ausgezeichnet und liegt nun auch in Deutsch vor: "Im Land der Mörder".
Der Link zum Interview mit ihr in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Das wird wohl wieder mal ein Weltbestseller: Papst Benedikt XVI. legt den dritten Teil seines Jesus-Buchs vor. Diesmal geht es um die Jungfrauengeburt, den Stern von Bethlehem, kurz: Geburt und Kindheit Jesu. Lucas Wiegelmann urteilt in der WELT positiv: "Wer sich durch seine detailverliebten Analysen gearbeitet hat, wird Weihnachten in diesem Jahr mit anderen Augen sehen, ob er gläubig ist oder nicht." Und Joachim Frank bemerkt in der BERLINER ZEITUNG, dass nur noch an wenigen Stellen die Streitlust des Professors Ratzinger aufleuchte.
Die Links zu den Buchkritiken in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Es geht auch ohne Christus. Für viele Europäer scheint dies das neue Glaubensbekenntnis zu sein. Tatsächlich ist die Kultur Europas aber immer noch tief durchdrungen vom Wertekodex des Christentums. Auch im Kino entdeckt man bei modernen Filmen immer wieder Spuren, die auf christliche Haltungen und Werte verweisen. Sei es bei bioethischen Fragen, bei Themen wie Abtreibung oder Euthanasie. In der TAGESPOST unternimmt José García eine Bestandsaufnahme über die Behandlung christlicher Werte im gegenwärtigen Kino: "Modernes Kino mit Werten".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Vier Wochen verbrachte der Hamburger Journalist Fritz Schaap undercover in einer Islamistenschule im ägyptischen Alexandria. Auf der von Salafisten, also von Anhängern einer fundamentalistischen Strömung des Islams, geleiteten Schule lernen junge Amerikaner, Russen und auch Deutsche die arabische Sprache und lesen den Koran. Was er dort zu hören bekam, hat er aufgezeichnet. Hass, Dummheit und Rassismus sind die Säulen des dort vermittelten Wissens. Marion Lühe hat sein nun als Buch ersdchienen Bericht für die WELT gelesen: "Wie Islamisten den Teufel entdecken".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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